Ratsprotokoll vom 28. November 1913

Der Herr Referent erwidert, daß die Sache doch nicht so liege, wie sich Herr G.=R. Wokral geäußert habe, denn die Erkundigungen, die diesbezüglich eingezogen wurden, seien ver¬ läßliche. Zur Richtschnur teile er mit, daß die Schulküche wieder anders geführt wird als ein Kochkurs. Mit der Schulküche ist der Haushaltungsunterricht, der mit Bügeln, Einkauf von Waren, Kenneulernen der Fleischsorten 2c. Hand in Hand geht, in inniger Verbindung. Was den Antrag auf Vertagung anbelangt, so halte er dies nicht für gut, weil man trotz der in Wels einge¬ zogenen Erkundigungen genau so wenig über den Erfolg der Schulküche orientiert sein wird, als was man jetzt hier vorliegen habe. Sehr begrüße er jedoch die Anregung des Herrn G.=R. Gründler. Er bittet, den Sektionsantrag anzunehmen. Es wird hierauf über den Gegenantrag des Herrn G.-R. Wokral abgestimmt. Derselbe wird abgelehnt, worauf der Sektions¬ antrag mit Majorität angenommen wird. — Z. 5755/13. Nach Schluß der Tagesordnung äußert sich Herr G.=R. Hofer, daß man in Steyr sehr die Einrichtung eines ärzt¬ lichen Inspektionsdienstes vermisse. Er bittet den Herrn Vor¬ sitzenden, bei der Aerztevereinigung anzusuchen, daß ein Arzt an Sonn= und Feiertagen von 2 Uhr nachmittags bis 8 Uhr abends Dienst hält und dies dann in den Zeitungen ver¬ öffentlicht werde. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß er gerne bereit sei, dies der Aerztevereinigung als Wunsch der Stadtgemeinde mitzuteilen. Herr G.=R. Wokral bemerkt, daß eine Reihe von Ar¬ beitern, welche an der Strecke St. Valentin—Linz wohnen, an die Staatsbahndirektion das Ersuchen gerichtet habe, einen täglich verkehrenden Arbeiterzug nach St. Valentin einzuführen. Nun wird diesbezüglich vorerst bei der Stadtgemeinde und Waffen¬ abrik Erkundigung eingezogen, ob ein Bedürfnis hiefür vor¬ handen ist. Er richtet deshalb an den Herrn Bürgermeister das Ersuchen, diese Eingabe zu befürworten. Der Herr Bürgermeister erklärt, daß er stets gerne bereit sei, derartige Aktionen zu befürworten. Herr G.=R. Mitter wünscht, daß die Kegelprielstraße beschottert werde, nachdem sich dieselbe schon in sehr schlechtem Zustande befinde. — Weiters spricht er den Wunsch aus, es möge den Bosniaken der Messerverkauf für das Stadtgebiet ein¬ gestellt werden, da immer Messerstechereien vorkommen und auch der letzte Mord in Steyr mit einem solchen Instrument vollführt worden ist. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß er dem städt. Banamte einen Auftrag zur Verbesserung der Kegelprielstraße geben werde. Bezüglich der zweiten Anregung glaube er, daß dies nicht so leicht durchführbar sei, jedoch werde er sich der Sache annehmen. Herr G.=R. Dautlgraber richtet an den Herrn Bürgermeisier eine Anfrage in Angelegenheit der Wahlreform¬ frage und polemisiert gegen den Herrn Bürgermeister, daß er nicht früher eine außerordentliche Sitzung einberufen habe. Ebenso spricht Herr G.=R. Wokral zu diesem Gegenstand. Herr Bürgermeister erwidert, daß er nicht in der Lage war eine Sitzung einzuberufen, nachdem die geführten Ausgleichsverhandlungen in Linz als vertraulich galten. Jedoch sei bereits für kommenden Mittwoch eine außerordentliche Sitzung mit der Tagesordnung „Die Gemeinderatswahlreform der Stadt Steyr“ einberusen worden. Herr G.=R. Wokral bemerkt, es habe in letzter Zeit ge¬ heißen, daß bei den Fleischpreisen wenigstens teilweise eine Er¬ mäßigung stattgefunden habe. Bis jetzt sei aber von einer solchen Ermäßigung nichts zu spüren und bittet er daher den Herrn Vorsitzenden, mit der Fleischhauer=Genossenschaft in Verbindung zu treten, damit eine Preisermäßigung eintritt. Der Herr Bürgermeister erwidert, daß ja die Fleisch¬ hauer um 10 k per Kilogramm im Preise heruntergegangen sind. Im Uebrigen werde es aber nicht schaden, dieselben zu ersuchen, daß sie eine weitere Preisermäßigung eintreten lassen. Herr G. R. Langoth bespricht die Verkehrs=Verhältnisse auf der Strecke St. Valentin—Steyr an Samstagen, Sonn und Feiertagen. Wer an diesen Tagen auf dieser Strecke reist, der wird sehen, daß die Waggons