Ratsprotokoll vom 27. März 1915

6 Kaufsaubote für Kartoffel und Kartoffel=Stärkemehl, welche aber dermalen keiner Beratung unterzogen wurden der Herr Bürgermeister kommt dann auf die Verhältnisse des Wochenmarktes zu sprechen und bedauert, daß dieser schon seit einiger Zeit von den Marktgeherinnen so schlecht besucht wird Der Grund hiefür seien nicht so sehr die Anzeigen und Bestra¬ ungen wegen Preistreibereien, sondern vielmehr der Umstand daß die Marktgeherinnen von den Käufern geradezu gestürmt werden, welche Gelegenheit manche unehrliche Leute benützen und die Marktgeherinnen einfach bestehlen Herr GR. Tribrunner meint, dem dadurch Abhilfe schaffen zu können, daß man die einzelnen Warengattungen, die auf dem Wochenmarkte verkauft werden, einfach zentralisieren solle, so daß an einem bestimmten Platze nur Butter, an einem anderen Orte vieder nur Eier usw. verkauft werden. Herr GR. Kurz regt die Wahl eines Wochenmarkts=Ueber¬ wachungskomitees an, das aus den Mitgliedern des Approvisio¬ nierungsausschusses gebildet werden sollte. Dieser Vorschlag wird angenommen und beschlossen, diese Herren, welche die Ueberwachung des Wochenmarktes übernehmen werden, mit Legitimationskarten auszustatten Die Herren Gemeinderäte Erb, Wöhrer und Herr Vizebürger¬ meister Paul Fendt machen auf die jetzige Bedeutung der Butter aufmerksam und empfehlen, auch in dieser Hinsicht Vorsorge zu treffen, um der Stadt gute und billige Bezugsquellen dieses Ar¬ ikels zu erhalten. Letzterer beantragt, sich diesbezüglich mit den Händlern ins Einvernehmen zu setzen und vielleicht auf gütigem Wege ein Abkommen zu treffen, damit sie die Butter zum größten Teil wenigstens für die Stadt liefern Herr Bürgermeister verspricht, sich mit den Händlern ins Einvernehmen zu setzen und schließt, da sich niemand mehr zun Worte meldet, um ½ 6 Uhr die Sitzung. Der Schriftführer: Der Vorsitzende: Franz Dworschak. Gschaider Protokoll aufgenommen über die am 17. März 1915 stattgefundene Sitzung des Approvisionierungsausschusses. Gegenwärtig: Der Vorsitzende Herr Bürgermeister Julius Gschaider, die Herren Gemeinderäte Prof. Erb, August Mitter, Gottlieb Dautl= graber, Heinrich Ammerstorfer, Franz Tribrunner, Franz Schwertfelner, Karl Wöhrer, Josef Wokral lls Schriftführer fungiert Franz Dworschak Der Herr Vorsitzende begrüßt die erschienenen Herren Ge meinderäte, stellt die Beschlußfähigkeit fest und eröffnet um 10 Uhr vormittags die Sitzung Einleitend berichtet der Herr Bürgermeister über den An kauf von Getreide, insbesondere über den Ankauf von rumäni¬ scher Gerste lm letzten Sonntag, führt der Herr Bürgermetster dies¬ bezüglich aus, habe er von der Länderbank in Linz die Mit¬ teilung erhalten, daß sie 100 Waggon rumänische Gerste ange¬ kauft habe und davon der Stadt Steyr 25 Waggon zur Ver fügung stelle, nur müsse sich die Stadt Steyr in kürzester Frist entscheiden, ob sie das Getreide ankaufe oder nicht. Der Herr Bürgermeister setzte sich sofort mit allen Mehlhändlern der Stadt in Verbindung und es wurde beschlossen, 14 Waggon zu be¬ stellen. Der Herr Bürgermeister fuhr gleich darauf mit Herrn Eidenberger nach Linz, wo er an der Ausschußsitzung des Linzer Approvisionierungsausschusses teilnahm, in der über die Durch ührung des Ankaufes von rumänischer Gerste beraten wurde. Der Herr Bürgermeister bestellte hernach noch 6 Waggon hiezu, o daß auf Steyr im Ganzen 20 Waggon kommen, während au Linz 65 und Urfahr 15 Waggon