Ratsprotokoll vom 12. Oktober 1900

Herr G.=R. Stigler stellt den Zusatzantrag, dass bei der hierüber abzuhaltenden Commission die Vereinbarung getroffen werden soll, dass durch diese Bewilligung kein Servitut erwächst. Hierauf wird der Antrag der Section mit dem Zusatz antrage des Herrn G.=R. Stigler einstimmig angenommen. IV Section. Referent: Sections=Obmann=Stellvertreter Herr G.=R. Leopold Köstler 16. Anna Pehersdorfer, Fachlehrerin an der Mädchen¬ bürgerschule hier, ersucht um Ueberlassung des Turnsaales in der Bürgerschule zur Ertheilung des Turnunterrichtes für Mädchen außerhalb der Schulstunden. Die Section beantragt: Der löbliche Gemeinderath wolle beschließen, dass dem Fräulein Anna Pehersdorfer für die Dauer des Schuljahres 1900/1901 die Turnhalle im Bürgerschulgebände zum Zwecke des von derselben zu ertheilenden Privatturnunter¬ richtes um den Pauschalbetrag von 24 K für Beleuchtung und eventuelle Nachheizung des Locales überlassen werde. — Ein¬ stimmig nach Antrag. — Z. 17.979. 17. Dem Ansuchen des Handelsgremiums in Steyr um Wiederüberlassung von zwei Lehrzimmern sammt Beleuchtung und Beheizung derselben in der Oberrealschule wird Folge gegeben. 18. Der Herr Referent gibt bekannt, dass um die Ver¬ leihung der ausgeschriebenen Prämie von jährlich 100 K aus der Franz und Katharina Amtmann'schen Dienstboten=Stiftung sieben Bewerber eingeschritten sind. Von diesen Bewerbern wurde von Seite des Herrn Bürgermeisters der älteste Bewerber Karl Richter, 77 Jahre alt, mit 56 Dienstjahren zur Betheilung vor geschlagen, wogegen von Seite des Stadtpfarramtes die Be¬ werberin Cäcilia Wieser in Vorschlag gebracht wird. Die Section welche nur aus zwei Mitgliedern bestand, konnte sich bezüglich Verleihung dieser Pfründe nicht einigen und stellt daher folgen den Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle beschließen, ob dem vom Herrn Bürgermeister in Vorschlag gebrachten Karl Richter oder der vom hochw. Herrn Stadtpfarrer vorgeschlagenen Cäcilie Wieser die Amtmann'sche Dienstbotenprämie von jährlich 100 K auf Lebensdauer verliehen wird. Nach kurzer Debatte, in welcher die Herren Gemeinderäthe Dr. Angermann, Leopold Köstler und Gottlieb Bruckschweiger sich für Karl Richter aussprachen, wogegen Herr G.=R. Anton v. Jäger sich dem Vorschlage des Stadtpfarramtes anschließt, wird mit allen gegen eine Stimme (v. Jäger) beschlossen, die Amtmann'sche Dienstbotenprämie von jährlich 100 K dem Be¬ werber Karl Richter auf Lebensdauer zu verleihen. 19. Amtsvortrag: Die Herren Söhne des verstorbenen Herrn Georg Pointner, kais. Rath 2c., nämlich die Herren Georg, Alois und Victor Pointner in Steyr, haben zum Zwecke der Er¬ richtung eine Pfründe täglicher 20 h für verarmte Steyrer und Steyrerinnen, unter welchen verarmte Bürger und Bürgers frauen den Vorzug haben sollen, den Betrag von 2000 K mit der beiliegenden Widmungs=Urkunde übergeben. Hievon mache ich dem löblichen Gemeinderathe zum Zwecke der Uebernahme dieser Stiftung mit dem Ersuchen Mittheilung, der löbliche Ge¬ meinderath möge sich zur sorgfältigen Verwahrung des Stiftungs¬ capitales und Erfüllung der Stiftbriefbedingungen bereit er¬ klären und den Stiftern den Dank zum Ausdrucke bringen. Steyr, 1. October 1900. Der Bürgermeister: Redl m. p. Die bezügliche Widmungs=Urkunde lautet: Widmungsurkunde. Wir endesgefertigten Söhne und Erben nach unserem ver¬ storbenen Vater Herrn Georg Pointner, kais. Rath, Ritter des Franz Josefs=Ordens, Ehrenbürger der Stadt Steyr und Rea¬ litätenbesitzer daselbst, nämlich Georg, Alois und Victor Pointner, widmen zur bleibenben Erinnerung an unsere geliebten unver¬ gesslichen Eltern zu Handen der Stadtgemeindevorstehung Steyr einen Barbetrag