Ratsprotokoll vom 28. Dezember 1900

. 3. 5. VII. Das Spitals-Präliminare. Ausgaben. Gehalte und Löhne 9.200 K Verpflegskosten für 27.000 Verpflegstage à 1 A 20 h an die Frau Oberin 32.400 Arzneikosten 7.500 Instrumentenkosten 240 Einrichtungskoster 200 Für Gebäude=Erhaltung 2.400, Kanzlei=Auslagen 500 Andere Regie=Auslagen 800 Summe der Ausgaben 54.240 K Einnahmen Eingezahlte Verpflegsgebüren für 27.000 Ver pflegstage einschließlich der Steyrer Armei a 2 K 54.000 2. Mietzins vom k. u. k. Militär=Aerar für ein Krankenzimmer 240 Samme der Einnahmen 54.240 Der Herr Vorsitzende bringt die Einnahmen und Aus gaben über den Mildenversorgungsfond und das Spitalspräli minare zur Abstimmung und werden dieselben einstimmig ange nommen. Hierauf Erledigung der Tagesordnung Section. Referent: Sections=Obmann Herr G.=R. Dr. Franz Angermann. 2. Dieser Punkt wird vertraulich behandelt. Das Protokol hierüber ist dem öffentlichen Protokolle angehefte 3. Der Herr Referent berichtet über die Zuschrift des hohen oberösterr. Landesausschusses wegen Vorlage eines Entwurfes der neuen Gemeindewahlordnung für Steyr und führt derselb aus, dass der Gemeinderath schon im Vorjahre eine solche Wahl¬ ordnung dem Landtage vorgelegt habe, wo der Arbeiterschaft in einer eigenen Curie das Wahlrecht zugedacht war. Allein diese Wahlordnung wurde vom Landtage nicht genehmigt und so wir der Gemeinderath, welcher gewiss auf dem Standpunkte steht, dass der bisher vom Wahlrechte in der Gemeinde ausgeschlossenen Classe von Steuerträgern auch in der Gemeinde das Wahlrecht gebüre, sich neuerdings mit dieser Frage beschäftigen und dabei ewiss mit voller Gerechtigkeit vorgehen. Als Grundlage der Wahlordnung wird die Schaffung einer allgemeinen Curie, ähnlick wie bei den Reichsrathswahlen der V Curie, ins Auge zu fassen sein, da eine solche Wahlordnung auch von Seite der Regierung die Zustimmung erhalten wird. Da diese Frage von höchster Wichtigkeit ist, so beantragt die Section gemäß § 7 der G schäftsordnung die Einsetzung einer eigenen Commission und hättt dieselbe ehethunlichst darüber Bericht zu erstatten. Als Mit¬ lieder dieser Specialcommission werden acht Gemeinderäthe vol eschlagen, und zwar 1 die Mitglieder der 1. Section, und zwal die Herren Dr. Franz Augermann, Edmund Aelschker, Ferdinank Handstanger, Dr. August Redtenbacher und Victor Stigler ferner die Obmänner der übrigen Sectionen, und zwar die Herren Josef Tureck, Franz Lang, Franz Tomitz, eventuell deren Stell vertreter Der Herr Vorsitzende bringt diesen Antrag zur Abstimmung und wird derselbe einstimmig angenommen — Z. 21.66 Section. Referent: Sectionsobmann Herr G.=R. II. Josef Tureck Herr Franz Kiderle, Gutsbesitzer in Gleink, ersucht um Wiederbewilligung zur abfindungsweisen Begleichung der städt Mautgebüren für die in der Richtung von Gleink nach Steyr und zurück verkehrenden Kaleschfuhren, sowie für seine daselbst verkehrenden Luxus= und Reitpferde gegen ein Jahrespauschale von 300 A Nachdem laut Aeußerung des Controlors der städt. Ge fällseinhebung Herrn Karl Jöbstl der angebotene Abfindungs betrag den thatsächlichen Verhältnissen entspricht, so stellt di Section den Antrag auf Gewährung dieses Ansuchens, was ein Z. 24.352 stimmig angenommen wird Liegt folgender Sectionsbericht und Antrag vor: Nach 5 dem der mit Herrn Karl Viertl jun. abgeschlossene Pachtvertra für die städt. Wirtschaftsfuhren