Ratsprotokoll vom 16. Jänner 1891

Raths-Protokoll. aufgenommen am 16. Jänner 1891 über die diesjährige I. ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der k.k. l.f. Stadt Steyr Gegenwärtig sind: Der Vorsitzende Herr Bürgermeister Johann Berger. Die Herren Gemeinderäthe: Mayr Anton Anzengruber Leopold Auböck Karl Olbrich Hugo Göppl Emil Perz Mathias Hack Josef Redl Johann Höfner Friedrich Dr. Ritzinger Gustav Huber Leopold Schrader August Jäger Anton v. Waldau Tomitz Franz Kautsch Jakob Turek Josef Kurz Alois Dr. Schriftführer Städt. Concipist Franz Rosenberg.

Tagesordnung Mittheilungen. I. Section 1. (vertraulich Gesuche um Aufnahme in den Gemeinde Verband der Stadt Steyr) 2. Personal Angelegenheit. II. Section. 3. Ratification des Kaufvertrages hinsichtlich des Hauses N°. 25 in Ort. 4. Ansuchen der Betriebsleitung der Steyrthal-Bahn um Grunduiberlassung 5. Monturs-Eingabe pro 1891 6. Amtsbericht pcto Theater Vergebung pro 1891/92 und Ansuchen der Direction Wiedemann & Kuhn in Meran um Uiberlassung des Theaters zu einem Operetten-Cyclus. III. Section. 7. Offerte für den Schulhausbau und für den Bau der städtischen Zinshäuser.

IV. Section. 8. Statthalterei-Erlass in Betreff des Alt-Fenzlschen Stipendiums. 9. Verleihung der Simon Bachhuberschen Strumpfwirker Pfründe pr monatlich10 fl 15 xr 10. Verleihung der Alois Zweythurnschen Stiftungs-Interessen. Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittag Anwesenheit von 2/3 der Gesamtzahl den Mitglieder des Gemeinderathes Der Vorsitzende constatirt die Beschlussfähigkeit, erklärt die Sitzung für eröffnet, ersucht zu Verifikatoren für das heutige Sitzungs-Protokoll die Herren Gemeinderäthe Anzengruber Leopold und Auböck Karl und lässt sodann durch den Schriftführer Folgende Mittheilungen erstatten: a. Das Actions-Comite zur Hebung der Messer-Industrie in Oberoesterreich spricht für die Widmung des Betrages von 2000 fl den Dank aus. - Zur Kenntniss- Z. 24385

b. Der Reichsraths-Abgeordnete Herr Dr. Eduard Herbst dankt für den ihm anlässlich seines siebzigsten Geburtstages dargebrachten Glückwunsch. Zur Kenntniß. - Z. 239 Praes. c. Das Ober-Commando der freiwilligen Feuerwehr in Steyr hat mit Eingabe vom 3. l.Mts. anher angezeigt, daß in der letzten General-Versammlung an Stelle des abgetretenen Ober-Commandanten Herrn Wilhelm Klein der Train-Commandant Herrn Franz Lang zum OberCommandanten der freiwilligen Feuerwehr in Steyr gewählt wurde Der Herr Vorsitzende beantragt dem Herrn Klein für dessen 14jährige ausgezeichnete Leitung der Freiwilligen Feuerwehr in Steyr den Dank und die vollste Auerkennung seitens des Gemeinderathes schriftlich zum Ausdrucke zu bringen. Einstimmig angenommen. - ad Z.153 d. das städtische Kassaamt erstattet den Bericht über die Bier-Erzeugung, Ein- und Ausfuhr im Jahre

