3 Es sind sodann zwei Vorschläge gemacht worden; der eine Vorschlag war, das physikalische Kabinett in der Wohnung des Herrn Oberlehrers Markut unterzubringen; das ist der teuerste Vorschlag, denn es müßte für den Oberlehrer eine sehr bedeu¬ tende Entschädigung an Quartiergeld ausbezahlt werden. Dieser Ausweg ist wieder fallen gelassen worden. Ein weiteres Projekt, nämlich die Adaptierung des Dachbodens im Vordertrakt (Michaeler¬ platz) der Oberrealschule und Einbau von Schulräumen, wurde wegen des höheren Kostenpunktes und der Feuersgefahr ebenfalls fallen gelassen. Es wurde infolge dessen wieder auf das Projekt zurückgegangen, nämlich auf den Aufbau eines dritten Stockwerkes im Nord=(Hinter=)Trakte. Der Bau muß rasch fertig werden, um bis zum nächsten Schulanfang auszutrocknen, weshalb es auch ganz unmöglich ist, diese Art der Erweiterung der Realschule mit der Frage des Volksschulbaues zu verbinden. Es ist auch bedauerlich, daß der Realschulfonds kaum 100.000 K übersteigt. Redner würde ja ebenfalls den Bau eines neuen Real¬ schulgebäudes freudigst begrüßen, jedoch würde ein solcher Bau eine Summe von über 400 000 K erfordern, die aber dermalen nicht aufzubringen sei. Die Volksschulzustände sind gewiß sehr bedauerlich, denn wir haben überfüllte Klassen. Mit dieser Frage werden sich die nächsten Gemeinderäte auf das eingehendste be¬ schäftigen müssen. Räume für die Realschule durch den Bau einer Volksschule zu schaffen, ist ausgeschlossen, da der Bau einer Volksschule in zwei Monaten nicht fertiggestellt werden kann. Wer sich noch zurückerinnert, der wird wissen, daß bereits in Ennsdorf eine Volksschule bestanden hat, welche dann aber wieder aufgelassen wurde, als die Volks= und Bürgerschule am Franz Josef=Platz erbaut wurde. Die vorher angeregte Ent¬ lastung der Volksschule in Steyrdorf zugunsten der Realschule herbeizuführen ist ebenfalls unmöglich, denn die Schullokalitäten im Exjesuitengebäude und somit die Knabenvolksschule von Steyr¬ dorf wegzubringen ist völlig undenkbar; wenn eine neue Volks¬ schule gebaut werden soll, so müßte sicherlich kein Anbau an die Bürgerschule, sondern vor allem ein Volksschulbau in Ennsdorf durchgeführt werden. Die Volksschulfrage zu entwickeln, hat den Gemeinderat schon auf das lebhafteste beschäftigt. Wir sind aber in der un¬ angenehmen, von uns leider empfundenen Situation, daß die finanzielle Lage der Stadt Steyr derzeit keineswegs gut ist. Wir werden beim nächsten Präliminare über alle verschiedenen Arten von Rück= und Uebelständen einen klaren Ueberblick bekommen und alles der Bevölkerung ganz wahrheitsgetreu übermitteln. Wenn wir nicht unterrichtet sind in allem, so kommt es daher weil man uns von den Präliminarsitzungen möglichst ferne ge¬ halten hat. Es gibt jetzt keine schnellere Lösung, als den Antrag der Bausektion anzunehmen. Ich habe öfters bei den betreffen¬ den Kommissionen teilgenommen, es geht nicht anders, als auf diese Weise vorzugehen. Um die Kosten dieses Aufbaues an der Realschule zu verringern, hielte ich es für angezeigt, beim Landes¬ schulrate um eine Beihilfe für diesen Aufbau oder um eine Unter stützung für die innere Einrichtung oder dergleichen aus dem Realschulfonds anzusuchen. Ich habe mit dem Herrn Realschul¬ direktor eine Unterredung gehabt, die dahin ging, daß in manchen Fällen mittels Hilfe der Direktion eine Ueberweisung aus dem Realschulfonds möglich wäre. Ich würde den Vorschlag machen, daß man darnach trachte, etwas zu bekommen. Ist es möglich, etwas zu erhalten, so ist es gut, wenn nicht, so habe man wenigstens einen Versuch dazu gemacht und könne uns kein Vorwurf treffen. Herr G.