Ratsprotokoll vom 20. Juli 1900

wenigstens der Bevölkerung gegenüber zu erklären, ob er eine derartige Erscheinung der Kampfesführung für das gesammte Gemeinwesen für geeignet halte oder nicht. Ich halte es nich für nothwendig, mich weiter auseinander zu lassen, es ist Ihnen a alles zur Genüge bekannt. Wir können sagen, wir sind über diese Erscheinungen erhaben, aber es wird viele Leute geben, di agen, die Gemeinde=Vertretung ist berufen, gegen solche Unzu kömmlichkeiten aufzutreten, die dazu angethan sind, die wirt schaftlichen Interessen der Stadt zu schädigen und deshalb sollen Sie entscheiden, ob Sie es für gut befinden, dass man mit solchen Dingen herumhausiert und den Streit im Glase Wasser hinausträgt über die Grenzen des Stadtgebietes. Die Liedertafel ist ein Verein, welcher nicht berufen ist, Politik zu treiben, und wenn man gegen ein Fest der Liedertafel, zu welchem sich alle möglichen Leute herandrängen sollen, damit sie die Gastfreund chaft der Stadt Steyr hinaus verbreiten, eine gegentheilige Propaganda macht und so vorgeht, dass die Leute nicht nach Steyr kommen und es den Anschein erweckt, als ob man hie nicht existieren könnte, so hat der Gemeinderath auch Ursache gegen eine solche Propaganda Stellung zu nehmen und ich fühle mich berufen, folgende Entschließung zur Annahme zu empfehlen „Die Leitung des Localblattes „Alpenbote“ hat sich zuge standenermaßen im Einvernehmen mit ihren Hintermänneri veranlasst gesehen, solche Nummern ihres Blattes in größere Anzahl an Gesangvereine Oberösterreichs und der angrenzender Orte Niederösterreichs und Salzburgs, also weit über den Ver breitungskreis dieses Blattes hinaus, zu senden, in welchen unter einseitiger Darstellung von Meinungsverschiedenheiten und localen Differenzen die unverkennbare Absicht verbreitet war, weiter Sängerkreise von dem Besuche des letzten Jubiläumsfestes der hiesigen Liedertafel abzuschrecken Dieses Vorgehen war nicht nur für den gegebenen Fall ondern ist durch das zweifellose Bekanntwerden über die Sänger¬ kreise hinaus, auch nachwirkend dazu angethan, die Bemühungen theilweise aufzuheben, unsere schöne und gastfreundliche Stadt dem Fremdenverkehre zu erschließen, sondern auf längere Zei¬ hinaus Vielen den Besuch unserer Stadt zu verleiden, auf di es nicht einladend wirken kann, wenn sie auf einen ganz un nöthig über die Grenzen der Stadt hinaus geschrieenen Un rieden geflissentlich aufmerksam gemacht wurden, wie es ge schehen ist. Der Gemeinderath beklagt in Erfüllung der ihm laut § 47 des Gemeindestatutes zustehenden Obliegenheit diesen in den bezeichneten Kreisen zutage getretenen Mangel an Local atriotismus und protestiert gegen solche Machenschaften, welche die Wirkung haben, die wirtschaftlichen Interessen der Stadt überhaupt und die bestimmten Gattungen von Gewerbsleuten insbesondere zu schädigen.“ Wird einstimmung durch Erheben von den Sitzen ange nommen II. Section. Referent: Herr G.=R. Heindl. (Di Herren Gemeinderäthe Tureck, Reitter und Perz als Directoren der Sparcasse treten ab. 7. Gelangt folgende Zuschrift zur Verlesung: „Löbliche Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr! Die Direction der Sparcassi beehrt sich hiemit, die von ihr beschlossene Antwort auf den ir der Nummer 48 der „Steyrer Zeitung“ vom 17. d. M. enthal¬ tenen Artikel zu Ihrer Kenntnis zu bringen und bittet aus der elben entnehmen zu wollen, dass die von Seite der „Steyre Zeitung“ gegen die Sparcasse=Verwaltung erhobenen Anwürfe