1890 den Ertrag, der diesfälligen Verbrauchs-Umlage und die für die Einbringung anzuweisenden Perceptionskosten. Nach demselben betrug die Bier Erzeugung in Steyr im abgelaufenen Jahre 40.033 Hect 25 L die Bier-Einfuhr 49.430 Hect 77 L zusammen 89.467 Hect 22 L und nach Abzug der Ausfuhr aus dem Stadtbezirke pr 20.705 Hect 92 L ergab sich eine Bier-Consumtion in Steyr, mit 68.758 Hect 94 L und zwar gegen das Jahr 1889 mehr um 12.496 Hect 34 L und gegen das Jahr 1888 mehr um 21.293 Hect 20 L Der Ertrag der Verbrauchs-Umlagen mit 60 xr vom Hectoliter betrug für die Erzeugung in Steyr 24.019 fl 95 xr für die Einfuhr 29.658 fl 46 xr zusammen 53.678 fl 41 xr wovon nach Rückzahlung der ganzen Gebühr für die Ausfuhr mit 12.423 fl 56 xr ein Netto Ertrag verblieb von 41.254, fl 85 xr gegen das Vorjahr mehr um 7497 fl 92 xr gegen das Jahr 1888 12.775 fl 88 xr

Von diesem Ertrage sind noch auszuzahlen die Perceptionskosten für die Einfuhrsgebühren, Ein hebung und Bier-Ein- und AusfuhrsControlierung bei den Mauth Stationen, welche seit dem Jahre 1877 mit 2 % ausbezahlt worden sind. Nach der mehrjährigen Bestimmung mit 2 % wäre daher laut jenseitigen Ausweises an Perceptionskosten für das bei den Stationen eingebrachte Bier sammt besonderer Remuneration an Percipient und Mauthner bei der I. Station und Mauthner bei der Vten Station ein Betrag von zusammen 815 fl 27 xr anzuweisen. Werden von den verbliebenen Netto-Ertrage der VerbrauchsUmlagen von Bier pr 41.254 fl 85 xr die obigen Perceptionskosten angewiesen und ausgezahlt mit 815 fl 27 xr so würde dann ein reiner Ertrag verbleiben von 40.439 fl 58 xr d.i. um 7.302 fl 92 xr mehr als im Jahre 1889 und um 12.425 fl 2 xr mehr als im Jahre 1888

Wird zur Kenntnis genommen und die Auszahlung der PerceptionsCosten bewilliget. - Z 1096 e. Es liegt ferner vor ein Amtsbericht über den Ertrag der Verbrauchs-Umlage auf gebrannte geistige Flüssigkeiten: Die Umlage für jeden eingebrachten Hectoliter gebrannter geistiger Flüssigkeiten betrug auch für das Jahr 1890 zwei Gulden, für jeden Liter 2 Kreuzer. Hiefür haben sich nachstehende hiesige Geschäftsleute mit der löblichen Stadtgemeinde Vorstehung mit Pauschalbeträgen für das Jahr 1890 abgefunden: 1. Gschaider Gustav für 54 Hectl mit 108 fl 2. Reiss Gottfried für 50 Hectl 100 fl 3. Peteler Josef für 48 Hectl 96 fl 4. Demetbauer Josef für 30 Hectl 60 fl 5. Skalla Anna für 30 Hectl 60 fl Zusammen für 212 Hectl mit 424 fl Bei der Einbringung von Spirituosen wurden bei den Mauthämtern entrichtet: I. Station Aichet für 17 H 20 L mit 34 fl 41 xr II. Station Schnallenthor 40 H 25 L 80 fl 50 xr III. Station Ennsdorf 3 H 29 L 6 fl 58 xr IV. Station Schönau 202 H 23 L 404 fl 48 xr V. Station Pfarrplatz 55 L 1 fl 10 xr VI. Station Bahnhofstrasse 200 H 48L 400 fl 99 xr zusammen 464 H 13 L 928 fl 6 xr insgesammt daher bezahlt für 676 H 13 L 1852 fl 65 xr gegen das Vorjahr mehr um 360 fl 79 xr und gegen das Jahr 1888 131 fl 53 xr

