Ratsprotokoll vom 12. August 1915

Herr GR. Dautlgraber bringt vor, daß es nach seiner Anschauung sehr ersprießlich und zweckdienlich wäre, wenn in den Approvisionierungsfragen seitens der Bezirksbehörden des Stadtbezirkes und des Landbezirkes Steyr gemeinsam vorgegangen würde; vielleicht wäre es möglich, daß die Approvisionierungs¬ ausschüsse des Stadtbezirkes und des Landbezirkes fallweise gegenseitig Vertreter zu ihren Sitzungen und Besprechungen entsenden könnten. Herr GR. Tribrunner begrüßt die Ausführungen seines Vorredners und betont, daß er sich von einer Annäherung und engeren Fühlungnahme der beiden Approvisionierungsaus¬ schüsse Steyr—Stadt und Steyr—Land wesentliche Erfolge er¬ warten würde. Herr GR. Professor Erb unterstützt die Darlegungen des Herrn GR. Tribrunner und erklärt, daß nach seiner Meinung viele Unstimmigkeiten und Voreingenommenheiten durch ge¬ meinsame Aussprachen der beiden Approvisionierungsausschüsse vermieden werden könnten und daß auf diese Art der Beratung die Beschaffung von wichtigen Nahrungsmitteln vielfach erleichtert werden könnte. Herr GR. Tribrunner erklärt, daß er mit Freude aus den Mitteilungen des Herrn Bürgermeisters zu Beginn der heutigen Sitzung entnommen habe, daß die Stadt Steyr in kürzester Zeit eine größere Menge Edelmehl aus der heurigen Ernte zugewiesen erhalten werde, so daß doch das Maisbrot bald aufhören wird. Er wünsche, daß dies der Bevölkerung zur Kenntnis gebracht werden möge. Die Nachricht, daß bald besseres Brot zu erhalten sein wird, werde gewiß viel zur Beruhigung der schon etwas gereizten Bevölkerung beitragen. Der Herr Bürgermeister erwidert darauf, er wisse, daß die Bevölkerung wegen der mißlichen Brotverhältnisse be¬ reits ungehalten und mißgestimmt sei, was eine Reihe an ihn erichteter anonymer Briefe beweise, in welchen ihm wegen der chlechten Brotverhältnisse Vorwürfe gemacht werden und deren Inhalt oft geradezu lächerlich sei; diefe Schreibereien beruhen vohl auf vollständiger Unkenntnis der Sachlage. Wenn er trotz des fortgesetzten Drängens nicht die not¬ wendige Menge Edelmehl von der Kriegsgetreide=Verkehrsanstalt zur Verfügung erhalte, so sei dies nicht seine Schuld, da er nicht in der Lage sei, die bestehenden Verhältnisse ändern zu können. Es dürfe also ihm kein Vorwurf gemacht werden. Seitens der Stadtgemeinde=Vorstehung und seinerseits sei bisher gewiß das Möglichste geschehen, um eine bessere Approvisionierung der Stadt zu ermöglichen. Da sich hierauf niemand mehr zum Worte meldet, schließt der Heer Vorsitzende die öffentliche Sitzung um 5 Uhr nachmittags. In der darauffolgenden vertraulichen Sitzung werden einige Personalangelegenheiten erledigt. Ferner wird über Antrag der l. Sektion Herr Stephan Ramoult gegen Erlag einer Taxe von 200 K in den Gemeinde¬ verband der l. f. Stadt Steyr aufgenommen. Gemäß § 2 der Heimatsgesetz=Novelle vom 5. Dezember 1896, R.=G.=Bl Nr. 222, werden folgende Parteien in den Heimatsverband der l. f. Stadt Steyr ausgenommen: Adolf Fuchs samt Frau und 8 Kindern, Vinzenz Hahn, Franz Heitzinger samt Frau und 4 Kindern und Karl Hoheneder samt Frau und 4 Kindern. Schließlich wird Herrn Franz Huber das Bürgerrecht der l f. Stadt Steyr gegen Erlag einer Taxe von 10 K verliehen.

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