Ratsprotokoll vom 25. Oktober 1912

schender Uebelstände nicht in zweckmäßiger Weise durchgeführt werden können Man war daher zur Anschauung gekommen, daß diesen unleidlichen Verhältnissen nur durch Anschaffung einer Schotter brech= und Sortieranlage und einer Dampfstraßenwalze abge holfen werden könne und habe sich die Sektion im Vereine mit dem Herrn Bürgermeister schon längere Zeit mit einem solchen Problem befaßt. Es wurden Erhebungen gepflogen und Offerte bei den betreffenden Firmen, welche sich mit der Erzeugung solcher Maschinen befassen, eingeholt, sowie mit den betreffenden Gemeinden, welche derartige Anlagen besitzen, Aussprache ge¬ pflogen, so zunächst mit Linz und Wels, welche Städte wertvoll Daten zur Verfügung stellten Die III. Sektion habe sich auch mit der II. Sektion bezüglich der Bedeckung der Anschaffungskosten ins Einvernehmen gesetzt wobei man zur Ueberzeugung gelangte, daß es unmöglich sei, einer so bedeutenden Betrag aus den laufenden Einnahmen zu decker oder den noch kleinen Reservefond zu schwächen. Es wurde des¬ halb von der Finanzsektion die Anregung gegeben, den in den nächsten Jahren kaum zur Verwendung kommenden Artillerie¬ aserne =Reserve= Zinsen= und Unkosten= Fonds teilweise dienstbau zu machen, wobei die Rückzahlung an diesen Fond auf fün Jahre vorgesehen ist, so daß dieser Fond bis zu dieser Zeit wieder vollständig auf seine ursprüngliche Höhe gebracht ist. Man könne daher beruhigt die Sache in die Hand nehmen. Der Herr Referent bringt hierauf folgenden Bericht des Herrn Bürgermeisters zur Verlesung: Bericht betreffend die Anschaffung einer Dampfstraßenwalze und einer Schotterbrechanlage Die erhöhte Aufmerksamkeit, welche der Straßenpflege un¬ serer Stadt in den letzten 1½ Jahren zugewendet wurde, ha¬ manche Erfolge gezeitigt. Insbesondere trat in den Hauptverkehrs straßen eine wesentliche Verbesserung der Straßendecke ein. Die gemachten Erfahrungen ergeben, daß eine Straße sich auch mit dem in Steyr vorhandenen, keineswegs erstklassigen Kalkschotte gut und rationell herstellen läßt, wenn die Decke durch Aufwalzen einer entsprechenden Schichte Schlagschotter mit Sandbeimischung hergestellt wird. Je schwerer die hiebei in Verwendung kommende Walze ist, desto besser bindet sich das in Betracht kommende Material. Nun ist aber die Stadt nur im Besitze einer ganz ver ilteten zirka 33 Tonnen schweren Pferdewalze, die den Anfor¬ derungen einer modernen Straßenpflege keineswegs entspricht, da ihre Wirkung eine derart geringe ist, daß bei einer nur halb wegs starken Schotterschicht von einer Bindung keine Rede sein kann. Andererseits stellt sich der Pferdewalzenbetrieb überhaupt als ein langsamer, schwerfälliger und dadurch auch kostspieliger und unrentabler dar. Die Wirkung auch der schwersten Pferde¬ walze wird überdies durch das Aufreißen des aufgeschichteten Schotters durch die schweren Pferde stark beeinträchtigt In allen Städten und Bezirken, in denen eine modern Straßenpflege eingeführt ist, hat man sich daher auch zur An¬ schaffung von Dampfstraßenwalzen entschlossen und hat die besten Erfahrungen damit gemach Eine moderne Dampfstraßenwalze wirkt durch ihr Gewicht durch ihre ruhige stabile Fahrt, ferner durch das