Nach den Verzeichnissen der Mauthämter sind aber für die genannten, sich abgefundenen 5 Partheien von solchen Spirituosen nachstehende Mengen eingebracht worden und zwar bei den Stationen: II. Schnallenthor 1 Hectl 70 Lit. 3 fl 40 xr IV. Schönau 693 Hectl 19 Lit. 1386 fl 38 xr VI. Bahnhof Ftr. 71 Hectl 71 Lit. 143 fl 42 xr zusammen 766 Hectl 60 Lit. einer Gesammt-Umlage gleich von 1533 fl 20 xr gegen das Vojahr mehr um 128 fl 50 xr Als Perceptionskosten wären nun bei Einhaltung der seinerzeitigen gemeinde räthlichen Bestimmung von den bei den Schrankenmauthämtern eingezahlten Beträgen an die Einnehmer und Schrankenzieher je 2 zus. 4 % von den für die genannten abgefundenen Parteien eingeführten und gleich den bezahlten behandelten Spirituosen entfallenden Umlagen aber nur je 1/2 % zus. 1% anzuweisen. Laut jenseitigen Ausweises wäre demnach zu 2 % zusammen

4% der Betrag von 20fl 99 xr zu 1/2 % zusammen 1 % der Betrag von 7 fl 13xr daher zusammen an Perceptionskosten für Einbringung von gebrannten Flüssigkeiten im Betrage von 28 fl 12 xr anzuweisen. Werden von dem eingezahlten GesammtNetto Betrage pr 1352 fl 6 xr Die gesammten hinauszuzahlenden Perceptionskosten abgezogen mit 28 fl 13 xr so verbleibt ein Reinertrag von 1323 fl 94 xr um 353 fl 62 xr mehr als im Jahre 1889 & um 132 fl 9 xr mehr als im Jahre 1888 Wird zur Kenntniss genommen und werden die Perceptionskosten Bewilliget. - Z. 1097 Der Herr Stadt Secretär berichtet sodann über die Rohbilanz der Volkszählung, welche folgende Summen aufweist Ortschaft Stand vom 31.12 auf den 1.1 Zunahme um 1880/1 1890/1 Aichet 2674 4117 1433 Bei der Steier 1603 1866 263 Ennsdorf 1891 2308 417 Ort 678 1244 566 Reichenschwall 545 706 161 Schönau 326 446 120 Stadt 2814 3373 559 Steyrdorf 2793 2910 117 Täglsang 2036 2417 381 Wieserfeld 1839 2040 201 Zusammen 17199 21427 4428

Ferner berichtet derselbe über die Thätigkeit des Gemeindeamtes im Jahre 1890 wie folgt. Hienach wurden im verflossenen Jahre Actenstücke erledigt in Armenangelegenheiten 230, in Schulangelegenheiten 700, Praesidialangelegenheiten 247, in Gemeinde und Verwaltungsangelegenheiten 24.506, zusammen 25.683. Die Naturalverpflegsstation war von 5908 Personen besucht, im Polizeihause waren 2106 Personen, in Behandlung hievon wurden 823 von der Sicherheitswache stellig gemacht, 342 waren entlassene Sträflinge von Garsten, 495 waren Durchschüblinge; von Steyr aus wurden 313 Personen heimgewiesen, 207 wurden den k.k. Gerichten überstellt, 89 polizeilich abgestraft. 517 Hausirer besuchten das Stadtgebieth 1264 mal, ferner wurden 1275 Certificate, nämlich 407 Waffengeleitscheine 80 Waffenpässe, 97 Jagdkarten 15 Giftbezugsscheine, 70 Flösserpatente, 302 Ursprungs-

Certificate für Waarensendungen, 162 Productionsbewilligungen an Wandermusikanten, 82 ViehAusladebewilligungen, 20 Reisepässe 19 Legitimationen, 17 Licenzen zum Hadernsammeln und 2 Licenzen zum Betriebe von Wandergewerben ausgestellt. Sodann wird zur Erledigung der Tagesordnung geschritten. I Section. Referent Herr Sections-Obmann G.R. Anton Jäger von Waldau. 1. Den Gesuchen des Adolf Kimisch, Gehilfe bei Herrn Karl Kupetzius, Hafnermeister in Steyr und des Martin Lischke, Arbeiters in der Waffenfabrik zu Steyr um Aufnahme in den Gemeinde Verband wird gemäß der Sectionsantrage einstimmig Folge gegeben. Das Gesuch der Frau Maria Wagner, Fleischhauers-Witwe in Steyr, um Aufnahme in den GemeindeVerband wird gemäß des Sectionsantrages einstimmig abgewiesen. - Z. 22913 213738, 24379

