Ratsprotokoll vom 30. Juni 1911

3 Ad 3. Diesbezüglich ist es ohnedies das eifrigste Be¬ streben der Gemeindevertretung, möglichst bald an den Bau eines neuen, den hygienischen Anforderungen ganz entsprechenden Krankenhauses heranzutreten. Leider reichen die zu diesem Zwecke unter Inanspruchnahme der anerkennenswerten Opferwilligkeit aller Bevölkerungsschichten gesammelten Mittel heute noch immer nicht aus, dieser unabweisbaren Notwendigkeit nachzukommen. Ad 4. Die Mittel für eine einheitliche Kanalisations= und Wasserleitungsanlage vermag die Stadt heute nicht aufzubringen, weshalb diese Angelegenheit, so vorteilhaft sie auch für die Stadt wäre, auf spätere Zeit zurückgestellt werden muß. Ad 5. Die Leichenhalle am hiesigen Friedhofe ist in einem vollkommen entsprechenden Zustande. Der Herr Sanitäts¬ inspektor hat mit seiner Beanständung jedenfalls die am Fried¬ hofe befindliche Sezierhalle gemeint. In dieser Beziehung wird auf den Bericht des Herrn Stadtphisikus vom 8. Juni 1911 verwiesen. Ad 6. Diese Frage müßte vorerst einem eingehenden Studium unterzogen werden, um das für die lokalen Verhält¬ nisse Passende zu schaffen. Als dringlich kann die Lösung der Kehrrichtabfuhrsfrage nicht angesehen werden. Franz Gall, Stadtrat, m. p. Die Sektion stellt folgenden Antrag: Bezugnehmend auf die Zuschrift der k. k. Statthalterei in Linz vom 1. April 1911 betreffend die sanitäre Inspektion der Stadt Steyr, dem hierüber seitens des Amtes gebrachten Bericht und die Beratungen der III. Sektion möge der löbl. Gemeinderat folgendes beschließen: Mit Rücksicht auf die durch den derzeitigen Transport von Infektionskranken bestehende Gefahr der leichten Verbreitung dieser Krankheiten wird die Anschaffung eines entsprechenden Infektionswagens im beiläufigen Betrage von 1600 K bewilligt. Mit der Auswahl und Bestellung wird die III. Sektion betraut, wobei, wenn Preis, Konstruktion und Ausführung dies zulassen, in erster Linie hiesige Gewerbetreibende zu berück¬ sichtigen sind. Behufs Unterbringung des Wagens in einem zentral ge¬ legenen Platze der Stadt wäre der im Hofe vor dem Kontumaz¬ stall stehende Holzschuppen der Frau Marie Doppler, Haus¬ besitzerin in der Badgasse, geeignet, daher um den Betrag von 6 K pro Monat zu mieten. Ein entsprechender Pachtvertrag ist darüber abzuschließen. Für die sicher zur Verfügung stehende Bedienungsmannschaft und Pferdebespannung ist Sorge zu tragen. Die bereits dringend notwendig gewordene Reparatur der zwei Infektionskarren, welche zum Transport der Wäsche dienen, ist vorzunehmen und im vorstehend bemerkten Schuppen die Aufbewahrung dieser Karren zu veranlassen. Für die Instandsetzung der Karren sowie eventuelle Um¬ änderungen im Aufbewahrungsraum wird ein Höchstbetrag von 200 K bewilligt. Die erforderliche Adaptierung und Umänderung in der Sezierhalle wolle von der III. Sektion erhoben und dem Ge¬ meinderate berichtet werden. Herr G.=R. Wokral bemerkt, daß es wohl sehr be¬ grüßenswert ist, daß ein Antrag bezüglich Neuanschaffung eines Infektionswagens gestellt worden ist, jedoch ist er bezüglich An¬ kauf desselben anderer Ansicht. Es sei wohl sehr schön, einem hiesigen Gewerbetreibenden bei gleichen Konditionen die Anferti¬ gung eines solchen Wagens zu übertragen, jedoch glaube er, daß man bei einer Spezialfirma zu einem günstigeren Resultat kommen werde. Weiters wünsche er, daß von der III. Sektion in Bezug auf diese Aeußerungen des Herrn Sanitätsinspektors dem Ge¬ meinderate ein umfassendes Programm der Arbeiten vorgelegt werde. Es seien dies Dinge, die nicht über Nacht gemacht werden können und soll sich der jetzige Gemeinderat von dem früheren bürgermeisters anzuschließen und daher der erste Sektionsantrag dadurch unterscheiden, nicht nur gelegentlich zu reformieren, sondern möglichst großzügige Programme auszuarbeiten, um lassen. diese dann dem Gemeinderate vorzulegen. Der Herr Referent erwidert, daß Herr G.