Ratsprotokoll vom 23. Oktober 1903

2 den Baukosten selbst Ueberschreitungen vorkommen können. Der Stadt Wels wurde auch anläßlich der Erweiterung der Land¬ wehrkaserne unter anderem auch der Bau eines Marodenhauses aufgetragen, und es wurde der Stadt Wels anstandslos die übliche Subvention bewilligt, und es liegt kein Grund vor, die Stadt Steyr anders zu behandeln. Ich glaube, darüber dürfen wir uns keiner Sorge hingeben, weil ja auch bei der kom¬ missionellen Verhandlung, wo das erstemal von dem Maroden¬ haus die Rede war, der anwesende Vertreter des Landes sich geäußert hat, daß wohl nichts übrig bleiben werde, als das Marodenhaus zu bauen. Somit glaube ich, die vom Herrn Referenten aufgeworfenen Fragen zufriedenstellend beantwortet zu haben. Herr G.=R. Hiller bemerkt, daß nach den Ausführungen des Herrn Referenten und des Herrn Bürgermeisters der Bau des Marodenhauses nicht mehr abgelehnt werden könne und er erwarte sich die Beitragsleistung des Landes für das Maroden haus in dem Maße, wie sie für den Bau der Artilleriekaserne selbst zugesichert wurde. Ihn interessiere bei der Sache etwas anderes, nämlich die Gegenleistung des Kriegsministeriums, und er möchte daher an den Herrn Bürgermeister die Anfrage stellen, ob er mit Bestimmtheit sagen könne, daß mit dem 14. Korps=Artillerie=Regiment auch die Equitation und die Ein¬ jährig=Freiwilligenschule mit nach Steyr kommt, wenn nicht, so möchte er den Herrn Bürgermeister ersuchen, in dieser Richtung zeeignete Schritte einzuleiten. Es falle ihm auf, daß nur eine Reitschule gebaut werde, was befürchten lasse, daß die Equitation und Freiwilligenschule vielleicht nicht hieher komme. Der Herr Vorsitzende erwidert, die Ausgestaltung der Artillerie ist maßgebenden Ortes nicht endgiltig abgeschlossen, und er kann daher nicht sagen, was von den erwähnten Insti¬ tutionen diesem Korps=Artillerie=Regiment in Steyr zugewiesen werden wird. Bezüglich der Reitschule befindet sich der Herr Vorredner im Irrtum, denn es werden vier Reitschulen gebaut, drei offene und eine gedeckte, welch' letztere namentlich von einer solchen Ausdehnung ist, daß sie den gesteigertsten Anforderungen genügen dürfte. Die Verhandlungen mit der Kriegsverwaltung bezüglich der Kaserne sind noch nicht endgiltig abgeschlossen. Die¬ selbe wartet noch auf die heutige Entschließung des Gemeinde¬ rates, bevor sie das letzte Wort spricht. Wenn wir die endgiltige Zustimmung haben und das Bauprogramm erledigt ist, dann werde er sich an maßgebender Stelle in Wien gewiß bemühen, für Steyr zu erreichen, was möglich ist. Das eine glaube er, daß die Erbauung des Marodenhauses für Steyr kein ungünstiges Ereignis ist, weil man in Zukunft darauf Rücksicht nehmen wird und wenigstens nach dieser Seite für eine eventuelle Vermehrung der Garnison schon Vorsorge getroffen ist. Da sich Niemand mehr zum Worte meldet, bringt der Herr Vorsitzende den Antrag des Kasernbaukomitees zur Ab¬ stimmung und wird derselbe einstimmig angenommen. Herr Vizebürgermeister Lang ersucht um Beschlußfassung über einen dringlichen Gegenstand, nämlich bezüglich des An¬ kaufes der Weinzierlquellen. Die Dringlichkeit dieses Gegenstandes wird angenommen. Der Herr Referent führt aus, daß der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 29. April d. J. beschlossen habe, die Steiner¬ wiese am Weinzierlgute in Gleink mit drei darauf befindlichen Quellen anzukaufen. Eine vierte auf dieser Wiese befindliche Quelle wollte der Besitzer der Stadtgemeinde kostenlos über¬ lassen, habe aber dieses Versprechen wieder zurückgenommen, da er diese Quelle nicht entbehren könne. Die Bausektion habe die Ergiebigkeit der drei Quellen längere Zeit geprüft und ist zu dem Resultate gekommen, daß diese Quellen, von denen eine so niedrig liegt, daß sie nicht leitungsfähig ist, für den Bedarf der Artillerie=Kaserne nicht ausreichen. Diese Quellen würden selbst in der wasserreichen Zeit nicht mehr als 500 Hektoliter in 24 Stunden geben. Dieses Wasserquantum stehe nicht im Verhältnisse zu den Kosten der Erwerbung und Verwertung derselben und erlaubt sich somit die Sektion folgenden Antrag zu stellen: Die Sektion stellt den Antrag, der löbliche Gemeinderat wolle in Erwägung, daß teils durch die niedrige Lage der Quellen und weil der Eigentümer eine zugesagte Quelle nicht einbeziehen läßt, das zur Leitung verfügbare Wasserquantum so gering wird, daß es in keinem günstigen Verhältnisse zu den Kosten der Erwerbung und Zuleitung steht, den am 29. April d. J. gefaßten Beschluß auf Ankauf der Steinerwiese des Zehetnergutes, Gemeinde Gleink, zurücknehmen. Dem Besitzer der Wiese und der für die Leitung in Betracht kommenden Grundbesitzer wird für ihr freundliches Entgegenkommen gedankt. Herr G.=R. Schachinger bemerkt, er war für den An¬ kauf dieser Quellen schon früher nicht begeistert. Er möchte aber auch wissen, wie es mit der gegenwärtigen Wasserleitung steht, ob der neue Brunen am Schlüsselhofe genügend Wasser gebe, um eventuell auch Steyrdorf damit versorgen zu können. Der Herr Referent erwidert, daß der für die Wasser¬ beschaffung zur Artillerie=Kaserne hergestellte Brunnen so viel Wasser liefere, daß derselbe kaum erschöpft werde. Die Anlage der Pumpe ist derart, daß das 1500 Hektoliter fassende Reservoir in 10 Stunden vollständig gefüllt sei. Der Antrag, diese Wasser¬ leitung für andere Zwecke als für die Artillerie=Kaserne nutzbar zu machen, halte er für verfrüht. Die Wasserleitung könne als eine vollkommen gelungene bezeichnet werden, aber dieselbe sei nur für die Artillerie=Kaserne gebaut worden und kann vorläufig nicht für andere Zwecke verwendet werden. Der Herr Vorsitzende bemerkt, man könne heute noch nicht von einem Wasserüberschusse aus der für die Kaserne hergestellten Wasserleitung sprechen. Um die Ergiebigkeit einer solchen Wasser¬ leitung auszuproben, braucht man mehrere Jahre. Es können trockene Sommer und lange dauernder Frost kommen, wo das Wasser erheblich weniger wird. Die Gemeinde muß die über¬ nommene Verpflichtung, der Artillerie=Kaserne das nötige Wasser¬ quantum das ganze Jahr hindurch zuzuführen, erfüllen, und wenn die Wasserleitung hiezu nicht ausreichen sollte, müßte sie auf andere Art das Wasser beschaffen, was eine ebenso peinliche als kostspielige Sache wäre, daher von einer anderweitigen Ver¬ wendung der Wasserleitung gar nicht gesprochen werden kann. Nach weiterer kurzer Debatte wurde der Antrag der Sektion einstimmig angenommen. Druck v. G. Bruckschweiger, Steyr. 1903-10.

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