Ratsprotokoll vom 29. März 1912

2 Der Herr Vorsitzende bemerkt noch, daß die hiefür vorzu nehmende Neuwahl eines Bürgermeisters am Sonntag, den 31. März l. J., stattfinden wird Weiters teilt der Herr Vorsitzende mit, daß Se. Exzellenz der Herr Graf Lamberg für Musealzwecke der Stadt Steyr 2000 K zu seinen Händen übermittelt habe, welche zum Ankaufe von Altertümern aus der Sammlung seines Bruders verwendet werden sollen. Auch habe Se. Exzellenz der Stadtgemeinde eine Kiste, enthaltend verschiedene Gegenstände aus der Sammlun seines Bruders, übermittelt, welche er dem städtischen Museun zum Geschenke gemacht hat. Diese Spende bedeute eine wesent¬ liche Bereicherung der Ausstellungsgegenstände des Museums. Er bittet deshalb die Herren Gemeinderäte, sich zum Dank hiefür von den Sitzen erheben zu wollen, und werde er sich außerdem noch die Gelegenheit nehmen, dem Herrn Grafer mündlich den Dank der Stadtgemeinde abzustatten Die Herren Gemeinderäte erheben sich hierauf zum Zeichen des Dankes von ihren Sitzen Mitteilungen. Der Herr Vorsitzende ersucht Herrn Stadtrat Franz Gal folgende Mitteilungen zu erstatten 1. Das Kommando des k. u. k. Feldjägerbataillons Nr. 10 in Moena spricht der Stadtgemeinde=Vertretung Steyr für das dem Bataillon anläßlich des Abgehens aus der Garnison Steyt gewidmete Ehrengeschenk im Namen des Offizierskorps den tief gesühltesten Dank aus — Z. 40/V P Zur Kenntnis genommen 2. Die k. k. allgemeine Untersuchungs=Anstalt für Lebens¬ mittel in Wien berichtet laut Note vom 19. März l. J., dast das durch Tiefbrunnen am Plattnergute erschlossene Grund¬ wasser als ein in jeder Beziehung einwandfreies bezeichnet werden kann — Z. 8130/12. Wird zur Kenntnis genommen. 3. Die Bundesgruppe Steyr des Deutschen Böhmerwald bundes dankt für die ihr bewilligte Subvention von 30 K für das Jahr 1912 — Z. 7508/12. Zur Kenntnis. 4. Die Hauptleitung des Bundes Deutscher Oesterreicher „Ostmark“ in Linz spricht den Dank aus für die ihr bewilligte Spende von 20 K. — Wird zur Kenntnis genommen. Z. 7362/12 5. Die Allgemeine Arbeiter=Kranken= und Unterstützungs¬ in Steyr bringt den Dank zum Ausdrucke für die ihr pro kasse bewilligte Subvention von 300 K 1912 — Z. 8073/12. Zur Kenntnis. Der Herr Vorsitzende teilt hierauf mit, daß er in Un¬ kenntnis des Umstandes, den Vorsitz in der heutigen Sitzung führen zu müssen, einen Dringlichkeits=Antrag ein gebracht habe, welchen er zur Verlesung bringt. Derselbe lautet: Die im Laufe des Jahres gesammelten Erfahrungen haben ergeben, daß eine gründliche Wiederherstellung unserer in nicht gerade glänzendem Zustande befindlichen Straßen auf verschiedene technische Schwierigkeiten stößt Einerseits mangelt es stets an genügenden Mengen vor Schlagschotter, denn es ist ungemein schwer, die nötige Anzahl von Schotterschlägern zu finden, da die Leute jede andere Arbeit lieber verrichten, abgesehen davon, daß das Handschlagen über haupt eine sehr unzulängliche und teure Art der Schlagschotter gewinnung darstellt Andererseits fehlt eine entsprechende Straßenwalze, den die vorhandene, beiläufig 3 Tonnen schwere Stadtwalze vermag kaum eine dünne Schotterschicht einzuwalzen, geschweige denn eine Schicht von 10—15 cm, wie eine solche bei dem traurigen Zustande unserer Straßen meistens nötig erscheint Ferner wird sich jedenfalls eine Oberflächenteerung der Straßen als vorteilhaft erweisen Ich stelle daher den Antrag: Der löbl. Gemeinderat wolle die III. Sektion beauftragen die nötigen Erkundigungen behufs Anschaffung einer Schotter brechanlage und einer Dampfstraßenwalze im beiläufigen Ge¬ wichte von 12 Tonen, sowie einer Straßenteerungsanlage ein¬ zuziehen und dem Gemeinderate baldmöglichst geeignete Vor¬ chläge vorzulegen. Die Dampfstraßenwalze soll so beschaffen sein daß sie gleichzeitig als Antriebsmaschine für die Schotterbrech¬ anlage dienen kann Julius Gschaider Steyr, am 1. März 1912 Herrn G.