2 Unser erster Besuch galt der Bodenkreditanstalt, wo wir mit dem Präsidialchef wegen Beteiligung dieser Anstalt an der Zeichnung von Prioritätsaktien für die Steyrer Aktienbrauerei im Vereine mit der Wassenfabrik vorgesprochen haben. Der Präsidialchef nahm unsere Ausführungen mit Interesse zur kenntnis, erklärte, daß zuerst wohl die Waffenfabrik in Frag omme und versprach uns, mit dem Gouverneur bezüglich un¬ eres Ersuchens Rücksprache zu nehmen Hierauf begaben wir uns zur Waffenfabriksdirektion, wi wir mit den Direktoren Dr. Pollak und Schick über die Sache sprachen. Herr Direktor Schick versprach uns, daß er die Angelegenheit im Auge behalten werde, teilte uns aber gleich¬ zeitig mit, daß die Zeichnung von Prioritäten wohl auf Schwierigkeiten stoße, da die Mittel der Waffenfabrik durch den Neubau sehr in Anspruch genommen und geschwächt sind Weiter sprachen wir über die Frage der Wasserleitung ädtischen Arbeiterhaus. zum Diese Frage hat Schwierigkeiten begegnet, da sich die hiesigen Stellen nicht als befugt erklärten, eine Erklärung in Sache abzugeben. dieser Die Herren in Wien sagten uns, daß Herr Oberingenieur Zwicker den Auftrag erhalten habe, über diese Sache zu ver¬ handelr Ich habe mich darauf mit Herrn Oberingenieur Zwicker ins Einvernehmen gesetzt und eine befriedigende Lösung erzielt: wir bekommen ein zweizölliges Rohr für Nutz= und ein ¾zölliges ür Trinkwasser, so daß wir vollauf genug Wasser haben. Dann begann unsere Wanderung durch verschiedene Ministerien. Zuerst sprachen wir im Arbeitsministerium in der Ange¬ legenheit der hiesigen Fachschule für Eisenindustrie bei den Herren Sektionschef Müller und Ministerialrat Roll vor. Die Herren haben erklärt, daß in der Sache noch nähere Verhand¬ lungen gepflogen werden. Bezüglich des Ansuchens der Stadtgemeinde um die 4jährige Steuerfreiheit des Arbeiterwohnhauses erfuhren wir, daß seitens des Arbeitsministeriums die Zustimmung bereits er¬ olgt ist und daß der Akt dem Finanzministerium abgetreten worden ist. Mit Herrn Hofrat Pokorny sprachen wir über Elektrizi¬ ätsfragen und erhielten die Zusicherung, daß das Arbeits¬ ministerium der Stadtgemeinde gerne mit Ratschlägen dient. Ferner konferierten wir mit Herrn Sektionschef Lauda über Unterstützung bei der Vornahme von Vorerhebungen für Wasserleitungen und Kanalisationen. Sektionschef Lauda erklärte, daß er auf Ansuchen der Stadtgemeinde sofort eine technisch vollständig vorgebildete Kraf zieher senden wird, damit uns diese bei den Vorbereitungen zun Zwecke der Lösung der Wasserleitungsfrage an die Hand geht Das ist der billigste Weg bezüglich der Erhebungskosten denn wir haben nur die Fahrt und die Tagesdiäten zu ersetzen Ich verweise dabei beispielsweise auf die Stadt Wels, wo schon über 100.000 K für Vorerhebungen durch Privatbeamte aufge¬ jangen sind und dabei hat Wels noch immer keine Wasserleitung. Im Kriegsministerium sprachen wir wegen des Verbleibens eines Teiles der Artillerie=Einjährig=Freiwilligenschule in Steyr vor. Der Referent selbst war leider nicht anwesend; aber dessen Stellvertreter äußerte sich dahin, daß wohl für das Verbleiben ines Teiles der Schule in Steyr kein Hindernis vorhanden ein wird, da Linz ja nur auf die Schule der Freiwilligen eines Regimentes Anspruch erhebt. Schließlich ersuchten wir noch im Finanzministerium den Herrn Sektionschef Wollenik um rasche Erledigung des Aktes betressend die 24jährige Steuerfreiheit des Arbeiterwohn auses, was uns auch zugesagt wurde Eine andere Angelegenheit ist die Auflassung des 6·20=Zuges bezw. das Aufhören des Anhaltens des um 9•50 in Wien an¬ kommenden Schnellzuges in St. Valentin Nach Bekanntwerden dieses Umstandes wendete ich mich mit Herrn Prof. Erb telegraphisch an das Eisenbahn¬ sofort ministerium. Darauf langte von dort folgendes Telegramm ein. Einschaltung des Aufenthaltes bei Zug 204 in Sankt Valentin ist untunlich wegen Behinderung des direkten Zugs¬ verkehres in der Strecke Amstetten—Wien. Anschluß von Steyr in St. Valentin nach Wien wird ab 1. Mai in nahezu gleicher Weise hergestellt, auch Anhaltung des Sommerschnellzuges 4 in Valentin ab 6 Uhr 32 abends, welcher um 15 Minuten früher nach Wien kommt, als gewünschter Zug 204 Eisenbahnministerium.