2. Der städtische Ingenieur Herr Karl Bechmann hat mit 5. Jänner 1891 angezeigt, daß er beabsichtige sich in Warnsdorf als Civil-Ingenieur zu etabliren und ersucht demnach um Enthebung von seinem Dienste mit 2. Februar d.Js. Die Section beantragt, diese Dienstes-Kündigung zur Kenntniss zu nehmen, die erledigte Stelle eines Bauamtsleiters sofort auszuschreiben und dem Herrn Karl Bechmann für dessen erspriessliches Wirken im Dienste der Stadtgemeinde die wohlverdiente Anerkennung schriftlich zum Ausdrucke zu bringen. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. Der Herr Referent bringt sonach die vom Amte entworfene Concurs-Ausschreibung für die Stelle eines städt. Bauamtsleiters zur Verlesung, welches einstimmig genehmiget wird - Z. 6/Praes.

II. Section. Referent: Herr Sections Obmann G.R. Mathias Perz. 3. Die oesterreichische Waffenfabriks-Gesellschaft legt den zwischen ihr und der Stadtgemeinde Steyr geschlossenen Kaufvertrag betreffend das der Stadtgemeinde Steyr gehörige Haus Consc. N°. 25 in Ort (das sogenannte Pettenbergerhaus) zur Ratifecation vor. Die Section beantragt den vorliegenden Kaufvertrag zu genehmigen. Einstimmig angenommen. ad Z. 19859 4. Die Betriebsleitung der Steyrthalbahn hat unterm 26. November v.Js. angesucht die durch die Verlegung der Zufahrtstrasse zum Steyrthalbahnhof frei gewordene der Stadtgemeinde gehörige Grundfläche im Ausmasse von 365 m2 der Steyrthalbahn Gesellschaft für eine künftige Erweiterung der Geleiseanlage abzutreten. Die Section beantragt diese in der Planscizze ausgezeichnete Grundfläche im Ausmasse von 365 m2 der

Steyrthalbahn unentgeldlich, nur gegen Zahlung der Uibertragungs Gebühren zu überlassen, da dieselbe seinerzeit der Stadtgemeinde zum Baue der neuen Zufahrtsstrasse zum Bahnhofe Steyrdorf eine Grundfläche von 229 m2 unentgeldlich abgetreten hat. Einstimmig angenommen. - Z 21561 5. Das städtische Polizei-Inspectorat überreicht das Verzeichniß jener Uniformsorten der städtischen Sicherheitswache deren festgesetzte Tragdauer mit Ende 1891 abläuft und bittet um Neuanschaffung derselben und zwar 5 Mäntel, 4 Waffenröcke, 17 Blousen, 17 Winter-, 17 Sommer-Hosen, 17 Westen 17 Kappen, 12 Portepee und 12 Signalpfeifchenschnüre. Die Section beantragt, die Anschaffung der vorstehenden Montursorten für die städtische Sicherheitswache zu bewilligen,

die Lieferung derselben im Offertwege mit dem Endtermin am 15. Februar d.Js. auszuschreiben, ferner die Finanz-Section zu ermächtigen, die einlangenden Offerte zu öffnen und die Muster unter Beiziehung von Sachverständigen zu prüfen, damit die Vergebung dieser Arbeit sofort vorgenommen werden könne. Die ser Antrag wird einstimmig angenommen, Da nach dem Berichte des Polizei-Inspectorates die Uniformsorten nicht immer genau nach der Adjustirungs-Vorschrift geliefert wurden wird betont bei Uibernahme derselben rigoroser vorzugehen. - Z. 7 Präs. 6. Laut Amtsberichtes läuft der mit dem Theater Director Anton Galotzy hinsichtlich des städtischen Theaters abgeschlossene Vertrag mit 22. März 1891 ab. Die Section beantragt sonach die Vergebung des städt. Theaters pro 1891/92 unter den bisherigen Bedingungen und Gewährung der bisher zugesicherten Subvention auszuschreiben. Einstimmig angenommen. - Z 460

