Ratsprotokoll vom 27. Juli 1888

Raths-Protokoll aufgenommen am 27. Juli 1888 über die diesjährige IX. ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der k.k l.f. Stadt Steyr Gegenwärtig Als Vorsitzender Herr Bürgermeister Johann Berger Die Herren Gemeinderäthe Anzengruber Leopold Mayr Anton Auböck Karl Olbrich Hugo Haller Josef Ploberger Franz Holub Karl Huber Leopold Redl Johann Jäger Anton v. Waldau Schrader August Kautsch Jakob Scholz Johann Stierhofer Alois jun. Lang Franz Landsiedl Anton Turek Josef Schriftführer. Stadt-Secretär Fritz Hähnel.

Tagesordnung Mittheilungen. I. Section. 1. Gesuch des städt. Polizei Inspectors um Bewilligung eines Quartiergeldes an Stelle der Naturalwohnung. 2. Gesuch um Zusicherung der Aufnahme in den Gemeinde Verband der StadtSteyr behufs Erwerbung der oesterreichischen Staatsbürgerschaft. II. Section 3. Amtsbericht über den Stadtcasse-Journals-Abschluß pro Juni 1888. 4. Amtsbericht über abzuschreibende uneinbringliche Gemeinde-Umlagen pro 1887. 5. Eingabe des Comites für die Kaiser Jubiläums Obstausstellung in Steyr um finanzielle Beihilfe etc. III. Section. 6. Gesuch des Baumeisters Herrn Franz Arbeshuber bezüglich gemeinschaftlicher Herstellung einer Abschlußmauer zwischen dem städtischen Zinshause N°. 10 am Seidlfelde und seinem Bauplatze.

7. Anbringung von Kreuzstreben auf die Brückenjoche der beiden Ennsbrücken zur Stabilisirung dieser Joche. 8. Reconstruktion von 5 Brücken über den Wehrgraben. 9. Herstellung einer gemauerten Uferschlacht am Wehrgraben oberhalb der inneren Reitererbrücke. IV. Section 10. Erlaß der hohen k.k. Statthalterei Linz betreffs Errichtung einer HandwerkerSchule in Steyr. 11. Eingabe der Direction der k.k. vereinigten Fachschule und Versuchs-Anstalt in Steyr um Wiederbewilligung eines Stipendienbetrages. 12. Eingabe des Schuldieners Franz Fuchshofer um Wiederübertragung des Schuldiener-Dienstes an der KnabenVolksschule in Steyrdorf. Beginn der Sitzung 5 Uhr Nachmitags. Der Herr Vorsitzende constatirt die Beschlußfähigkeit, erklärt die Sitzung für eröffnet ersucht zu Verifikatoren

des heutigen Sitzungs- Protokolles die Herren Gemeinderäthe Jakob Kautsch und Franz Lang und verliest hierauf die folgenden beiden Zuschriften: a. Von der kk. Central-Commission für Kunst und Hist. Denkmale: An Seine Wohlgeboren Herrn Johann Berger Bürgermeister der Stadt Steyr. Durch den Conservator Gustav Ritzinger hat die kk. Central Commission für Kunst und historische Denkmale erfahren, daß es in Absicht steht die beiden Denkmale: den Leopoldbrunnen in der Stadt und das steinerne Bildstöckel ausserhalb derselben einer entsprechenden pietätvollen Restaurirung zu unterziehen und daß die geehrte Stadtvertretung von Steyr hiezu 500 fl bewilligt hat. Indem die Central Commission hievon mit lebhafter Befriedigung Kenntniß nimmt und dem gleichen Zwecke ebenfalls Einhundert Gulden zuwendet, ergreift sie gern diesen