in sachlicher Weise gründlich widerlegt wurden und dass sich der ezogene Artikel in jenem Blatte als ein ganz ungerechtfertigten Angriff auf die derzeit functionierende Sparcasse=Direction dar¬ stellt. Steyr, am 26. Juni 1900. Mit Hochachtung: Direction der Sparcasse Steyr. Johann Redl, Director. Johann Scholz, Directions=Vorstand. Anschließend hieran verliest der Herr Referent das in „Steyrer Tagblatt“ bereits publicierte Rundschreiben der Spar casse=Direction, in welchem die nöthigen Aufklärungen über di Differenzen zwischen den präliminierten und factischen Erträgnissen pro 1897—1899 ertheilt und ziffermäßig durch die erwachsenen und unvorhergesehenen Mehrausgaben und Mehrauslagen nach¬ gewiesen werden. Die Section stellt folgenden Antrag: Der löbliche Ge meinderath wolle diese Mittheilung mit Befriedigung zur Kenntnis lehmen und zugleich der löblichen Sparcasse=Direction und derei Verwaltung sein vollstes Vertrauen aussprechen. — Einstimmig nach Antrag. — Z. 13.069 Die Herren Gemeinderäthe Tureck, Reitter und Perz erscheinen wieder im Sitzungssaale. 8. Referent: Sections=Obmann Herr G.=R. Josef Tureck Das Comité für die diesjährige Obst= und Gemüse=Aus stellung bittet um Ueberlassung der Industriehalle zu Ausstellungs zwecken, um Entsendung mehrerer Herren Gemeinderäthe in das Ausstellungs=Comité, sowie um Gewährung einer Subvention Die Section stellt hierüber folgenden Antrag: Mit Rücksicht, dass der von der Stadtgemeinde verwahrte und verwaltete Aus tellungsfond nur zu Subventionierung von Ausstellungen oder Volksfesten verwendet werden darf und dieser Fond gegenwärtig 6453 K 84 h beträgt, stellt die 1. Section den Antrag: Der öbliche Gemeinderath möge beschließen: Es sei dem Comite zur Veranstaltung einer Obst= und Gemüse Ausstellung in Steyr aus dem Ausstellungsfonde eine Subvention von 2000 Kronen geger eventuellen Rückersatz an den Fond, im Falle die Ausstellung ein Reinerträgnis abwerfen sollte, zu bewilligen. Es seien die Herren Gemeinderäthe Stigler, Perz, Reitter und Tureck in das Comité 3 zu entsenden und es seien die verfügbaren Räumlichkeiten in der Industriehalle zur Verfügung zu stellen. Für Beschädigungen der Ausstellungs=Localitäten und für die ordnungsmäßige Rück ibergabe derselben in reinem unbeschädigten Zustande hat das — Z. 13.155. Comité zu haften. — Einstimmig nach Antrag. 9. Amtsbericht. Laut Kundmachung der Stadtgemeind Vorstehung vom 1. Juli 1899, Z. 11.849 geht die Versteuerung der Hunde mit 31. Juli 1900 zu Ende, worüber das Am behufs Einleitung der Wiederbesteuerung Bericht erstattet Steyr, 13. Juni 1900. Der Stadtsecretär: Gall Die Section stellt hierüber folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle beschließen: Es sei die Wiederbesteuerung der Hunde für das Jahr 1900/1901 im Sinne der Kundmachung vom — Z. 12.188 Jahre 1899 einzuleiten. — Einstimmig nach Antrag 10. Wird vertraulich behandelt. 11. a) Die Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr bittet um eine Subvention zur Erhaltung der Musikschule Die Section beantragt die Gewährung einer Subvention von 200 Kronen, welche in der Präliminarpost XVII ihre Z. 12.230 — Einstimmig nach Antrag Bedeckung findet. Die Allgemeine Arbeiter=Kranken= und Unterstützungs b) Casse in Steyr bittet um Zuerkennung einer Subvention zu Gunsten ihres Unterstützungsfondes Die Section beantragt die Bewilligung eines Betrages von 200 Kronen, was einstimmig angenommen wird. — Z. 13.060 12. Marie Lang, Lohnkutschers=Witwe