=R. Huber Der Herr Vizebürgermeister ersucht Antrag zu begründen, nachdem er dies als Vorsitzender diesen tun könne. nicht Herr G.=R. Huber führt aus, daß sich die III. Sektion schon öfters mit dem Zustande der Straßen beschäftigt und auch dem Gemeinderate hierüber Mitteilung gemacht hat. Es habe sich jedoch immer mehr herausgestellt, daß mit den, bei den der zeitigen Verhältnissen zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln und bei dem Mangel an willigen Arbeitskräften für die Schotter¬ gewinnung selbst unter der Aufwendung erheblicher Ausgaben gründliches nicht geleistet werden könne. Der Wunsch wegen An¬ schaffung einer Schotterbrechmaschinenanlage, Dampfstraßenwalze 2c. hat sich damit immer mehr geltend gemacht und gewiß auch die Einbringung des vorliegenden Dringlichkeitsantrages veranlaßt Da nun eventuell die Möglichkeit gegeben sein soll, mit diesen Maschinen zur richtigen Zeit, im Sommer oder Herbst zu arbeiten, so ist ein sofortiges Studium erforderlich, damit aber auch die dringliche Behandlung des Gegenstandes begründet damit die III. Sektion schon in der nächsten Gemeinderatssitzung hierüber Bericht erstatten könne. Es wird hierauf über die dringliche Behandlung dieser Angelegenheit abgestimmt und dieselbe angenommen. Der Antrag des Herrn Vizebürgermeisters gelangt sodan zur einstimmigen Annahme und wird derselbe der 111. Sektion zur weiteren Behandlung und Berichterstattung an den Ge — Z. 9108/12 meinderat überwiesen. Weiters gibt der Herr Vorsitzende bekannt, daß seitens der neugewählten Verkehrskommission des Gemeinderates Herr G..R. Fendt und seine Person beauftragt worden seien, in Angelegen¬ heit der elektrischen Bahn Linz—St. Florian —Steyr bei den maßgebenden Faktoren in Linz vorzusprechen und ersucht er Herrn G.-R. Fendt hierüber zu referieren Herr G.=R. Fendt teilt vorausgehend mit, daß das neu gewählte Verkehrs=Komitee am 27. Februar l. J. eine Sitzung abgehalten hat, in welcher verschiedene Verkehrsfragen besprochen und ventiliert worden sind. Außerdem sei er in dieser Sitzung zum Referenten dieses Komitees gewählt worden. In erster Linie wurde in der Sitzung die vom Herrn G.=R. Landsiedl beantragte Automobillinie St. Peter—Steyr—. Wels eingehend besprochen, sodann auch das Trassenprojekt der elektrischen Bahn Linz — St. Florian—Steyr. Bei letzterer handelt es sich hauptsächlich darum, zu verhindern, daß nicht die vom Linzer Komitee projektierte Trasse, sondern die von der Stadt Steyr und den Gemeinden Wolfern, Dietach, Gleink gewünscht Trasse zur Durchführung gelang err G.