Anlass um Eurer Wohlgeboren für Ire Förderung dieser Angelegenheit sowie der löblichen Gemeinde-Vertretung wegen der obigen Beschlußfassung bestens zu danken. Wien 17 Juli 1888 für den Präsidenten Schmidt. b. Vom Gewerbe-Vereine des Steyer Industrie Bezirkes: Löblicher Gemeinderath der landesfürstl. Stadt Steyr. In der Sitzung am 6. Juli d. Js. hat der löbliche Gemeinderath einstimmig den Beschluss gefaßt anlässlich der vierzigjährigen Regierungsfeier Seiner Majestät unseres allergnädigsten Kaisers Franz Josef I. eine IndustrieHalle zu erbauen. Diese gewiß geeignete Kundgebung welche der löbliche Gemeinderath zum Andenken an diese allerhöchste Gedächtnißfeier gebracht hat, begrüßt der Ausschuß des unterzeicheten Vereines auf das freudigste, er erachtet es aber auch als seine Pflicht dem löblichen Gemeinderathe

für diesen in echter Loyalität für unseren erhabenen Monarchen gefaßten Beschluß seinen ergebensten Dank hiemit auszusprechen. Unsere Stadt wird nun ein Denkmal setzen, das ihren Gewerbetreibenden gestattet, gleich den Nachbarstädten Linz und Wels in kurzen Intervallen die Produkte ihres Fleißes und ihre Fortschritte zur Schau bringen zu können und darum begrüßt der gefertigte Ausschuß diese Aktion mit freudigem Gefühle und mit der Hoffnung, daß dieses Samenkorn der Stadt Steyr und ihren Gewerbsbetrieben goldene Ernte trägt. Daher erlauben sich die Gefertigten noch mals den Dank zu wiederholen und zeichnen sich hochachtungsvoll für den Ausschuß des Gewerbevereines. Der Vorstand Franz Tomitz, der Schriftführer F. Kutschera. Diese beiden Zuschriften werden

zur Kenntniß genommen. - Z. 10242, 10456 Sodann wird zur Erledigung der Tagesordnung geschritten. I. Section Referent: Sections Obmann Herr G.R. Anton Jäger von Waldau. 1. dem Polizei und Markt Inspector Johann Eidenberger wird in Folge Ansuchens gemäß des Sectionsantrages nach Bewilligung seiner Verehelichung ein Quartiergeld im jährlichen Betrage von 100 fl einstimmig bewilligt, da er laut Dienstes-Instruktion Anspruch auf eine Wohnung hat, selbe ihm jedoch Mangels geeigneter, zur Verfügung stehender Räumlichkeiten naturaliter nicht gegeben werden kann. Z. 57 Praes Herr Gemeinderath Johann Redl verlässt den Sitzungssaal. 2. Dem Ansuchen des Oberlieutenants im k.k. Festungs-Artillerie-Bataillone N°. 11 in Pola, Herrn Eugen Redl um bedingte Zusicherung der Auf-

nahme in den Gemeinde-Verband behufs Erlangung der oesterreichischen Staatsbürgerschaft wird nach Verlesung des diesbezüglichen Gesuches von Seite des Herrn Referenten gemäß des Sectionsantrages einstimmig Folge gegeben. - Z 10563 Herr G.R. Johann Redl tritt wieder der Sitzung bei. II. Section Referent: Sections-Obmann-Stellvertreter G.R. Herr Josef Turek. 2. Das städt. Kassaamt erstattet folgenden Amtsbericht: Resultat über die Gebahrung bei der Stadtcassa in Steyr im Monate Juni 1888 Barschaft fl xr Einnahmen im Monate Juni 1888 24.127 17 Casserest vom Vormonat 15.799 75 Gesammt-Einnahmen im Juni 1888 39.926 92 Ausgaben im Monate Juni 1888 10.594 67 Casserest für den Monat Juli 1888 29.331 25 und betragen vom Jahresbeginne bis inclusive Juni 1888 die gesammten Einnahmen 212.586 64 1/2 Ausgaben 183.254 39 1/2 Städtisches Cassaamt Steyr, am 30. Juni 1888 J. Paarfusser, StadtCassier. Jandaurek, Rechnungsführer.