=R. Wolral hier wohl nur das Studium der Wasserfrage meinen kann. Was willigen, einstimmig angenommen. — Z. 14.954 11. diese betrifft, werde man ja gewiß auch mit einem diesbezüg¬ lichen Antrag kommen, und wegen des Studiums der Spitals= und Sierningerstraße um Verlängerung der städtischen tracht, denn hiefür sei ja das Spitalbaukomitee eingesetzt worden. Hierauf wird der Sektionsantrag mit Majorität ange¬ nommen. — Z. 9950/11. 13. Ansuchen um Errichtung einer Brückenwage auf öffentlichem Grunde. Flenkenthaller, ihm die Aufstellung einer Brückenwage vor seinem Hause in der Kompaßgasse Nr. 3 zu bewilligen. Der Sektionsantrag hierüber lautet: zur Aufstellung einer Brückenwage werde vom löblichen Ge¬ meinderate nicht erteilt, da ohnedies zwei öffentliche Wagen vor¬ handen sind, durch die Errichtung öffentlicher Wägestellen in den umliegenden Orten die Einnahmen der bisherigen Wagen bedeutend zurückgegangen sind, und durch die Aufstellung einer neuen, privaten Wägegelegenheit eine weitere Verminderung des Waggefälles zu befürchten ist. Herr G.=R. Fendt beantragt, daß dem Gesuchsteller die Aufstellung einer Brückenwage zur alleinigen Benützung gegen eine jährliche Entschädigung von 180 A bewilligt werde. Hausbesitzern der Kirchengasse und Sierningerstraße um Ver¬ Der Herr Referent gibt bekannt, daß diese Anregung des Herrn G.=R. Fendt bereits in der Sektionssitzung Anklang gefunden habe, und glaube auch er, daß es möglich wäre, auf diese Weise dem Wunsche des Gesuchstellers entgegenzukommen, indem durch diese jährliche Entschädigung von 180 K der Aus¬ fall von Waggeld von der Firma Flenkenthaller gedeckt sei. Natürlich dürfe dann auch kein anderer Fuhrwerksbesitzer an dieser Stelle seine Fuhren wiegen. Es wurde auch in Erwägung gezogen, ob nicht die Stadt¬ gemeinde selbst eine solche Wage aufstellen solle, denn es wäre sehr vorteilhaft, in der Nähe des Bahnhofes eine solche Wage zu errichten und wäre dies bei der Maut in der Bahnhofstraße am gelegensten. Nur sei dies wieder eine sehr teure Sache. Auch sei die Anregung gefallen, die Wage am Grünmarkt zu verlegen. Herr G.=R. Wokral erklärt, daß er gegen die Anregung des Herrn G.=R. Fendt im eigentlichen Sinne nichts einzuwenden habe, nur befürchte er, daß dann auch andere Parteien mit dem¬ selben Ansuchen kommen werden und ob dann die Stadtgemeinde in der Lage sein würde, diesen Ansuchen nachzukommen, sei wohl eine Frage. Von diesem Gesichtspunkte aus glaube er, daß es weit besser wäre, eine öffentliche Wage aus Gemeindemitteln aufzu¬ stellen, um dadurch auch die Konkurrenz der anderen Wagen zu vermindern. Er stellt den Antrag, diese ganze Wagenfrage an die III. Sektion zum nochmaligen Studium derselben rückzu¬ verweisen. Herr G.=R. Mitter bemerkt, daß, wie einer der Herren Vorredner meinte, auch andere Fuhrwerksbesitzer auf der Wage des Herrn Flenkenthaller wiegen könnten und so die Gemeinde zu Schaden komme, dies wohl nicht zutreffe, nachdem derselbe ja keine ämtlichen Wagzettel ausstellen kann. Nach längerer Debatte, an der sich noch die Herren Ge¬ meinderäte Ortler, Huber, Langoth, Nothhaft und Kirchberger beteiligen, wird der Antrag des Herrn G.