=R. Fendt berichtet sodann über die stattgefundenen Unterredungen bei den maßgebenden Faktoren in Linz, wie folgt: Wir begaben uns zuerst zu Sr. Exzellenz den Herrn Statthalter, der uns sehr freundlich empfing und mit den wir eingehend die Frage der Trassenführung der elektrischen Bahn erörterten. Se. Exzellenz war vollkommen der Ansicht, daß die von uns angeregte Trassenführung über Losensteinleithen —Wolfern Gleink—Stein sowohl für die Stadt Steyr als auch für den Bahnbetrieb als solchen wesentlich größere Vorteile biete, als die vom Linzer Aktionskomitee geplante, da einerseits ein neues Hinterland für Steyr erschlossen würde, andererseits aber die Bahn durch eine volksreichere, mit geschlossenen Ortschaften be wohnte Gegend geführt würde, daher durch die stärkere Be¬ nützung entschieden günstiger wäre, als die durch unbewohnte Gegend führende Linie des Linzer Aktionskomitees Se. Exzellenz teilte uns mit, daß der Auftrag zur Be¬ gehung der Strecke St. Florian—Steyr vom Eisenbahnmini sterium noch nicht herabgelangt sei, und gab uns den Rat, die Eisenbahnministerium Stadtgemeinde möge sich an das k. k. wenden mit der Bitte, die Begehung der Strecke erst dann vor¬ unehmen, wenn die von Steyr ausgearbeitete Trasse geprüft ei und dann gleichzeitig mit der Linzer Trasse verhandelt werden könne. Deshalb wurde von Seite der Gemeindevorstehung sofor an das k. k. Eisenbahnministerium mit der obengenannten Bitt¬ herangetreten Weiters begaben wir uns zu dem Herrn Hofrat Van d Tastel, um in Angelegenheit der elektrischen Bahn und der Post=Automobillinie St. Peter — Steyr zu sprechen. Der Herr Hofrat erklärte rundweg, daß die Trasse Losensteinleithen—Wolfern—Stein—Gleink zu postalischen Zwecken bedeutend verwendbarer sei, als die vom Linzer Aktionskomitee n Vorschlag gebrachte Route, da unsere Trasse verschiedene Orte mit Postämter und Postexposituren berühre was bei der anderei Trasse nicht der Fall sei. Es möge daher die Stadtgemeinde unter Hinweis auf die ostalischen Vorteile für diese Linie eine Eingabe an das delsministerium richten Hai Unerfreulich war es für uns zu hören, daß dem Wunsche betreffend Einführung einer Post=Automobillinie St. PeterSteyr nicht entsprochen werden kann Der Herr Hofrat teilte uns mit, daß die Meinung, daß die auf der Strecke Linz — Waizenkirchen verkehrenden Post zutomobile frei würden, eine irrige sei, da diese Autos künftig auf der Strecke Linz—Wilhering Verwendung finden würden. Er gab uns jedoch den Rat, die Stadtgemeinde möge sich diesbezüglich an den Herr Hofrat Hofer im Handelsmini terium wenden, da ja die Strecke St. Peter—Steyr zumeist niederösterreichisches Gebiet ist Einen nicht ungünstigen Verlauf nahm die Unterredung mit Herrn Hofrat Messerklinger Leiter der Staatsbahn¬ direktion in Linz, dem wir die beiden Trassenprojekte der elektri¬ schen Bahn St Floriau—Steyr vorlegten und ihn auf die un ünstige Wirkung der Trasse des Linzer Aktionskomitees auf. merksam machten, die dem Unternehmen der Steyrtalbahn geradezu gefährlich werden kann, da der Staat durch den Besitz einer großen Anzahl von Steyrtalbahn=Aktien stark an dem Ge¬ deihen dieser Bahn interessiert ist, und auch für ihn die Trassen führung Maria Laah—Losensteinleithen — Wolfern —Gleink ent schieden vorteilhafter wäre. Herr Hofrat Messerklinger gab die Zusage, sich für dieses Projekt im vorerwähnten Sinne zu verwenden und Erhebungen hierüber zu pflegen. Herr G.=R. Fendt bemerkt hiezu noch, daß, wie aus einem Berichte zu entnehmen sei, in erster Linie betreffend der lutomobillinie Steyr—St. Peter vorgesprochen wurde. Leider konnte man es zu keinem besonders guten Endziel in dieser An gelegenheit bringen, nachdem die Automobile auf der Strecke

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