Das Cassa-Journal wurde von den Herren Gemeinderäthen Alois Stierhoferund Josef Turek geprüft und richtig befunden und wird sonach dieser Amtsbericht gemäß des Sectionsantrages genehmigend zur Kenntniß genommen. - Z. 9813 4. In dem vom städtischen Kasseamte vorgelegten Gemeindeumlagen-Rückstands Ausweis pro 1887 erscheinen laut Amtsberichtes vom 14. Juli 1888 15 Partheien auf, von welchen die Umlagenbeträge theils wegen gänzlicher Verarmung, theils wegen Todfall nicht hereingebracht werden können. Die Summe dieser uneinbringlichen Gemeinde Umlagen beträgt, 53 fl 64 xr. Die Section beantragt der löbliche Gemeinderath wolle die Abschreibung dieser 15 rückständigen Umlageposten im Betrage von 53 fl 64 xr zu bewilligen, welcher Antrag einstimmig zum Beschlusse erhoben wird. - Z. 10220 5. Das Comité für die Kaiser-Jubilä

ums-Obst-Ausstellung in Steyr 1888 hat mit Eingabe vom 15. Juli 1888 um Unterstützung und zwar durch finanzielle Beihilfe, durch Verleihung von Preisen und durch Uiberlassung von Möbeln und Decorations-Gegenständen angesucht. Die Section stellt den Antrag dem Comité für die Kaiser Jubiläums Obst-Ausstellung Möbel und Decorationsgegenstände zur Benützung zu überlassen und als finanzielle Unterstützung den Betrag von 300 fl zu bewilligen. Herr Gemeinderath Karl Auböck weist auf die wirthschaftliche Bedeutung der besagten Ausstellung hin und stellt den Antrag, es möge der Betrag von 500 fl bewilligt werden. Dieser Antrag wird vom Herrn Gemeinderathe Jakob Kautsch unterstützt, mit 12 gegen 6 Stimmen zum Beschlusse erhoben. - Z 10321 III. Section. Referent: Sections-Obmann Herr G.R. Joh. Redl.

Punkt 6 der Tagesordnung entfällt, da Baumeister Herr Franz Arbeshuber das Gesuch um Beitragsleistung zur gemeinschaftlichen Herstellung einer Abschlußmauer zwischen dem städt. Zinshause N°. 10 am Seidlfelde und seinem Bauplatze zurückgezogen hat. 7. Laut Berichtes des städt. Bauamtes rühren die bedeutenden Schwankungen denen die beiden Ennsbrücken beim Passiren schwerer Lastwagen ausgesetzt sind, hauptsächlich daher, daß die hölzernen Brückenjoche nicht die genügende Stabilität besitzen und würde die Stabilität derselben bedeutend erhöht, wenn über die Wasserrutschen sämmtlicher Joche Krenzstreben gelegt würden. Nach dem vorliegenden Kostenvoranschlage kostet die Ausführung dieser Brückenreparatur für beide Brücken 871 fl 92 xr. Die Section stellt den Antrag hiefür den im Kostenanschlage des Zimmermeisters Franz Stohl angesetzten Betrag von 871 fl 92 xr zu bewilligen.

Dieser Antrag wird einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z. 10839 8. Die Sct. Anna-, Grosse Fallen-, Schlager-, äussere Reiter- und Insel Elba-Brücke sind bereits sehr schadhaft und es müssen daher gelegentlich der diesjährigen Abkehr Reparaturen im größeren Umfange an diesen Brücken vorgenommen werden. Nach dem vorliegenden Voranschlage belaufen sich die Kosten dieser Reparatursarbeiten auf 2540 fl, während Brücken aus Eisen an Stelle der alten Holzbrücken nach dem Voranschlage auf 42620 fl zu stehen kämen. Die Section beantragt die Vornahme der Reparaturen an den genannten 5 hölzernen Brücken gegen dem zu bewilligen, daß die gemauerten Brückenköpfe in der Art hergestellt werden, daß dieselben für die seinerzeitige Eisenconstruction