Wegfallen des Aufreißens durch Pferde ganz anders, als die beste Pferdewalze Ein Ausbessern kleinerer Straßenstrecken ist mit der Pferdewalze wegen des zeitraubenden Umspannens bezw. Umkehrens nicht gut möglich, während die Dampfwalze vermöge ihrer Fähigkeit, gleic gut nach vor= und rückwärts zu fahren, dies mit Leichtigkeit be orgt. Ebenso versagt die Pferdewalze bei stärkeren Steigungen für welche aber gerade eine gute Walzung zur Verhinderung es Aufreißens durch Regengüsse als Notwendigkeit erscheint Eine Dampfstraßenwalze besorgt auch derartige Walzungen an¬ standslos. Ein weiterer Umstand, der eine geordnete Straßenpflege ein ach unmöglich macht, ist das Unvermögen, eine genügende Menge Schlagschotter erzeugen zu können. Immer schwieriger wird es, auch nur einige Leute zu finden, die sich mit Schotterschlägeln befassen wollen und da ein Mann in den seltensten Fällen mehr als 1 m' pro Tag erzeugen kann, reicht die gewonnene Schlag chottermenge kaum für das Bedürfnis der Hauptverkehrsstraßen aus. Eine gründliche Abhilfe kann hier nur durch Anschaffung einer Schotterbrechanlage, welche 3—4 m2 in der Stunde, also eine achtstündige Arbeitszeit gerechnet, zirka 26 m2 im Tage er¬ zengt, bewirkt werden. Erkundigungen über die Erfahrungen mi Schotterbrechern ergaben außerordeutlich befriedigende Auskünfte. Es wäre also die Anschaffung einer Dampfstraßenwalze und einer durch diese zu betreibenden Schotterbrechanlage ins Auge zu fassen. Die Anschaffungskosten betragen für eine Dampfwalze im für eine transportabli Gewichte von 13 Tonnen K 17.500—. Schötterbrechanlage K 4230——, zusammen K 21.730·— so daß für Nebenanschaffungen — alls noch ein Betrag von K 2270 berücksichtigt wird, mit 24 000 K das Auslangen gefunden werden kann. Derartige Nebenauschaffungen sind die Herstellung einer schützenden Unterkunftshütte für die Dampfwalze und der Schotterbrecher, eines Schutzdaches für den im Betrieb besind lichen Schotterbrecher, ferner für Anschaffung des Uebertragungs riemens und der Holzunterlage für den Schotterbrecher. Zur Betreuung und zum Betriebe der Anlage von der Dampfwalze muß ein Maschinist mit einem beiläufigen Lohne von K 1400•— per Jahr angestellt werden Diesen gewiß sehr hohen Auslagen stehen aber gewichtige Vorteile gegenüber, die aus nachstehender Aufstellung ersehen 5 werden können, wobei bemerkt wird, daß in dieser Aufstellung die Kosten für den Maschinisten und das Bedienungspersonale inbegriffen sind Unter Zugrundelegung einer Schottermenge von 3250 m3 mi welcher der normale Jahresbedarf gedeckt erscheint, stellen sich die Betriebskosten: a) bei bisherigem Betriebe: K 13.000•— 3250 m3 Handschlägelschotter zu K 4·— 3.380•— 130 Walztage zu K 26 — „ „ 6.500 — Bringen und Zufuhr des Schotters, K 2•— per mö K 22.880•— das ist 1 m2 aufgewalzter Schotter K 7•40; b) bei modernem Betriebe: 130 Brechtage zu 8 Stunden (1 Stunde K 2•—), K 2.080•— 1 Tag K 16 ergeben obgenannte Menge von 3250 m3 die Brechkosten per m2 66 k, 130 Walztage zu 1.768 8 Stunden (1 Stunde K1·70), 1 Tag K 13•60 Bringen und Zufuhr des Schotters, zu K 2: per 1n3 6.500•— 1#. 