Verwendung von Kartoffeln zur Schnaps=Fabrikation ausnahms¬ los verboten werde. Ferner habe Herr G.=R. Wokral die Er sichtlichmachung der Preise auf dem Wochenmarkte angeregt. Weiter habe Herr Professor Erb über die schlechte Zugs¬ verbindung ins Ennstal Beschwerde geführt und darauf hinge¬ viesen, daß die Bauern, wenn sie aus dem Ennstal zum Wochen¬ markt mit ihren Verkaufsartikeln kommen, vor ½4 Uhr nach¬ mittags nicht wieder nach Hause zurückfahren können. Die Folge avon sei, daß die Bauern das, was sie auf dem Markte ver¬ dient haben, für das Mittagessen in der Stadt wieder ausgeben nüssen, so daß viele es sich überhaupt überlegen, auf den Markt in die Stadt zu kommen, so sei die oft recht schwache Beschickung des Wochenmarktes zu erklären. Herr Prof. Erb habe den Herrn Bürgermeister ersucht euerdings bei der Staatsbahn=Direktion in Linz vorstellig zu werden, daß hier Abhilfe geschaffen werden möge und daß der 10 Uhr Vormittags=Zug, wie früher, wenigstens an bestimmten Wochentagen zu Approvisionierungszwecken wieder verkehren möge. Der Herr Bürgermeister habe erwidert, daß er dies bezüglich erst kürzlich bei dem Herrn Staatsbahn=Direktor vor gesprochen habe, der ihm erklärte, daß das Eisenbahn=Ministerium jetzt noch weniger als in der Friedenszeit auf eine Zugsvermeh¬ rung eingehen und sich jetzt auf das Kriegsministerium ausreden wird Herr G.=R. Erb habe dann noch erwähnt, daß die wich¬ tigsten Nahrungsmittel für den Winter, nämlich Kraut und Kohl in der Nähe von Steyr vom Kohlweisling vollständig zerstört seien, und mithin eine wesentliche Teuerung auch dieser Lebens¬ mittel zu erwarten sei. Schließlich habe Herr G.=R. Tribrunner auf das seinerzeit an die Agrarier gemachte 54 Millionen=Geschenk hin¬ gewiesen, wovon eine Million für Staatssubventionen an Ge¬ meinden und Genossenschaften anläßlich der Errichtung von Schlachthäusern und dergl. bestimmt ist. Er habe deshalb an¬ eregt, die Stadtgemeinde Steyr solle trachten, eine Staats¬ Subvention für die Erbauung des Schlachthauses zu erwirken Herr G.=R. Prof. Erb habe diesbezüglich seine Meinung dahin geäußert, daß hiebei wohl nur kleine Gemeinden, aber aum eine Statutargemeinde, gemeint sein werden, im übrigen timme er vollkommen bei, daß der Versuch einer bezüglichen Eingabe an das Ackerbau= und an das Arbeitsministerium ge¬ macht werden solle; nur sei dazu die Beibringung von Plänen für das zu errichtende Schlachthaus notwendig. Darauf habe der Herr Bürgermeister erklärt, er werde in einer der nächsten Gemeinderats=Sitzungen veranlassen aß —was bis jetzt ja noch nicht geschehen sei, — ein offizieller Beschluß seitens des Gemeinderates gefaßt werde, dahingehend, daß ein Schlachthaus erbaut werde, damit man so überhaupt eine feste Grundlage für weitere Operationen in dieser Frage abe Zum Schlusse sei mit Stimmeneinhelligkeit folgender Be¬ gefaßt worden: schluß Dem Gemeinderate wird seitens des Approvisionierungs¬ Ausschusses empfohlen, zu beschließen, daß an die Zentral =Regierung eine Eingabe gerichtet werde, 1 in welcher die Einführung von Maximalpreisen und Ver¬ aufszwang für die Großhändler von Getreide, Mehl und Hülsenfrüchten verlangt wird, und 2. daß der Bürgermeister von Wien, Dr. Weißkirchner, ersucht werde, in kürzester Zeit eine Tagung aller österreichischen Städte, wenn dies nicht möglich, wenigstens aller autonomen Städte, einzuberufen, damit dort die genannten Forde¬ rungen von allen Städtevertretern entschieden geltend gemacht werden können. Nach dieser Berichterstattung des Herrn G.=R. Heinrich Bachmayr sprechen die Herren G.=R. Prof. Erb und Jose Wokral über die wirtschaftliche Lage und die Approvisionie¬ rungs=Angelegenheiten des längeren in dem Sinne, wie in der Approvisionierungs=Ausschuß=Sitzung vom 15. Oktober d. J. Herr G.=R. Wokral weist namentlich darauf hin, daß im Falle des Zusammentrittes eines Städtetages eine Deputation der Städtevertreter an die Regierung gesendet werden soll, um ort die Forderungen der Bevölkerung in Approvisionierungs¬ Angelegenheiten mündlich vorzutragen Herr G.=R. Tribrunner erklärt, daß er in dem vom Herrn Referenten des Approvisionierungs=Ausschusses vorgetra¬ genen Antrage dieses Ausschusses an den Gemeinderat seine An¬ regung bezüglich Bewerbung um eine Staats=Subvention aus dem 54 Millionen=Geschenk vermisse. derr G.=R. Prof. Erb macht den Vorschlag, diese An egung des Herrn G.