Raths-Protokoll aufgenommen am 8. Juni 1888 über die diesjährige VIte ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der k.k. l.f. Stadt Steyr Gegenwärtige: Der Herr Bürgermeister Johann Berger als Vorsitzender ferner der Herr Vicebürgermeister Leopold Tutz und Die Herren Gemeinderäthe: Mayr Anton Anzengruber Leopold Auböck Karl Perz Mathias Haller Josef Ploberger Franz Redl Johann Hochhauser Johann Dr. Schrader August Huber Leopold Jäger Anton v Waldau Scholz Johann Stierhofer Alois jun. Kautsch Jakob Kurz Alois Dr. Tomitz Franz Turek Josef Lang Franz Schriftführer: Stadt Secretär Fritz Hähnel
Tagesordnung Mittheilungen I. Section. 1. (in vertraulicher Sitzung) Gesuche um Aufnahme in den Gemeinde-Verband der Stadt Steyr 2. Recurs der Marie Koralek in Wien gegen eine Entscheidung des Armenrathes Steyr. 3. Collectiv Eingabe der Gewölbe- und Feuerwächter um Regelung ihrer Bezüge und um Versicherung gegen Unfälle im Dienste. 4. Wahl dreier Mitglieder in das Curatorium der k.k. vereinigten Fachschule und Versuchs Anstalt für Eisen- und StahlIndustrie in Steyr für die nächsten 3 Jahre. II. Section 5. Anweisung der Funktionsgebühr des Herrn Bürgermeisters. 6. Rapulare über den diesjährigen Frühjahrs Markt. 7. Amtsbericht über das Erlöschen des Pachtvertrages hinsichtlich der Vorspannsfuhren. 8. Eingabe des Gewerbe- Vereines Steyr Im Uiberlassung von Localitäten und Ausstellungskästen für
die in Aussicht genommene Ausstellung 9. Mittheilung über die Vergebung der Regenmantellieferung. 10. Amtsbericht über den Stadtcassa Journals Abschluss pro Mai 1888. III. Section 11. Amtsbericht betreffend Pflasterung des Hofraumes der Zinshäuser am Franz Josef Platz. 12. Amtsbericht betreffend Trottoirherstellung in der Schweizer und Blumauergasse. 13. Amtsbericht pcto Brennholzlieferung pro 1888/89. 14. Offert für Vergebung der Saumrinnen. 15. Commissionsbefund über den Leopoldi Brunnen. 16. Eingabe des Commandos der freiwilligen Feuerwehr um Pflasterung des Depots N° 1 und Herstellung einer Wasserleitung daselbst. IV. Section. 17. Stiftbrief Entwurf hinsichtlich der Josefa Philomena Heindlschen Stiftung zum Armenfonde.
Beginn der Sitzung 5 Uhr Nachmittags. Der Herr Vorsitzende constatirt die Beschlussfähigkeit, erklärt die Versammmlung für eröffnet ersucht zu Verifikatoren für das heutige Sitzungs Protokoll die Herren G.R. Anton Jäger v. Waldau und Dr. Alois Kurz und erstattet fodann folgende Mittheilungena. Wie bekannt wurde mir gestern die hohe Auszeichnung zu Theil von Sr. Majestät unserem allergnädigsten Kaiser und Herrn in Audienz empfangen zu werden um per könlich den ergebensten Dank für die allerhöchste Bestätigung meiner Wahl abstatten zu dürfen. Sr. Majestät wär ausserst huldvoll und erkundigte sich eingehend um die wirthschaftlichen Verhältnisse in Steyr und um den Fortschritt des Kasernbaues. Wird zur hocherfreulichen Kenntnisgenommen. b. Wird das Schreiben der k.k. GeneralDirection der oesterr. Staatsbahnen ddto.