500•— Walzen= und Brecherreparatur 1 5% Amortisation „ 1.200•— K 12.048•— d. i. 1 m2 aufgewalzter Schotter K 3•70 Diese Berechnung ist auf Grund von Berichten der Städt Linz und Wels, welche derartige Anlagen schon längere Zeit im Betriebe haben, aufgestellt. Gschaider. Der Bürgermeister: Der Herr Referent erklärt, daß die Sektion dieses Elaborat genau durchgegangen hat und auch für die Richtigkeit desselben einsteht, weshalb folgender Sektionsantrag ge tellt wird Der löbliche Gemeinderat wolle für Anschaffung einen Fowler'schen Dampfstraßenwalze im Gewichte von 13 Tonnen, ferner für Anschaffung eines von der Firma Skoda zu liefern en Schotterbrechers und zur Deckung von Nebenauslagen einen Betrag von 24.000 K bewilligen Im Einvernehmen mit der II. Sektion wird weiter bean tragt, diese Summe aus dem Artillerie=Reserve=Zinsen= und Un fostenfonds zu entnehmen und in fünf gleichen ins Präliminar einzustellenden Jahresraten von 4800 K diesem Fonde rückzu¬ erstatter Nit der Bestellung werde der Herr Bürgermeister, mit der Uebernahme und Betriebstellung die III. Sektion betraut. err G.=R. Hofer unterstützt wärmstens den Antrag der Sektion. Der Sektionsantrag gelangt hierauf zur einstimmigen An¬ nahme. (Bravorufe.) Z. 23.347|12. — 14. Ansuchen um Verpachtung eines städtischen Grundes in der Pfarrgasse. Herr Hans Kagerer, Gastwirt und Hausbesitzer, Pfarrgasse Nr. 4, ersucht um pachtweise Ueberlassung eines Teiles von irka 10 m Länge und 1 im Breite des gegenüber seinem Hause elegenen Straßengrundes längs dem Gebäude der k. k. Bezirks¬ auptmannschaft und bietet hiefür einen jährlichen Anerkennungs¬ zins von 4 K Die Sektion beantragt: Der Gemeinderat bewillige die angesuchte Ueberlassung des städtischen Grundes gegen den an¬ jebotenen jährlichen Anerkennungszins von 4 X. Wird einstimmig angenommen. — Z. 24.260/12. 15. Erneuerung der Obstbaumallee bei der Jäger¬ aserne Das k. u. k. Feldjäger=Bataillon Nr. 30 in Steyr teilt mit Schreiben vom 17. September l. J. mit, daß die in der kaiser Franz Josefs=Allee nächst der Jägerkaserne gepflanzten Uepfelbäume infolge des für Obstbäume recht ungünstigen Bodens trotz sorgsamer Pflege und Fürsorge einzugehen beginnen Ein Fachmann habe erklärt, daß sämtliche Aepfelbäume zu entfernen sind, da ihr weiteres Gedeihen infolge der Bodenart völlig unterbunden ist. Das Bataillon besitze aber keine Mittel, um eine Erneue rung resp. Auffrischung der Alleebäume durchzuführen und ersucht daher, die Stadtgemeinde=Vorstehung wolle die Erhaltung der Kaiser Franz Josefs=Allee durch eventuelle Zuweisung von Obst¬ zäumen ermöglichen Die Sektion beantragt hierüber: Der Gemeinderat erkläre ich mit der geplanten Umänderung einverstanden und bewillige die hiezu erforderlichen Mittel. Z. 23.958/12. Einstimmig nach Antrag — 16. Vergebung der Wirtschaftsfuhren pro 1913. Ueber Antrag der Sektion werden die städtischen Wirt¬ schaftsfuhren für das Jahr 1913 an Herrn Karl Viertl in Stey¬ inter den gleichen Bedingungen wie im Vorjahre vergeben Z. 25.957.12. 12. Antrag auf Erhöhung der Versicherungssumme für das Plattnergut. Das Stadtbauamt berichtet, daß durch den Lokalvertreter der d.=ö. wechselseitigen Landes=Brandschaden=Versicherungsanstalt darauf verwiesen wurde, daß das der Stadtgemeinde gehörige

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