Ratsprotokoll vom 24. Oktober 1913

Die Herren Gemeinderäte Dantlgraber und Aigner unterstützen diesen Antrag. Speziell Herr G.=R. Dantlgraber hebt hervor, daß die Umgestaltung der Fachschule auch im In¬ teresse der Arbeiterschaft gelegen ist, welche sich fortbilden will Herr G.=R. Langoth ist ebenfalls für eine möglichst rasche Lösung dieser Frage, nachdem in nächster Zeit wahrschein¬ lich noch mehrere solcher Angelegenheiten zur Behandlung kommen müssen. Der Antrag der Sektion gelangt hierauf zur einstimmigen Annahme. — Z. 28.601/13 2. Eingabe der Vereinigung Heimutschutz in Steyr betreffend Bauberatungen. Dieselbe lautet: Steyr, am 7. Oktober 1913. An die geehrte Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr. Die gefertigte Vereinigung Heimatschutz in Steyr gestattet sich im Folgenden eine sehr geehrte Gemeinde=Vorstehung auf nachstehende Tatsachen hinzuweisen: Die im Sommer des ver¬ jangenen Jahres hier abgehaltene Heimatschutzausstellung hat der Stadt Steyr neben einem ideellen gewiß auch einen nicht zu unterschätzenden materiellen Nutzen gebracht, sie hat aber den anderwärts bezüglich unserer Stadt schon lange erkannten Vor¬ teil und die Wichtigkeit der Erhaltung der baulichen Eigenart einerseits und die Anpassung der Neubauten andererseits auch deutlich aufgezeigt. In der letzteren Hinsicht hat gerade die heurige internationale Baufachausstellung in Leipzig den Wert und die Wichtigkeit der sogenannten Bauberatung bewiesen. Bei allen Landesverbänden für Heimatschutz bestehen derartige Bau¬ beratungsstellen, eine Reichsenquete unter Leitung des Arbeits¬ ministeriums wird sich in Kürze mit dieser Frage und der Aus¬ estaltung der Bauberatung zu befassen haben, große und kleine Orte nehmen dankbar diese Beratung in Anspruch, weil sie wissen, daß ihnen das volle Recht der freien Entschließung ge¬ wahrt bleibt und sie ohne Mehrkosten einen den modernen künstlerischen Anforderungen entsprechenden Bauplan für ihre Neu=, Umbauten und Restaurierungen erhalten Die bei der gefertigten Vereinigung seit deren Bestand in Aktion sich befindliche Bauberatung ist schon sehr oft von privaten Bauherren und auch Baumeistern bezw. Maurermeistern in An¬ spruch genommen worden. Sie steht mit mehreren namhaften Architekten in ständiger Verbindung, die sie auch zu ihren Mit¬ liedern zählt. Sie ist daher in der Lage, die Bauberatung sicher und zur Zufriedenheit des Bauherrn und auch des Kunst¬ verständigen durchzuführen. Eine ganze Anzahl von Neu= und Umbauten in Steyr sprechen dafür, wenngleich die Vereinigung auch betonen muß, daß manches an denselben eben nicht ganz den Intentionen des planenden Architekten gemäß durchgeführt wurde, was eben häufig mit der durch die räumliche Entfernung bedingte Unmöglichkeit der Bauaussicht zusammenhängt. Immer¬ hin muß anerkannt werden, daß das Neugeschaffene sich nicht schlecht in den Rahmen der alten Stadt einfügt und daß es in edem einzelnen Falle ungleich besser ist, als die ursprüngliche Projektierung es versprach. Nach dem Ausgeführten muß es aber die gefertigte Ver¬ einigung umso unangenehmer berühren, daß die löbliche Stadt¬ gemeinde=Vorstehung bisher noch nie von der bei der Vereini gung Heimatschutz bestehenden Bauberatung Gebrauch gemacht hat, auch jetzt nicht, wo eine ganze Zahl von Neu= und Um¬ auten von seiten der Gemeinde in Ausführung gegeben werden Dies umso mehr, als doch seinerzeit von seiten der Gemeinde elber ein derartiges Versprechen gegeben wurde, die Pläne von Neu= und Umbauen zur Begutachtung vorlegen zu wollen. Dies wäre in Vergleich zu anderen Orten in Steyr doppelt wichtig veil hier nur allzulange auch bei öffentlichen Bauten gegen den guten Geschmack gesündigt worden war und nur allzu leicht dem Stadtbilde unverbesserlicher Schaden zugefügt werden könnte Darum gestattet sich die höflichst unterzeichnete Vereini¬ gung, mit diesem neuerdings auf ihre Bauberatungsstelle auf¬ merksam zu machen und zu ersuchen, derselben eventuelle Pläne von Neu= und Umbauten zur Begutachtung vorlegen zu wollen, wie dies anderwärts von namhaften Stadtvertretungen geschieht. Sie betont, daß durch diesen Vorgang niemand in seinen Rechten verletzt werde, daß am wenigsten die Gemeinde=Vorstehung elber in ihrer Beschlußfreiheit eine Einschränkung erfahren solle Sie wird in diesen Fällen, wie sie es wiederholt bei privaten Ansuchen dieser Art war, bestrebt sein, unter voller Berück¬ sichtigung der für die Banausführung zu Gebote stehenden Mittel, inter Beibehaltung der gegebenen Grundrißform und anderer Bedingungen eine den Anforderungen modernen Heimatschutzes und Städtebaues entsprechende Fassadierung zu liefern und dies mit aller möglichen Beschleunigung Indem die gefertigte Vereinigung diese Gedanken dem löblichen Gemeinderate zur gütigen Beratung und Beschluß assung vorlegt, zeichnet in ergebenster Hochachtung Für die Vereinigung Heimatschutz in Steyr: (Folgen die Unterschriften.) Hierüber wird beantragt: Der Gemeinderat spricht mit Bezug auf die vorliegende Eingabe des Vereines Heimatschutz die Geneigtheit aus, sich bei den Bauten der Gemeinde nach Tunlichkeit der Bauberatung des Vereines zu bedienen, ohne hiebei sich seines freien Entscheidungs¬ rechtes zu begeben. Bei Privatbauten wird der Verein wohl meist selbst in der Lage sein, beim betreffenden Bauherrn zu intervenieren. Einstimmig angenommen. —. Z. 28.674/13. 