I. Sitzung. Rats-Protokoll über die ordentliche Sitzung des Gemeinderates der k. k. I. f. Stadt Skeyr am 18. Jänner 1916. Tages=Ordnung: Mitteilungen. I. Sektion. (Sektionssitzung am Donnerstag den 13. Jänner um 3 Uhr nachmittags.) 1. (Vertraulich.) Personalansuchen. 2. (Vertraulich.) Ansuchen um Bürgerrechtsverleihung. 3. (Vertraulich.) Ansuchen um Aufnahme in den Ge¬ meindeverband. 4. Festsetzung der Armenfondsgebühren für das Jahr 1916. 5. Garantie=Erklärung zur Pensionsversicherung der Sparkasse Steyr. 6. Besetzungsvorschlag für das St. Anna=Benefizium. 7. Ansuchen der Wohnungsfürsorge=Genossenschaft Steyr um Befreiung von der Gemeindeumlagen=Zahlung. 8. Aeußerung über eine Legatsanordnung des ver¬ storbenen Fräuleins Aloisia Roher. 9. Wahl eines Kassenrevisors. 10. Zuschrift des Institutes der Barmherzigen Schwe¬ stern wegen Uebernahme der Krankenpflege im neuen Krankenhaus. II. Sektion. (Sektionssitzung am Freitag den 14. Jänner um 3 Uhr nachmittags.) 11. Stadtkasse=Tagebuchabschluß für den Monat Ok¬ tober 1915. 12. Eingabe um Beschaffung der notwendigen Mon¬ turssorten für die Sicherheitswache und städtischen Amts¬ diener. 13. Eingabe der Direktion der k. k. Staats=Oberreal¬ schule in Steyr um Anschaffung einer Schreibmaschine. 14. Spendengesuche. Gegenwärtig: Vorsitzender: Bürgermeister Julius Gschaider; Vorsitzender=Stellvertreter: Vizebürgermeister Ferdinand Gründler; die Gemeinderäte: Franz Aigner, Heinrich Am¬ merstorfer, Heinrich Bachmayr, Ludwig Binderberger, Otto Dunkl, Josef Haidenthaller, Leopold Haller, Dr. Karl Ha¬ rant, Josef Huber, Franz Kattner, Franz Kirchberger, August Mitter, Viktor Ortler, Franz Schwertfelner, Franz Tribrunner, Karl Wöhrer und Josef Wokral. Als Schriftführer fungiert der städtische Konzepts¬ beamte Alfred Edelmayer. Zur Militärdienstleistung eingerückt sind Vizebürger¬ meister Paul Fendt und die Gemeinderäte Wilhelm Denk¬ mayr, Josef Langoth und Anton Sighart. Der Vorsitzende begrüßt alle Erschienenen, stellt die Beschlußfähigkeit des Gemeinderates fest und erklärt die Sitzung um 3 Uhr nachmittags für eröffnet. Zu Protokollsverifikatoren werden die Gemeinderäte Heinrich Ammerstorfer und Heinrich Bachmayr gewählt. Darauf beginnt der Herr Vorsitzende: „Meine sehr geehrten Herren! Wir alle stehen unter dem Eindrucke der großen Botschaft, die uns der gestrige Tag gebracht hat, der Tatsache, daß sich Montenegro unserer Ueberlegenheit ge¬ beugt und sich der von seiten unserer Regierung gestellten Forderung der bedingungslosen Waffenstreckung gefügt hat. Wohl ist Montenegro der kleinste der mit uns im Kampfe liegenden Staaten; doch birgt es ein kriegstüchtiges Volk und hat einen Herrscher, dem man Regierungs¬ begabung nicht absprechen kann. Gerade dieser Umstand deutet auf die Größe des Erfolges, aber auch auf die schlechte Stellung der Lage des Vierverbandes an sich hin III. Sektion. (Sektionssitzung am Freitag den 14. Jänner um ½4 Uhr nachmittags.) 15. Ansuchen der Aktiengesellschaft „Elektrizitätswerke“ in Steyr um Führung von elektrischen Leitungen über die untere Ennsbruücke und Anbringen von Eisenständern ebenda. 16. Ansuchen um Grundverpachtung. 17. Erfordernis von lärchenem und weichem Schnitt¬ materiale pro 1916. 18. Beleuchtung des Gehweges auf der hohen Enns¬ leite. 19. Vergebung der Wirtschaftsfuhren. IV. Sektion. (Sektionssitzung am Montag den 17. Jänner um 4 Uhr nachmittags.) 20. Ansuchen um eine Unterstützung aus dem Spitalsky¬ Nachlaß. 21. Verleihung einer Simon Zachhuberschen Stiftungs¬ pfründe. 22. Verleihung der Jahresinteressen aus der Leopold Pacher=Artillerie=Stiftung. 23. Ernennung eines Armenrates für den 9. Bezirk und eines Armenvaters für das 23. Viertel. 24. Verleihung von zwei Schiefermayrschen Stipendien. 25. Ansuchen um Unterstützungen aus den Interessen der Gremial=Krankenkasse=Stiftung. 26. Verleihung von Interessenanteilen aus der Josef und Ludwig Werndl=Stiftung. 27. Verleihung eines Ferdinand Redtenbacherschen Stipendiums. 28. Verleihung von Interessenanteilen aus der Vogl¬ Stiftung. 29. Verleihung der ausgeschriebenen zwei Fachschul¬ Stipendien. 30. Vorschlag für die Verleihung eines Wolfgang Pfefferlschen Stipendiums. und läßt einen erfreulichen Ausblick in die Zukunft tun. Die Tatsache der Kapitulation Monienegros ist eine Folge der Kriegstaten, welche gegen Montenegro vollbracht wor¬ den sind; in erster Linie ist sie eine Folge der Einnahme des für unerstürmbar gehaltenen Lovcen. Die Erstürmung dieses Berges ist aber für uns Steyrer noch von ganz be¬ sonderer Bedeutung und gereicht uns Steyrern zur ganz besonderen Freude deshalb, weil ein Sohn unserer Vaterstadt, Feldmarschalleutnant Trollmann, der unmittelbare Befehls¬ haber über jene Truppen war, welche den Lovcen genommen haben; wir können darauf stolz sein. Ich habe mir erlaubt, Feldmarschalleutnant Trollmann sofort telegraphisch zu dem Erfolge zu beglückwünschen und habe darauf folgende Antwort erhalten: „Bürgermeister Gschaider, Steyr. Ergebensten Dank für ehrende Glückwünsche Ihnen, sowie dem geehrten Ge¬ meinderate und der Bevölkerung meiner teuren Vaterstadt. Feldmarschalleutnant Trollmann.“ Auch im Siegesgefühl denkt Feldmarschalleutnant Trollmann an seine Vaterstadt. Die Herren werden gewiß mit der Ehrung, welche Ihnen die I. Sektion im Dringlich¬ keitswege vorschlagen wird, einverstanden sein und diese Ehrung als wohlverdient für den hervorragenden Mann finden.“ Im Anschlusse an diese Ausführungen des Herrn Bürgermeisters teilt Herr GR. Dr. Harant als Referent der I. Sektion mit, daß zwei gegenständliche Anträge vor¬ liegen. Die Sektion stehe auf dem Standpunkte, daß diese Angelegenheit, welche nach Festsetzung der Tagesordnung für die heutige Sitzung hervorgekommen ist, nicht erst im gewöhnlichen Geschäftsordnungswege in der nächsten Ge¬ meinderatssitzung erledigt werden könne, sondern noch in der heutigen Sitzung im Dringlichkeitswege behandelt und er¬
