Die Gemeinde Linz besitze ein städtisches Wohnungsamt; ein solches Wohnungsamt wäre gewiß auch für Steyr von größter Bedeutung und könnte an das städtische Vermittlungs¬ amt angegliedert werden Er wolle damit Burchaus nicht gegen die Bewilligung der Subvention sprechen; denn es sei nur billig, daß man dort, vo erhöhte Arbeit vorhanden ist, auch eine entsprechend höhere Entschädigung leiste. Er wolle nur betonen, daß gegenwärtig für die arbeitslosen Arbeiter nichts vorgesorgt sei; wenn doch wenigstens ein Unterkunftsraum vorgesehen wäre, wohin sie sich bei schlechtem Wetter flüchten könnten Er stimme vorläufig für den Sektionsantrag, stelle aber folgenden Zusatzantrag Es sei seitens der Gemeinde zu trachten, eine städtische Arbeitsvermittlungsstelle mit einer Wohnungsauskunftsstelle zu rrichten; es seien die diesbezüglichen Erhebungen weiter zu flegen und über das Ergebnis sei seinerzeit dem Gemeinderat zu berichten. Herr G.=R. Aigner schildert die Entwicklung der Ar beitsvermittlungsstelle des Gewerbegenossenschaftsverbandes von den ersten Anfängen bis heute Im Jahre 1907 seien sämtliche Genossenschaften aufge¬ sordert worden, Arbeitsvermittlungsstellen zu gründen. Daß jede Genossenschaft eine eigene Arbeitsvermittlungsstelle gründe, sei in Steyr undurchführbar gewesen und deshalb sei man daran gegangen, eine allgemeine Arbeitsvermittlungsstelle für all Genossenschaften in Steyr zu gründen Herr Gruber, der damals das „Kranzwirt“=Haus auf dem Grünmarkt in Pacht hatte, habe sich um diese Stelle ange¬ nommen und habe seine Arbeit und Mühe im ersten Jahre janz gratis zur Verfügung gestellt, weil die Frequenz damals gering war; seither habe Gruber für die Besorgung der Arbeits¬ vermittlung jährlich 150 K vom Genossenschaftsverband erhalten. Eine derartige Frequenz wie im heurigen Jahre sei aber bei der Arbeitsvermittlungsstelle des Genossenschaftsverbandes och nie zu verzeichnen gewesen. Ueber 4000 Arbeiter hätten Arbeit gesucht. Eine solche Frequenz nehme den Leiter der Arbeitsvermittlung nahezu den ganzen Tag in Anspruch und behindere ihn in seiner Geschäftstätigkeit. Jemand anderer, als Herr Gruber, wäre überhaupt gar nicht in der Lage, das zu leisten. Da aber für weiterhin die Durchführung der Arbeitsver¬ mittlung gegen bloß 150 K jährlicher Entschädigung unmöglich ei, sei der Leiter der Arbeitsvermittlung um eine Erhöhung dieses Betrages an den Genossenschaftsverband herangetreten Der Genossenschaftsverband sei leider finanziell nicht in der Lage, dem gestellten Ansuchen entsprechen zu können und daher habe der Verbandsausschuß beschlossen, an den Gemeinde¬ rat um die Bewilligung einer Subvention heranzutreten Er bitte, die nachgesuchte Subvention zu bewilligen. Dann verweist noch Herr G.=R. Dantlgraber in einigen Worten darauf, daß die Arbeitsvermittlung des Ge¬ nossenschaftsverbandes lange nicht das erreiche, was sie erreichen olle. Auch er sei nicht gegen die Bewilligung der nachgesuchten Subvention; er sei nur gegen den Wert der heute bestehenden Arbeitsvermittlung, weil sie gewiß nicht dazu ausreicht, un dem Zwecke einer Stadt mit eigenem Statute zu entsprechen. Deshalb unterstütze er wärmstens den Zusatzantrag des Herrn G.=R. Wokral. Bei der darauf vorgenommenen Abstimmung wird der Sektionsantrag, dahingehend, es werde dem Genossenschaftsver¬ bande eine Subvention von 150 K pro 1914 bewilligt, ein¬ timmig angenommen; auch der vorstehende Zusatzantrag des Herrn G.=R. Wokral wird mit Stimmenmehrheit zum Beschlusse erhoben. — Z. 8745. II. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. Huber jun. Josef Vor Erledigung der Tagesordnung der III. Sektion bringt der Herr Referent folgenden Dringlichkeitsantrag ein: Zustimmung des Gemeinderates zu der Protokolls¬ verfassung anläßlich der Kommission bei der k. k. Fach¬ schule in Steyr am 18. März 1914 Der Herr Referent betont, es sei im Interesse der Schule und der Gemeinde gelegen, daß das Gesuch so rasch als möglich an das Ministerium gelange. Damit sei die Dringlich keit begründet Durch Beschluß des Gemeinderates wird darauf die Dring¬ lichkeit als begründet anerkannt. Zur Sache führt der Herr Referent aus Bereits in der Oktobersitzung habe sich der Gemeinderat mit einer Eingabe der Direktion der k. k. Fachschule und Ver¬ suchsanstalt, daß die räumlichen Verhältnisse für das nächste Schuljahr unzulänglich sind, beschäftigt Die Sektion wünscht, daß der Ausbau der Fachschule in großzügiger Weise durchgeführt werden solle. Es wurde eine Eingabe an das k. k. Arbeitsministerium verfaßt und in Konsequenz dessen wurde über Auftrag der k. k. oberösterr. Statthalterei eine Kommission angeordnet, welche für 18. März anberaumt wurde und über zwei Tage dauerte. Darüber wurde ein