stets überfüllt sind, nachdem in der 1. bis 3. Klasse viel zu wenig Sitzplätze vorhanden sind. Abgesehen davon, daß die schlechtesten Waggons genommen werden, sei eine Beleuchtung in denselben, die direkt eine vor¬ intflutliche genannt werden müsse und die es nicht einmal ge¬ tattet, seinen Nachbar zu erkennen. Außerdem seien die Waggons nie geheizt. Wenn schon die Reisenden dieser Strecke sehr zu bedauern sind, so ergehe es den Kondukteuren noch viel schlimmer, denn diese haben den Unmut der Reisenden zu ertragen, die aber doch für diese Zustände nicht verantwortlich gemacht werden können. Redner bittet den Herrn Vorsitzenden, an maßgebenden Stellen diese Zustände bekanntzugeben und dahin zu wirken, daß hier Abhilfe geschaffen werde. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß er bei seinem letzten Besuche in Linz bei der Staatsbahndirektion alle diese Zustände auf der Strecke St. Valentin—Steyr ausführlich ge¬ schildert habe. Man habe ihm hierauf erklärt, daß zur Abhilfe dieser Zustände das möglichste geschehen wird. Herr G.=R. Tribrunner weist auf die letzte Mordtat in Steyr hin, wo der Mangel eines Polizeihundes sehr schwer empfunden worden sei. Er bittet den Herrn Vorsitzenden, daß eine solche Einführung in Steyr getroffen werde. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß er selbstverständlich nichts dagegen habe, wenn man sich mit einer solchen Frage befasse. Aber so viel ihm bekannt sei, haben die meisten derartigen Einführungen ihren Zweck versagt. Herr G.=R. Kirchberger macht auf den Uebelstand im hiesigen Spitale aufmerksam, daß der Assistentsarzt, wenn er von seiner Wohnung gerufen wird, immer den Weg ins Spital über die öffentliche Straße nehmen, dann erst, nachdem die Ein¬ gangstüre speziell zur Nachtzeit abgesperrt ist, läuten, daher einige Zeit warten und überdies wenn schlechtes Wetter ist, sich noch vollständig wie zum Ausgehen ankleiden müsse, so daß hiedurch eine unnötige Verzögerung eintritt, was insbesondere, wenn rascheste Hilfe zur Stelle sein soll, von schweren Folgen für die Kranken begleitet sein kann. Wie ihm bekannt sei, besteht im Innern des Gebäudes im 1. Stock ein Verbindungsgang und zwar dort wo sich die Wohnung des Spitalsseelsorgers befindet. Diese Stiege sei jedoch immer abgesperrt. Er bitte deshalb den Herrn Vorsitzenden im Interesse der Kranken sowie des Arztes selbst, daß diese Stiege nicht gesperrt wird, damit der Arzt dort auf kürzere und leichtere Art seinen Weg ins Spital nehmen könne. Weiters bittet Redner den Herrn Vorsitzenden noch, daß auch im Spitale eine Nebentelephonstelle für die Dienstwohnung des Assistentsarztes Dr. Zottl angebracht werde, da es demselben bis jetzt nicht möglich sei, mit Aurufern zu verkehren, ohne wiederum den Weg über die öffentliche Straße ins Spital nehmen zu müssen. Die Anbringung einer solchen Nebenstation sei auch im öffentlichen Interesse sehr gelegen. Der Herr Vorsitzende erwidert, er werde sich er¬ kundigen, ob es möglich sei, einen Schlüssel zu diesem Stiegen¬ gitter zu bekommen, denn es könne auch eventuell ein Vertrag existieren, nach welchem es anderen Personen außer dem Seel¬ orger nicht gestattet ist, dort den Weg ins Spital zu nehmen. — Bezüglich einer Telephonnebenstelle in der Dienstwohnung des Assistentsarztes wird sich das gewiß leicht durchführen lassen. Hierauf Schluß der öffentlichen Sitzung um ½5 Uhr nachmittags. In der hierauf folgenden vertraulichen Sitzung wird die ausgeschriebene Konzeptspraktikantenstelle dem Bewerber Alfred Edelmayer, absolvierter Hörer der Rechte, Salzburg, ver¬ liehen. — In den Heimatsverband Steyr nach § 2 der Gesetz¬ novelle vom 5. Dez. 1896, R.=G.=Bl. Nr. 222, werden aufge¬ nommen: Rosina Brummbauer, Johann Christlbauer samt Frau, Leopold Gottsmann samt Frau und 3 Kinder, Franz Grabmer samt Frau und 3 Kinder, Josef Hallemoschnig, Eduard Haubelt samt Frau und 2 Kinder, Josef Hölblinger samt Frau, Anton Mayer samt Frau, Johann Mikota, Johann Reßler samt Frau und 5 Kinder, August Steffelbauer samt Frau und Robert Stengel.

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