2 ledigt werden solle, zumal, da eine derartige Ehrung für so großen Mann spontan erfolgen solle. einen Die beiden Anträge lauten: I. „An die I. Sektion des Gemeinderates der l. f. Stadt Steyr! Mit besonderer Freude ist die Nachricht, Feldmar¬ challeutnant Ignaz Trollmann, ein Sohn unserer Stadt ei der Bezwinger des Lovcen, zu begrüßen. Ich hatte hon mehrfach die Ehre, ihn zu verschiedenen, ihm für seine ausgezeichnete Führung verliehenen kaiserlichen Auszeich¬ nungen den Glückwunsch der Stadt Steyr auszusprechen Dieser neue Erfolg ist als eine Großtat in diesem Kriege zu bezeichnen und verdient, gebührend geehrt zu werden. Ich erlaube mir daher, die Anregung zu geben, ihn zum Ehren¬ bürger unserer Stadt zu ernennen, und bitte die I. Sektion, dies im Dringlichkeitswege durchzuführen. Steyr, 16. Jän¬ ner 1916. Julius Gschaider m. p., Bürgermeister.“ Dringlichkeitsantrag des GR. Franz Kirchberger 2. „Vor einigen Tagen brachte uns der Draht die freudige Nachricht von der Erstürmung der als uneinnehmbar ge¬ haltenen montenegrinischen Trutzburg, des Berges Lovcen, durch unsere heldenmütigen Streiter. Ungeheuren Jube löste diese Tat in allen Teilen unseres geliebten Vaterlandes aus. In noch größerem Maßstabe war dies in unserer alten Eisenstadt der Fall, als noch bekannt wurde, daß dieser herr¬ liche Sieg von den Truppen jenes Armeekorps errungen wurde, welche der Führung eines getreuen Sohnes unserer Stadt, Seiner Exzellenz Feldmarschalleutnant Trollmann, anvertraut waren. Die großartigen Folgen dieser Eroberung sind nunmehr zutage getreten: Montenegro hat die Waffen gestreckt und um Frieden gebeten! Die Stadt Steyr hat stets das Werden und Wirken Seiner Exzellenz des herrn Feldmarschalleutnants Trollmann mit Freuden ver¬ olgt. Mit Ehre und Stolz begrüßt sie nunmehr den Sieger vom Lovcen als ihren großen Sohn. Ich stelle den Antrag: Seine Exzellenz den Herrn Feldmarschalleutnant Trollmann in Würdigung seines hervorragenden Wirkens und als be cheidenes Zeichen heimatlicher Dankbarkeit zum Ehren¬ bürger der k. k. landesfürstlichen Stadt Steyr zu ernennen und zur bleibenden Erinnerung an seine siegreiche Führung n diesem furchtbarsten aller Kriege eine Straße nach seinem Namen zu benennen. Steyr, am 18. Jänner 1916. F. Kirch¬ berger m. p., Obmann der Finanz=Sektion, als Antrag steller. Die Sektion stellt hiezu folgenden Dringlichkeits¬ antrag: Ueber die Anregungen des Herrn Bürgermeisters und des Herrn Gemeinderates Kirchberger, betreffend Ehrung Seiner Exzellenz des Herrn Feldmarschalleutnants Trollmann, beantragt die I. Sektion, der löbliche Gemeinde¬ rat wolle Seine Exzellenz zum Ehrenbürger der l. f. Stadt Steyr ernennen und zu seinem bleibenden Gedächtnisse den Platz zwischen dem Innerberger=Speicher und der Gen¬ armeriekaserne, welch letztere das Geburtshaus des zu Ehrenden ist, „Trollmann=Platz“ zu benennen. Der dringlichen Behandlung des Gegenstandes stimmt der Gemeinderat zu. Der Antrag der I. Sektion selbst vird einstimmig angenommen Der Herr Vorsitzende erklärt, daß er Feldmar¬ schallentnant Trollmann unverzüglich telegraphisch von der Annahme des Antrages in Kenntnis setzen werde Ferner teilte der Herr Vorsitzende mit, daß er dem Kommando des Feldkanonen=Regiments Nr. 42 im Namen der Stadt die besten Glückwünsche zur Jahreswende über¬ mittelt habe. Darauf sei folgendes Danktelegramm an ihr eingelangt „Bürgermeister Gschaider, Steyr. Aufrichtigst erfreut über das Gedenken unserer Garnisonsstadt an der Jahres wende, bitte ich, unsere herzlichsten Wünsche für eine glück¬ iche Zukunft dem löblichen Gemeinderate und der Be¬ völkerung Steyrs übermitteln zu wollen. Oberst Sooboda Feldkanonenregiment Nr. 42. (Wird mit Beifall zur Kenntnis genommen. Darauf führt der Herr Bürgermeister aus „Ich erlaube mir zu berichten, daß ich an der am 9. November stattgehabten Ausschußsitzung des deutscher Städtebundes teilnahm. Von den hier vorgebrachten An¬ regungen und Berichten erlaube ich mir Folgendes zu er¬ wähnen: Die Versorgung der Kriegsinvaliden, sowie die Wit¬ wen= und Waisenversorgung durch den Staat wurde in dem Ausmaße, wie dies heute geschieht, als vollkommen unzu¬ eichend betrachtet. Es wurde beschlossen, eine Petition an die Regierung gelangen zu lassen, in welcher die Ver¬ besserung dieser Fürsorge verlangt wird, und zwar soll dies nicht erst nach Eintritt verfassungsmäßiger Zustände ge¬ schehen, wie dies die Regierung verlangt, da dies voraus¬ sichtlich zu lange dauern würde, sondern möglichst rasch im Verordnungswege Weiter wurde des längeren über die Errichtung von Kriegerheimstätten gesprochen, die den Heimkehrenden ge¬ sunde, billige Wohnungen bieten sollen, und deren Wert und Notwendigkeit anerkannt. Seitens der Stadtgemeinde Wien lagen bereits Entwürfe und Pläne für eine derartige Heimstätten=Kolonie vor. Bezüglich der Lasten der Einquartierungen wurde viel geklagt, insbesondere deshalb, weil manche Länder die Zuzah¬ lungspflicht nicht anerkennen wollen und deshalb die Er¬ änzungszahlungen verweigern, was die Städte, insbeson¬ dere diejenigen mit höheren Kommanden und Kaders außer¬ ordentlich belastet. Es wurde beschlossen, diesbezüglich bei der Regierung vorstellig zu werden. Einen breiten Raum in den Beratungen nahmen na¬ turgemäß die Versorgungsfragen ein. Zu Beginn der Er¬ örterungen stellte Bürgermeister Weiskirchner fest, daß mit Ausnahme der Stadt Krakau kein städtisches Statut die Verpflichtung einer Stadtvertretung zur Lebensmittelver¬ orgung enthalte. Die Stadtvertretungen haben aus Pflicht efühl die schwere und sehr oft undankbare Aufgabe über¬ nommen, für die Bevölkerung zu sorgen; gehe dies nich ganz nach Wunsch, so sei es ungerecht, die Stadtgemeinden dafür verantwortlich zu machen, die unter den schwierigsten Umständen arbeiten. Die Schuld liege in anderen, den Stadtverwaltungen unerreichbaren Faktoren. Oberkurator Steiner berichtete über in Budapest und Prag gemachte Bahrnehmungen. In der ungarischen Hauptstadt seien Brotmarken unbekannt, auch Weißbrot sei in jeder Form zu haben, da die ungarische Regierung den Städten gestatte, ihren Mehlbedarf vollauf zu decken. Im übrigen sei aber ie Versorgung bedeutend schlechter wie in vielen öster¬ eichischen Städten. Alles zu wünschen übrig lasse die Ver¬ orgung der Stadt Prag, da die tschechischen Agrarier die Zufuhren angesichts der dort eingeführten, nicht einmal niedrigen Höchstpreise aufs äußerste eingeschränkt haben. In den hierauf folgenden Wechselreden wurde viel über den allgemeinen Milch= und Eiermangel geklagt. Auf¬ erregte unser niedriger Milchpreis von 28 h.: ehen Braz berichtete über einen Mißerfolg bei Bezug von dänischem Vieh. Im allgemeinen ersah ich, daß die Städte Salzburg Linz