=R. Wokral, diese ganze Angelegenheit wieder an die 111. Sektion zum nochmaligem Studium und Berichterstattung an den Ge¬ meinderat rückzuverweisen, angenommen. — Z. 15.099/11. 14. Ansuchen von Interessenten um Anbringung einer Waschzille oder eines Waschfloßes am rechten Enns¬ ufer unterhalb der Neubrücke. Es liegt ein diesbezügliches Ansuchen, versehen mit den Unterschriften von den Bewohnern des Bahnhofweges, Berger¬ weges, der Eisenstraße und Schiffmeistergasse vor. Die Sektion beantragt hierüber: Der Gemeinderat ist aus Mangel an verfügbaren Mitteln nicht in der Lage die Anschaffung einer neuen Waschzille mit Dach am rechten Ennsufer bei der Neubrücke zu bewilligen, der¬ selbe ist aber geneigt, die Errichtung einer solchen Waschgelegen¬ heit durch Gewährung eines Zuschusses bis zu 100 K zu unter¬ stützen, wenn die Konstruktion und Ausführung dieser Wasch¬ anstalt eine entsprechende ist und den Sicherheitsvorschriften gemäß befunden werden würde. Behufs Aufklärung über die Details mögen sich die Interessenten an das hiesige Bauamt wenden. Herr Vizebürgermeister Gschaider kann sich mit dem Inhalte dieses Sektionsantrages nicht einverstanden erklären. Es erscheine ihm kleinlich, daß wegen einer Differenz von 100 K die Aufstellung eines solchen Waschfloßes in Frage käme. Er stelle den Gegenantrag, für die Aufstellung eines solchen Wasch¬ floßes 200 K zu bewilligen. Der Herr Referent ersucht um einige Minuten Pause, damit die III. Sektion über diesen Antrag des Herrn Vize¬ bürgermeisters in Beratung treten könne. Die Sitzung wird sodann auf 10 Minuten unterbrochen. Nach erfolgter Wiedereröffnung der Sitzung bringt der Herr Referent zur Kenntnis, daß die Sektionsmitglieder den Beschuß gefaßt haben, sich dem Antrage des Herrn Vize¬ zurückgezogen wird; das Weitere bleibe der III. Sektion über¬ Es wird sodann der Antrag des Herrn Vizebürgermeisters Gschaider, für die Aufstellung des Waschfloßes 200 K zu be¬ 15. Ansuchen von Hausbesißern in der Kirchengasse frage komme diese für die III. Sektion überhaupt nicht in Be= Wasserleitung von der Steyrbrücke bis zur Frauengasse. Die III. Sektion berichtet: Der Wunsch der Bewohnerschaft des unteren Steyrdorfs nach einer Trinkwasserleitung ist bei der Unmöglichkeit der An¬ legung von Hausbrunnen infolge des felsigen Untergrundes, ferner wegen des unvollkommenen Funktionierens der bestehen¬ In einem Schreiben ersucht der hiesige Spediteur Johann den, ohne Druck laufenden Wasserleitungen aus dem Aichet ge¬ wiß ein begründeter. Es war daher, nachdem vom Bauamte die zur Verfügung stehende Wassermenge als ausreichend bezeichnet und die Mög¬ Die Bewilligung zur Benützung des öffentlichen Grundes lichkeit der Zuführung nicht in Zweifel gezogen wurde, die Ab¬ sicht der Sektion, die Bewilligung der Ausführung einer Rohr¬ leitung von der Steyrbrücke an bis zum Roten Brunnen=Platz und weiters bis zur Frauengasse vom Gemeinderate zu verlangen. Knapp vor der Beschlußberatung wurde jedoch mit 27. Juni von den Wasserbezugsberechtigten der Vorstadt Ort folgende Zu¬ schrift an den löblichen Gemeinderat gerichtet: Löblicher Gemeinderat der l. f. Stadt Steyr! Für die am Freitag den 30. Juni 1911 stattfindende Ge¬ meinderatssitzung liegt bei der III. Sektion das Ansuchen von längerung der städtischen Wasserleitung von der Steyrbrücke bis zur Frauengasse vor.

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