als Wiederlager benützt werden können und diese Arbeiten im Offertwege auszuschreiben. Dieser Antrag wird einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z 10846 9. Der Herr Referent verliest den Bericht des städt. Bauamtes nach welchem die hölzerne Uferschlacht oberhalb der inneren Reitererbrücke längst der Häuserdes Herrn Anton Mayr und Gottfried Sonnleitner sehr schadhaft und längst des Wohnhauses des Letzteren so niedrig ist, daß bei höherem Wasserstande die Strasse und das Vorhaus des Sonnleitnerschen Hauses unter Wasser gesetzt wird. Die Herstellung einer aus grossen Conglomerat Bruchsteinen erbauten Uferschlacht wäre das zweckmässigste zur Beseitigung dieser Uibelstände. Die Kosten der Herstellung derselben belaufen sich nach dem vorliegenden Voranschlage im Ganzen auf 670 fl wovon 2/5 die Wehrgraben-Commune,

2/5 die Stadtgemeinde und 1/5 die Eigenthümer der anliegenden Häuser zu tragen haben. Die Section beantragt zu bewilligen, daß diese Reparatursarbeiten während der Abkehr von der Wehrgraben-Commune ausgeführt werden und den auf die Stadtgemeinde Steyr entfallenden Kosterbeitrag von ungefähr 268 fl flüssig zu machen. Der Sectionsantrag wird einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z. 10850 IV. Section. Referent: Sectionsobmann Herr G.R. Anton Mayr. 10. Das an Sr. Excellen den Herrn Minister für Cultus und Unterricht gerichtete Gesuch um Unterstützung des Ansuchens um Errichtung einer Staatsgewerbe-Schule in Steyr wurde mit Erlaß der hochlöbl. k.k. Statthalterei Linz vom 6. Juli 1888 Zahl 8254 erledigt welcher lautet: An die Stadtgemeinde-Vorstehung in Steyr.

Mit dem Erlasse vom 24. Juni 1888 Zahl 20349 ex 1887 hat der Herr Minister für Cultus und Unterricht über das hierneben sammt einer Beilage zurückfolgende Ansuchen der Stadtgemeinde Steyr ddto. 30. August 1887 Zahl 10196 um Errichtung einer Staatsgewerbeschule in Steyr Nachstehendes hieher eröffnet. Die Central-Commiission für Angelegenheiten des gewerblichen Unterrichtes in welcher das gedachte Ansuchen im Sinne der diesfälligen Normen zur Berathung gelangt ist, hat in der Sitzung vom 30. Jänner l.Js. auf Grund einstimmigen Beschlusses der Regierung die Ablehnung des Ansuchens empfohlen; hinsichtlich der eventuellen Errichtung einer Handwerkerschule in Steyr dagegen die Anordnung von Erhebungen nahe gelegt. Nachdem die Erwägungen, welche zu diesem Beschlusse geführt haben, so wohl den thathächlichen Verhältnissen als auch den bei Errichtung

von Staatsgewerbeschulen bisher stets festgehaltenen Grundsätzen entsprechen, muß denselben seitens der staatlichen Unterrichtsverwaltung vollkommen beigepflichtet werden, zumal auch die gebotene Schonung der Staatsfinanzen die Activierung neuer gewerblicher Lehranstalten höherer Kategorie nur in den Fällen dringender Nothwendigkeit rechtfertigen würde. Der Herr Minister vermag daher auf die Errichtung einer Staatsgewerbeschule in Steyr nicht einzugehen, hat aber dagegen angeordnet, wegen der Errichtung einer aus Staatsmitteln zu subventionierenden Handwerkerschule in Steyr die erforderlichen Erhebungen zu pflegen und die etwa nöthigen Verhandlungen einzuleiten. Nach den für allgemeine Handwerkerschulen aufgestellten Normen obliegen die Beistellung und Einrichtung der Lokalitäten, sowie die Gewährung eines Gründungs-