=R. Tribrunner und seine eigene Auregung zezüglich weiterer Schritte um Zugsverkehrsverbesserungen in den Antrag des Approvisionierungs=Ausschusses als Ersuchen n den Herrn Bürgermeister aufzunehmen, welchem Vorschlage zugestimmt wird Darauf wird der Antrag des Approvisionierungs=Ausschusses in folgender Formulierung wiederholt: „Der Gemeinderat beschließe 1. Es werde an die Zentral=Regierung eine Eingabe gerichtet, in welcher die Einführung von Höchstpreisen und Verkaufs¬ wang für die Großhändler von Getreide, Mehl und Hülsen¬ rüchten verlangt wird 2. er Herr Bürgermeister von Wien werde ersucht, in aller¬ nächster Zeit eine Tagung aller österreichischen Städte venn dies nicht möglich, wenigstens aller autonomen Städte wecks gemeinsamer Beratung und Beschlußfassung in Approvisionierungs=Angelegenheiten einzuberufen; 3. der Herr Bürgermeister wird ersucht, wegen Verbesserung des Eisenbahnverkehres neuerlich bei der k. k. Staatsbahn¬ Direktion in Linz vorstellig zu werden 4. der Gemeinderat beschäftige sich mit der Frage, ob nicht ei Erbauung des Schlachthauses eine Subvention seitens der Regierung zu erreichen sei. Der Herr Vorsitzende läßt zunächst über die Dringlich keit dieses Antrages, welcher in der Notwendigkeit ehester Einleitung von Schritten begründet sei, abstimmen. Die Dringlichkeit des Antrages wird anerkannt In der Sache selbst wird der Antrag des Approvisionie¬ rungs=Ausschusses mit Stimmeneinhelligkeit zum Beschlusse erhoben. Darauf verliest der Herr Bürgermeister folgendes Schreiben, das er in der sicheren Erwatung der Annahme des Antrages des Approvisionierungs=Ausschusses schon vorbereitet habe und nach zustimmung des Gemeinderates sogleich zur Absendung gelangen assen werde: Steyr, den 16. Oktober 1914. Eure Exzellenz! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Die fortwährende Steigerung der Lebensmittelpreise bringt den Gemeindevertretungen schwere Besorgnisse und beunruhigt die Bevölkerung in bedeutendem Maße. Da die Aufhebung des zolles auf Getreide zu spät und ohne Festsetzung von Maximal¬ preisen erfolgte, wurde weder der Teuerung gesteuert, noch die Gefahr weiterer Preistreibereien abgewendet Die dermalig einzige Möglichkeit, hier Wandel zu schaffen, ind Höchstpreise für Getreide, Rohstoffe u. s. w., ferner Fest¬ tellung der Vorräte und Verkaufszwang in kürzester Frist. Da Einzelbestrebungen der Gemeinden bisher noch zu keinem günstigen Ergebnisse geführt haben, erlaube ich mir über Beschluß des Gemeinderates, Eure Exzellenz zu ersuchen, hemöglichst eine allgemeine Tagung der österreichischen Städte einzuberufen. Sollte dies nicht möglich sein, so wäre wenigstens eine Vertretertagung der autonomen Städte zu veranlassen Jedenfalls würden die bisherigen, so dankenswerten Be¬ nühungen Eurer Exzellenz hiedurch eine kräftige Unterstützung und Förderung erfahren. Genehmigen Eure Exzellenz den Ausdruck meiner vorzüg lichen Hochachtung, womit ich verbleibe Eurer Exzellenz ergebener Julius Gschaider, Bürgermeister. Der Gemeinderat erklärt sich mit dem Schreiben einver¬ anden Zum Schlusse der Gemeinderats=Sitzung spricht Herr G.=R. Vokral über die sanitären Uebelstände in der Neustraße, wo schon seit 14 Tagen die Senkgruben überfüllt seien. Es sei durch Aufrufe erst kürzlich auf die große Gefahr der Entstehung von Seuchen aufmerksam gemacht worden; umsomehr sei es not vendig, daß auf strengste Reinlichkeit geachtet werde. Er bitte en Herrn Bürgermeister um eheste Behebung dieser sanitären lebelstände. Der Herr Bürgermeister entgegnet, daß er das Nötige veranlassen werde. Ferner richtet Herr G.=R. Wokral noch ein Ersuchen an den Herrn Bürgermeister und führt aus: Vor einiger Zeit habe er einen Antrag wegen Arbeits¬ osenfürsorge eingebracht. Er ersuche nun den Herrn Bürgermeister, in kürzester Zeit eine Sitzung einzuberufen, in er sich der Gemeinderat mit dieser Sache beschäftigen könne Wenn auch gegenwärtig in der Waffenfabrik viele Arbeiter Be¬ schäftigung haben, so gehe doch aus den Auszügen der beiden Krankenkassen hervor, daß jetzt in Steyr noch immer um 2600 Leute weniger sind, als mit Ende Juli. Der Herr Bürgermeister entgegnet, daß er zunächst ine Vorbesprechung über diesen Gegenstand veranlassen wird. Herr G.=R. Aigner führt darüber Beschwerde, daß nicht nur in der Neustraße, sondern auch in anderen Teilen der Stadt die Senkgruben überfüllt seien. Die Bauern hätten keine Pferde, im den Inhalt der Senkgruben wegzuschaffen. Er ersuche den errn Bürgermeister, vielleicht in der Weise Abhilfe zu schaffen, daß der städt. Fäkalienwagen herangezogen werde Der Herr Bürgermeister erwidert, daß der Fäkalien wagen gegen Bezahlung allen Hauseigentümern zur Verfügung gestellt wird und ohnedies häufig in Tätigkeit ist. Hierauf wird die öffentliche Sitzung geschlossen. 5
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2