16. Mai l.Js. betreffend die diesjährige Sommer-Fahrordnung, zur Kenntnis genommen. - Z 7122 Hierauf wird zur Erledigung der Tagesordnung geschritten. I Section. Referent: Sections Obmann Herr G.R. Anton Jäger v. Waldau. 1. (in vertraulicher Berathung) Anton Swoboda Fabriksarbeiter und Wenzel Schafarik Schneidermeister beide bisher in Böhmen heimatberechtigt, schon seit Jahren in Steyr sesshaft sind um Aufnahme in den hiesigen Gemeinde-Verband gegen Erlag der Taxe eingeschritten, welchen Einschreiten über Antrag der Section Folge gegeben wird. - Z 6564 und 6682 2. Marie Koralek, Witwe 65 Jahre alt, kränklich, nach Steyr zuständig, derzeit in Wien im Aufenthalt, hat um Aufnahme in das hiesige Armenverpflegungshaus angesucht. Diesem Ansuchen hat der Armenrath in seiner Sitzung am 30. April
l.Js. keine Folge gegeben, doch hat er ihr Armengeld von 2, auf 3 fl monatlich erhöht. Hiegegen hat Maria Koralek den Recurs ergriffen, nachdem sie angeblich erwerbsunfähig und gänzlich mittellos sei. Die Section beantragt den Akt dem Armenrath zur neuerlichen Berathung eventuell Beschlussfassung zuzumitteln. Beschluss einstimmig nach Antrag - Z. 6991 3. Die städtischen Gewölbe- und FeuerWächter sind um Versicherung gegen Unfälle im Dienste und um Erhöhung ihrer Bezüge eingeschritten. Das Amtsgutachten hierüber lautet: Der ergebenst gefertigte Stadtsecretär erlaubt sich das in Rede stehende Ansuchen zu befürworten und diese Befürwortung zu begründen. wie folgt: Mit Gemeinderathsbeschluß vom 4. September 1885 wurden die
Rayons der städtischen Gewölbe- und Feuerwache vergrössert und hiedurch die Anzahl der Rayons von 12 auf 9 verringert, die Anzahl der Wächter wurde demnach von 24 diensthabende auf 18 diensthabende reduzirt; die Anstellung derselben wurde für eine provisorische erklärt und als Aufnahmsgrenze das 50. Lebensalter bestimmt. Durch diese Reduzirung wurden jährlich bei 1000 fl in Ersparung gebracht. Die Entlohnung der Wächter beträgt seit Bestand dieser Wache (1877) in den Monaten März bis November für drei Dienststunden (von 10 bis 1 oder von 1 bis 4 Uhr Nachts) 32 xr also pr Stunde etwa 10.7 xr und in den Wintermonaten November bis Februar für 4 Dienststunden (von 9 bis 1 oder von 1 bis 5 Uhr) 50 xr also pr Stunde etwa 12.7 xr. Für Unfälle im Dienste ist nichts näheres vorgesorgt.
Bei dieser Sachlage war es schon bei schlechteren Verdienstzeiten schwer, taugliche Leute zu finden, dermalen aber meldet sich fast gar Niemand mehr, so daß gegenwärtig statt 18 Diensthabende und 6 Reservemänner (für den Fall von Erkrankungen Beurlaubungen etc. nur 17 diensthabende Wächter im Stand sind. Es erscheint nun die Ausschreibung mehrerer dieser Stellen nothwendig doch erlaube ich mir vorher folgenden Antrag unvorgreiflich in Anregung zu bringen. 1. Das städt. Gewölbe- und Feuer-Wachcorps sei ähnlich wie das städt. Sicherseits-Wachcorps, gemäß des eingeholten Offertes der ersten allgemeinen Unfall-Versicherungs-Gesell schaft in Wien, nach der diensthabenden Kopfzahl, nämlich 18 gegen Ableben (1000 fl), Invalidität (100 bis 1000 fl) und Erwerbsunfähigkeit 1 fl pr Tag in Folge eines Unfalles um eine jährliche Prämie von 64 fl 52 xr aus
