Ratsprotokoll vom 24. Oktober 1913

2 angemeldet haben, dieses Telephon nicht erhalten können. Er habe darauf hingewiesen, daß immer zu wenig Apparate vor¬ rätig seien und daß gerade in Steyr unter den jetzigen Ver¬ ältnissen der Telephon dringend nötig sei. Weiters habe er vorgeschlagen, daß die interurbaue Sprech¬ möglichkeit von Steyr weiter ausgedehnt werde, nachdem ins¬ besondere nach Deutschland jede Ausdehnung fehlt. Er habe ge¬ beten, daß Stuttgart, Nürnberg, Berlin, sowie die innerhalb dieses Umkreises befindlichen Orte nach Steyr angeschlossen werden. Der Herr Hofrat habe zugesagt, daß er sich diesbezüglich mnit den kompetenten reichsdeutschen und österreichischen Stellen ns Einvernehmen setzen werde. Ferners berichtet Redner: Für das Nachttelephon sind im Ganzen für zweijährige Dauer 1550 K jährlich gezeichnet worden. Es ist dies über die älfte des erforderlichen Betrages und hoffe er, daß auf Grund dieser starken Anteilnahme an der Zeichnung, sowie durch das in den Tag gelegte Interesse das Nachttelephon ehestens zur Tat werde. Weiters könne er mitteilen, daß von Seite des k. k. Kriegs¬ ministeriums eine Zuschrift anhergelangt sei, worin mitgeteilt vird, daß die Materialverwaltung des hiesigen Artillerie=Regi¬ ments so wie bisher in Steyr verbleiben wird Redner bittet, diese Mitteilungen zur Kenntnis zu nehmen. Der Herr Bürgermeister gibt hierauf bekannt, daß hm von Seite des Herrn G.=R. Denkmayr folgender Dringlichkeits=Antrag zugekommen sei: Dringlichkeits=Antrag betressend den Neubau des Staatsbahnhofes in Steyr. Schon im vorigen Jahre wurde durch einen Dringlichkeits¬ Antrag auf die krassen Zustände am Staatsbahnhofe in Steyr ingewiesen und ein Neubau verlang swurden damals seitens der Eisenbahnbehörde sämtliche Uebelstände in Abrede gestellt, die aber jetzt derart angewachser ind, daß sie mit größter Anstrengung nicht mehr bewältig verden können. Die Frachtenmagazine sind derart überfüllt, daß die Fracht¬ güter tagelang nicht ausgeladen werden können. Wägen, die iach Steyr dirigiert sind, müssen in St. Valentin zurückgehalten werden, weil in Steyr auf den vollbesetzten Geleisen kein Platz ist. Es kommt vor, daß Waggons, die schon auf unserem Bahn¬ hofe stehen, wieder zurück in die Station Ramingdorf müssen und dort bleiben, bis die dringendsten Wägen in Steyr Platz inden. Daß durch diese unhaltbaren Zustände die hiesige Ge¬ chäftswelt oft großen Schaden leidet, ungeduldig wird und sich mit Versprechen nicht mehr zufrieden geben kann, wenn nicht dringende Abhilfe geschaffen wird, ist klar, da oft Waren dabe ind, die dem Verderben unterliegen oder vertragsmäßig über¬ nommene Arbeiten nicht zur festgesetzten Zeit geleistet werden können u s. w. Das Aufnahmsgebäude ist für die hiesigen Verhältnisse nicht mehr ausreichend und in einem Bauzustande, daß es für Steyr eine Schande ist, die Bureaus in denselben sehr mangel¬ haft, die Klosetts sanitätswidrig, die Geleiseanlage viel zu klein Aus allen diesen erwähnten Mängeln geht hervor, daß die Stationsanlage für die Verkehrsverhältnisse in Steyr nicht mehr entspricht, daher ich mir folgenden Antrag zu stellen erlaube: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, es sei an das k. k. Eisenbahn=Ministerium neuerdings mit der Bitte heranzu¬ treten, die gesamte Stationsanlage in Steyr einer kommissionellen Besichtigung zu unterziehen und die notwendigen Verfügungen zu tressen, um diesen unhaltbaren Zuständen ehestens ein Ende zu machen. Herr Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Julius Gschaider, sowie Herr Reichsratsabgeordneter k. k. Professon Leopold Erb werden ersucht, in dieser Angelegenheit an kompe¬ tenter Stelle vorzusprechen. Steyr, den 24. Oktober 1913. Der Herr Antragsteller begründet die Dringlichkeit eines Antrages, welche einstimmig angenommen wird Er nimmt hierauf zum Antrage selbst noch Stellung, welchem sich auch Herr G.