6 Verehrte Herren! Der Kampf im Landtage, dem ich bei¬ gewohnt habe, hat sich aber nicht um diese Trasse, sondern um die Zeit der Fertigstellung gehandelt. Im Sektionsbericht wurde ein Punkt aufgenommen, welcher verlangt, daß die Subventionen der bedeutendsten Körperschaften entsprechend auf die ganze Strecke aufgeteilt werden. Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, daß der Landtag 216.000 K als Subvention gezeichnet hat, daß aber nach dem vorgelegten Bericht der letzten Landtagssession von den 216.000 K 175.000 K für die Strecke Ebelsberg — St. Florian verwendet werden. Es bleibt daher für die Strecke St. Florian — Steyr nur ein Betrag von 46.000 K übrig. Nun wurde von einer staatlichen Subvention gesprochen. Eine staatliche Subvention bekommen wir aber aus dem Grunde nicht, weil dieselbe bereits in der Ebelsberger Brücke darinnen steckt, die der Staat baut. Man wird sagen, daß es gleichgiltig sei, ob wir in früherer oder späterer Zeit die Strecke St. Florian — Steyr bekommen. Das kann uns nicht gleichgiltig sein, denn je länger wir keine Bahn St. Florian — Steyr haben, desto mehr verlausen sich die Leute nach Linz zu und werden daher von Steyr abgezogen und gewöhnen sie auch dorthin, deshalb verlangt die Sektion, daß die Bahn gleichzeitig ausgebaut werde. Dies wird wohl schwer zu erreichen sein, und zwar aus zwei Gründen. 1. Weil jene Herren, welche als Macher der Bahn be¬ eichnet werden können, ihr Hauptinteresse darauf legen, daß t. Florian und sein Gebiet nach Linz komme, weil sie die Stärkeren seien und weil sie zusammenstehen, um die Linzer In teressen zuerst zu vertreten und erst in zweiter Linie für die In¬ teressen der Strecke St. Florian — Steyr eintreten und weil unsere finanzielle Mithilfe gegenüber den anderen Faktoren eine ziemlich schwache ist. Wir können uur als Vertreter mit Wucht ür die Interessen Steyrs eintreten, aber nicht auf große Summen, die für diese Bahnen gezeichnet werden, hinweisen. Wir dürfen nicht vergessen, daß der Gemeinderat den Be¬ schluß gefaßt hat, den Betrag von 100.000 K für diese Bahn zu zeichnen, das aber ein Betrag von 50.000 K, welcher sich auf die Kirchengasse bezieht, nicht ausgezahlt zu werden braucht, weil dieses Projekt an technischen Schwierigkeiten gescheitert ist, so daß auch die zweiten 50.000 K mehr oder weniger in Frage gestellt werden. Bei einem Projekte, welches 2,500.000 K kostet, sind 50.000 K der Gemeinde nicht ausschlaggebend. Nichtsdestoweniger müssen wir unsere Stimme entsprechend erheben, weil wir in Bezug auf die Subvention der Stadt Steyr für diese Bahn, auch die Steyrer Sparkasse=Subvention ins Treffen führen können. Was die Gefahr betrifft, daß durch irgend eine Stellung¬ nahme eine Verzögerung eintreten kann, so teile ich diese Meinung, laube aber auch, daß an einen raschen Ausbau der Bahn über¬ haupt noch nicht zu denken ist. Nun will ich auf die Einfahrt in Steyr zurückkommen. Meine Herren! Ich begreife es vollständig und jeder wird mir beipflichten, daß die Vorstadt Steyrdorf sich energisch in dieser Frage einsetzt, um keine Schädigung zu erfahren. Es handelt sich viel weniger um Vorteile, sondern um die Hintanhaltung bedrohlicher Nachteile für Steyrdorf. „Ein ge¬ branntes Kind fürchtet das Feuer.