und Steyr am vielseitigsten für die Bedürfnisse ihrer Bevölkerung gesorgt haben Gelegentlich meines Wiener Aufenthaltes sprach ich im Ministerium des Innern bei den Referenten für Kar¬ offel= und Mehlversorgung vor Bezüglich des erstgenannten Nahrungsmittels legte ich die durch wiederholte Versuche erwiesene Unmöglichkeit dar, u den seitens der Regierung festgesetzten Höchstpreisen Kar¬ toffel zu bekommen, so daß, um die bereits aufgetreten Kartoffelnot zu bekämpfen, die Stadtgemeinde Kartoffel zu wesentlich höherem Preise kaufen und mit Verlust wieder erkaufen mußte. Der Referent sagte mir zu, er werde die Statthalterei in Prag beauftragen, den seitens der Stadt gemeindevorstehung Steyr durch die Statthalterei in Linz eingebrachten Anforderungen weitgehendst nachzukommen. Betreffs Mehlversorgung führte ich Beschwerde über die zu geringen Zuweisungen, die zu den ja allgemein be¬ kannten Mißständen führten, und ersuchte mit Berufung auf die außerordentliche Wichtigkeit Steyrs als Erzeugungs¬ ätte der Armeegewehre, sowie auf die unbedingte Not¬ wendigkeit, insbesondere die Arbeiterschaft klaglos zu ver¬ orgen, um Erhöhung der bisherigen Zuweisungen. Ich er¬ klärte, daß ich, falls dies nicht geschehe, jede Verantwortung ir unangenehme Folgen ablehnen müsse, und bemerkte aß die Einwohnerzahl Steyrs stetig zunehme. Der Re¬ erent sagte möglichstes Entgegenkommen zu und versprach sich diesbezüglich mit der oberösterreichischen Statthalterei owie mit der Zweigstelle Linz der Kriegs=Getreideverkehrs¬ anstalt in Verbindung zu setzen. Während meines Wiener Aufenthaltes wurde ich auch von Sr. Exzellenz dem Herrn Landesverteidigungsministen Freiherrn von Georgi in Audienz empfangen. Ich machte aufmerksam, daß unsere wackeren freiwilligen Schützen nun schon eine sehr lange Zeit in der Kampffront stünden und deshalb dringend einer gründlichen Erholung bedürfen. Auch bat ich, dieser Truppe, die sich ja meist aus jugend¬ ichen Leuten zusammensetzt, doch zumindestens keinen stren geren Dienst zuzuweisen als einer Infanterietruppe, son¬ dern sie vielmehr so weit als möglich zu schonen. Se. Ex¬ zellenz nahm meine Mitteilungen mit Interesse auf und versprach, die Sache beim Armeeoberkommando zur Sprache zu bringen. Durch meinen Besuch beim Enthebungsreferenten des Landesverteidigungs=Ministeriums erfuhr ich zu meiner Be¬ iedigung, daß meinem Ansuchen wegen Enthebung städti¬ scher Angestellter und Beamten stattgegeben und Rechnungs¬ assistent von Pausinger auf unbestimmte Zeit, Maschinist Eder bis 16. April 1916 enthoben wurden. Im Anschlusse hieran erstattet Herr Büegermeister schaider folgenden umfangreichen Bericht über die Versorgungstätigkeit der Stadtgemeinde Steyr im Jahre 1915: „Nachfolgend gestatte ich mir einen Bericht über die rätigkeit der Stadtgemeinde im Jahre 1915 behufs Beschaf¬ ung der zur Versorgung der Bevölkerung notwendigen Lebensmittel zu erstatten: die Hauptsorge der Stadtgemeinde bildete die Ver¬ sorgung der Stadt mit Mahlerzeugnissen. Diese begegnete öst ganz unglaublichen Schwierigkeiten, die am meisten in der Zeit zum Ausdrucke kamen, als die Zuweisung noch durch
die Kriegsgetreide=Verkehrsanstalt in Wien erfolgte. Oftmals war die Lage eine geradezu verzweifelte. Zu geringe oder icht rechtzeitige Zuweisungen, Waggonmangel und sonstig Verkehrsschwierigkeiten brachten derartige Stockungen mit sich, daß die Stadtgemeinde — obwohl sie sogar zu Getreide¬ bzw. Mehlentlehnungen beim Militär und bei Bezirks¬ behörden griff — oft kaum imstande war, die notwendigste Menge zu beschaffen. Selbst die Beschaffung des in der Bevölkerung nicht gerade beliebten Maises stieß auf große Schwierigkeiten, mußte aber gleichwohl mit allen Mitteln erzwungen werden, da sonst eine halbwegs genügende Menge von Mehl überhaupt nicht zu beschaffen gewesen wäre. Erst in etzter Zeit, nach vielfachen Eingaben, Besprechungen und Beschwerden, ist die Mehlversorgung eine leichtere geworden. Vom 16. Februar 1915, an welchem Tage die staatliche Ver¬ orgung begann, bis zum 31. Dezember 1915 wurden ge¬ liefert: Getreide a) 91.862•91 205.847 kg zum Preise von K Weizen 91.104-30 245.618 „ 1 Roggen 4.569·33 13.263 Berste „ ** 91.428·76 259.390 Mais * „ K 278.965·30 zusammen. 724.118 kg b) Mehl: kg zum Preise von K 366.332·07 694.257 Weizenmehl 223.607 93.414-21 Roggenmehl * „ „ 28.737·30 54.05 Gerstenmehl 4.014·70 20.399 Mischmehl * „ 6.190·68 8.972 Weizengrieß „ 8.736•— 14.560 Maisgrieß 1 „ * * K 507.424 96 zusammen. 1,015.845 kg „ Es wurden somit Getreide, Mehl und Grieß zusammen geliefert: 1,739.963 Kilogramm zum Preise von 788.390 K 26 h Aus dem gelieferten Getreide wurden gewonnen 164.679 Kilogramm Weizenmehl 196.494 Roggenmehl „ Berstenmehl, 10.611 „ Maismehl 207.512 Mehl, zusammen mit der zusammen 579.296 Kilogramn rgibt einen Mehlverbrauch obigen 1,015.845 on 1,595.141 Kilogramn Beizen=, 26·34 Prozent au von denen 53·85 Prozent au Mais=, 4·05 Prozent au Roggen=, 13·01 Prozent auf Bersten=, 1·28 Prozent auf Mischmehl, 0·91 Prozent au Maisgrieß und 0·56 Prozent auf Weizengrieß entfallen. Legt man die für Steyr gewiß sehr niedrig gegriffene Einwohnerzahl von 24.000 zugrunde, so entfallen mit Rück¬ icht auf die 319 Verbrauchstage auf den Kopf im Tage 209 Gramm Da die bewilligte Mehlmenge 200 Gramm beträgt, diese Regelung aber erst mit 26. April 1915 eingeführt wurde, während früher mehr verbraucht werden konnte, außerden auf schwerarbeitende Personen eine Mehlmenge von 300 Gramm entfällt und auch noch der Bedarf der Zuckerbäcker und der Gasthäuser gedeckt werden mußte, so erhellt daraus, daß die zugewiesene Mehlmenge für Steyr viel zu gering war und daß die früher erwähnten Vorstellungen und Be¬ schwerden, die zu einer endlichen Besserung führten, ihre volle Berechtigung hatten Das Bestreben, in den schlechtesten Zeiten eine Ver¬ besserung des zu vielen Klagen Anlaß gebenden Maisbrotes zu erreichen, führte zur Bestellung von 20 Waggons rumäni¬ cher Gerste. Obwohl die hiefür verlangten 88.000 K sofort erlegt wurden, traten ungeahnte Schwierigkeiten in Form von Waggonmangel, Ausfuhrverboten der rumänischen Re¬ gierung, ungeheuren Ausfuhrprämien usw. auf, so daß es ist, den Bezug durchzuführen heute nicht gelungen bis Erst jetzt nach Abschluß des Lieferungs=Uebereinkommens mit Rumänien steht zu erwarten, in