mit Ende December 1900 ab läuft, so beantragte die Bausection in der Sitzung vom 17. De¬ cember 1900 die Ausschreibung zu veranlassen, was in eine Kundmachung vollzogen wurde. Hierüber sind zwei Offerte ein gelangt, und zwar verlangt Herr Karl Viertl für ein Paa¬ Fferde per Tag 7 K 20 7, Herr Johann Flenkenthaller für ein Paar Pferde per Tag 7 K 60 7. Die Section stellt demnach der Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle dem Herrn Kar Viertl jun. als den billigsten Offerenten die städt. Wirtschafts fuhren für die Zeit vom 1. Jänner 1901 bis Ende December — Einstimmig nach Antrag 1901 übertragen — Z. 26.444 Herr Franz Skazill, Eisengeschmeidehändler in Steyr ersucht um Genehmigung der Mietübertragung bezüglich des Ge¬ wölbes Nr. 8 an der Schlossmauer an Herrn Josef Huber, Ge chäftsdiener bei Frau Marie Hofer, Eisenhändlerin in Steyr Die Section beantragt, der löbliche Gemeinderath möge das von Herrn Skazill innegehabte Verschleißgewölbe Nr. 8 al der Schlossmauer dem Herrn Josef Huber um den bisherigen achtzins von 132 A überlassen. — Einstimmig nach Antrag Z. 25.245. Der Herr Bürgermeister Redl übernimmt wieder den Vorsitz 5 III. Section. Referent: Sections=Obmann Herr Vice bürgermeister Franz Lang Der Herr Referent erstattet folgenden Bericht: Technischer Bericht über die Ausführung des Hoch wasserschutzdammes in Eysnfeld in Steyr. Auf Grund des Erlasses der k. k. Statthalterei von 22. Jänner 1900, Nr. 824/1 ex 1900 und 22.527/I ex 1899 wurd die Herstellung des Hochwasserschutzdammes zum Schutze des Stadt¬ heiles Karolinenthal in Steyr nach dem gemäß den Anträgen des Staatstechnikers ergänzten Projecte des Stadtbauamtes Steyr vom November 1899 mit dem Kostenbetrage von 80.000 Kronen und die für diesen Bau vereinbarte Concurrenz genehmigt und hiezu für die Interessenten in Karolinenthal aus dem staatlichen Nothstandscredite eine Subvention im Betrage von 40.000 Kronen, das sind 50% der Baukostensumme bewillig Die Bauausführung wurde der Stadtgemeinde Steyr über tragen. Es war nun deren nächste Aufgabe, im Wege der Offert ausschreibung diesen Bau einer Betonbau=Unternehmung zu über geben, welche die Gewähr für die solideste Ausführung des ir Aussicht stehenden Baues unter Rücksichtnahme auf die zur Ver¬ fügung stehenden Geldmittel bieten könne. Auf Grund der ein gelaufenen Offerte der bedeutendsten österr. Betonbau=Firmen darunter Pittel & Brausewetter, Wayß & Comp., Bella & Neffe Wien, Ackermann & Madile, Klagenfurt, Gebrüder Hoffmann Prag 2c., konnte zunächst die Thatsache constatiert werden, dass die Kosten des Hochwasserschutzdammes nach dem genehmigter Projecte eine namhafte Ueberschreitung der in Aussicht ge nommenen Bausumme aufwiesen, dass jedoch auch in den Offerter elbst mehrfache Anregungen geboten waren, durch eventuelle Ab änderungen einzelner Constructionstheile des Schutzdammes eine Annäherung an die Kostensumme des Voranschlages zu erreichen. Die hauptsächlichsten Ersparnisse, welche ohne Beeinträchti gung der Solidität und vollkommene Stabilität des Hochwasser chutzdammes in Vorschlag gebracht wurden, beruhten darauf, dass jene Theile des Dammes, welche weniger beansprucht er¬ scheinen, auch in der Anordnung der Rippen in weitere Felden eingetheilt werden, dass ferner die bei der k. k. Fachschule und Versuchsanstalt projectierte Stützmauer direct als Fundament¬ mauer der obersten