Gemeindemitteln zu versichern. 2. Die Entlohnung der städtischen Gewölbe- und Feuerwache wird vom 1. Juli l.Js. ab in der Weise erhöht, daß in den Monaten März bis Oktober für 3 Dienststunden 36 xr also pr Stunde statt 10.7 xr nunmehr 12 xr und in den Wintermonaten für 4. Dienststunden 60 xr also pr. Stunde statt 12.7 xr nunmehr 15 xr bezahlt werden. Diese Erhöhung erfordert eine Mehrausgabe von 392 fl 40 xr welche sich unter Hinzurechnung der Versicherungskosten pr. 64 fl 52 xr auf 456 fl 92 xr erhöht, wonach gegen die vor dem Jahre 1885 bestandenen Gesammtkosten noch ein Ersparniß von über 500 fl bestehen bleibt. Vor dem Jahre 1885 betrugen die Gesammtsosten circa 3500.- Nach dem Jahre 1885 betrugen die Gesammtkosten circa 2500.- Vom 1. Juli 1888 wurden die Gesammtkosten betragen circa 3000.- Die Bedeckung der Mehraus-
lagen für heuer pr 228 fl 46 xr findet sich in der Post "Unvorhergesehene ausserordentliche Auslagen" Steyr am 30. Mai 1888, der Stadtsecretär Hähnel. Der Sectionsantrag lautet: Der löbliche Gemeinderath wolle beschliessen: I. Die städtische Gewölbe- und Feuerwache werde bei der ersten allgemeinen Unfallversicherungs Gesellschaft in Wien um die jährliche Prämie pr. 64 fl 52 xr aus Gemeindemitteln versichert. II. Die Entlohnung dieser Wache werde vom 1. Juli l.Js. ab in der Weise erhöht, daß dieselbe in den Monaten März bis Oktober für 3. Dienststunden 36 xr und in den Wintermonaten für 4 Dienststunden 60 xr ausbezahlt erhalten. Die Mehrauslagen pro 1888 mit 228 fl 86 xr ÖW halbjährig fin- den in der Praeliminarpost "Unvorhergesehene ausserordentliche
Auslagen ihre Bedeckung. Herr G.R. Franz Lang unterstützt den Sectionsantrag, worauf derselbe einstimmig zum Beschlusse erhoben wird. - Z. 32 Praes 4. Für die mit Oktober l.Js. beginnende nächste dreijährige Funktionsdauer des Curatoriums der k.k. Fachschule und Versuchs Anstalt für Stahl- und Eisen-Industrie in Steyr, werden einstimmig noe. des Gemeinderathes im das besagte Curatorium die Herren Karl Holub, Josef Huber und Franz Tomitz wieder entsendet. - Z. 7469 Der Herr Bürgermeister übergibt den Vorsitz dem Herrn Vicebürgermeister. II. Section. Referent: Sections-Obmann Herr G.R. Mathias Perz. 5. Die Section beantragt das städtische Cassramt zu beauftragen die Funktionszulage (1600 fl) des neugewählten und nunmehr allerhöchst bestätigten Herrn Bürgermeisters Johann Berger, ab 1. April
l.Js. unter den bisher üblichen Modalitäten flüssig zu machen. Beschluß einstimmig nach Antrag - Z. 7270 Der Herr Bürgermeister übernimmt wieder den Vorsitz. 6. Laut Amtsbericht ergab das städt. Gefälle für den diesjährigen Frühjahrsmarkt einen Reinertrag von 479 fl 80 xr das ist um 47 fl 48 xr mehr als im Vorjahre. Einstimmig zur Kenntnis. - Z. 6888 7. Laut Amtsbericht endet der bisherige Pachtvertrag betreffend die Besorgung der Vorspannsfuhren am 1. Juli l.Js. Die Section beantragt die weitere Verpachtung der Vorspannsfuhren unter den bisherigen Pachtbedingungen vom 1. Juli d.Js. an auf drei Jahre im Offertwege auszuschreiben mit den Termin bis 20. l.Mts. Beschluß einstimmig nach Antrag. - Z. 7774 8. Der Gewerbeverein hat für die von diesem Vereine in Aussicht genommene Ausstellung von Schüler-Lehrlings
und Gehilfenarbeiten in der Zeit vom 1. August bis 15. September l.Js. um Uiber lassung des im Bürgerschulgebäude befindlichen ebenerdigen Lokalitäten in welchen früher die permanente Gewerbe-Ausstellung untergebracht war, angesucht, weiters hat er zu diesem Zwecke ersucht ihm die im Besitze der Gemeinde befindlichen Ausstellungskästen und Dekorationsgegenstände leihweise zur Verfügung zu stellen. Diesem Ansuchen wird über Antrag der Section einstimmig Folge gegeben. - Z 7077 9. Gemäß Sitzungsbeschlusses des löblichen Gemeinderathes vom 11. Mai l. Js. wurde die Lieferung von 12 Stück wasserdichten Regenmänteln für die städtische Sicherheitswache mit dem Endtermin vom 25. Mai l.Js. ausgeschrieben. Innerhalb dieses Termines sind vier Offerte eingelangt und zwar von die Herren Josef Wiesniewsky