absehbarer Zeit das Beld oder die Ware zu erhalter Zur Ergänzung der beschränkten Mehlmenge wurder Bestellungen auf Reis gemacht. Es gelang im Juni 27.000 Kilogramm zu verhältnismäßig billigem Preise zu erhalten. Ein weiterer im September unternommener Versuch, 90.000 Kilogramm über die Schweiz zu bekommen, scheiterte, da keine entsprechenden Kompensationen vorhanden waren. Jetzt scheint es wieder möglich zu werden, einige tausend Kilo¬ gramm zu bekommen. Mit der Beschaffung von Zucker mußte sich die Stadt¬ gemeinde ebenfalls beschäftigen und wurden im Juni durch Vermittlung der Stadt 70.000 Kilogramm bezogen. Der Be¬ zug wurde hierauf wieder der Kaufmannschaft freigegeben, aber erst in jüngster Zeit war wieder ein Eingreifen der Stadtgemeinde notig, um der drohenden Zuckernot entgegen¬ zutreten. Desgleichen waren oftmalige Vorstellungen nötig, um allzu große Stockung in der Salzzufuhr zu verhindern eine Die große Steigerung der Fleischpreise veranlaßte Be¬ stellungen in auswärtigem Fleisch. Bisher wurde hievon Fleisch von rund 350 Stück Rindern mit 85.700 Kilogramm im Werte von 326.067 K 93 h eingeführt. Leider stand in letzter Zeit die Fleischhauergenossenschaft der Fortsetzung dieser zufuhren ablehnend gegenüber. Die Stadtgemeinde ist bei em Mangel eines Schlachthauses oder sonstiger geeigneter Räume bei der herrschenden warmen Witterung nicht in der age, selbst die Ausschrotung zu übernehmen. Immerhir könnte aber beim Eintritt von Kälte ein Versuch gemacht verden Was den heurigen Seefischmarkt der Stadtgemeinde betrifft, so sind seit 20. August 1915 bis Ende des Jahres verkauft worden Durchschnittspreis 3232·55 kg um K 6929·49 Kabeljau K 2·28 * * 100·40 283•90 2·80 Seehecht * * * „ „ „ 135•91 339•04 „ 2·65 Seelachs „ „ „ 7·96 157•41 Schellfisch „ 2·04 „ „ „ 9•29 5•63 1•40 Bratschellfisch „ •93 23•83 2•40 * Rotzungen „ „ „ 39•95 4·30 9•29 „ heilbutt „ * * „ K 7782·9. 3572·67 kr Die Preise der Fische waren häufig derart hohe, daß ie Fische um den tatsächlichen Preis hier nicht verkäuflick gewesen wären. Die Verkaufspreise mußten deshalb stets so näßig gehalten werden, daß die Stadtgemeinde oft Verkaufs¬ defizite decken mußte, um der ärmeren Bevölkerung ein bil¬ liges Nahrungsmittel zur Verfügung stellen zu können. Ob¬ wohl aber die Verkaufspreise beim Weihnachtsmarkt außer¬ ordentlich niedrig gehalten waren, konnte die bestellte Menge icht verkauft werden. Um den nicht verkauften Rest zu ver verten, wurde der Versuch gemacht, diesen Rest zu selchen. Dieser Versuch ist sehr gut gelungen. Die geräucherten See¬ ische sind sehr schmackhaft und haben den Seefischgeschmack änzlich verloren. Sie können sowohl roh, als auch nach ehn Minuten langem Kochen genossen werden. Der Um stand, daß zu ihrer Zubereitung keinerlei Fett notwendig ist, nacht sie um so brauchbarer und bin ich überzeugt, daß dieser geräucherte Seefisch hier Anwert finden wird. Die Versorgung mit Fett war fast unmöglich. Einer¬ eits wurden für Schweineschmalz geradezu unannehmbar hohe Preise verlangt, anderseits war ein, was Preise an¬ belangt, sehr verlockendes Anbot in amerikanischem Schweine¬ ett mit derart großen Gefahren und Verlustmöglichkeiten verbunden, daß es nicht ratsam schien, darauf einzugehen. Gut ist dagegen der Versuch, bosnische Fettschweine einzu¬ ühren, gelungen. Die Bewilligung der bosnischen Landes¬ egierung wurde erwirkt und gelangten bisher 4249 Kilo¬ ramm Schweine, die zum Durchschnittspreis von 4 K 60 h mit 19.774 K verkauft wurden und reißenden Absatz fanden, Ich werde trachten, weitere Einfuhrsbewil¬ zur Einfuhr. ligungen zu erhalten, um, sobald wieder kältere Witterung herrscht, wieder mit dem Bezug zu beginnen Als Ersatz für tierisches Fett wurde Kunerol beschafft. Leider waren nur 500 Kilogramm zu erhalten, die zum Preise von 4 K 50 h um 2250 K abgegeben wurden. Trotz ogleicher Nachbestellung war es erst jetzt möglich, die Zu¬ icherung einer weiteren Lieferung von bloß 100 Kilogramm zu erhalten Der herrschende Fettmangel führte zu einer bedeutenden Stockung in der Vutterzufuhr. Auch hier suchte die Stadt¬ jemeinde mildernd einzugreifen. Nach einm gut gelungenen Anfang wurde jedoch die Butternot so groß, daß es beim besten Willen und trotz vielfacher Versuche nur gelang, eine janz unbedeutende Wochenmenge zu erhalten. Dies führte zu den bekannten Szenen bei der Verausgabung der Be¬ zugsscheine sowie beim Butterverkaufe. Erst neuerdings ist die Butterzufuhr bedeutend größer geworden, so daß der Verkauf sich wieder ruhig gestaltet. Abgesetzt wurden 3350 Kilogramm zum Durchschnittspreise von 4 K 80 h mit 14.958 K luch Eier wurden beschafft und hievon 28.000 Stück um Durchschnittspreise von 13 h um 3640 K abgegeben doch mußte der Verkauf infolge gänzlichen Aufhörens der Zufuhren in den letzten Monaten vollständig eingestellt verden. Eine der wichtigsten Fragen war die Beschaffung einer ausreichenden Menge von Speisekartoffeln. Schon zu Be¬ inn des Sommers, als die Preise der Frühkartoffel ein janz ungerechtfertigte Höhe erreichten, griff die Stadt¬ gemeinde durch Bestellung von 10.000 Kilogramm Früh kartoffeln ein, welche weit unter dem Marktpreise abgegeben wurden. Tatsächlich wurde dadurch auch die Herabsetzung der Frühkartoffelpreise erreicht. Als Ende September die neuen Kartoffelhöchstpreise erschienen, trat sofort eine allgemeine Stockung im Kartoffel¬ verkaufe ein. Versuche der Stadtgemeinde, Kartoffel zum orgeschriebenen Höchstpreise zu requirieren, scheiterten an der Weigerung der Erzeuger, diese Preise einzuhalten. Es blieb also nichts anderes übrig, als im Handelswege Kar¬ toffel, wenn auch bedeutend teurer als vorgeschrieben, zu be chaffen. Dies hatte nun allerdings den Nachteil, daß die Bemeinde, welche ihrerseits beim Verkaufe die Höchstpreise inhalten mußte, keine Deckung ihrer Auslagen fand, so daß Fehlbeträge entstanden, doch war der Mangel an Kartoffelr o fühlbar, daß hierauf keine Rücksicht genommen werden konnte. Nach Einlangen des ersten Waggons zeigte sich demt ich, wie groß die Not schon geworden war. Es mußten Kartoffelanweisungen ausgegeben werden, damit der Ver¬ 3