beitrages für die erste Einrichtung der Sammlungen und Arbeitsräume der Gemeinde welche auch die Auslagen für die Bedienung, Beheitzung und Beleuchtung zu bestreiten hat. Die übrigen jährlichen Erhaltungskosten treffen in erster Linie die zunächst interessirten Faktoren nämlich die Gemeinde das Land und die Gewerbetreibenden wobei übrigens eventuell auch die Betheiligung der oesterr. Waffenfabriks-Gesellschaft in Steyr in Erwägung zu ziehen wäre. Aus dem hierneben gegen seinerzeitigen Rückschluß mitfolgenden Exemplare des Statutes und Lehrplanes für allgemeine Handwerkerschulen ist auf Seite 3 Rubrik Anmerkung zu ersehen, daß die jährlichen Erhaltungskosten einer dreiclassigen Handwerkerschule sich auf circa 10.000 fl, jene einer zweiclassigen auf rund 7000 fl belaufen und zur ersten Einrichtung der Sammlungen und Arbeitsräume ein in drei Raten zu leistender Be-

trag von mindestens 5.000 fl bei zweiclassigen Handwerkerschulen von 3500 fl erforderlich ist. Der Bedarf an Lokalitäten für eine dreiclassige Handwerkerschule ist in der beiliegenden Uibersicht zusammengestellt und wird bemerkt, daß sich derselbe auch bei zweiclassigen allgemeinen Handwerkerschulen nicht sehr erheblich verringert. Indem ich der Stadtgemeindevorstehung hievon mit Beziehung auf den Bericht vom 31. August 1887 Zahl 10196 die Mittheilung mache, ersuche ich hievon den Gemeinderath von Steyr in die Kenntniß zu setzen und mir die von demselben über obige Erfordernisse zur Errichtung einer allgemeinen Handwerkerschule gefaßten Beschlüsse mit thunlichster Beschleunigung, längstens aber bis 15. August d. Js. bekannt zu geben. Linz den 6. Juli 1888. Der kk. Statthalter Weber. Der Maximalbedarf an Lokalitäten

für eine dreiclassige Handwerker schule ist 4 Lehrzimmer 3 Zeichensääle 1 Modelliersaal 4 grössere Räume für Werkstätten 5 Lokalitäten (Kabinete) für die Aufstellung der Bibliothek und der Sammlungen 1 Directionskanzlei 1 Konferenzzimmer 2 Materialdepots 3 Lokalitäten als Dienerwohnung 3 Räume (Lehrzimmer darunter eventuell ein Zeichensaal) als Reserve bei Errichtung von Parallelclassen. 27 Lokalitäten. Die Section stellt folgenden Antrag: Der Gemeinderath der k.k. l.f. Stadt Steyr ist dermalen nicht in der Lage auf eine Berathung über das Anerbieten des k. k. Cultus- und UnterrichtsMinisteriums an Stelle der angesuchten Staatsgewerbeschule, beziehungsweise an Stelle der, wie es sich nun zeigt, einer rein indi-

viduellen Anschauung zum Opfer gefallenen Oberrealschule in Steyr, eine allgemeine Handwerkerschule zu errichten, einerseits für die Fortbildung der gewerblichen Lehrlinge und Gehilfen die gewerbliche Fortbildungsschule und für das hier zunächst in Betracht kommende Eisen und Stahlgewerbe die k.k. Fachschule und Versuchs-Anstalt geschaffen sind, andererseits aber nachdem die seinerzeit von Sr. Excellenz dem Herrn Minister selbst in Aussicht gestellte gewerbliche Mittelschule schlüßlich nicht bewilligt worden, die zweitgrößte Stadt Oberoesterreichs welche nunmehr bald eine Garnisonsstadt sein wird, nahezu 20.000 Einwohner zählt, einen ganz bedeutenden Ertrag an directen und indirecten Steuern und Umlagen liefert und trotzdem sich zu weiteren finanziellen Opfern bereit erklärt hat, auf

