Ratsprotokoll vom 24. Mai 1912

straße ergießen, was durch eine Bepflanzung an dieser Stelle leicht verhindert werden könnte. Herr Bürgermeister Gschaider erwidert, daß er sich diesbezüglich mit dem Verein der Gärtner und Gartenfreunde in Steyr ins Einvernehmen setzen werde. Herr G.=R. Wokral kommt auch auf die Einladungen zu sprechen, welche von Seite der Vereine an den Gemeinderat ergehen. So sehr diese Einladungen auch dankbarst angenommen werden, so könne man doch nicht verlangen, daß die städtischen Amtsdiener die Aufgabe übernehmen müssen, die Herren Ge¬ meinderäte mittels Rundschreiben einzuladen und für jeden ein¬ zelnen Herrn die Einladungen austragen zu müssen. Er sei daher der Ansicht, es mögen die betreffenden Vereine ersucht werden, die Einladungen an die Herren Gemeinderäte selbst hinauszugeben. Herr Bürgermeister Gschaider erwidert, daß es nicht der Fall sei, daß auf jede Einladung seitens eines Vereines ein Rundschreiben an die Herren Gemeinderäte hinausgegeben werde, sondern es entscheide darüber der Herr Bürgermeister oder der Herr Vizebürgermeister, ob dies notwendig sei, und dieses Recht müsse ihnen auch gewahrt bleiben. Herr G.=R. Binderberger erklärt, daß Herr G.=R. Wokral in der letzten Sitzung des Gemeinderates betreffend den Transport Infektionskranker nicht wie im Protokolle stehe gesagt habe: „Personen und deren Angehörigen, welche im und nicht im direkten Taglohn stehen“ sondern „Personen, welche in einem Gefindeverbande stehen oder als Taglöhner oder Gewerbsgehilfen keinen selbständigen Erwerb haben und deren Angehörigen sind befreit von der Zahlung der Transportkosten. Der Herr Vorsitzende erwidert, er werde den Auftrag er¬ teilen, daß dies richtiggestellt wird. Herr G.=R. Ammerstorfer erklärt, daß er eine An¬ gelegenheit zur Sprache bringen müsse, welche die leidende Menschheit betrifft. Es sei nämlich folgender Fall vorge¬ kommen. Ein Mädchen sei zusammengestürzt, worüber die Rettungsgesellschaft berufen worden ist. Dasselbe sei einst¬ weilen in ein Haus hineingetragen worden, habe aber dort stundenlang liegen bleiben müssen, nachdem sich vorerst die Polizei und die Rettungsgesellschaft erkundigten, wer die Spesen u. s. w. für den Transport bezahlt. Redner ersucht den Herrn Vorsitzenden, euergisch das Nötige zu veranlassen, damit sich ein solcher Fall nicht mehr ereigue, denn es werde sich gewiß auch päter sicherstellen lassen, wer die Kosten bezahlt, und möchte er darauf aufmerksam machen, daß ein solches Vorkommnis leicht von weittragenden Folgen begleitet sein kann. Herr G. R. Hofer erwidert, daß es sich bei dem Fall wohl kaum um die Frage der Bezahlung der Kosten gehandel haben konnte, sondern daß die Verzögerung darin seinen Grund gehabt habe, daß nicht sofort die nötige Bespannung zur Hand war. Der Herr Vorsitzende bemerkt, es wundere ihn, daß Herr G.=R. Ammerstorfer die Rettungsgesellschaft angreife, nachdem ihm gewiß bekannt sein dürfte, daß die Rettungsgesellschaft bei Unglücksfällen immer schnellstens zur Hand ist. Er werde jedoch ungeachtet dessen seinem Wunsche Rechnung tragen. Hierauf Schluß der öffentlichen Sitzung um 5¼ Uhr abends. In der sodann folgenden vertraulichen Sitzung wird der bisher provisorische Sicherheitswachmann Josef Gärtner zum definitiven Wachmann bestellt. — Das Bürgerrecht der Stadt Steyr wird dem Leopold Obernberger, pens. Waffenfabrikarbeiter und Hausbesitzer, gegen Erlag einer Taxe von 30 K und dem Alois Mayrhofer, k. k. Postunterbeamter i. P., gegen Entrich tung einer Taxe von 20 K verliehen. — Die definitive Auf nahme in den Gemeindeverband der Stadt Steyr wird dem Karl Lotz, Waffenfabrikarbeiter in Steyr, und dem Karl Janiezen, Ingenieur in Wien, bewilligt.

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