Josef Ehgartner, Bernhard Obermüller und Josef Reithofer Söhne. Die Offerte wurden am 27. Mai l.Js. seitens der Finanz-Section im Beisein des geladenen Sachverständigen Herrn Schneidermeisters Seichter eröffnet und nach eingehender Prüfung der vorgelegten Stoffmuster und Vergleichung der angesetzten Preise die Lieferung der 12 Stück Regenmänteln von wasserdichten StoffeN°. 10804 pr Stück a 12 fl an den Schneidermeister Herrn Josef Ehgartner um den Kostenbetrag von zusammen mit fl 144 übertragen. Die Section beantragt nun, der löbliche Gemeinderath möge von dieser Verfügung genehmigend Kenntniß nehmen. Beschluß einstimmig nach Antrag. - ad Z. 7299. 10. Resultat über die Gebahrung
bei der Stadtcassa in Steyr im Monate Mai 1888 Betrag fl xr Einnahmen im Monate Mai 1888 4.469 34 lasserest vom Vormonat 55.007 71 1/2 Oesammt-Einnahmen im Mai 1888 59.477 5 1/2 Ausgaben im Monate Mai 1888 43.677 30 1/2 lasserest für den Monat Juni 1888 15.799 75 und betragen vom Jahresbeginne bis inclusive Mai 1888 die gesammten Einnahmen 188.459 47 1/2 Die do. Ausgaben 172.659 72 1/2 Städtisches Cassaamt Steyr, am 31. Mai 1888. J. Paarfusser, Stadt-Cassier. Jandourek, Rechnungsführer. Nachdem das Cassa-Journal durch die Herren Leopold Huber und Mathias Perz geprüft und richtig befunden, beantragt die Section die Kenntnisnahme vorstehenden Cassagebahrungs-Ausweises. Beschluß einstimmig nach Antrag. - Z. 7925 III. Section Referent Sections Obmann Herr G.R. Johann Redl.
11. Das Bauamt hat die Herstellung von gepflasterten Fußwegen im Hofraume der am Franz Josefs Platze befindlichen städtischen Zinshäusern im Kostenbetrage von 422 fl 10 xr angeregt. Wird über Antrag der Section einstimmig genehmigt. - Z. 8282 12. Vom Bauamte wurde die Herstellung eines Trottoirs in der Schweizer und Blumauergasse angeregt und liegen zwei Kostenvoranschläge darüber vor der eine pr 502 fl 28 xr plant die Trottoirherstellung mittelst Beschotterung und Verwendung von Randsteinen der andere pr 1668 fl 15 xr plant die Trottoirherstellung mittelst Kunsttrottoir-Platten und Granitrandsteinen Die Section überlässt die Antragstellung dem Plenum. Herr Dr. Hochhauser stellt den Antrag, es möge die Trottoirher-
stellung in der Schweizer- und Blumauergasse nach den Kostenvoranschlag pr 502 fl 28 xr sofort vorgenommen werden, da diese Auslagspost durch die Post für unvorhergesehene Auslagen im Praeliminare pr 3000 fl gedeckt erscheint. Dieser Antrag wird von den Herren G.R. Karl Aubörk und Anton Mayr unterstützt einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z. 8283 13. Beantragt die Section die Beistellung des städtischen Brennholzbedarfes pro 1888/89 im Ausmasse von 272.4 Raummeter harten und 86.6 Raummeter weichen Holzes im Offertwege bis 20. Juni l.Js. auszuschreiben, mit dem Bemerken, daß der Offerent für die im Offerte angegebenen Preise auch die Zufuhr in die betreffenden Gebäude zu leisten hat. Beschluß einstimmig nach Antrag.- Z. 8033 14. Uiber Offertausschreibung der