1 kehr nur einigermaßen geregelt werden konnte. Seither sind durch das Einlangen größerer Mengen die Verhältnisse wieder gut geworden und vollzieht sich der Kartoffelverkau in ruhiger Weise. Leider ist ein Teil der Ware währent des im November herrschenden strengen Frostwetters ein getroffen, wodurch Frostschäden entstanden. Die beschädigter Kartoffel konnten nur als Futterkartoffel abgegeben werden, was einen größeren Minderertrag zur Folge hatte. Außer¬ dem wirkt der bei längerem Lagern unvermeidliche Schwund ingünstig auf die Einnahmen ein. Bezogen wurden bisher 256.135 Kilogramm, die sich, die Spesen eingerechnet, auf 35.555 K 60 h stellten. Bis 31. Dezember wurden verkauft 172.091 Kilogramm Preise von 15 h, bzw. 6 h, mit 24.563 K 29 h. zum Peitere 100.000 Kilogramm sind in den letzten Tagen eingelangt. Außer Kartoffeln wurden auch 10.000 Kilogramm hol¬ ländischer Zwiebel bezogen. Von diesen wurden bis 31. De¬ zember 5251 Kilogramm verkauft, wofür 3648 K 20 h ein¬ gingen. Samt Zufuhr, Fracht und sonstigen Verkaufsspesen erwuchsen der Stadtgemeinde bisher für diese Beschaffung 6403 K 83 h Kosten. Da auch bei Zwiebel mit einem be¬ deutenden Schwund durch Eintrocknen und Verderben zu rechnen ist, dürften die Kosten durch den Verkaufspreis von 70 h kaum gedeckt werden. In kleinem Maßstabe wurden auch andere Lebens¬ beschafft, und zwar nitte Frisches Kraut 822 Kilogramm, verkauft um 98 K 28 h, Rüben 200 Kilogramm, verkauft um 53 K 1 h, Dörr¬ gemüse 100 Kilogramm, wovon bis 31. Dezember verkauft 26•65 Kilogramm um 97 K 72 h, Sauerkraut 400 Kilo¬ gramm, wovon bis 31. Dezember verkauft 77 Kilogramm um 46 K 50 h. Wegen Beschaffung von Futtermitteln wurde oftmals mündlich und schriftlich eingeschritten. Diese Beschaffung stößt stets auf bedeutende Schwierigkeiten, doch wurden wenigstens kleinere Mengen von Kleie, Mais, Trebern, Melasse usw. erreicht Auch die Kohlen= und Holzversorgung bildete den Gegenstand mancher Verhandlungen und war insbesondere in mehrmaliges energisches Einschreiten notwendig, um der Gasanstalt den nötigen Kohlenbedarf zu sichern und ein Ein¬ tellen der Gasabgabe für öffentliche und private Zwecke zu verhindern. Diese Maßnahmen, die ein im Gemeindehaushalte früher ganz unbekanntes Gebiet bedeuten, wurden oft unter den schwierigsten Verhältnissen durchgeführt. Wenn man be¬ denkt, daß der Verkaufswert der in diesem Berichte ange¬ ührten Lebensmittel allein rund 1,200.000 K beträgt, die in oft außerordentlich kleinen Teilbeträgen verrechnet werder mußten, so ersieht man daraus schon die Summe von Mehr¬ arbeit, die erwachsen ist. Dazu kommt noch der Mangel an eschulten Arbeits= und Verkaufskräften, ferner die durch die dermaligen Verhältnisse auch sonst bedingten außerordent¬ lichen Schwierigkeiten, die die Fürsorge der Stadigemeinde ungemein erschwerten. Die Stadtgemeinde wird jedoch auch in diesem Jahre trotz aller widrigen Verhältnisse das ihrige tun, um der Be¬ völkerung in den gegenwärtigen schweren Zeiten die Ver¬ orgung nach Möglichkeit zu erleichtern. Steyr, den 7. Jänner 1916 Julius Gschaider m. p., Bürgermeister.“ Schließlich bringt der Herr Bürgermeister folgenden Bericht über den Fleischverbrauch in Steyr in den Jahren 1914 und 1915 zum Vortrage „Sowohl für den Gemeinderat, als auch für die Ge¬ samtheit der Bevölkerung dürfte es von Interesse sein, von dem Verbrauche eines der wichtigsten Lebensmittel, des Fleisches, Kenninis zu haben. Ich habe die folgenden An¬ aben aus den Berichten des städtischen Veterinäramtes zu¬ sammengestellt, und zwar vergleichsweise die Schlachtungen, die Einfuhr geschlachteter Schweine und die Fleischeinfuhr in den Jahren 1914 und 1915. Die bei den Fleischhauern der Schlachtung und Aus¬ schrotung zugeführten Tiere, sowie die zu Markt gebrachten Schweine verteilen sich wie folgt: 1914 tal= Stie Kleie, Schwei= Markt¬ Kälber Ochien Kühe hinnen re vieh ne schweine Jänner 123 112 396 47 489 1524 95 Februar 85 3 339 455 121 956 31 103 16 März 3 410 23 542 53 10 97 02 31 April 702 400 62 73 113 91 5 Mai 42 15 589 440 161 97 33 30 118 lni 57 127 80 12 40 27 24 18 Juli 61 36 34 86 355 20 124 13 5( August 4 34 1 354 113 September 6 196 383 112 5 120 Oktober 517 734 350 97 66 116 November 425 1198 403 26 1 31 111 111 11 Dezember 1741 Zusammen 1355 1174 79 398 4662 1799 5910 7555 1915: Kal¬ Ochsen Kühe innen Stiere Kälber Klein=Schwei= Markt ne schwein bieh Jänner 100 313 100 356 26 420 23 Februar 611 100 84 34 46 471 März 19 95 08 115 337 113 April 68 57 329 551 501 Mai 2 40 87 306 Juni 1. — 299 304 30 Juli 28 — 70 384 356 30 August 0 — 68 2 339 289 25 September 1 — 29 380 256 22 Oktober 22 93 110 43 94 316 72 ovember 48 6 12 36 103 303 273 58 dezember 41 90 34 366 618 33 279 Zusammen 644 998 26 379 4110 1090 4310 1731 Außerdem führten die Fleischhauer 22.453 Kilogramm Fleisch ein. Bei den Wirten wurden im Jahre 1915 beschaut: Ochsen, 27 =Kühe, 4 Stiere, 239 Kälber, 71 Stück Kleinvieh und 220 Schweine, sowie 18.227 Kilogramm Fleisch Die eingeführte Menge auswärtigen Fleisches beträgt 5.711 Kilogramm. Unter Berechnung der Fleischeinfuhr stellt sich der Ver brauch im Jahre 1915 wie folgt: 889 Ochsen, 1469 Kühe, 26 Kalbinnen, 383 Stiere, 4349 Kälber, 1161 Stück Kleinvieh 530 Schweine Außerdem wurden 1731 geschlachtete Schweine zu Markte gebracht Somit wurden im Jahre 1915, verglichen mit 1914 166 Ochsen, 53 Kalbinnen, 15 Stiere, 323 Kälber, 638 Stück Kleinvieh, 1380 Schweine weniger, dagegen 295 Kühe mehr verbraucht. Auf den Markt wurden 5824 Stück geschlachtete Schweine weniger gebracht. Die Gesamtzahl stellt sich für 914 auf 22.932 Stück, für 1915 auf 14.538, so daß um 8394 Stück weniger verbraucht, bzw. zu Markt gebracht wurden Im Durchschnitt entfiel somit auf jeden Einwohner: Im Jahre 1914: 27·02 Kilogramm Rindfleisch 7•89 Kalbfleiseh 34•62 Schweinefleisch Im Jahre 1915: 25•46 Kilogramm Rindfleisch 5•88 Kalbfleisch 19•34 Schweinefleisch. Somit 190 Gramm Fleisch im Jahre 1914 und 139 Gramm Fleisch im Jahre 1915 per Tag und Kopf der Be¬ völkerung. Steyr, den 17. Jänner 1916. Julius Gschaider m. p., Bürgermeister. Die vorgetragenen Berichte des Herrn Bürgermeisters wverden mit Beifall zur Kenntnis genommen Darauf führt Herr Vizebürgermeister Gründler aus: Meine Herren! Sie haben den umfangreichen Bericht des Herrn Bürgermeisters über die Versorgungstätigkeit der Stadtgemeinde Steyr im abgelaufenen Jahre gehört. Sie haben diesem Berichte entnehmen können, mit welchen Schwie rigkeiten die Lebensmittelversorgung unserer Stadt verbun den