Die Theater Directoren J. Wiedemann u. L. Kühn von Meran suchen um Uiberlassung des städtischen Theater Gebäudes für die Zeit vom 25. März 1891 bis 8. event. 15. Mai 1891 zum Zwecke der Aufführung von OperettenVorstellungen an. Die von den Cur-Commissionen in Meran und Bad Hall über deren Leistungen ausgestellten Zeugnisse lauten sehr günstig. Die Section beantragt dem Ansuchen unter der Bedingung Folge zu geben, daß der Gemeinde keine Auslagen erwachsen und die Gesuchsteller etwaige Beschädigungen des Theaters oder dessen Inventars zu tragen haben. Herr Gemeinderath Kautsch betont daß derlei Ansuchen jedes Jahr einlaufen, den Gesuchstellern auch das Theater überlassen wurde, daß aber die betreffenden Theater Dirrectoren dann nie den Contrakt eingehalten, sondern einfach nicht gespielt haben.

Um dieser Eventualität möglichst vorzubeugen beantrage er wie die Section dem Ansuchen Folge zu geben, jedoch nur unter der Bedingung, daß die Gesuchsteller sogleich eine Caution von 50 fl zur Sicherstellung der Zuhaltung ihrer Vertrags-Verbindlichkeit erlegen, ferner für die Gestattung der Benützung des Theatergebäudes in der nachgesuchten Zeit bei Eröffnung des Operetten-Ciclus einen Betrag von 100 fl zu Gunsten des Armenfondes erlegen. Die Caution pr 50 fl verfällt, falls die Gesuchsteller nicht in der mehrgenannten Zeit hier Operetten-Vorstellungen auf führen, zu Gunsten des Armenfondes. Herr G.R. Ritzinger findet den Miethzins pr 100 fl zu hoch gegriffen. Herr GR. von Jäger unterstützt den Antrag des Herrn G.R. Kautsch, welcher sonach einstimmig angenommen wird. Z. 141 III. Section. Referent: Herr Sections-Obmann G.R. Johann Redl. 7. Der Obmann der Bausection G.R. Redl

erstattete nun folgendes Referat: Uiber Einladung zur Uiberreichung von Projecten sammt Kostenberechnungen zur Herstellung einer Doppel-Volksschule mit je 5 Classen in der Wehrgrabenstrasse, sind 8 Projecte eingelangt, welche von den Sachverständigen eingehend geprüft wurden. Das diesbezügliche Gutachten derselben lautet: Gutachten der Endesgefertigten über die eingelaufenen Pläne und Bauprojecte zur Herstellung eines neuen Schulhauses (5classige Doppelvolksschule) in Steyr. Die uns vorgelegten Projecte mit den Bezeichnungen 1. Neptun, 2 A. "Neue Volksschule", 3 B, 4 C, 5 D, 6 E, 7 D, 8 G wurden auf Grund der Concurrenzausschreibung, der allgemeinen Bedingungen Steyr 20. November 1890 und der bestehenden Schulhausbauvorschriften am 13. und 14. Jänner 1891 einer eingehenden Prüfung unter Beiziehung des Herrn Stadt Ingenieurs unterzogen.

Die vorliegenden Projecte biethen ein reichhaltiges und gutes Materialzur Lösung dieser Frage. - Als in jeder Hinsicht gelungenes und zur Ausführung geeignetes Project kann nur jenes mit der Bezeichnung "G" (N°. 8) erkannt werden und wird daher dasselbe einstimmig zur Prämiirung und zur Ausführung mit nachstehenden Modificationen empfohlen; a.) falls die Grundwasserverhältnisse die uns nicht bekannt sind, die Ausführung des Kellers in welchem hier die Holzlagen, Waschküche und Centralheizanlage untergebracht sind, nicht nach Project gestatten sollten, so wäre eventuell die Kellersohle zu heben, und durch Restringirung der inne ren Kellerhöhe auf 2 1/2 Meter und Hebung des ebenerdigen Fußbodens am Keller ein Souterrain mit einer Keller-Sohlenhöhe von circa 1 Meter unter dem Strassenniveau