entfallen. Die Länderbank hätte der Stadt Steyr auch sofort der nötigen Kredit gewährt, jedoch habe erzvorgezogen, das zum An¬ kaufe nötige Kapital per 88.000 K aus dem Reservefond der Stadtkasse zu entnehmen, da derselbe von den Händlern, welche ich zur Abnahme der Gerste verpflichtet haben, ehestens wieder efundiert wird. Dieser Bericht wird zur Kenntnis genommen und wird in der nächsten Gemeinderatssitzung vom Referenten des Appro¬ visionierungsausschusses zur Kenntnis gebracht werden Im Einlaufe befindet sich weiter ein Schreiben von der Stadtgemeindevorstehung Gmunden, worin es u. a. heißt: „Dei Gemeindeausschuß der l. f. Stadt Gmunden hat in seiner 26. or dentlichen öffentlichen Sitzung vom 11. März 1915 den Beschluß gefaßt, mit der Bitte an die hohe k. k. Regierung heranzutreten es mögen auch ehestens für die wichtigen Lebensmitteln, ähnlich vie für Getreide und Mehl, Höchstpreise festgesetzt werden.“ Die Stadtgemeinde Steyr wird ersucht, sich dieser Bitte an die k. k. Regierung anzuschließen, um der Sache mehr Nach¬ druck zu verleihen. Wird mit der Begründung abgewiesen, daß es in der Jetztzeit einfach ausgeschlossen erscheint Höchstpreise festzusetzen, da wir froh sein müssen, überhaupt Lebensmitteln zu ekommen. Weiter bringt der Herr Bürgermeister eine Zuschrift von der k. k. ob.=öst. Statthalterei in Linz zur Verlesung, worin der Herr Bürgermeister aufgefordert wird, die Ausgabe von unge¬ mischten Mehl an die Parteien einzustellen. Herr Bürgermeister erklärt, sich in der nächsten Statthaltereisitzung diesbezüglich bis aufs Aeußerste zu wehren, da es vom Vorteile ist, das Mehl ungemischt an die Parteien zu verkaufen. GR. Prof. Erb beklagt sich über die noch immer herr schende Mannigfalttigkeit der Brotsorten und regt die Herstellung ines Einheitsbrotes (ähnlich wie in Wien) an. Der Herr Bürger meister erwidert darauf, daß er diesbezüglich schon in der letzten Statthaltereisitzung vorgesprochen habe und daß wahrscheinlich emzufolge eine Abhilfe geschaffen werden wird Herr GR. Kattner regt die Versorgnag mit Petroleum der Stadt Steyr durch die Stadtgemeinde selbst an, wobei lder Herr Bürgermeister jedoch darauf hinweist, daß es sehr schwierig ist, Petroleum zu beschaffen und aufzubewahren, da vor allem er Stadtgemeinde die Aufbewahrungsmöglichkeit fehlt. Herr GR. Josef Wokral kommt dann auf die Verhältnisse es hiesigen Wochenmarktes zu sprechen. Er meint, man solle die Butter ebenso wie Mehl von der Gemeindevorstehung selbst an¬ kaufen, damit man den Händlern in ihren Preistreibereien ent¬ gegentreten könnte. Der Herr Bürgermeister weist auf die letzte Sitzung des Approvisionierungsausschusses hin, in der dieser Antrag schon eingebracht worden ist, aber mit Hinweis auf die schlechten Aufbewahrungsverhältnisse abgewiesen werden mußte. err GR. Schwertfelner berichtet, daß er schon mit einigen Händlern in Verbindung getreten sei und daß diese ihm bedemet haben, sie verkaufen ihre Produkte, besonders Butter, hier in der Stadt, aber lassen sich auf keinen Fall einen Preis für die Pro¬ dukte vorschreiben. Der Herr Bürgermeister nimmt dies zur Kenntnis und teilt mit, daß er für Mittwoch den 24. März um ¾ 11 Uhr vormittags mit den Butterhändlern eine Besprechung auberaumt hat und zwar soll diese Besprechung im Rathause statifinden Sie hat den Zweck, auf gütigem Wege mit den Händlern zu ver¬ andeln, damit sie ihre Waren auch an hierstadts wohnende Konsumenten abgeben. Schließlich