Ratsprotokoll vom 27. Oktober 1911

10 26. Verleihung der Jahresinteressen aus der Pacher'schen Artillerie=Korps =Stiftung. Es wird über Vorschlag des städtischen Armenrates be¬ schlossen, die Bewerber Leopold Welzebach und Josef Kimmer¬ storfer mit je 17 K 60 h aus obiger Stiftung zu beteilen. — Z. 24.250/11. 27. Ansuchen der Direktion der Mädchenbürger¬ schule um Erhöhung des Büchereipauschales. Ueber Antrag der Sektion wird obiges Gesuch bis zur Präliminarberatung zurückgestellt und dann einer günstigen Er¬ ledigung empfohlen. — Z. 23.632/11. 28. Ansuchen der Leitung der Mädchenvolksschule in der Berggasse um Erhöhung des Handarbeitsmaterial¬ pauschales. Die Sektion beantragt: Der Gemeinderat wolle beschließen, es sei der angesprochene Lernmittelbeitrag für den Handarbeitsunterricht an der Mädchen¬ volksschule in der Berggasse per 50 K für das laufende Schul¬ jahr zu bewilligen. Einstimmig angenommen. — Z. 1054/St.=Sch.=R. 29. Mitteilung des k. k. Stadtschulrates Steyr be¬ treffend Errichtung einer vierten Bürgerschulklasse. Der k. k. Stadtschulrat Steyr teilt mit, daß sich vorläufig von den 33 Schülern der III. Klasse der Knabenbürgerschule nur vier chüler mit Sicherheit zum Besuche einer eventuell zu er¬ richtenden IV. Klasse meldeten, während bei weiteren sieben Schülern der Besuch noch zweifelhaft ist. Die Sektion stellt deshalb folgenden Antrag: Der Gemeinderat wolle beschließen, es sei mit Rücksicht auf den zu erwartenden schlechten Besuch von der Errichtung einer IV. Bürgerschulklasse dermalen abzusehen. Herr G.=R. Tribrunner spricht den Wunsch aus, daß die Errichtung einer IV. Bürgerschulkasse mehr publik gemacht werden sollte, nachdem man mit der Nachfrage unter den Schülern allein nichts erreichen werde. Es müsse dies in den Zeitungen bekanntgegeben werden, weil auch auswärts wohnende Eltern gewiß ein Interesse daran haben werden, ihren Kindern eine vierte Bürgerschulklasse besuchen lassen zu können. Herr G.=R. Mitter stellt nach Abwicklung der Tages¬ ordnung die Anfrage, unter welcher Aufsicht die Stöckelpflaste¬ rung auf der Steyrbrücke vor sich geht, nachdem an ein und derselben Stelle 3—4mal die Stöckel herausgerissen, dann wieder eingesetzt werden. Herr G.=R. Huber erklärt, daß ihm diese Anfrage des Herrn G.=R. Mitter sehr erwünscht sei, da es sowieso seine Ab¬ sicht war, als Obmann der Bausektion dem Gemeinderate über diese, die Oeffentlichkeit derzeit lebhaft beschäftigende Angelegen¬ heit, Bericht zu erstatten. Redner weist darauf hin, daß die Landgemeinden mit ihren eisernen Brücken Stolz und Freude haben, während die Stadtgemeinde Steyr mit ihren Brücken nur Sorge und Aerger hat; Sorge und Aerger hat der Gemeinderat und die Bevölkerung deshalb, weil die ungeheure Summe von 40.000 K für Ver¬ zinsung und Amortisation der Brücken erforderlich sind. Aerger empfinde man auch über die verunglückte, jedes Schönheits= und technische Gefühle beleidigende Form der Eisenkonstruktion, sowie an den sich wiederholenden Vorfällen, welche große Kosten ver¬ ursachen, weil das technische Amt diese nicht rechtzeitig vorgesehen oder nicht richtig erkannt hat. Redner erinnert an die erst vor einigen Jahren erforderliche Reparatur infolge Abrostung in den Träger= und Gurtengelenkspunkten, wobei der Gemeinderat und die Bevölkerung von Steyr in ungeheure Aufregung ge¬ bracht wurden und wo die unglaublichsten Gerüchte zirkulierten, so z. B., daß die Brücken zum Einstürzen seien. Weiters gibt Herr G.=R. Huber auf die Anfrage des Herrn G.=R. Mitter folgende Aufklärung: Im Laufe dieses Jahres wurde seitens der III. Sektion der Beschluß gefaßt, die an den drei eisernen Brücken in der Pflasterung entstehenden Mulden zur Ausbesserung zu bringen. Es wurde vom Bauamte ein Kostenvoranschlag gemacht, nach welchem diese Reparatur im Ausmaße von 60 m2 auf zirka 800 K sich belauft. Die Sektion hat hierauf dieser Sache ruhig beigestimmt. Es hat sich beim Aufreißen des Stöcklpflasters ergeben, daß unter demselben eine Lattenverschalung vorhanden ist, welche an den eingesunkenen tellen ganz verfault war und deshalb auch die Ursache des Einsinkens des Pflasters und Ausfahrens durch die Wägen war. Nun wurde ein Teil der Arbeit anfangs so durchgeführt, daß die Schalung nur unter den auszubessernden Stellen erneuert wurde, was jedoch von Fachleuten als nicht zweckentsprechend erkannt wurde. Es wurde deshalb nochmals eine Kommission zusammen¬ berufen, wobei unter Zuziehung aller beteiligten Faktoren be¬ schlossen wurde, die bereits getane Arbeit zu kassieren und lieber gleich wenigstens den schlechtesten Teil der Steyrbrücke im Aus¬ maße von zirka 100 m2 neu herzustellen. Redner bemerkt noch, daß es Aufgabe der Präliminar¬ kommission und der Finanzsektion sei, den Brückenerhaltungs¬ fond durch jährliche Zuwenden zu stärken für den Fall, daß in späteren Zeiten wieder größere Brückenreparaturen notwendig seien. Weiters wird es auch Aufgabe der 1/1. Sektion sein, sich über den Zustand der Brücken vom Amte aus zeitweilig Bericht erstatten zu lassen, um vor weiteren unangenehmen Fällen ge¬ sichert zu sein. (Beifall.) Herr G.=R. Erb spricht hierauf dem Herrn G.=R. Huber für seine eingehenden Ausführungen den Dank aus und er¬ kundigt sich nur noch, wie hoch sich eigentlich jetzt die Kosten der ganzen Umpflasterung stellen. Herr G.=R. Huber erwidert, daß die ganze Umpflaste¬ rung auf 1700—1800 K zu stehen komme. Herr Vizebürgermeister Julius Gschaider macht darauf aufmerksam, daß die Kosten für diese Reparatur nicht den präliminierten Betrag übersteigen sollen. Hierauf Schluß der öffentlichen Sitzung um 7¼ Uhr abends. Druck von G. Bruckschweiger in Steyr 11•11

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