war. Trotz so mancher ungünstiger Verhältnisse müssen vir offen sagen, daß die Lebensmittelversorgung und Ver¬ flegung Steyrs im abgelaufenen Jahre eine befriedigende war. Wenn naturgemäß so manche Wünsche der Bevölkerung nicht erfüllt werden konnten und wenn die Lebensmittelpreise licht die gewünschten niedrigen waren, so sind daran nicht chuld der Bürgermeister und die Gemeindevorstehung, schuld aran sind die gegenwärtigen Verhältnisse und die ein¬ chränkenden gesetzlichen Vorschriften Der Approvisionierungs=Ausschuß hat im abgelaufenen Jahre eine rege Tätigkeit entfaltet. Die städtische Beamten¬ schaft hat sich in eifrigster Weise in den Dienst der Appro¬ visionierungsfragen gestellt. Das Hauptverdienst an der Lebensmittelversorgung unserer Stadt gebührt aber entschieden dem Herrn Bürger¬ meister, der mit Verständnis, mit Geschick und großer Tat¬ kraft die Aufgaben der Approvisionierung der Stadt durch geführt und in den verschiedensten schriftlichen Eingaben und mündlichen Vorsprachen bei den vorgesetzten Stellen dahin gewirkt hat, daß so manche wichtige Approvisionierungsfrage n einer für unsere Stadt günstigen Weise gelöst worden ist. Ich glaube, daß wir unserem Herrn Bürgermeister nseren vollen und ergebensten Dank hiefür zum Ausdruck bringen müssen, und bitte die Herren, sich zum Zeichen des Dankes von den Sitzen zu erheben. Geschieht unter Beifall. der Herr Bürgermeister dankt für die Ehrung und versichert, daß er auch weiterhin alle seine Kräfte ein¬ setzen werde, um die Versorgung der Stadt, soweit es in der egenwärtigen schweren Zeit möglich sei, zu einer befriebt zenden zu gestalten Ferner liegt folgender Dringlichkeitsantrag der I. Sektion vor:
„Der ungarische Reichstags=Abgeordnete Geza Polonyi hat sich nach unwidersprochen gebliebenen Zeitungsnach¬ richten kürzlich im ungarischen Abgeordnetenhause zu einer Aeußerung verstiegen, die in den gesamten Alpenländern die ebhafteste Entrüstung hervorgerufen hat. Der genannte Abgeordnete hat unter Hervorhebung der Leistungen der Soldaten ungarischer Nationalität er¬ lärt, die alpenländischen Soldaten würden zur Brücken= und Eisenbahnbewachung herangezogen oder verwendet, während ungarische Truppen im Kampfe stünden Der Gemeinderat der alpenländischen Stadt Steyr, aus eren Bevölkerung so viele unentwegt und ohne zu wanken für Reich und Vaterland kämpfen und aus deren Mitte schon so mancher heldenmütig im Kampfe gefallen ist, tritt diese nerhörten Verunglimpfung mit Entrüstung entgegen und verwahrt sich mit Entschiedenheit gegen eine derartige Herabsetzung der tapferen Alpensöhne, die die mutigsten, verläßlichsten, opferwilligsten Krieger stellen und von keiner Truppe übertroffen werden. Stadt Steyr spricht die Der Gemeinderat der l. f. leberzeugung aus, daß durch die haltlose, hämische Bemer¬ kung des ungarischen Abgeordneten Polonyi jeder Bewohne der Alpenländer in seinem innersten Empfinden gekränk wurde, und bittet die k. k. Regierung, zustehenden Ortes die eeigneten Schritte zu unternehmen, um die gefallene Be¬ leidigung zurückzuweisen. Für die I. Sektion: Doktor Harant m. p Der dringlichen Behandlung des Gegenstandes wird vom Gemeinderate zugestimmt Der Antrag selbst wird einstimmig angenommen. Mitteilungen. Es danken: Für die zuerkannte Teuerungszulage die echs Mautner und der Tabortürmer; für bewilligte Spen¬ den der Verein „Heimatschutz“ in Steyr, der Verein zur Er¬ haltung des Deutschtums in Ungarn, der Deutsche Schul¬ verein (Männer=Ortsgruppe Steyr), die Vermittlungsstelle ferner in Oberösterreich für das k. u. k. Kriegsfürsorgeamt; Wirt¬ dankt der Geschäftsführer des österreichisch=deutschen schaftsverbandes in Wien für die Beitrittserklärung seitens der Stadtgemeinde Steyr. (Zur Kenntnis.) Darauf wird in die Tagesordnung eingegangen. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr Ge¬ I. meinderat Dr. Karl Harant. I. Personalansuchen. 2. Ansuchen um Bürgerrechtsverleihung 3. Ansuchen um Aufnahme in den Gemeindeverband. Die Punkte 1, 2 und 3 der Tagesordnung werden in der vertraulichen Sitzung behandelt Fesisetzung der Armenfondsgebühren für das 4. Jahr 1916. Laut Amtsberichtes ist die Gültigkeit des Gemeinderats¬ beschlusses vom 31. Dezember 1914, betreffend die Einhebung von Armenfondsgebühren, mit 31. Dezember 1915 erloschen Die bisher in Geltung gestandene Kundmachung vom Jänner 1915, Z. 41.637 ex 1914, schreibt folgende Armen¬ fondsgebühren vor Für die Erteilung der polizeilichen Baubewilligung 1 zu Bauführungen, welche nicht infolge von Elementarereig¬ nissen notwendig werden, und zwar bei Neubauten 20 K und bei Zu= und Umbauten 4 K Für die Erteilung einer Tanzmusiklizenz 4 K. 2. Für die Bewilligung zur Offenhaltung von Kaffee¬ 3. Schanklokalitäten über die gesetzliche Sperrstunde 2 K und Für eine nicht zu wohltätigen Zwecken abgehaltene 4. musikalische Unterhaltung gegen Eintrittsgeld oder Samm¬ lung 4 K Für ein Besteisschießen, Bestkegelscheiben, Best 5. 4 K. er schieß Für ein Preisfahren oder =Reiten 6 K. 6. Für Veranstaltung eines Feuerwerkes, Fackelzuges 7. für öffentliche Umzüge in Verkleidung 10 K oder für die festliche Abhaltung einer Hochzeit 6 K 3. Für die Produktion von Gymnastikern, Schnell¬ und dergleichen für jede Vorstellung 1 K. läufern Für die Produktion von Zirkus=, Menagerie=, 10 Ringelspiel=, Prater=, Schießbuden=, Schaubuden= und Schiff¬ schaukelbesitzern, Marionettentheater pro Tag 1 K, bei Be¬ chäftigung von mehr als 10 Personen 2 K 1. Für ständige in Steyr bestehende Schaustellungen für sogenannte Kaiserpanoramas von der Wochenserie usw., je 1 K und für Biographen pro Vorstellung 2 K Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle die Armenfondsgebühren für das Jahr 1916 im Ausmaße bisher bestandenen Kundmachung festsetzen. der — Z. 45.278/1915 Beschluß nach Antrag. zur Pensionsversicherung der 5. Garantie-Erklärung Sparkasse Steyr Der Herr Referent führt aus: Die Sparkasse in Steyr hat im Sinne des § 2, Abs. der kais. Verordnung vom 25. Juni 1914, R.=G.