längeres Protokoll aufgenommen. Der Herr Referent erklärt, daß er nicht das ganze Pro¬ okoll verlesen, sondern nur vorbringen wolle, welche Erklärung eitens der Vertreter der Stadtgemeinde abgegeben worden ist ind welche jetzt seitens des Gemeinderates anzunehmen wäre. „Die Vertreter der Stadt Steyr erklären unter Aufrecht¬ haltung des vom Gemeinderate eingenommenen Standpunktes und vorbehaltlich der Genehmigung des Gemeinderates, daß in Falle eines Adaptierungs= beziehungsweise Erweiterungsbaues die Stadtgemeinde Steyr einen Beitrag bis zur Höhe von 10% der im Protokolle festgestellten Bausumme von rund 130.000 A übernehmen würde. Mehr könnte die Stadt mit Rücksicht auf ihre finanzielle Lage und in Anbetracht des Umstandes, daß ein derartiger Bau keine vollständige Abhilfe der im Protokolle geschilderten Uebel¬ mit sich bringt, nicht leisten. tände Es würde sich nach Ansicht der Vertreter der Stadt Steyr empfehlen, durch einen Neubau diese Frage vollständig und für die Zukunft zu lösen. kachdem Steyr der Zentralpunkt der innerösterreichischen Eisenindustrie ist, würde eine solche günstige Unterrichtsmöglich¬ eiten bietende neue Schule zweifellos einen bedeutenden Auf¬ hwung nehmen, was nur im Interesse der Industrie, des Staates, des Landes und der Stadt gelegen wäre Unter Würdigung dieser Umstände würde sich die Stadt gemeinde im Falle eines vollständigen Neubaues durch den Staat n anderer Stelle der Stadt auch zu größeren Opfern, insbe¬ sondere auch in der Grundfrage, bereit erklären. Die Vertreter der Stadtgemeinde Steyr erklären vorbe¬ haltlich der Genehmigung des Gemeinderates noch weiter, daß die Stadtgemeinde bereit wäre, die Mittel für den Neubau dieser Schule zu beschaffen und den Bau auf eigene Rechnung durch¬ zuführen, falls der Staat eine entsprechende jährliche Entschädi¬ gung zusichert.“ Die Sektion stellt auf Grund dessen folgenden Antrag: „Der löbliche Gemeinderat erklärt sich mit den bei der am 18. März 1914 stattgehabten kommissionellen Erhebung über ie räumliche Unzulänglichkeit der k. k. Fachschule und Versuchs¬ nstalt in Steyr seitens der Gemeindevertreter zu Protokoll ge¬ jebenen Vorschlägen behufs Um= bezw. Neubau und den hiefür n Aussicht gestellten geldlichen Leistungen einverstanden Als Vertreter für erforderliche weitere Verhandlungen werden, gegen fallweise Berichterstattung an den Gemeinderat die Herren: Bürgermeister Gschaider, Vizebürgermeister Fendt ie Herren Obmänner der vier Sektionen Dr. Harant, Kirch¬ erger, Huber, Langoth und Herr G.=R. Tribrunner bestimmt. Herr G.=R. Prof. Erb erklärt, daß ihm das Wort „Ent¬ schädigung“ im Protokolle nicht gefalle; es solle statt des Wortes „Entschädigung“ direkt gesagt werden wenn der Staat einen fortlaufenden entsprechenden „. jährlichen Beitrag zur Verzinsung, Amortisation, sowie zur Er¬ altung des Gebäudes leistet.“ der Staat habe die Gepflogenheit, selbständig auf einmal ein Gebäude zu bauen, weil das für ihn budgetmäßig schwer ällt. Wenn man ihm aber die Möglichkeit gibt — was zwar teurer kommt — jährlich etwas zu zahlen, so sei viel eher etwas u erreichen, als auf jede andere Weise. Das Wort „Entschädigung“ komme ihm (Redner) gefähr¬ lich vor, da es etwas minderwertig sei. Er stelle daher den Antrag, statt des Wortes „Entschädi¬ gung“ die vorerwähnte Fassung zu setzen. err G.=R. Kirchberger erklärt, daß die Vertreter der Stadtgemeinde seinerzeit mit diesem Worte „Entschädigung“ genau dasselbe, wie Herr G.=R. Prof. Erb, gemeint haben; sie ätten sich nur die nähere Definierung dieses Wortes „Ent¬ chädigung“ auf die mit dem Ministerium zu pflegenden Ver¬ handlungen aufgespart. Auch der Herr Referent G.=R. Huber ist damit einver¬ standen, daß das Wort „Entschädigung“ im Sinne des Vor¬ schlages des Herrn Prof. Erb besser definiert werde Der Herr Bürgermeister erklärt, daß diese Aende¬ rung im Protokolle vom 18. März ohne weiteres vorgenommen werden könne, da ja die Vertreter der Stadtgemeinde ihre Er¬ lärung damals „vorbehaltlich der Genehmigung des Gemeinde¬ rates“ abgegeben haben; jetzt erteile der Gemeinderat eben dieser Fassung die Genehmigung Unter Zustimmung zu der durch Herrn G.=R. Prof. Erk beantragten Protokollsabänderung wird hierauf der Sektions¬ antrag einstimmig angenommen. — Z. 9133. 9. Kostenvoranschlag für die Herstellung einer Wasserleitung zum neuen Arbeiterwohnhause, somie Sicherstellung des hiefür nötigen Grundes. Der Herr Referent führt aus: Seinerzeit wurde von Seite der Waffenfabrik die Zusiche rung gegeben, für das Arbeiterwohnhaus in der Haratzmüller¬ straße das nötige Wasser zur Verfügung zu stellen. Es wurde eine Kommission abgehalten, die einzuschlagende Rohrleitungs¬
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