bringt der Herr Bürgermeister die jetzigen Zuckerpreise zur Kenntnis, die sich folgendermaßen stellen: (zugewogen) 94 k gegen 96 k in Linz 1 kg Würfelzucker 4 90 R Karton Es ist also bei uns der Preis um 2 bis 4 h pro kg liedriger als in Linz. Herr GR. Prof. Erb bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß Vorsorge getroffen werden soll, damit der Zucker in der Ein¬ iedezeit (Juni und Juli) im Preise nicht steigt Denn gewöhn¬ lich in dieser Zeit ist er jedesmal etwas teurer. Der Herr Vor sitzende erwidert darauf, daß mit den Zuckerbaronen ein Ver¬ trag geschlossen wurde, bis 1. September nicht mit dem Preise es Zuckers hinaufzufahren. Herr GR. Wokral betont die Wichtigkeit des Einmachen und Einsiedens von Früchten und regt die Aufhebung des Ver¬ botes beireffend des Suchens von Beeren und Schwämmen an Da die Herrschaft Lamberg ohnehin sast ausschließlich jedem der um eine Bewilligung zum Beerensuchen bittet, sie diesen er¬ eilt, wird die Aufhebung des Verbotes nicht nötig sein Herr Bürgermeister verspricht diesbezüglich beim Herrn Fo stmeister König vorzusprechen, damit auch heuer wieder die Bewilligungen zum Beerensuchen verausgabt werden. Nachdem Herr GR. Wöhrer mit Rücksicht auf den fast änzlichen Mangel von Gerste im Stad:gebiete die dringlich Behandlung des eingangs erwähnten Ankaufes von Gerste vor¬ chlägt, schließt der Herr Bürgermeister, da sich niemand mehr zum Worte meldet, die heutige Sitzung um ½ 12 Uhr mittags. Der Schriftührer: der Vorsitzende: Oworschak Gschaider. Der Bericht des Herrn Referenten des Approvisionierungs¬ ausschusses wird zur Kenntnis genommen Darauf teilt der Herr Bürgermeister mit, daß die Ver¬ orgung der Stadt mit Butter und Eiern immer schwieriger verde. Das Ergebnis einer im Gegenstande mit den Händlern abgehaltenen Unterhandlungsei ein befriedigendes gewesen, indem die Händler sich bereit erklärten, einen Teil ihrer Ware zum Ver¬ aufe hier auf dem Markte der Stadtgemeinde zu überlassen Dieser Verkauf von Eiern und Butter wird beim städtischen Fischstande durch die Frau Staudinger an Donnerstagen besorgt verden u. zw. in der Zeit von ½ 10 Uhr bis 11 Uhr vormittags. Der Fran Staudinger werde hiefür pro Donnerstag 3 K bezahlt werden. Wird mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Darauf führt Herr GR. Wokral folgendes aus: Seitens der Linzer Spaten=Brotwerke wurden bisher täg¬ lich zirka 500 Laibe Brot zur Versorgung von Arbeiterfamiliel mit Brot nach Steyr geliefert. Nun wurde kürzlich seitens de k. Staatsbahndirektion in Linz die Verfügung getroffen, daß Da sich ein Brot mehr zum Versand gebracht woerden darf dieser Ausfall von Brot bei der Steyrer Arbeiterschaft sehr un ingenehm und hart fühlbar macht, erlaube er sich, den Herrn Bürgermeister um entsprechende Intervention in dieser Sache zu rsuchen. Der Herr Bürgermeister sagt dies zu. Ferner bringt Herr GR. Wokral vor, daß von mehreren Arbeitern ihm mitgeteilt worden sei, daß einzelne Gewerbe¬ reibende in Steyr die vorgeschriebenen und zulässigen Preise vihtiger Lebensmittel übe schreiten. Weiters sei von einigen irbeitern durüber Beschwerdesgeführt worden, daß bei einem Händler n Stehr bessere — als die jetzt zulässigen — Gatlungen von Nehl zum Absatze gelangen, welche nur bevorzugte Kunden be¬ ommen. Er bitte den Herrn Bürgermeister darüber, Erhebungen flegen und Slichproben vornehmen zu lassen.

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