von 2000 Kronen, sage zweitausend Kronen zu dem Zwecke, dass hievon eine Pfründe täglicher 20 Heller für verarmte Steyrer und Steyrerinnen errichtet werden soll, die den Namen „Georg und Victoria Pointner=Pfründe für verarmte Steyrer und Steyrerinnen“ zu führen hat. II. Das Stiftungscapital per 2000 Kronen, welches wir am 20. September 1900 zu Handen des Herrn Bürgermeisters der Stadt Steyr, Johann Redl, bar erlegten, ist in einer 4%igen österr. Kronenrente zu fructificieren, die Obligation auf diese Stiftung vinculieren zu lassen und wolle diese dann das Stiftungs capital bildende Rente seitens der löblichen Stadtgemeindever¬ tretung Steyrs, welche wir gleichzeitig um geneigte Uebernahme und Verwaltung dieser Stiftung, sowie um Errichtung des er¬ forderlichen Stiftbriefes ersuchen, in depositenämtliche Verwahrung genommen werden. Der nach Ankauf einer zweitausend Kronenrente verbleibende Rest von dem gewidmeten Betrage von 2000 k soll zur theil¬ weisen Deckung der staatlichen Stiftungsgebür verwendet werden, während der noch unbedeckt verbleibende Betrag der erwähnten Gebür von uns Stiftern aus Eigenem gedeckt werden wird, so dass die Stiftung sobald als möglich ins Leben treten lann. III. Aus den abreifenden Zinsen sind die Mittel für eine an einen verarmten Steyrer oder Steyrerin zu vergebende Pfründ täglicher zwanzig Heller zu entnehmen; der sonach verbleibende Rest des Zinseserträgnisses ist fruchtbringend anzulegen und so lange anzusammeln, bis aus dem Erträgnisse eine neue Pfründe täglicher 20 Heller errichtet werden kann und ein Restbetrag zur neuerlichen Capitalisierung und Schaffung weiterer Pfründen verbleibt. IV. Auspruch auf diese Pfründe haben nach Steyr zuständige Arme, unter welchen verarmten Bürgern oder Bürgersfrauen der Vorzug gebürt. Sollten durch Vacanzen und dgl. Ersparnisse erzielt werden, so sind sie nach Vorschrift des Punktes 1II. zu verwenden. V. Die Vergebung der Pfründe hat gemäß dem Vorschlage von uns Stiftern durch den Armenrath der Stadt Steyr oder dessen Rechtsnachfolger zu erfolgen. Sollte ein solcher Vorschlag vier Wochen nach erfolgter Verständigung von der Erledigung der Pfründe durch uns nicht erfolgen, so geht das Verleihungs¬ recht selbständig an den Armenrath der Stadt Steyr über. Das Gleiche gilt für den Fall unseres Ablebens. Als genügende Verständigung von uns Stiftern muß an¬ gesehen werden, wenn eines von uns von der Erledigung der Pfründe schriftlich in Kenntnis gesetzt ist. Den Vorschlag hat der jeweilig Aelteste von uns zu erstatten. Steyr, am 20. September 1900. Georg Pointner m. p. k. u. k. Lieutenant im Inf.=Rgt. von Koväcs Nr. 12 Alois Pointner m. p Victor Pointner m. p. Bautechniker. Der Sectionsantrag lautet: Der löbliche Gemeinderath möge beschließen, es sei die Georg und Victor Pointner=Pfründe für verarmte Steyrer und Steyrerinnen zu übernehmen und den Stiftern der Dank für ihre hochherzige Stiftung schriftlich zum Ausdrucke zu bringen. Der Herr Vorsitzende ersucht, sich zum Zeichen des Dankes von den Sitzen zu erheben, was geschieht. Hierauf wird der Antrag der Section einstimmig ange¬ nommen. — Z. 19.940. 20. Der Herr Referent gibt bekannt, dass bei der am 5. October 1900 abgehaltenen Sitzung der Spitals=Commission beschlossen wurde, die Anschaffung von acht wollenen Bettdecken und einer Uhr beim löblichen Gemeinderathe in Antrag zu bringen. Der Sectionsantrag lautet: Der löbliche Gemeinderath wolle beschließen, es sei die Anschaffung von acht wollenen Bett¬ decken und einer Uhr für das öffentliche Krankenhaus zu be¬ willigen. — Einstimmig nach Antrag. — Z. 19.962. Hierauf Schluss der öffentlichen Sitzung.

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