5 Herr G.=R. Landsiedl stellt den Antrag auf dringliche Behandlung dieser Kundgebung und ersucht, den Gemeinderat zu befragen, ob er in die Beratung dieser Angelegenheit und auf eine Beschlußfassung hierüber demnach eingehen wolle. Nachdem der Gemeinderat die entstandene Frage bejaht hatte, wurde über den eigentlichen Antrag des Herrn Gemeinde¬ rates Landsiedl abgestimmt und derselbe einstimmig angenommen. Herr G.=R. Binderberger stellt die Anfrage, wie weit die Arbeiten über die Gemeinderatswahlreform vorgeschritten seien, und wann dieselben dem Gemeinderate zur Beratung vor¬ gelegt werden. Der Herr Vorsitzende gibt bekannt, daß die Wahl¬ reform ausgearbeitet vorliege und in Kürze eine separate Sitzung zur Beratung derselben stattfinden werde. Herr G.=R. Landsiedl erbittet sich das Wort und kommt nochmals auf die in der letzten Gemeinderatssitzung statt¬ gefundene Besprechung über die sanitären Verhältnisse der Stadt Steyr zurück, nachdem er das letztemal geschäftlich verhindert war, daran teilzunehmen. Er bringe deshalb in der heutigen Sitzung noch zwei An¬ regungen vor, nachdem es wichtig erscheint, daß noch verschie¬ denen Uebelständen abgeholfen werde, und zwar betreffe dies: 1. Das Pflegepersonal. Man habe in Steyr wohl ein ausgezeichnetes Pflegepersonal in den ehrwürdigen Kreuzschwestern. Nun gebe es aber ver¬ chiedene Krankheiten, bei welchen diese Pflegerinnen infolge ihrer Gelübde, andererseits auch weil ihnen die nötige Praxis fehlt, ihr Pflegeamt bei derartigen Krankheiten nicht auszuüben ver¬ mögen. Es kommen hier nicht nur allein die Erkrankungen der Männer in Betracht, sondern auch die Erkrankungen der Frauen, insbesonders der Wöchnerinnen. Für diese sei wohl ärzt¬ liche Hilfe stets vorhanden, jedoch herrsche ein großer Mangel an Pflegepersonal. Wie Redner wisse, existieren nur 2 bis 3 der¬ artige Pflegerinnen. — Er bringt in Erinnerung, daß der von den Herren Pri¬ marius Dr Klotz und Bezirksarzt Dr. Furrer geleitete Sanitäts¬ kurs zur Heranbildung von Mannschaften für die freiwillige Rettungsgesellschaft von Erfolg gekrönt war, und regt an, daß ein derartiger Kurs auch zur Heranbildung von Pflegerinnen für Wöchnerinnen eingeführt werde. Nachdem aber die vorhin erwähnten Herren Aerzte durch die Leitung eines neuen Sanitäts¬ kurses dermalen sehr in Anspruch genommen sind, so bitte er den Herrn Bürgermeister, diesbezüglich mit den Herren Stadt¬ ärzten Rücksprache zu nehmen und Schritte einzuleiten, damit ein solcher Kurs zustande kommt. Redner hält dafür, daß sich gewiß eine größere Anzahl Frauen aus unbemittelten Ständen zur Teilnahme an diesem Kurse melden werden, nachdem ihnen ein solcher die Möglichkeit eines Verdienstes sichert, den sie sich mangels der nötigen Kennt¬ nisse und Schulung bisher nicht verschaffen konnten. Bei der Aufnahme der Kursteilnehmerinnen sei es auch sehr angezeigt, daß man in Bezug auf deren voraussichtliche Verwendbarkeit, Reinlichkeit und Verläßlichkeit rigoros vorgehe. Weiters denke er sich die Sache so, daß jeder Teilnehmerin nach Beendigung des Kurses ein Zeugnis, unterfertigt von den Stadtärzten, die diesen Kurs leiten, ausgestellt werde, welches dieselben zur Ausübung dieses Berufes berechtige. Außerdem trete Redner noch dafür ein, daß von der Stadt¬ gemeinde Minimaltarife festgesetzt werden, damit diese auch die Pflege von armen Wöchnerinnnn übernehmen. Die weiteren Schritte, die in dieser Angelegenheit zu machen seien, überlasse er dem Herrn Bürgermeister. 2. Den ärztlichen Sonntagsdienst. Nachdem sich der neu eingeführte Sonntagsdienst in den Apotheken in Steyr bisher vollständig bewährt hat, so regt Redner auch die Einführung eines solchen abwechslungsweisen Nach¬ mittagsdienstes an Sonntagen für die hiesigen Herren Aerzte an, welches nicht nur eine große Wohltat für diese, sondern auch für die Bevölkerung sei und glaube er, daß der Gemeinderat eine diesbezügliche Anregung hiezu geben solle. Die Durchführung wäre eine sehr leichte, nachdem der Sonntagsdienst der Herren Aerzte zugleich mit dem der Apo¬ theker durch die Lokalblätter und auch durch Anbringung einer Ankündigungstafel neben der bereits bestehenden der Apotheker im Schaufenster derselben zur Kenntnis des Publikums gebracht werden könnte und hätte das den Vorteil, daß in schweren Krank¬ heitsfällen, wo rasche Hilfe notwendig ist, der Arzt nicht lange vergebens gesucht zu werden braucht. Der Vormittagsdienst bliebe so wie bisher aufrecht. Durch diese Regelung des Sonntagsdienstes wären dann die Aerzte nicht mehr gezwungen zu Hause zu bleiben und önnten beruhigt sein, wenn sich irgend ein Unglücksfall ereignen ollte, nachdem der diensthabende Arzt rasch zur Stelle sein wird, und was diesen anbelange, könne er sich auch von zu Hause ent¬ fernen und die Post daselbst zurücklassen, in welchem Bereiche der Stadt er zu finden sei. Herr G.=R. Landsiedl ersucht die Herren Gemeinde¬ räte, sich in diesem Sinne seinen Anregungen anzuschließen. Der Herr Vorsitzende erwidert auf die Ausführungen des Herrn G.=R. Landsiedl, daß man sich hiebei an die Lokal¬ vereinigung der Herren Aerzte wenden müsse. Herr G.=R. Wokral regt noch an, daß außer diesem Sonntagsdienst der Herren Aerzte noch ein regelmäßiger Nacht¬ dienst eingeführt werden soll. Nachdem sich von den Herren Gemeinderäten niemand mehr zum Worte meldet, wird die öffentliche Sitzung um ½5 Uhr nachmittags geschlossen. Druck von
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