die Dauer doch nicht ohne Mittelschule gelassen werden kann, es vor allem Pflicht des Gemeinderathes sein muß mit allen gesetzlichen Mitteln die Wiedererrichtung der Oberrealschule in Steyr, in der einen oder in der anderen Form anstreben, eventuell im äussersten Falle diese für die Stadt Steyr so hoch ernste Angelegenheit ehrfurchtsvoll vor die Stufen des Allerhöchsten Thrones zu bringen. Dieser Antrag wird mit Beifall aufgenommen. Herr Gemeinderath Kautsch betont, daß dieser Antrag der Section der Anschauung der ganzen Bevölkerung Steyrs entspreche, worauf der Sectionsantrag einstimmig zum Beschlusse erhoben wird. Z. 9931 11. Die Direction der k.k. vereinigten Fachschule und Versuchsanstalt für Eisenund Stahl-Industrie in Steyr hat mit Eingabe vom 13. Juli 1888 Zahl 160 an gezeigt, daß durch den Aus-

tritt der Schüler Franz Mühlberger und Ludwig Moser zwei von der Stadtgemeinde gewidmete Stipendien pr 50 resp 150 fl frei geworden und daß von dem den Schüler Ludwig Moser verliehenen Stipendium wegen dessen späteren Eintrittes in die Anstalt der Betrag von 45 fl erübrigt wurde und daß der mit einem aus Gemeindemitteln bestrittenen Stipendium pr 50 fl betheilte Schüler Josef Fixl den II. Jahrgang mit gutem Erfolge absolvirt hat, derselbe hat ferner das Ansuchen gestellt vorerwähnten Stipendienbetrag in Summa 295 fl auch für das Schuljahr 1888/89 für den gleichen Zweck widmen zu wollen. Hierüber stellt die Section den Antrag auch für das Schuljähr 1888/89 wieder einen Betrag von 100 fl zu zwei Stipendien á 50 fl für Schüler der k.k. Fachschule und Versuchs-Anstalt

zu bewilligen für eines dieser Stipendien den Schüler des IV. Jahrganges Josef Fixl, vorzumerken, ferner die wie vorerwähnt erübrigten 45 fl zu Stipendienzwecken zu verwenden und den für das Schuljahr 1888/89 reservirten Theil von den vom abgetretenen Herrn Bürgermeister kaiserl. Rath Georg Pointner aus den Reservefondzinsen der Sparkasse für zwei Stipendien á 150 fl gewidmeten 300 fl im Restbetrage von 150 fl bei der Stadtcasse flüssig zu machen. Der Sectionsantrag wird einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z 10184 12. Dem Ansuchen des Schuldieners der k.k. Realschule Franz Fuchshofer, um Wiederübertragung der Schuldiener-Stelle an der Knaben-VolksSchule in Steyrdorf wird unter den bisherigen Modalitäten und Bedingungen gemäß des Sectionsantra ges einstimmig Folge gegeben. - Z. 9887 Herr Gemeinderath Jakob Kautsch

berichtet, daß dem in Steyr verstorbenen Lehrer Almhofer, der einen bedeutenden Betrag für wohlthätige Zwecke legirt hat, an seiner Grabstätte weder ein Kreuz noch ein Stein gesetzt sei und bringt die Ansicht zu Ausdrucke daß die Pietät gebiethe das Andenken dieses Mannes durch Setzen eines Grabdenkmales zu ehren und daß dies Sache der Gemeinde als Verwalterin der von ihm legirten Stiftungen sei. Uiber diese Mittheilung wird einstimmig die Bausection beauftragt diesbezüglich die geeigneten Vorerhebungen zu pflegen und darnach vor dem Gemeinderathe einen Antrag einzubringen. Hierauf lud Herr Franz Tomitz die Mitglieder des Gemeinderathes zur Besichtigung der Sonntag den 5. August d.Js. zu eröffnenden Ausstellung der Lehrlingsund Schülerarbeiten ein. Da sich Niemand mehr zum Worte meldet erklärt der Vorsitzende die Sitzung um 6 Uhr Nachmittags für geschlossen. Der Bürgermeister Die Gemeinderäthe Der Schriftführer

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