=R. Hofer namens des Handels gremiums anschließt und denselben zur Annahme empfiehlt Herr Bürgermeister teilt mit, daß man sich in dieser Sache gewiß schärfstens zur Wehre setzen wird und werde er sich auch über den Stand des Rahmenprojektes für einen neuen Staatsbahnhof in Steyr erkundigen. Daß dasselbe in Arbeit ist, sei ihm bereits mitgeteilt worden. Es wird hierauf über den eingebrachten Antrag abgestimmt und derselbe einstimmig angenommen. — Z. 30542/13. Ferners sind noch folgende Anträge überreicht worden: Löbl. Gemeinderat! Geehrter Herr Bürgermeister Die Wohnungsnot in Steyr nimmt, je mehr der Winter herannaht, immer krassere Formen an. Der Gemeinderat hat mit dem Beschluß, ein Wohnhaus zu bauen, prinzipiell die Ver¬ pflichtung der Stadtgemeinde anerkannt, sich um das Wohnungs¬ wesen zu bekümmern und für Wohngelegenheit vorzusorgen Das vom Gemeinderate zu erbauen beschlossene Haus wirk erst im Sommer oder Herbst nächsten Jahres beziehbar sein, während die Wohnungsnot eine sofortige Abhilfe erheischt. In den zirka 1000 Wohnhäusern sind vom 1. Jänner bis 20. Oktober nicht weniger als 480 Parteien gerichtlich gekündigt und 41 Parteien delogiert. Es entfallen somit durchschnittlic per Monat 48 Kündigungen und 4 Delogierungen. Diese Ziffern geben ein erschreckendes Bild unserer Woh¬ nungsmisere. Der Gefertigte stellt somit den Antrag: Der Gemeinderat wolle beschließen: Zur momentanen Linderung der Wohnungsnot werden heizbare Wohnbaracken gebaut. J. Wokral. Wird der III. Sektion zur weiteren Behandlung zuge¬ — wiesen. Z. 30.543/13. Löbl. Gemeinderat! Geehrter Herr Bürgermeister! Die Teuerung der Lebensmittel, welche früher vielfach für eine binnen Kürze vorübergehende Erscheinung erklärt wurde hält ungemindert an und eine Besserung ist noch lange nicht zu erwarten Da es unstreitbar zu der Aufgabe einer gut und modern eleiteten Gemeindeverwaltung gehört, für reichliche Versorgung der Stadt mit billigen und guten Lebensmitteln zu sorgen, die Stadtgemeinde Steyr jedoch bisher dieser Aufgabe in keiner insicht gerecht wurde, stellt Gefertigter folgenden Antrag: Der Gemeinderat wolle beschließen: zum Zwecke einer besseren Approvisionierung der Stadt Steyr ist nach dem Muster der Stadt Graz ein „städtisches Uebernahmsamt für Lebensmittel“ zu errichten. Dasselbe soll sämtliche Erzeugnisse der Landwirtschaft, in¬ soferne sie als Lebens= und Genußmittel bezeichnet werden, mit Ausschluß des verteuernden Zwischenhandels direkt und zum Selbstkostenpreis an die Konsumenten abgeben. zur Errichtung dieses Unternehmens ist in das nächst¬ ährige Budget ein entsprechend hoher Betrag einzustellen. J. Wokral. Wird dem Approvisionierungs=Ausschuß zum weiteren Studium vorgelegt. — Z. 30.544/13 Sodann wird zur Erledigung der Tagesordnung geschritten. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R Dr. Karl Harant jun 1. Personalangelegenheiten. 2. Vergebung der Stadttierarztensstelle. 3. Ansuchen um Zusicherung der Aufnahme in den Hemeindeverband. 4. Ansuchen um Bürgerrechts=Verleihung. Diese Punkte werden in vertraulicher Sitzung behandelt. 5. Rekurs des Hausbesitzers Roman Leopold be¬ reffend Verweigerung des Benützungskonzenses für den Im= und Aufbau seines Hauses. Hierüber wird beantragt: Roman Leopold hat, wie die Aktenlage ergibt und wie er in dem vorliegenden Rekurse zum Teile selbst zugibt, die Be¬ dingungen der seinerzeitigen Baubewilligung in wesentlichen Punkten nicht eingehalten, sich vielmehr völlig eigenmächtig über diese Bedingungen hinweggesetzt. Die angefochtene Verfügung des Herrn Bürgermeisters erscheint daher im Gesetze begründet und es ergibt sich kein Anlaß, diese Verfügung abzuändern. Die Sektion beantragt deshalb, den vorliegenden Rekurs zurückzu¬ weisen. — Nach Antrag. — Z. 28.896/13 II. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. Fran Kirchberger Liegt vor ein Dringlichkeits=Antrag betreffend ein Ansuchen der Firma Wayß & Freitag, A.=G., und Meinong, Bau=Unternehmung in Steyr, um Pauschalierung der Maut¬ gebühren für ihre Fuhrwerke. Nach Begründung der Dringlichkeit wird von der Sektion folgender Antrag gestellt: Der löbl. Gemeinderat wolle die Pauschalierung der Mauk¬ gebühren für die Firma Waiß & Freitag, A.=G., und Meinong, und zwar um monatlich 200 K für die Dauer der Tätigkeit dieser Firma beim Waffenfabriksneubau gegen ausdrückliche Ver¬ zichtleistung auf eine Rückvergütung der bisher ungebührlich ein¬ gehobenen Mehrgebühren und Abgabe der Erklärung, diese Monatsbeiträge auch tatsächlich für obige Dauer beim hiesigen kasseamte einzuzahlen, bewilligen. Wird angenommen. — Z. 29.505/13. 6. Personalansuchen. Wird vertraulich behandelt

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