zu schaffen, endlich, sollte bei den örtlichen Verhältnissen die Ausführung einer Unterkellerung nicht wünschenswerth sein, so müßte zur Unterbringung der vorbezeichneten Ubikationen ein separates Object geschaffen werden, wodurch die Baukosten keine, wesentliche Veränderung erfahren dürften. b.) Von der Centralheitzung wäre abzusehen und sind die Räume am besten durch VentilationsFüllöfen mit directen Luftcanälen zu erwärmen.- Ein zweites Project kann zur Prämirung nicht empfohlen werden, da keines der übrigen sämmtlichen geforderten Bedingungen entspricht. Steyr 14. Jänner 1891. Anton Rolleder, kk. Bezirksschulinspector, C. Steindl Eisenbahn Inspector i. P., Rudolf Wiesmeyer, kk. Bezirks-Ingenieur, K. Bechmann, Stadt Ingenieur. Auf Grund, dieses Gutachtens und nach sorgfältiger Durchsicht sämmtlicher Projecte stellt die Section folgenden Antrag: Das

Project 6 wird als das beste erklärt und zur Ausführung als geeignet, befunden, daher dem Verfasser dieses Projectes die erste Prämie im Betrage von 400 fl zuerkannt wird. Bezüglich der Ausführung mögen, falls der Projectant kein hiesiger Baumeister ist diese aufgefordert werden, auf Grund der Einheitspreise des prämiirten Projectes bis längstens 24. d.Mts. 5 Uhr Nachmittags Ausführungs-Offerte unter Anschluß einer 10 % Caution und der Erklärung, daß er die Oberbauleitung seitens des Prämiranten anerkennt, einzureichen, über welche Offerte dann ohne Verzug die Bausection entscheiden wird damit der betreffende Baumeister als bald mit dem Bau beginnen kann. Die von dem Prämiirten verlangten 1800 fl für die Oberbauleitung bleiben demselben zugesichert; sollte von den hiesigen Baumeistern kein annehmbares Offert einlangen, so wird der Bau dem vom Projektanten in Vorschlag gebrachten Baumeister um

besagte Einheitspreise zugesprochen in welchem Falle dem Praemeranten gemäß den Bestimmungen der Einladung zur Offert-Verhandlung nur die 1800 fl für die Oberbauleitung zukommen. Mit der Banaufsicht bleiben natürlich das städtische Bauamt und die Bausection betraut. Die übrigen 7 Projecte wurden sowohl seitens der Sachverständigen als auch seitens der Section im Sinne der Bestimmungen des §. 16 der allgemeinen Bedingungen als zur Ausführung nicht geeignet befunden, daher von einer Zuerkennung der zweiten in Aussicht gestellt gewesenen Prämie abgesehen wird. Diese Projecte welche nun laut den Bestimmungen der Einladung zur OffertVerhandlung Eigenthum der Stadt sind mögen im städt. Archive hinterlegt werden, das geistige Eigenthum aber bleibt selbstverständlich den betreffenden Projectanten gewährt, wovon dieselben zu verständigen sind.

Herr GR. Kautsch erklärt sich mit dem Sectionsantrage vollkommen einverstanden nur wolle er auch die zwei Prämie dem zweitbesten Plane zuerkannt wissen, er möchte wissen ob allen übrigen Plänen derartige Mängel anhaften, daß mit der Vertheilung des II. Preises nicht vorgegangen werden könne. Der Herr Referent erwiedert, daß die Bausection und die Sachverständigen bei Beurtheilung dieser Frage sich genauan den §. 16 der allg. AusschreibungsBedingungen gehalten haben, wornach nur jene Pläne zur Prämiirung eignen welche zur Ausführung geeignet sind. Alle übrigen Pläne, aber weisen den einen oder den anderen Mangel auf, so daß man sie im Sine des unter §. 16 als nicht zur Ausführung greignet erklären mußte. Uibrigens sei die Bausection nicht gegen die Zuerkennung der II. Prämie an die zweitbeste Arbeit. Herr G.R. Kautsch betont, daß ja auch an den prämiirten Plane