“ Steyrdorf ist schon sehr oft gebrannt worden. Wir hätten gewünscht, daß die Energie, welche Steyrdorf zur Vertretung ihrer Interessen heute aufbringt, schon in früherer Zeit aufgebracht hätte, als die Steyrtalbahn gebaut wurde; dort wäre diese Energie noch mehr am Platze gewesen, als die Endstation der Steyrtalbahn „Steyrdorf“ in die Vor¬ stadt Voglsang verlegt wurde und dadurch ein großer Teil der Landbevölkerung der Vorstadt Steyrdorf entzogen wurde. Die Geschäftsleute in Steyrdorf werden ein Lied singen können, wie viel sie verloren haben. Wenn Steyrdorf nochmals vor die Frage gestellt wird, wie sie sich zur Einfahrt verhält, so ist es vollständig begreiflich, daß die Einfahrt dieser Bahn von ihrem Standpunkte aus durch Steyrdorf gehen soll. Das ist ein lokales Interesse von weit¬ tragender Bedeutung und ich stehe nicht an, zu sagen, das ich den Herren Vertretern von Steyrdorf vollständig recht gebe. Nun drängt sich die Frage auf und um darüber klar zu werden, wie wirkt die Bahn auf die Stadt als solche und wie wäre sie für das Gemeinwesen der Stadt am Besten? Abgesehen von den Kosten der Trasse, ist nicht zu zweifeln daß die schönste Linienführung durch das Ort wäre, nachdem die Verbauung der Aussicht ausgeschlossen ist und weil die Ansicht der Stadt von dort aus die schönste ist. Es handelt sich aber weder um die schöne Aussicht noch um die Linienführung, sonderr um den Kostenpreis. Es wird gesagt, daß diese Linie bedeutend teurer sei, als wie die anderen Linien, und daß dieser Stadtteil, den sie durchfährt, keinen Nutzen hat, weil in der Schlüsselhof¬ gasse keine Geschäftsleute sind. Es hat auch der Standpunkt der Herren aus der Stadt seine Berechtigung, das ist zweifellos. Ich möchte aber zu be¬ denken geben, daß die Herren der inneren Stadt einen Bahnhof in Ennsdorf und außerdem einen Bahnhof für die Stadt, näm¬ lich den Steyrtalbahnhof, haben. Es ist daher klar und gerechtfertigt, daß die große Vor¬ tadt Steyrdorf in dieser Bahnangelegenheit nicht geschädigt sein will und deshalb einen Bahnhof verlangt. (Bravoruse. Ich meine, daß vom Standpunkte des Gerechtigkeitsgefühles aus, ohne Rücksicht auf andere Bedenken, der Gemeinderat bei einem seinerzeit gefaßten Beschlusse, für Steyrdorf einzutreten, verbleiben solle, aber eine Weiterführung dieser Bahn an den Staatsbahnhof sei aus technischen und finanziellen Gründen aus¬ geschlossen, weil das Aktionskomitee für dieses Projekt keinen Heller hergibt und die Stadtgemeinde Steyr nicht im Stande ist, die Mittel für den Anschluß an die Staatsbahn aufzubringen. Ich bin der Meinung, wir können nicht mehr anders, als diesem Projekte zuzustimmen, daß die Bahn irgendwo in Steyr¬ dorf endigt, und zwar von dem Standpunkte aus, daß bereits im Landtage von Seite des gemeinsamen Aktionskomitees er¬ klärt wurde, das Projekt des Haltens und Durchfahrens in Steyrdorf sei von der Stadt Steyr angenommen worden. Wir können deshalb nicht nochmals mit neuen Projekten an den Landtag herantreten. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß, wenn Steyr sich nicht auf ein Projekt einigt, sich die Herren vom Aktionskomitee mit ihrem Projekte noch weiter westlich wenden und Steyr ganz ohne Bahn lassen. Es wäre auch möglich, daß von Linz aus eine Verbindung zwischen St. Florian und Enns angestrebt werden würde, wo¬ durch das Hinterland der Stadt Steyr noch mehr entzogen würde. Diese Gefahr ist vorhanden und dieser müssen wir ent¬ schieden entgegentreten und darauf bezieht sich auch der weitere Antrag der Sektion, welcher lautet, daß Seitenlinien nur mit Zustimmung der Stadt Steyr gebaut werden sollen. Meine Herren! Sie fühlen gewiß auch, was dieser Antrag bedeutet und wohin er zielt. Es soll die Stadtgemeinde Steyr dagegen geschützt werden, daß durch irgend welche Ausbildung neuer Linien Steyr noch¬ mals in jene Gefahr und Lage kommt, in der sie sich jetzt feitens der Staatsbahn befindet, und daß wir nicht nochmals im Kreise umfahren werden, daher bitte ich, auch diesen Zusatzantrag an¬ unehmen. Wir wissen, daß sich in dieser Bahnangelegenheit Wider¬ sprüche