=R. Wokral: Die Ausführungen, die gemacht worden sind, können mich über eins nicht hinwegbringen. Die Notwendigkeit des Bedarfes von Unterrichtslokalitäten in der Oberrealschule ist nicht zu bestreiten, aber es macht mir den Eindruck, als ob man diese Frage deshalb forciere, um zu er¬ reichen, daß die Volksschulfrage hinausgeschoben werde. Schon damals, als die Frage wegen Errichtung eines neuen Realschul¬ gebäudes ventiliert wurde, ist die Volksschulfrage hinausgeschoben worden. Wir halten aber die Volksschulfrage für wichtiger, als die Realschulfrage. Was die zweite Seite der Ausführungen, nämlich die mißliche Finanzlage der Stadt, anbelangt, so ist das ja richtig. Dies darf uns aber nicht hindern, die Volks¬ schulfrage möglichst rasch zu erledigen, ein Zuwarten bis zur nächsten Präliminarsitzung ist nicht am Platze, wo es sich um so dringende Bedürfnisse handelt. Damals vor den Gemeinde¬ ratswahlen ist von deutschnationaler Seite die Errichtung von Schulen versprochen worden, jetzt wäre die Gelegenheit da, die Sache zu erledigen, aber es scheint, daß der Spiritus schon wieder verraucht ist. (Oho=Rufe.) Es soll nicht mit Worten, sondern mit Werken etwas geschaffen werden. Mit dem Aufbau der Real¬ schule wird nichts dauerndes geschaffen und wir werden in zwei Jahren wieder vor derselben Frage stehen wie heute. Herr G.=R. Langoth glaubt, daß sich Herr G.=R. Wokral nicht recht klar sei über den Bau einer neuen Volksschule. Herr G.=R. Wokral meint, wenn in Ennsdorf eine neue Volksschule gebaut werde, so könnten die Schüler von der Volksschule Steyr¬ dorf nach Ennsdorf eingeschult werden und es würden dann die nötigen Räume für die Oberrealschule frei werden. Er könne sich aber das nicht vorstellen, die Volksschule von der größeren Ortschaft Steyrdorf in die kleinere Ortschaft Ennsdorf zu ver¬ legen. Herr G.=R. Wokral habe recht, wenn er darauf hinweist, daß die Volksschulverhältnisse einer Abhilfe dringend bedürfen, aber einen neuen Volksschulbau und die Geldbeschaffung hiefür könne man nicht von heute auf morgen durchführen. Wenn Herr G.=R. Wokral plötzlich schulfreundlich wird und von uns den Bau einer Volksschule verlangt, so geschieht es nur, weil die Wahlen vor der Türe stehen. Er müsse den Vorwurf, als sei seine Partei nur vor den Wahlen schulfreundlich, zurückweisen. Herr G.=R. Erb betont nochmals, daß die Auffassung des Herrn G.=R. Wokral eine ganz unrichtige ist. Bevor sich der Gemeinderat mit dem Bau einer Volksschule beschäftigt, müsse er sich klar sein, in welcher finanziellen Lage sich die Stadt Steyr befindet und dies könne aber erst bei der nächsten Präliminar¬ beratung festgestellt werden. Aber eine Anspielung gegen uns zu sagen, wir hätten vor den Wahlen für die Volksschule ge¬ sprochen und hätten dies nicht gehalten, müssen wir zurückweisen das könne auf unserer Partei unmöglich ruhen bleiben. (Rufe: Ganz richtig!) Ich betone, daß uns das Volksschulwesen, sowie das gesamte Schulwesen, nachdem ja selbst drei Lehrer hier im Gemeinderate sitzen, gewiß warm am Herzen liegt. Wir müssen aber mit den Umständen rechnen, wie sie gegeben sind. Es wurde auch bereits in früheren Sitzungen der Antrag gestellt, am Bürgerschulgebäude anzubauen, jedoch würden wir den Bau einer Volksschule in Ennsdorf vorziehen, wenn die Mittel hiezu halbwegs vorhanden wären. Nehmen Sie die Ueberzeugung hin, daß wir in der Volksschulfrage das möglichste tun werden. Aber bei dieser Frage des Realschulaufbaues die Volksschulfrage zu einen Antrag zu bringen, ist derzeit ganz ausgeschlossen, nachdem diese Frage in zwei Monaten gelöst werden muß. Herr G.=R. Tribrunner glaubt, es wäre am besten, wenn Herr G.