Aenderungen vorgenommen wurden und stellt den Artrag daß der II. Preis der zweitbesten Arbeit zuerkannt werde. Herr G.R. Ritzinger erklärt, daß die Bausection hier dem Antrage der Sachverständigen gefolgt sei doch schliesse sich die Section dem Antrage des Herrn G.R. Kautsch an; für den Fall als der Gemeinderath die Vertheilung der II. Prämie beschliesse werde die Bausection einen Antrag einbringen, welcher Arbeit dieselbe zuerkannt werden solle. Nach längerer Debatte an welcher sich die Herren G.R. Kautsch, Ritzinger, der Herr Vorsitzende Perzbetheiligen und bei welcher die Herren G.R. Tomitz und Turek den Antrag Kautsch unterstützen, erklärt der Herr Referent, daß die Bausection die Pläne "N°. 2 neue Volksschule" für die Prämiirung mit dem II. Preise beantrage.

Nach eingehender Besichtigung der vorliegenden Pläne bringt der Herr Vorsitzende den Sectionsantrag und den Zusatzantrag des Herrn G.R. Kautsch zur Abstimmung und werden beide Antrage einstimmig angenommen. Es erfolgt sonach die Eröffnung der Couverts welche die Namen der Concurrenten enthalten, worauf verkündet wurde, daß Herr Hintröger, Civil-Architekt in Wien mit dem I. Preise und Herr Josef Stowak, CivilArchitekt und Stadtbaumeister in Linz mit dem II. Preise ausgezeichnet wurde. Die Durchführung des Planes des Herrn Hintröger ist mit 61.880 fl 01 xr veranschlagt. Der Antrag des Herrn G.R. Kautsch den Sachverständigen für ihre Mühe waltung schriftlich den Dank zum Ausdruck zu bringen wird einstimmiig angenommen. Für die Erbauung der vom städtischen Bauamte projektirten zwei neu zu erbauenden Zinshäuser

auf dem Seidlfelde sind über Ausschreibung ddto. 3. December 1890 Z. 21825, vier Offerte eingelangt: Zwei Offerte sind mit der vorgeschriebenen Kaution belegt, ein Offert beruft sich auf eine noch hier erliegende Caution und 1 Offert ist ohne Caution eingelangt, dieses werde demgemäss gar nicht in Betracht gezogen. Von den drei übrigen Offerten empfiehlt die Section das des Baumeisters Franz Plochberger als das billigste zur Annahme, sein Anbot lautet per Haus 29.140 fl einschlieslich der Waschküche und der Mistgrube. Dieser Antrag wird per majora angenommen. - Z 14308 IV. Section. Referent Sections-Obmann Herr G.R. Anton Mayr. 8. Laut Statthalterei-Erlasses vom 28. December 1890 Z. 18458 wurde dem Bruder Karl Helmich des für das Alt-Fenzlsche Stipendium vorgeschlagenen Robert Helmich

ein Scharitzer Stipendium jährl. 105 fl verliehen und mußte im Falle der Aufrechthaltung der Praesentation die ministerielle Bewilligung eingeholt werden; da bereits in der letzten Sitzung die Entscheidung zwischen Robert Helmich und Rudolf Markut schwankte und kein Mitglied der Familie Markut im Genusse eines Stipendiums steht beantragt die Section für die Verleihung des Alt-Fenzlschen Stipendiums den Rudolf Markut in Vorschlag zu bringen. Einstimmig angenommen. - Z. 24477 9. Die Simon Zachhubersche Strumpfwirkerpfründe pr monatlich 10 fl 50 xr wird gemäß des Sectionsantrages dem Alexander Hofbauer verliehen. - Z 841 10. Die Interessen aus der Alois Zweithurnschen Stiftung werden einstimmig den vom Armenrathe

Empfohlenen verliehen. - Z.642 Da sich niemand mehr zum Worte meldet, erklärt der Herr Vorsitzende die Sitzung um 5 Uhr Abends für geschlossen, Der Vorsitzende. Die Gemeinderäthe. Der Schriftführer.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2