entwickelt haben; dies ist aber bei allen derartigen Fragen der Fall; schließlich muß sich aber doch eine Meinung heraus¬ bilden und diese Meinung ist in den Beschlüssen der Rechts ektion so ziemlich klar ausgedrückt. Außerdem wird das Aktions¬ komitee von allen Eingaben, welche in dieser Frage einlangen, verständigt. Ich möchte noch auf den letzten Beschluß des Landtages verweisen, wo auf Antrag des Eisenbahnreferenten Baumgartner beschlossen wurde: „Den für die Bahn Linz — St. Florian — Steyr bereits bewilligten, in Stammaktien der zu bildenden Gesellschaft zu refundierenden Betrag hinsichtlich des Betrages von 175.000 K zum Baue der Linie Linz — St. Florian dagegen flüssig zu machen, daß das Komitee dem Landesausschusse den Nachweis der Sicherstellung des Umbaues der Ebels¬ berger Brücke liefert und 2. die bindende Erklärung abgibt, daß mit Rücksicht auf die bereits erfolgte Lösung der Einfahrtsfrage in Steyr nach Sicherstellung der von der Stadt Steyr und den Interessenten in Aussicht gestellten Beträge per 200.000 K nach Erhalt der weiteren Aktienzeichnungen von 100.000 K an den so¬ ortigen Ausbau der ganzen Strecke Linz — Steyr in einem Zuge geschritten werde. Hier liegt ein wunder Punkt. Die 200.000 K hat Steyr nicht beisammen, weil ein Großteil der Interessenten ihre Bei¬ träge nicht einzahlt. Es werden noch 100.000 K verlangt, die aufzubringen wohl sehr schwierig sein wird. Der dritte Punkt des Beschlusses, um welchen wir sehr schwer gekämpft haben, und erst nach mehrfachen Zurückweisungen errungen wurde, lautet: „3. der Landtag spricht den Wunsch aus, daß die Projekts¬ arbeiten für die Strecke St. Florian — Steyr ohne Unter¬ brechung und nachdrücklichst fortgesetzt werden. Gleichzeitig fordert der Landtag die k. k. Regierung auf, sowohl den Umbau der Ebelsberger Brücke auf Grund der anläßlich des geplanten Bahnbaues in Aussicht gestellten Subvention raschestens in Angriff zu nehmen, als auch die Projekts¬ arbeiten für den Bahnbau Linz—(Ebelsberg)—St. Florian— Steyr möglichst wohlwollend zu fördern.“ Im Eisenbahnministerium ist man der Meinung, daß gleich¬ zeitig ein Bau der Strecken Linz—St. Florian und St. Florian— Steyr nicht wird erfolgen können. Das Eisenbahnministerium steht vor allem auf dem Standpunkte des Aktionskomitees und es wird des Nachdruckes aller Kreise, die daran interessiert sind, bedürfen, um zu erreichen, daß rechtzeitig die Bahn St. Florian— Steyr ausgebaut werde. Es wird vielleicht doch trotz kategorischen Imperativs mög¬ lich sein, das reicher bewohnte Hinterland zu bekommen, als die andere Strecke und wenn wir dies erreichen, dann ist jenes Ziel errungen worden, welches in der großen Versammlung gesteckt worden ist und welches beifälligst begrüßt wurde. Es ist eine Ausrede, wenn das Aktionskomitee meint, daß man nicht durch Steyrdorf hereinfahren könne. Die Herren in Steyrdorf sollen sich nur energisch in ihrem Interesse für die Strecke Wolfern — Gleink verwenden, damit dieselbe zur Aus¬ führung gelange. Vielleicht wird es möglich sein, die Einigung zu erzielen, um die wichtigste Frage der Trassenführung zur Lösung zu bringen. Herr G.=R. Mitter: Es beschäftigt uns in diesem Raume eine Sache, die in ähnlichen Fällen von unseren Vorfahren beraten wurde, nämlich die Bahnfrage, und zwar diesesmal die elektrische Bahn Linz—Steyr. Zu wiederholtem Male haben sich die Vertreter unserer Stadt durch Egoismus in ihren Beratungen leiten lassen und das Endresultat war, daß in ersterem Falle die ganze Stadt und in den weiteren Fällen die größere Hälfte der Stadt, das ist Steyrdorf, dadurch immensen Schaden gelitten hat.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2