=Bl. Nr. 138 Pensionsversicherungsnovelle), beim k. k. Ministerium des Innern um die Befreiung ihrer Angestellten von der Pen¬ sionsversicherung bei der staatlichen allgemeinen Pensions¬ anstalt angesucht mit dem Hinweise darauf, daß die An¬ gestellten der Steyrer Sparkasse ohnedies durch die behörd¬ ich anerkannten Bestimmungen des Pensionsnormale der Anstalt und die mit den Beamten abgeschlossenen Dienstver¬ träge als Ersatzverträge mit ihren Pensionsansprüchen gesetz¬ lich gesichert erscheinen. Das k. k. Ministerium des Innern esteht nun darauf, daß der Sparkasseausschuß eine neuer¬ iche, dem Wortlaute des § 2, Punkt 6, der zitierten kaiser¬ ichen Verordnung entsprechende Verpflichtungserklärung ab¬ gibt, für welche die Garantiegemeinden auf Grund neuerlich zu fassender Beschlüsse ihrer Vertretungskörper die Haftung zu übernehmen haben Infolgedessen hat der Sparkasseausschuß in seiner Sitzung vom 9. Dez. 1915 die Verpflichtung übernom¬ nen, für den Fall, daß die Angestellten der Sparkasse in einem späteren Zeitpunkte ohne vorherige Pensionierung versiche¬ rungspflichtige Anstellungen antreten, dem sodann zustän¬ digen Versicherungsträger einen Betrag in der Höhe jener Prämienreserve zu überweisen, welche für die Angestellten zu erliegen hätte, wenn sie in der Zeit ihrer Anstellung beim etreffenden Dienstgeber Mitglieder der Allgemeinen Pen¬ ionsanstalt gewesen wären. Für die Verpflichtung des Sparkasseausschusses hätte nun der Gemeinderat die Haftung zu übernehmen und fol¬ gende von der Sparkasse im Entwurfe vorgelegte Haftungs¬ erklärung auszustellen „An die Sparkassedirektion Steyr. Mit Bezug auf die Eingabe vom ....... 1915, Z. betreffend die Abgabe einer Haftungserklärung im Sinne des § 2, Punkt 6, der kaiserlichen Verordnung vom 25. Juni (914, R.=G.=Bl. Nr. 138, hat der Gemeinderat der l. f. Stadt Steyr in seiner Sitzung vom . . .... beschlossen, für die von lusschusse der Sparkasse in Steyr infolge Erlasses des . k. Ministeriums des Innern in Wien vom 9. September 1915, Z. 30.997, behufs Befreiung der Angestellten von der allgemeinen Pensionsversicherung in der Ausschußsitzung vom 9. Dezember 1915 übernommenen Verpflichtung für den Fall, daß die Angestellten der Sparkasse in Steyr in einem späteren Zeitpunkte ohne vorherige Pensionierung versiche¬ rungspflichtige Anstellungen antreten, dem sodann zustän¬ digen Versicherungsträger einen Betrag in der Höhe jener Prämienreserve zu überweisen, die für die Angestellten zu rliegen hätte, wenn sie in der Zeit ihrer Anstellung beim betreffenden Dienstgeber Mitglieder der Allgemeinen Pen¬ sionsanstalt für Angestellte gewesen wären, im Sinne des 2, Punkt 6, der kaiserlichen Verordnung vom 25. Juni 1914 der R.=G.=Bl. Nr. 138, und mit Rücksicht auf die im § 1 Statuten enthaltene Verpflichtung zur Aufrechthaltung und Förderung der Anstalt mit den anderen Sparkassegemeinden ie gleiche und gemeinschaftliche Haftung zu übernehmen. Steyr, am Der Herr Referent erklärt, daß mit der Abgabe dieser Garantieerklärung nach Anschauung der Sektior keinerlei Risiko für die Gemeinde verbunden sei, daß es sich vielmehr lediglich um einen formellen Akt handle, um der Bestimmung des § 2, Absatz 6, der mehrmals zitierten kaiser¬ lichen Verordnung zu genügen. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat be¬ schließe, die im Entwurfe vorgelegte Erklärung auszustellen. Beschluß nach Antrag. — Z. 50.037/1915. 6. Besetzungsvorschlag für das St. Anna-Benefizium Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat be¬ chließe: Seitens der Stadtgemeinde Steyr als dem Patrone des Benefiziums von St. Anna werde der einzige Bewerber Herr Florian Schöffl für das Benefizium von St. Anna dem bischöflichen Ordinariate in Linz präsentiert. Beschluß nach Antrag. — Z. 44.786/1915. 7. Ansuchen der Wohnungsfürsorge-Genossenschaft Skeyr um Befreiung von der Gemeindeumlagenzahlung Der Herr Referent führt aus: Bekanntlich hat der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 6. Oktober 1915 den Beschluß gefaßt, der Wohnungsfürsorge=Genossenschaft in Steyr die Gemeindeumlagenbefreiung für die Häuser Spi¬ talskystraße 6, 8 und 10 vom 1. Jänner 1916 ab (als dem er verspäteten Einbringung des seinerzeitigen Gesuches un lmlagenbefreiung vom 20. September 1915 nächstfolgenden Jänner) bis zum 31. Jänner 1924 für die Häuser 6 und 8 ind bis zum 31. Juli 1924 für das Haus 10 (als Schlußzeit¬ unkt der von der Benützung an zu rechnenden zehnjährigen dauer) im Sinne des Gemeinderatsbeschlusses vom 6. März 914 zu gewähren. In einer neuerlichen Eingabe weist die Wohnungsfürsorge=Genossenschaft darauf hin, daß infolge er im Jahre 1914 ausgebrochenen Kriegswirren das recht¬ zeitige Ansuchen um Umlagenbefreiung im Jahre 1914 ibersehen worden ist, daß sie die Umlagenzahlung für die Jahre 1914 und 1915 sehr schwer treffe, und stellt deshalb an den Gemeinderat die Bitte, es wolle für die Häuser 6, 3 und 10 in der Spitalskystraße die volle zehnjährige 5
6 Befreiung von der Zahlung der Gemeindeumlagen bewilligt werden, in der Erwägung, daß die Wohnungsfürsorge¬ Genossenschaft ein rein gemeinnütziges Unter¬ nehmen ist. Sektionsantrag: „Die Sektion beantragt, der Genossenschaft „Wohnungsfürsorge“ trotz des ursprünglich verspäteten Einschreitens die Bezahlung der für die Jahre 1914 und 1915 vorgeschriebenen Gemeindeumlagen aus¬ nahmsweise aus dem Grunde zu erlassen, weil die Ge¬ ossenschaft „Wohnungsfürsorge“ ein rein gemeinnütziges Unternehmen bildet. Beschluß nach Antrag. — Z. 523 . Aeußerung über eine Legatsanordnung des verstor¬ benen Fräuleins Aloisia Roher. Der Herr Referent führt aus: Die im Juli 1915 in Steyr verstorbene Private Aloisia Roher hat in ihrem Te¬ stamente ein Legat per 200 K für die Waisenkinder in Steyn ausgesetzt. Da es nach dem Wortlaute dieser letztwilligen Verfügung nicht bestimmt ist, an wen das Legat ausbezahlt werden soll, hat Herr k. k. Notar Ferdinand Schön in Steyr als Erbenvertreter an die Stadtgemeindevorstehung das Er¬ suchen gerichtet, ihm mitzuteilen, ob der vorerwähnte Legats¬ betrag seitens der Stadtgemeinde Steyr für die Waisenkinder in Anspruch genommen wird oder ob sie damit einverstan¬ den ist, daß das Legat an das Institut der Barmherzigen Schwestern zu St. Anna in Steyr, beziehungsweise an deren Waisenanstalt, die von der Erblasserin bei der genannten Legatsanordnung jedenfalls gemeint war, ausbezahlt werde. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat erkläre ich damit einverstanden, daß der erwähnte Legatsbetrag dem Institute der Barmherzigen Schwestern in Steyr, be¬ ziehungsweise der daselbst bestehenden Waisenanstalt aus¬ bezahlt werde Beschluß nach Antrag. — Z. 50.043/1915. 