Ratsprotokoll vom 27. April 1915

Herr GR. Wokral weist auf die Seuchengefahr hin, da sich doch unweit von hier die großen nicht ganz seuchenfreien Gefan¬ genenlager befinden; ebenso sei die mit zunehmender Hitze steigende Fliegengefahr nicht zu übersehen. Die Stadt Steyr habe kein einheitliches Kanalnetz, sondern eine große Zahl von offenen Seukgruben; dieser Zustand sei sehr bedenklich. Er erlaube sich daher die Aufrage, ob und in welcher Weise sich das Stadtphysikat mit der Möglichkeit eines Seuchen¬ ausbruches befaßt hat und welche Vorkehrungen getroffen worden sind, um die Ausbreitung einer Seuche hintanzuhalten. Der Herr Vizebürgermeister erwidert, daß seitens der Stadt¬ gemeinde=Vorstehung das Möglichste diesfalls verfügt wird und daß die Stadtgemeinde=Vorstehung diesbezüglich von der Ober¬ behörde strengstens überwacht werde. Er erlaube sich namentlich auf den Bau der Epidemiebaracke und auf die Errichtung einer Absonderungsbaracke beim neuen Krankenhause hinzuweisen. Anschließend an die Worte des Herrn GR. Wokral richtet Herr GR. Prof. Erb an den Herrn Vorsitzenden die Anfrage, ob die Stadtgemeinde über eine genügende Menge von Desin¬ fektionsmitteln (namentlich Kalk, Lysol, Karbol und Eisenvitriol) verfüge, um kraftvoll gegen eine etwa ausbrechende Seuche auf¬ treten zu können. Sollten nicht genügende Vorräte an Desinfektionsmitteln vorhanden sein, so mögen diese sogleich bestellt werden, da sie vielleicht später gar nicht mehr oder nur sehr schwer zu beschaffen sein werden. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß er das Nötige durch das städtische Sanitätsdepartement veranlassen werde. Herr GR. Haidenthaller führt über die enormen Fleisch¬ preise in Steyr Beschwerde. Herr GR. Wokral betreibt die Vorlage des Jahresrechnungs¬ abschlusses und wünscht eine raschere Fertigstellung und Zustellung der Ratsprotokolle. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß er sofort veranlassen werde, daß dem Wunsche des Herrn GR. Wokral ehetunlichst ent¬ sprochen werde. Hierauf wird die öffentliche Sitzung um 5 Uhr 15 Min. geschlossen. In der darauffolgenden vertraulichen Sitzung werden die Punkte 1 und 2 der Tagesordnung erledigt. Es werden einige Personalangelegenheiten behandelt und gemäß § 2 des Gesetzes vom 5. Dezember 1896, R.=G.=Bl. Nr. 222, olgende Personen in den Gemeindeverband der l. f. Stadt Steyr aufgenommen: Franz Hain samt Familie, Josef Frühauf samt Familie, Johann Kirchmayr samt Frau, Josef Krammer samt Familie, Karl Thurnhofer samt Familie, Karl Wascher samt Familie und Alois Zrenner samt Familie. Schluß der vertraulichen Sitzung um 6 Uhr nachmittags.

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