Rippe verwendet wird, und dass endlich die ganzen, sehr kostspieligen Zimmermannsarbeiten für die Her tellung einer lärchenen Spundwand entfallen, indem an deren Stelle eine entsprechende tiefere Fundierung der betonierten Fuse mauer tritt, welche durch einen vorgelegten Steinsatz vor Unter waschungen gesichert wird. (Siehe die angeheftete Querprofile. Schon bei der ursprünglichen Feststellung des Projectes war stets angenommen, dass die Knotenpunkte der Rippe starr Punkte darzustellen haben, auf welche einerseits die Spannungen der Rippen selbst übertragen werden können, anderseits durch orgfältige Fundierung derselben Setzungen des Fachwerkes (Ge rippes) möglichst vermieden werden sollen Diesem Principe soll in der Detailausführung dahin Rech¬ nung getragen werden, dass das Anschüttungsmaterial des Dammes in dünnen Schichten aufgebracht und gestößelt werde während an jenen Punkten, wo Pfeiler zu liegen kommen, die darunter befindlichen Schotterschichten noch durch Einspritzen und Einpumpen von Cementmilch consolidiert werden sollen Unter Zugrundelegung der im Vorstehenden entwickelten Principien wurden die Verhandlungen mit der Betonbau=Firme Pittel & Brausewetter in Wien, als der dem ursprünglicher kostenbetrage zunächst stehenden Firma geführt und derselber sodann der Schutzdammbau zu dem offerierten Totalkostenbetrage von 79.679 K übertragen. (Siehe Beilage 2 Die Bauarbeiten wurden hierauf am 24. April d. J. in Angriff genommen und mit 27. October 1900 beendet. Schon bei der Inangriffnahme der Kernmauer des Schutzdammes in Anschlusse an den bestehenden Kuglfang ergab sich, dass die Fundamente trotz des sehr niedrigen Wasserstandes nur unter Anwendung von leistungsfähigen Centrifugalpumpen hergestell werden können, um überhaupt jene Tiefe zu erreichen, welche für die Sicherung der Fundamente unbedingt geboten war. Es zeigte sich weiter, dass das aus dem oberhalb gelegenen Gerinn ndringende Wasser das ganze Gelände durchzieht und unter bedeutendem Ueberdrucke austritt, daher auch alle vorgenommener Abdämmungsversuche mit undurchlässigem Materiale nicht den gewünschten Erfolg hatten Unter diesen Umständen konnte mit dem im Offerte für Wasserhaltung eingesetzten Betrage per 1260 A das Auslanger nicht gefunden werden, umsomehr, als dieser Betrag nur unte der Annahme, dass eine Wasserhaltung blos für die Einbindung des Dammes in das bestehende Wehr nothwendig werden dürfte, eingestellt worden war. Die factischen Kosten der Wasserhaltung, welche thatsächlich nicht nur für die Herstellung der Wehreinbindung, sondern auch ür die Fundierung und Ausführung der Fufsmauer des Schut dammes in der Länge von 306·9 m2 nothwendig war und nur mit 12 verschiedenen Aufstellungen der Centrifugalpumpen sammt hiezu erforderlichen Gerüstungen, Arbeitspersonal und motorischen Antrieb durchgeführt werden konnte, beliefen sich lant Detailnachweisung, Beilage 3 (D, E, *), auf 18.060 A 84%, erforderten somit einen Mehraufwand von 16.800 A 84 Durch die bei der commissionellen Verhandlung vom 27. De cember 1899 verlangte Einbindung des Mittelwasserdammes in das bestehende Gsangwerkswehr aus Holzconstruction in der Läng von 30 m wurden der geschaffenen Concurrenz namhafte Mehr auslagen verursacht, indem nicht nur eine bedeutende Mehr cubatur an Betonmauerwerk, an Baggerung, Wasserhaltung

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