Herstellung von 210 Meter Saumrinnen welche an verschiedene städtische Gebäude anzubringen sind, ist von den vier hiesigen Spenglermeistern Karl Holderer, Karl Schmidt, Josef Holderer und Johann Faatz ein Collectiv Offert eingelangt. Die Section überlasst es dem löblichen Gemeinderathe ob das vorliegende Collectiv-Offert zu berücksichtigen sei oder nicht, weil durch die Form des vorliegenden Offertes jede Conkurrenz ausgeschlossen erscheint. Der Herr Referent setzt noch hiezu, daß man nicht wisse wer der Gemeinde gegenüber der Verantwortliche sei. Herr G.R. Dr. Kurz meint, daß die Offerenten aufgefordert werden sollen zu erklären, wer für die Lieferung verantwortlich sei. Herr Vicebürgermeister stellt den Antrag das vorliegende Offert
aus den von der Section dargethanenen Gründen zurückzuweisen und eine neuerliche Offertausschreibung zu veranlassen. Dieser Antrag wird einstimmig zum Beschlusse erhoben. ad Z. 5958 15. Gemäß des Gemeinderaths-Beschlusses vom 30. Dezember 1887, wurden der Leopoldi Brunnen am Stadtplatze und das Bildstöckl im Föhrerschacher von Sachverständigen besichtiget und untersucht und liegen hiefür aproximative Kostenvoranschläge vor. Die Kosten für die allernothwendigsten Arbeiten am Leopoldi Brunnen würden sich belaufen auf circa 1000 fl bis 1500 fl. Eine vollkommene gründliche Restaurirung dürfte sich auf 3000 fl belaufen. Die Restaurirung des Bildstöckels im Föhrerschacher kämme nach Angabe des Herrn Sachverständigen Andr. Würfel auf cria 250 fl
Da nun im Praeliminare 1888/89 für eine so bedeutende Auslage nicht vorgesorgt ist, jedoch von mehreren hervorragenden Persönlichkeiten die Restaurirung dieser Objecte angeregt und als sehr wünschenswerth bezeichnet wurde erscheint die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß ein Theil der Kosten von Freunden dieser Alterthümer durch Beiträge aufgebracht, werden könnte. Einen bestimmten Antrag kann die Section aus vorher angeführten Gründen nicht bringen. Hierüber entspinnt sich eine längere Debatte an der sich die Herren Gemeinderathe Franz Ploberger, Jakob Kautsch, Franz Tomitz, Anton Mayr, Mathias Perz und Dr. Johann Hochhauser betheiligen. Letzterer stellt schlüßlich den Antrag, es möge dem Vereine der Alterthumsfreunde überlassen
werden eine Subscription einzuleiten welche die Gemeinde mit einen Beitrag von 500 fl eröffnen solle. Diese Summe sei ins Praeliminare pro 1889 einzustellen und sei dann zahlbar, wenn die weiters erforderliche Summe aufgebracht erscheint. Dieser Antrag wird mit Stimmenmehrheit zum Beschlusse erhoben. - Z. 16124 ex 1887 16. Betreffend die Eingabe des Ober Commandos der freiwilligen Feuerwehr um Pflasterung des Depots I und um Herstellung einer Wasserleitung daselbst stellt die Section den Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle die vom Obercommando der freiwilligen Feuerwehr angesuchte Pflasterung des Depots im k.k. Kreisgerichts Gebäude nach dem vom städtischen Bauamte vorliegen den Kostenvoranschlage im Betrage von 261 fl 64 xr mit Halbgutwürfel bewilligen. Für die Einführung der Wasserleitung im Betrage von 166 fl 96 xr glaubt sich die Section nicht aussprechen zu sollen,
erstens weil sie durch Feuchtigkeit in das Lokale gebracht wird, und indem das Lokale unterkellert ist, die Anlage eines Abzugs-Kanales ebenfalls nicht so leicht durchzuführen ist. Weiters ist ausserhalb des Lokales in nachster Nähe der Brunnen und ein Hydrant der städt. Wasserleitung wodurch der Bedarf des Wassers leicht gedeckt werden kann. Herr G.R. Franz Lang befürwortet die Herstellung der Wasserleitung aus praktischen Gründen. Herr G.R. Franz Tomitz stellt den Zusatzantrag es möge bezüglich der Wasserleitung die Bausection im Vereine mit dem Feuerwehr Obercommando einen Lokalaugenschein vornehmen und falls sich die Zweksmässigkeit für die Herstellung der Wasserzuleitung ergibt, auch diese herstellen lassen. Hierauf wird der Sectionsantrag ergänzt durch den Zusatzantrag