in Steyr, bittet un Uebertragung der Besorgung der Vorspannsfuhren für die Zeit vom 1. Juli 1900 bis 30. Juni 1903 unter den bisherigen Pachtbedingungen Die Section beantragt, dieses einzige Offert zu acceptieren. Z. 11.958 13. Das Stadtcasseamt berichtet über die Einnahmen und Ausgaben bei der Stadtcasse in den Monaten März un pril wie folgt: Es betrugen bei der Stadtcasse: 28.827 K 36 h die Einnahmen im Monate März 1900 14.852 K 01 h hiezu Casserest vom Vormonate 43.679 K 37 Gesammt=Einnahmen im Monate März 1900 29.447 K 21 Ausgaben im Monate März 1900 — 14.232 K 16 h Casserest für den Monat April 1900 Es betruger 64.037 K 02 die Einnahmen im Monate April 1900 14.232 K 16 hiezu Casserest vom Vormonat 78.269 K 18 Gesammt=Einnahmen im Monate April 1900 66.435 K 99 Ausgaben im Monate April 1900 11.833 K 19 Casserest für den Monat Mai 1900 und betrugen bis einschließlich April 1900 die Gesammt=Einnahmen 234.555 K 20 * die Gesammt=Ausgaben 222.722 K 01 * Steyr, 10. Juli 1900. — Der Stadtbuchhalter: V. Jandaurek. der Herr Referent bemerkt hiezu, dass die Cassejournal durch die Herren Gemeinderäthe Perz und Heindl geprüft und Z. 12.054 richtig befunden wurden. — Zur Kenntnis. und 13.973 4. Amtsbericht. Das gefertigte Amt berichtet, dass gegen die laut Kundmachung vom 25. Mai 1900, Z. 10.677 zu öffentlichen Einsicht aufgelegenen Jahres=Rechnungen der Stadt asse und aller übrigen unter städtischer Verwaltung stehenden Fonde vom Solarjahr 1899 während der 14 tägigen Auflagefrist keinerlei Einwendungen hieramts erhoben worden sind. Städtisch Rechnungs=Kanzlei, 10. Juni 1900. Jandaurek. Gumpelmayr der Sectionsantrag lautet: Nachdem laut Bericht der städt. Rechnungs=Kanzlei gegen die durch 14 Tage zur öffentlicher Einsicht aufgelegte Hauptrechnungsabschlüsse der Stadtcasse und der in städt. Verwaltung befindlichen Versorgungsanstalten für das Jahr 1899 keine Einwendungen erhoben wurden und dies Abschlüsse durch die Finanz=Section geprüft und richtig befunden worden sind, erlaubt sich die Section den Antrag zu stellen: De löbliche Gemeinderath wolle diese beiden Hauptrechnungsabschlüsse jenehmigen, die Drucklegung derselben in 100 Exemplaren in der bisherigen Form beschließen und die Durchführung dem Herrn Bürgermeister übertragen. — Einstimmig nach Antrag Z. 11.952 15. Laut Ausweis des städtischen Casseamtes ergab der diesjährige Frühjahrsmarkt ein Reinerträgnis von 1407 K 55 h gegenüber dem Frühjahrsmarkt 1899 mehr um 45 K 38 h. Zur Kenntnis Z. 11.821 16. Zuschrift in Theater=Angelegenheit wird von der Tagesordnung abgesetzt. 17. Wird vertraulich behandelt Herr G.=R. Stigler erbittet sich das Wort und sagt, er mache schon seit längerer Zeit die Bemerkung, dass es in Steyr an Musik=Concerten und Gesangsproductionen mangelt uind glaube er die Ursache darin zu finden, dass die Licenz¬ gebüren zu hoch sind. Er erlaube sich daher die Anregung zi machen, dass sich die II. Section mit dieser Frage beschäftig und wegen Herabsetzung oder Auflassung der Licenzgebüren für kleine Musik=Kapellen und Volkssänger einen Antrag vorbereite. Herr Bürgermeister Redl erwidert, dass die Licenzgebüren ohnehin sehr geringe sind. Dieselben betragen per Concert bis zu 3 Musikern 30 kr., bis zu 5 Musikern 50 kr. und bis zu 8 Musikern 1 fl. Herr G. R. Stigler besteht darauf, dass über seine Auregung, bezw. Antrag abgestimmt werde und wird derselbe einstimmig angenommen. K 48hb6

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