9. Wahl eines Kassenrevisors. Laut Berichtes des Herrn Bürgermeisters ist seit dem Ableben des Herrn Gemeinderates Franz Hofer eine Kassen¬ revisorstelle unbesetzt. Es handelt sich darum, eine bezüg¬ liche Neuwahl vorzunehmen. Ueber Aurtag der Sektion wird Herr GR. Heinrich Bachmayr zum Kassenrevisor gewählt. Herr GR. Bachmayr nimmt die Wahl an. 10. Zuschrift des Institules der Barmh. Schwestern wegen Uebernahme der Krankenpflege im neuen Kranken¬ hause. Der Herr Referent führt aus: Bekanntlich hat der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 5. November 1915 dem vom Amte vorgelegten Vertragsentwurf betreffend die Ueber nahme der Krankenpflege im neuen Allgemeinen Kranken¬ hause in Steyr durch den Orden der Barmherzigen Schwe¬ stern vom heil. Vinzenz von Paul seine Zustimmung erteilt. Dieser Vertragsentwurf wurde der Ordensvorstehung der Barmherzigen Schwestern zur Annahme, beziehungsweise Aeußerung übermittelt. Darauf ist seitens der Instituts¬ vorstehung folgende Zuschrift an die Stadtgemeindevor¬ stehung eingelangt: „Das Institut der Barmherzigen Schwe¬ stern vom heil. Vinzenz von Paul in Wien ist leider nicht in der Lage, sich mit dem von der löbl. Stadtgemeindevor¬ stehung abgefaßten Vertragsentwurfe in der jetzigen ab¬ iormalen Zeit zu einigen, stellt jedoch der löbl. Stadt¬ gemeinde den Antrag, die Krankenpflege im neuen Kranken¬ hause mit den vom alten Spitale freigewordenen Schwestern zu übernehmen mit dem Bemerken, daß es dem Institute nicht möglich ist, außer diesen noch andere Schwestern bei¬ instellen. Die gefertigte Vorstehung kann nur die Kranken¬ pflege im neuen Krankenhause unter den jetzigen Teuerungs¬ verhältnissen übernehmen, nicht aber die Regie, welche die öbl. Stadtgemeindevorstehung selbst zu verwalten hätte, Für die den Krankenpflegedienst versehenden Schwestern wäre dem Institute von der löbl. Stadtgemeinde nebst Wohnung und Verpflegung 2. Klasse für jede Schwester ein nonatliches Honorar per 20 K zu vergüten. Schw. Ger¬ vasia Salzner m. p., Generaloberin. Sektionsantrag: „Die Sektion ist der Anschau¬ ung, daß unter den vom Institute der Barmherzigen Schwe¬ stern vorgeschlagenen Bedingungen ein Uebereinkommen auf lebernahme der Krankenpflege im neuen Krankenhause ge¬ radezu ausgeschlossen wäre, und beantragt daher, der Ge¬ meinderat wolle den Herrn Bürgermeister ersuchen, mit dem Institute der Barmherzigen Schwestern weitere Ver¬ handlungen zur Schaffung annehmbarer Bedingungen zu pflegen Beschluß nach Antrag. — Z. 51.044/1915. I. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr Ge¬ meinderat Franz Kirchberger. 1. Stadtkasse-Tagebuchabschluß für den Monat Ok¬ 1915. lober Der Herr Referent bringt folgenden Bericht der Stadtbuchhaltung Steyr zum Vortrage: am 7. Jänner 1916. Stadtbuchhaltung Steyr Ausweis der Stadtkasse Steyr iber die Einnahmen und Ausgaber 1915. m Monate Oktober Differenz 1914 1915 K h h K Einnahmen im Mo¬ 117.761.55 69.75376 51.992 21 nate Oktober hiezu Kasserest von — 53.35752 76.400 80 23.043 28 Vormonate Gesamt=Einnahmer im Monate Ok¬ 246.154|56 75.035 49 171.11907 * * tober Ausgaben im Mo¬ 57.101 60.27350 3.172|19 31 nate Okober * Kasserest für den 6 17.9341 Monat November 185.881 167.946 88 Seit Jahresbeginn bis Ende Oktober betrugen: die Gesamt=Einnah¬ men 1,128.902 01 023.879 2 105.02279 die Gesamt=Ausga¬ 1,110.967 8 ben * * * * * 837.99816 272.96967 Der Stadtbuchhalter: Jandaurei m. p. Wird zur Kenntnis genommen. — Z. 817 12. Eingabe um Beschaffung der notwendigen Mon¬ urssorten für die städtische Sicherheitswache und die städti¬ chen Amtsdiener. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle beschließen: Es werde die Ausschreibung der notwendigen Monturssorten veranlaßt und mit der Vergebung werde die I. Sektion betraut.“ Z. 48.163/1915. Beschluß nach Antrag. — 3. Eingabe der Direklion der k. k. Staatsoberrealschule in Steyr um Anschaffung einer Schreibmaschine. Sektionsantrag: „Es werde die Anschaffung Schreibmaschine aus dem Erträgnisse des Steyrer einer Realschulbaufonds bewilligt. Beschluß nach Antrag. — Z. 6. 14. Spendengesuche. Der Herr Referent weist auf den Beschiuß der Prä¬ liminarkommission hin, wonach jene Vereine und Körper¬ chaften, welche bisher mit Subventionen seitens der Stadt¬ gemeinde bedacht waren, wiederum jene Subventionen be¬ willigt erhalten sollen, welche sie bisher gehabt haben. Ueber Antrag der Sektion werden sohin an Spenden und Sub¬ ventionen für das Jahr 1916 bewilligt: Dem Verschönerungs verein in Steyr 400 K, dem Musikverein in Steyr 200 K, dem Gewerbeförderungs=Institut in Linz 50 K, dem Verein „Freie Schule, Ortsgruppe Steyr, 20 K, dem Oesterreichisch¬ ungarischen Hilfskomitee in Hamburg 20 K, der „Mense academica“ 10 K Ferner werden folgende Spenden über Antrag der Sektion bewilligt: Für das bulgarische Rote Kreuz ein Be¬ trag von 100 K, dem Kriegsausschuß für Konsumenten=In¬ teressen in Steyr 50 K, der Ortsgruppe „Franz Keim“ des Deutschen Schulvereines in Wien zum Zwecke der Errich¬ tung eines Franz Keim=Kindergartens ein Gründerbeitrag on 50 K GR. Haidenthaller bemerkt, daß die Subven¬ tion für den Verschönerungsverein per 400 K zu gering erscheine, und regt an, die Präliminarkommission wolle für 917 eine entsprechende Erhöhung der Subvention in Aus¬ icht nehmen herr Vizebürgermeister Gründler unterstützt als Obmann des Verschönerungsvereines den Antrag des Ge¬ meinderates Haidenthaller auf das wärmist Ueber die Aufforderung des k. u. k. Kriegsfürsorge¬ imtes zur Bestellung der Reproduktion des Gemäldes „Die große Zeit“ von Professor Ludwig Koch samt Goldrahmen mit Doppelkrone zum Preise von 500 K oder von 102 K zu¬ junsten des Invalidenfonds des k. u. k. Kriegs=Ministeriums vird über Antrag der Sektion beschlossen, die Anschaffung — Z. 1037. dem Herrn Bürgermeister frei zu lassen. Hingegen werden über Antrag der Sektion die Spen¬ engesuche des Knabenasyls St. Philipp Neri in Wien, der hauptvertriebsstelle der „offiziellen Schreibmappe“ des Kriegshilfsbureaus des k. k. Ministeriums des Innern, der internehmung „Almanach des Kriegsjahres 1914/1915 der datriotischen Frauen Oesterreichs“ der Vertriebsstelle des Werkes „Unsere Heerführer“ beim k. u. k. Kriegsfürsorge¬
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