des Herrn G.R. Franz Tomitz einstimmig zum Beschlusse erhoben. Z. 7166 IV. Section Referent: Sectionsobmann Herr G.R. Anton Mayr. 17. Der Herr Referent verliest folgen den Stiftbrief-Entwurf: Die am 14. März 1888 hierorts verstorbene Besitzerin des Hauses Conscr. N. 85 Stadt, Fräulein Josefa Philomena Heindl hat laut Erlasses der hochlöbl. k.k. Statthalterei Linz vom 11. April 1888. Z. 4151/VII in ihrem schriftlichen Testamente vom 7. März 1888 nachste hende Anordnung getroffen: Mein Erbe hat weiters binnen drei Monaten nach ihrem Ableben zum Armenfonde der Stadt Steyr Silberrenten im Nennwerthe von 2500 fl, d.i. Zweitausend fünfhundert Gulden zu übergeben, welcher Legatar die entfallende Gebühr davon selbst zu bestreiten hat. Der Armenfond der Stadt Steyr
hat die Zinsen des vorerwähnten Legates so lange mein Gehilfe Anton Maxrieser am Leben sich befindet, diesem halbjährig auszufolgen und richtiger für dessen Lebensunterhalt zu verwenden. Ich vermache demselben diesen Fruchtgenuß weil er bereits 29 Jahre treu und redlich im Hause gedient hat und nun erwerbsunfähig ist. Nach dem Ableben des Anton Maxrieser sollen die Zinsen von einem Theilbetrage von Eintausend Gulden Silberrenten entweder an einen unbescholtenen erwerbsunfähigen armen Bäckermeister oder Bäckergesellen der Stadt Steyr erfolgt werden. Die Auswahl unter mehreren Bewerbern wird dem jeweiligen Bürgermeister der Stadt Steyr überlassen, doch muß der zu Betheilende in die hierortige Gemeinde zuständig sein. Die Zinsen von dem weiteren Betrage pr Eintausend fünf-
hundert Gulden Silberrenten hat der Armenfond für die Kranken in Sct. Anna zu Steyr zu verwenden. Diese Stiftung soll für immerwährende Zeiten meinen Namen führen. Nachdem der Gemeinderath der Stadt Steyr den Empfang der Silberrenten N°. 453795 und 567342 a. 1000 fl 2000 fl Ferner N°. 74531, 475959, 505628, 85879 und 47656 á 100 fl 500 fl zusammen 2500 fl Dankbarst bestätigt und sich laut Sitzungsbeschluß vom 8. Juni 1888 zur Uibernahme und Verwaltung dieser Stiftung bereit erklärt hat und mithin sich zur Erfüllung der damit getroffenen Bestimmungen verbindlich machte, wurden die zu dieser Stiftung gewidmeten 7 StaatsObligationen auf die einheitliche Staatsschuldverschreibung Silberrente N°. 56607. ddto. 1. Jänner 1888 pr. 2500 fl zusammen geschrieben und auf den Namen „Fräulein Josefa Philomena Heindlsche Stiftung vinculirt und diese Obligation
in der städt. Depositencasse hinterlegt. Das von der Stifterin nach dem Ableben des Fruchtnissers Anton Maxrieser der Gemeinde Vorstehung Steyr eingeräumte Verleihungsrecht des Interessenbezuges aus dem Theilbetrage pr Eintausend Gulden und gemäß §. 15 des Armen Statutes der Stadt Steyr durch den Aumenrath Steyr im Einverständnisse mit dem jeweiligen Bürgermeister oder dessen Stellvertreter ausgeübt werden. Ferners werden nach dem Ableben des Bezugsberechtigten die Zinsen des weiteren Betrages pr Eintausend fünfhundert Gulden für Krankenzwecke im städtischen Sct. Anna Spitale verwendet. So geloben und versprechen wir gefertigte Vertreter der Stadtgemeinde Steyr und des städt. Armenathes für uns und unsere Nachfolger im Amte für die getreue Erfüllung und gute Ver-