=R. Wokral seinen Antrag in zwei Teile teilen würde, um nicht eine Vertagung dieser Angelegenheit herbei¬ zuführen. Herr G.=R. Wokral stellt richtig, daß er nicht gesagt habe, die Majorität habe vor den Gemeinderatswahlen ver¬ prochen, was sie jetzt nicht halte, sondern er habe gesagt, jetzt wäre Gelegenheit da, das zu halten, was sie versprochen hat. Bezüglich der Realschulfrage sei er mit dem Sektionsantrage einverstanden; wegen des Volksschulbaues ersuche er die Sektion, die bezüglichen Schritte einzuleiten. Herr G.=R. Erb stellt fest, daß Herr G.=R. Wokral die Worte gebraucht habe, wir hätten vor den Wahlen das ver¬ sprochen, aber nach den Wahlen sei der Spiritus verraucht. Hierauf wird der Sektionsantrag einstimmig angenommen. Z. 2647/11. Der Herr Vorsitzende stellt an den Herrn G.=R. Wokral die Anfrage, ob er jetzt einen diesbezüglichen Antrag telle, worauf derselbe erwidert, daß er diesen schriftlich ein¬ bringen werde. 12. Ansuchen um Verkauf eines Teiles der Grund¬ parzelle 590/6 und um Herstellung eines Straßenkanales. Der Sektionsantrag lautet: Der löbliche Gemeinderat beschließe, den an der Direktions¬ straße gelegenen, im Plane mit a, b, c, d bezeichneten Teil der im Besitze der Stadtgemeinde befindlichen Grundparzelle 590/6 im Ausmaße von 100 m2 an den Baumeister Herr A. Menhardt in Steyr um den Pauschalpreis von 100 K zu verkaufen. Diese Grundfläche ist als ein bis zur öffentlichen Straße reichender Vorgarten der zu erbauenden Villa des obigen Gesuch¬ stellers gedacht und ist daher eine Verbauung oder anderweitige Verwendung nicht zulässig Wird einstimmig angenommen. — Z. 11.272/11. Weiters erlaubt sich die Sektion an den löblichen Gemeinde¬ rat die Mitteilung zu machen, daß beschlossen wurde, am Direktionsberg an Stelle des bisher bestehenden offenen Straßen¬ gesimses in der Länge von 60 m mit 30 cm Betonrohre zu kanalisieren, wodurch die Einleitung von Hauskanälen und die günstigere Abführung des Schmutz= und Regenwassers ermöglicht wird, was eine bedeutende sanitäre Verbesserung an dieser Straße bewirken wird. Die Kosten des Kanals betragen 360 K. Wird zur Kenntnis genommen 13. Ansuchen um Grundpachtungen von Teilen der Grundparzelle 590/6. Die Sektion beantragt, der löbliche Gemeinderat beschließe, dem Franz Pfingstmann, Gastwirt „zur grünen Eiche“ in Steyr, den im Situationsplan mit a, b, f, g, h bezeichneten Teil der Grundparzelle 590/6 im Ausmaße von 335 m2 unter den bis¬ herigen Bedingungen um den jährlichen Pacht von 14 K zu überlassen. Wird einstimmig angenommen. — Z. 13.254/11. 14. Ansuchen um Bewilligung zur Anbringung von Vorrichtungen zum Aushängen und Auslegen von Waren vor Geschäften, beziehungsweise Genehmigung von der¬ artigen bereits bestehenden Vorrichtungen. Die Sektion stellt folgenden Antrag: Die Berechtigung der Anbringung von Vorrichtungen zum Auslegen von Waren vor ihren Geschäftslokalen auf öffentlichem Grunde wird übereinstimmend mit den bei der kommissionellen Begehung durch die Bausektion ausgenommenen Protokollen und nach dem Beschlusse des Gemeinderates vom 27. Jänner 1911 folgenden Gesuchstellern bis auf Weiteres bewilligt: 1. Johann Lehner, Gemischtwarenhandel, Pfarrgasse Nr. 3. 2. Anton Lang, Möbelhändler, Stadtplatz Nr. 25. 3. Marianne Eidenböck, Modistin, Stadtplatz Nr. 6 4. M. J. Stalzer, Kaufmann, Enge Gasse Nr. 33. 5. Jakob Huber, Enge Gasse Nr 11. 6. Rosa Ecke's Witwe, Riemergeschäft, Enge Gasse Nr. 11. 7. Paul Fendt, Kaufmann, Stadtplatz Nr. 12. 8. Nathan Pollak, Kleiderhandel, Enge Gasse Nr. 7. Wird einstimmig angenommen. — Z. 6857/11, 7375/11, 7612/11, 7473/11, 7363/11, 7613/11, 10.243/11, 9125/11.
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