13. Vergebung der Wirtschaftsfuhren pro 1914 Hierüber wird beantragt: Der löbl. Gemeinderat beschließe die Vergebung der städt. Wirtschaftsfuhren für das Jahr 1914 um die angebotene Ver¬ jütung von 14 K pro Tag für ein Paar Pferde an Herrn Karl Viertl in Steyr. err G.=R. Haidenthaller ist der Ansicht, daß die Stadtgemeinde so wie in anderen Städten ihre Wirtschaftsfuhren in eigene Regie übernehmen solle. — Er stellt deshalb folgenden Zusatzantrag: Der löbl. Gemeinderät möge beschließen, es werde die III. Sektion mit dem Studium betreffend Uebernahme der städt. Wirtschaftsfuhren in eigene Regie betraut. Herr G.=R. Kirchberger bemerkt hiezu, daß diese An¬ regung großer Ueberlegung bedarf. Mit einem Paar Pferde ist der Sache nicht gedient. Die Anschaffungskosten für mehrere Pferde und der notwendigen Betriebsmittel seien sehr hohe, hiezu kommen noch die Kosten für Erhaltung und Wartung über welche die Herren vielleicht nicht vollständig orientiert seien Gegen ein Studium dieser Frage habe er jedoch selbstverständlich nichts einzuwenden. Herr G.=R. Ortler schließt sich der Auregung des Herrn G.=R. Haidenthaller an und meint, es werde gewiß nicht schaden wenn die Gemeinde die Sache selbst in die Hand nehme, un hiedurch in Hinkunft auf die Fuhrwerksbesitzer besser einwirken zu können Bei der sodann folgenden Abstimmung wird der Sektions¬ intrag und der Zusatzantrag des Herrn G.=R. Haidenthaller an¬ genommen. — Z. 30.111/13. 14. Eingabe der Vereinigung Heimatschutz in Steyr um Erlassung des Mietzinses für den ebenerdigen Raum m Innerberger=Stadel. Sektionsantrag: Der löbl. Gemeinderat beschließe, der Vereinigung Heimat¬ schutz den bisher für den rechtsseitigen ebenerdigen Raum im Innerberger=Stadel gezahlten Mietzins von 100 K in Anbe¬ tracht der Verwendung dieses Lokales für Museumszwecke zu erlassen Nach Antrag. — Z. 28.675/13. IV Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. Josef Langoth. 15. Verleihung“ eines Schiefermahr'schen Stipen¬ diums. Ueber Antrag der Sektion wird das erledigte Zäzilic Schiefermayr'sche Stipendium von jährlich 100 K dem Schüler er V. Klasse an der Staatsoberrealschule Kamillo Großauer verliehen. — Z. 28.196/13. 12 Nach Schluß der Tagesordnung bittet Herr G.=R. Haiden¬ thaller dahin zu wirken, daß im Stadtteile Steyrdorf ein Arzt seine Praxis eröffne, nachdem sich der Mangel eines solchen in den Stadtteilen Steyrdorf, Wieserfeld und Aichet infolge der bedeutenden Bevölkerungszunahme dortselbst stark fühlbar macht Herr G.=R. Dautlgraber erklärt, er habe als Kranken¬ kasseobmann die Erfahrung, daß ein derartiger Wunsch nicht leicht durchführbar ist, nachdem jeder der Herren Aerzte trachtet, in der Stadt zu wohnen. Der Herr Vorsitzende bemerkt, er werde an der Aerzteverband mit dem Ersuchen herantreten, daß in Steyrdork ein Arzt Wohnung nimmt. err G.=R. Wokral nimmt Bezug auf das vor kurzem erausgegebene Verbot des Ausschankes von Schnaps in den Kantinen am Waffenfabriksneubau und meint, daß dieses Ver¬ ot auf größere Gebietsteile in Ennsdorf und für gewisse Zeiter rweitert werden solle, nachdem infolge Schnapsgenusses dort¬ selbst Zustände herrschen, die einer gründlichen Remedur bedürfen Der Herr Vorsitzende erwidert, daß sich diese Sache wvohl schwer durchführen lassen wird, nachdem die Kleinver hleißer nicht der Genossenschaft der Gast= und Schankgewerd ngehören. Er mache aber dem Herrn Vorredner den Vorschlag n den öfter stattfindenden Versammlungen der Arbeiter der Waffenfabriksneubaues nicht nur über Lohnfragen zu verhandeln sondern auch durch Reden auf die Schädlichkeit des Schnaps genusses hinzuweisen. derr G.=R. Dautlgraber stellt an den Herrn Vor¬ sitzenden die Anfrage, ob sich die hiesigen Fleischhauer noch nicht dazu bequemen wollen, das Fleisch billiger zu geben, nachdem a die Viehpreise bereits niedriger geworden sind und auch “ Linzer Fleischhauer schon mit den Fleischpreisen herunter gegangen sind. 0 Der Herr Vorsitzende erwidert, daß ihm diesbezüglich noch nichts bekannt sei. Im übrigen teilt er mit, daß ihm priva¬ on einer gegenteiligen Aeußerung eines Stehrer Fleischhauer¬ Mitteilung zugekommen sei.

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