waltung dieser Stiftung sowie Erhaltung des Stiftungs Kapitals für ewige Zeiten Sorge zu tragen. Zu diesem Zwecke wurde dieser Stiftbrief errichtet und tritt diese Stiftung nach Berichtigung der hiefür erlaufenen und dem Armen-Institute vorschußweise bestrittenen Gebühren pr 214 fl 13 xr, welche aus dem Erträgnisse des Stiftungs-Kapitales an das Armen-Institut Steyr rückzuvergüten sind ins Leben. Hievon sind zwei gleichlautende Exemplare und zwar eines für die k.k. Statthalterei in Linz eines für die Gemeinde Vorstehung Steyr sowie je eine einfache Abschrift für den Stiftling Anton Maxrieser und für das k.k. Statthalterei Rechnungs-Departement auszufertigen. Folgen die Unterschriften. Die Section beantragt: Der löbliche Gemeinderath wolle die von Fräulein Josefa Philomena Heindl für den Armenfond in Steyr
gemachte Stiftung im Nennwerthe von 2500 fl zur angenehmen und die seelige Stifterin ehrender Kenntnis nehmen sich zur Uibernahme dieser Stiftung dankbarst bereit erklären und den vorgetragenen Stiftbrief Entwurf genehmigen. Beschluß einstimmig nach Antrag ad Z. 7350 Nach hiemit erfolgter Erledigung der Tagesordnung stellt Herr G.R. Franz Ploberger die Frage wie es gegenwärtig mit der Steyrthalbahn Angelegenheit stehe, nachdem dieselbe sich verzögere und hiedurch allerlei Gerüchte entstehen und verbreitet werden. Der Herr Vorsitzende erklärt, daß diese Frage wohl am besten die anwesenden Mitglieder des Interessenten Ausschusses werden beantworten können. Herr G.R. Dr. Johann Hochhauser beantwortet sodann die gestellte Frage folgendermassen: Er habe kein Mandat, im Namen des Interessenten Ausschusses hier
zu sprechen, habe sich jedoch seit zwei Jahren intensiv mit der ganzen Angelegenheit beschäftigt und sei daher in der Lage, die gewünschte Auskunft zu ertheilen. Eine Verzögerung in der Sache falle Niemanden zur Last; im Gegentheil ist diese Angelegenheit mit allem möglichen Eifer betrieben worden, aber die zu einem solchen neuen Unternehmen nothwendigen formellen Akte und die nothwendigen Erledigungen haben schrecklich lange auf sich warten lassen. Die Erledigung auf den Beschluß des Sparcasse-Ausschusses vom 27. Dezember 1887 ist erst am 31. März 1888 herabgelangt, und so lange die Bewilligung dieser Subvention von 50.000 fl von Seite der Regierung nicht gegeben war, war die nothwendige Bausumme nicht ausgewiesen und der Interessenten Ausschuß konnte keine bindenden Verpflichtungen eingehen. Auch ist die Concession
erst im April d.Js. herabgelangt, und da man keine Verfügungen treffen kann bevor das concessionsmässige Recht ertheilt ist, wär jede verpflichtende Action des Interessenten Ausschusses unmöglich. In dem Vertrage welchen Herr Ritter v. Wenusch mit der Stadtgemeinde abgeschlossen hatte, ist die Bestimmung enthalten, daß er das Operat für die BegehungsCommission binnen sechs Monaten von dem Tage an auszuarbeiten und vorzulegen hat, wo ihm der Auftrag für diese Arbeit vom InteressentenAusschusse geworden ist. Ein solcher Auftrag konnte dem Herrn Ritter v. Wenusch nicht gegeben werden, so lange die Concession nicht definitiv ertheilt und die volle Bausumme ausgewiesen war, weil Niemand die Verantwortung für solche Auslagen übernehmen könnte und wollte, bevor die vorgenannten Bedingungen
erfüllt waren. Erst im April d.Js. werde also dem Herrn v. Wenusch von Seite des Interessenten-Ausschusses der Wunsch ausgesprochen, diese Operate vertragsmässig erst im September d.Js. vorzulegen. Derselbe welcher in dieser ganzen Angelegenheit mit grossem Geschick und Sorgsamkeit gearbeitet hat, hat aber auf sein eigenes Risico die Operate zur Begehungs-Commission für die ersten fünf Kilometer vor jedem Auftrage fertig gestellt und hatte die Absicht, diese fünf Kilometer an einen Subunternehmer zu vergeben und ebenso die Ganze Linie in Theilstrecken bauen zu lassen, und desthalb war seit längerer Zeit schon vom ersten Spatenstich nach Ostern die Rede. Gegen diese Vertheilung der Bahnbauarbeit succuesive für einzelne Strecken haben sich aber maßgebende Actionäre in letzterer
