an ein in fortschrittlichem Sinne geleitetes Gemeindewesen gestellt werden können. Viele Wohlfahrtseinrichtungen, welche gewiß von der Mehrheit der Bevölkerung gewünscht werden, wären in Angriff zu nehmen und ihrem Ziele zuzuführen. Aber es wird wohl in absehbarer Zeit nicht möglich sein, auf vielen Gebieten im fort schrittlichen Sinne wünschenswerte Vorkehrungen zu treffen. Was auf mich ankommt, so werde ich jederzeit bemüht sein, Ihre Be¬ schlüsse der gewissenhaften Ausführung zuzuführen und ich werde bemüht sein, im Vereine mit Ihnen das Gemeinwesen unserer deutsch=fortschrittlich gesinnten Stadt so zu verwalten, wie die Majorität der Bevölkerung es erwarten darf. Ich danke nochmals auf das verbindlichste für die mir angetane Ehrung. (Bravorufe.) Herr Stadtsekretär Franz Gall erbittet sich das Wort zu folgender Ansprache: Gestatten Sie, Herr Bürgermeister, daß ich mir erlaube, Ihnen im Namen der sämtlichen Beamten und Angestellten der Gemeinde die Glückwünsche zu Ihrer neuen hohen Würde aus¬ zusprechen. Mannigfaltig und zahlreich werden die Aufgaben sein, die der Erfüllung durch Sie harren, und Sie werden Ihrer bekannten Tatkraft bedürfen, um die Stadt Steyr aus der wirt schaftlichen Depression, in der sie sich befindet, hinaus zu führen. swird aber, um das möglich zu machen, gewiß auch der Unterstützung der Beamten und Angestellten bedürfen. Ich gebe Ihnen das heilige Versprechen, daß wir alles tun werden Ihnen treu zur Seite zu stehen und wir werden unter Ihrer Anleitung das tun, was Sie für am besten halten. Wir erbitten von Ihnen nur das Eine, daß Sie uns wohlwollend beurteilen, ohne dieses ist es nicht möglich, Ersprießliches zu leisten, weil uns die Lust und Liebe zur Arbeit fehlen würde. Wollen Sie uns ein gütiger Chef sein! Herr Bürgermeister Stigler erwidert hierauf, er werde noch Gelegenheit haben, gegenüber dem geehrten Beamtenkörper auf die Worte des Herrn Sekretärs zurückzukommen. Vorläufig gebe er die Versicherung, daß es an seinem Wohlwollen gegen über der Beamtenschaft nicht fehlen werde, weil er wisse, daß ein Zusammenwirken notwendig ist. Herr G.=R. Dr. Angermann erbittet sich das Wort und sagt: Der Gemeinderat von Steyr hat soeben einen feier¬ lichen denkwürdigen Akt vollzogen. Ich bin überzeugt, die ganze Bevölkerung von Steyr denkt jetzt an die gegenwärtige Ge¬ meinderatssitzung und verfolgt im Geiste die Tätigkeit des Ge¬ meinderates bei diesem Anlasse. Der Gemeinderat hat aus seiner Mitte einstimmig einen alten treuen, tüchtigen Verfechter der Gemeinde=Interessen, einen langjährigen früheren Vizebürger¬ meister auf den Bürgermeisterstuhl erhoben, und ich glaube, der¬ selbe hat durch diese einstimmige Tat die Zustimmung der ganzen Bevölkerung von Steyr erworben. Wir können sagen, daß wir mit Rücksicht auf die große Tätigkeit und auf die Fähigkeiten. die der neu gewählte Herr Bürgermeister im Gemeinwesen schon entwickelt hat, ganz im Sinne der Bevölkerung von Steyr ge¬ handelt haben. Es ziemt sich, daß wir dem Herrn Bürgermeister zu seiner einstimmigen Wahl die herzlichsten Glückwünsche ent¬ gegenbringen. Bei dieser Gelegenheit müssen wir aber auch jenes Mannes gedenken, welcher während der Krankheit unseres leider zu früh dahingeschiedenen Herrn Bürgermeisters Redl die Geschäfte der Stadt geleitet hat. Herr Vizebürgermeister Franz Lang hat bei¬ nahe ein halbes Jahr und als Herr Bürgermeister Redl im Reichsrate war, abermals ein halbes Jahr das Amt mit Umsicht Pflichteifer und Selbstaufopferung in einer Weise geleitet, die unsere volle Anerkennung und unseren Dank verdient. Ich halte es für meine Pflicht, an dieser Stelle dem Herrn Vizebürger¬ meister unsere vollste Anerkennung und den Dank zum Aus¬ drucke zu bringen. (Beifall.) Herr Bürgermeister Stigler sagt: Ich kann unmöglich die Sitzung schließen, ohne in zweifacher Richtung eine Pflicht zu erfüllen. In der ersten Richtung ist mir Herr Dr. Anger¬ mann schon zuvorgekommen. Ich kann aber auch die Sitzung nicht schließen, ohne auch meinerseits dem tief betrübenden Ge¬ fühle Ausdruck zu geben, das mich ergriffen hat über das Ab¬ leben des Herrn Bürgermeisters Redl, der seinen Platz so lange und so ehrenvoll eingenommen hat. Ich muß auch noch auf die Worte des Herrn Dr. Angermann zurückkommen und muß es auch für meine Person aussprechen, wie überaus verdienstvoll die Wirksamkeit des Herrn Vizebürgermeisters Lang während der Abwesenheit und während der Krankheit des Herrn Bürger¬ meisters Redl war. Ich kann die Sitzung nicht schließen, ohne an den Herrn Vizebürgermeister die Bitte zu richten, er möge auch in Vertretung meiner Person gegebenen Falles sein Amt mit derselben Opferwilligkeit und Treue ausüben, wie er es bisher getan hat. Ich glaube, daß er mir diese Bitte nicht ab¬ chlagen wird auch mit Rücksicht auf das langjährige Freund¬ schaftsband, das uns beide aneinanderknüpft. Herr Vizebürgermeister Franz Lang. Ich statte den Herren für die Anerkennung und die freundlichen Worte meinen Dank ab. Ich war bemüht, das zu tun, was man tun kann, und wenn ich durch Anspannung meiner Kräfte das erreicht habe, daß Sie mit meiner Stellvertretung zufrieden sind, so ist das für mich die höchste Ehrung, die ich mir wünschen kann. Ich habe bis jetzt in allen Stellungen, auf die ich durch das Ver¬ trauen meiner Mitbürger gestellt worden bin, meine Pflicht er¬ füllt, und werde mich, wenn Sie mit meinem Wirken einver¬ standen sind, auch weiter zur Verfügung stellen. Daß ich den hochverehrten neu gewählten Herrn Bürgermeister gerne unter¬ stütze, geht auch schon aus dem hervor, weil ich mir mit Freude zuschreiben kann, seine Freundschaft seit langen Jahren zu be¬ sitzen, die ich aus vollem Herzen stets erwidere. Hierauf schließt der Herr Bürgermeister um 10½ Uhr die Sitzung.
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