“ Wenn das Eisenbahnministerium glaubt, daß dies eine gleiche Lösung sei, so ist dem eben nicht so Der Zug, der um 6·22 von St. Valentin abgeht, kommt allerdings um ¼ Stunde früher in Wien an, dafür fährt er aber bedeutend länger Ich war auch bei der Staatsbahndirektion in Linz, nach¬ dem ich mich vorher noch mit der Wassenfabrik, welche doch selbst auch interessiert ist, in Verbindung gesetzt hatte. In Linz erfuhr ich, daß die Staatsbahndirektion das An¬ halten des Abendschnellzuges in St. Valemin festgesetzt hatte, daß auch schon das Eisenbahnministerium seine Zustimmung dazu gegeben hatte, daß aber dann diese Verfügung — lediglich nur iber,Einsprache der Leitung des Wiener Westbahnhofes: wenn er Abendschnellzug auch nur um 2 Minuten später ankomme, könne für die glatte und sichere Abwicklung des Verkehres keine Verantwortung übernommen werden — wieder rückgängig ge¬ nacht wurde. un, daß dieser Zug oft Verspätungen von 20 und 30 Minuten hat, habe ich selbst mitgemacht. Man redet sich eben immer auf die Internationali tät des Wiener Abendschnellzuges aus. Er hält auf der Strecke Salzburg—Wien in fünf Stationen: Attnang, Wels, Linz, Am¬ stetten und St. Pölten. Nur in St. Valentin hält er nicht Von den Zwischenstationen, wo der Zug anhält, ist Sankt Pölten annähernd von gleicher Größe wie Steyr. Und Sankt Valentin ist doch die Ausbruchstelle von Steyr Die Fahrpläne sind schon erschienen; es ist jetzt wohl nicht nehr möglich, eine Abänderung herbeizuführen. Entschieden muß man aber Verwahrung dagegen einlegen, daß das Eisenbahnministerium hinter dem Rücken der Stadt Steyr solche Verschlechterungen in den Zugsverhältnissen ein reten läßt. Ich werde lebhaft dagegen protestieren und hoffe aß wir in Zukunft nicht wieder derartige unliebsame Erfah¬ rungen mit den Eisenbahnverwaltungen machen werden müssen. Schließlich ist doch Steyr groß genug, um auf das An¬ halten eines internationalen Schnellzuges in der An¬ schlußstation St. Valentin Anspruch erheben zu können Ich bitte die Herren, diese Mitteilungen zur Kenntnis zu nehmen. Diese Darlegungen des Herrn Bürgermeisters werden mit Beifall zur Kenntnis genommen.) Hierauf wird an die Erledigung der Tagesordnung ge¬ schritten. Sektion. Referent: Sektionsobmann=Stellvertreter Herr G.=R. Anton Sighart. 1. Personalien 2. Ansuchen um Bürgerrechtsverleihung. 3. Ansuchen um Aufnahme in den Gemeindever¬ band Die Punkte 1 und 2 werden vertraulich behandelt; Punkt 3 ällt weg, da bezügliche Ansuchen nicht vorliegen.) Genehmigung einer Dienstvorschrift für das 4. Stadtarchiv Der Herr Referent erklärt: Von Seite des oberösterr. Landesausschusses ist im Herbst 1913 eine Revision des hiesigen Stadtarchives angeordnet worden. Im Berichte des Landesarchives über die vorgenommene Revision st gesagt, daß sich das hiesige Archiv in einem zweckentsprechen¬ en Lokale besinde; hingegen sei kein Organisationsstatut über das Archiv vorhanden Darauf hat der Landesausschuß die Stadtgemeindevor¬ tehung Steyr beauftragt, ein Organisationsstatut und eine Dienstesvorschrift für das städtische Archiv nach dem Muster der bezüglichen für das oberösterr. Landesarchiv geltenden Vor¬ chriften zu verfassen und dem oberösterr. Landesausschuß zur enehmigung vorzulegen. Darauf bringt der Herr Referent den Entwurf zur Ver¬ esung, der folgendermaßen lautet: Entwurf einer Dienstesvorschrift für das Stadtarchiv Steyr. I. Bestimmung Das Stadtarchiv hat die Aufgabe, das gesamte urkundliche Material zur Geschichte der Stadt, soweit dasselbe erreichbar ist u sammeln, zu ordnen und benützbar zu machen, und ist ver¬ pflichtet, den Bedürfnissen der Stadtgemeinde, der Landesver¬ valtung und der staatlichen Behörden in allen Zweigen der Verwaltung und den Anforderungen der historischen Wissenschaft zu dienen. Nicht nur auf die unversehrte Erhaltung des eigenen Archivbestandes, sondern auch auf die Erwerbung für die Ge schichte der Stadt wichtiger Archivalien (Urkunden, Akten, Hand¬ chriften, Protokolle, Rechnungen, Karten und Pläne, kurz alles chriftlichen Aufzeichnungen aus alter Zeit) aus Privatbesitz ode aus dem nicht minder gefährdeten Gewahrsam der Zünfte soll das Stadtarchiv stets bedacht sein. II. Personale. Solange ein fachmännisch vorgebildeter Beamter der Stadt gemeinde nicht zur Verfügung steht, ist die Oberaufsicht dem Stadtrate anvertraut. Dieser wählt im Einvernehmen mit den Bürgermeister einen durch Verläßlichkeit und Ordnungssinn er probten Beamten für die eigentliche Versehung des Archivdienstes aus. Die Sorge für die ungeschmälerte Erhaltung und für die lufrechthaltung eines geordneten Bestandes erfordert die strenge Bestimmung, daß nur diesem oder anderen Beamten nur in dessen Begleitung der Zutritt ins Archivlokal offen steht. Die Vornahme von größeren Ordnungsarbeiten hat durch den mit der Versehung des Archivdienstes betrauten Beamten besser zu nterbleiben, sondern dessen Tätigkeit soll sich bloß auf die Er¬ edigung der aus den laufenden Amtsgeschäften erwachsenen irchivalischen Aufgaben und insbesondere auf die Sorge einer weckentsprechenden Aufbewahrung des überlieferten Archiv
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