Zeit ausgesprochen weil man hiedurch keine Sicherheit habe, ob mit dem praeliminirten Kostenanschlage das Auslangen zu finden sei, und es wurde dem Interessenten Ausschuß nahegelegt, mit dem Beginne des Baues zu warten bis die ganze Linie im Detail ausgearbeitet und durch die Begehungs-Commission genehmigt ist. Redner erklärt, er habe sich genau um den Stand dieser Arbeiten gekümmert und in Erfahrung gebracht, daß die Operate für die Begehung der weiteren 15 Kilometer (Rosenegg- Grünburg) binnen acht Tagen fertig werden und der Regierung noch im Laufe dieses Monates vorgelegt werden können, weßhalb die BegehungsCommission noch im Juli erwartet werden könne, wonach der Bau sofort vergeben und auf der gan-
zen Linie in Angriff genommen werden kann. Die Eröffnung der Bahn bis Grünburg kann somit im nächsten Frühjahre stattfinden, Redner bemerkt noch, daß innerhalb obiger Arbeiten auch noch die Umlegung der Bahn in einer Längevon 3 Kilometern unterhalb Grünburg und die neue Trassirung der Bahn von Hörndl bis Klaus ausgearbeitet werden mußte wodurch eine kleine Verzögerung in der Ausführung obiger Arbeiten veranlaßt worden war. Redner schließt mit der nochmaligen Bemerkung, daß in der ganzen Angelegenheit Niemandem der Betheiligten eine Verzögerung zur Last fällt, sondern daß die natürlichen Umstände der Entwicklung einer solchen neuen Angelegenheit diesen Zeitaufwand beansprucht haben. Der Herr Vorsitzende spricht unterallgemeinen Beifall den Herrn
Dr. Hochhauser für diese Ausführungen den Dank aus. Der Herr Vicebürgermeister Putz bemerkte noch es sei sehr wünschenswerth, daß die Sache beschleunigt werde, da sonst die gute Stimmung für die Steyrthalbahn durch die Gegner derselben abgeschwächt werde. Hierauf erklärt der Herr Bürgermeister die Sitzung für eine vertrauliche. In dieser vertraulichen Sitzung macht der Herr Bürgermeister über die Audienz bei Sr. Excellenz dem Unterrichts-Minister Mittheilung. Sr. Execellenz war sehr freundlich versprach das Petit der Gemeinde um Gewährung einer Comunal Oberrealschule eingehenst zu prüfen und bis Ende Juni l.Js. zu beantworten, er ließ in seiner Rede durchblicken ob Steyr nicht etwa für ein Gymnasium besser geeignet sei und stellte in Aussicht, daß er falls er noch nähere Information benöthige sich dieselbe in mündlicher Besprechung einzuholen gedenke, weiters erwähnte er, daß irgendeine Mittelschule selbstverstandlich
der Gemeinde auch Opfer kosten werde. Der Horr Bürgermeister ersucht nun um Information ob er in dem Falle als Sr. Excellenz die Oberrealschule absolut verweigert nomine des Gemeinderathes ein Gymnasium verlangen dürfe. Hierüber entspinnt sich eine lange Debatte in welcher insbesonders Herr Dr. Hochhauser hervorhob, selbstverständlich werde man den gewerblichen Charakter Steyrs entsprechend alles aufbieten um die Oberrealschule zu erhalten, wenn dies aber nicht gehe, so müsse man doch trachten ein Gymnasium zu bekommen, will Excellenz beides bewilligen so nehme man beides. Die Herren Gemeinderäthe Kautsch, Lang und Tomitz sind auch dafür, daß entsprechend der gewerblichen Charakter Steyrs man zunächst trachten solle, die Oberrealschule zu erhalten, erst wenn dies absolut unerreichbar, solle man von einem Gymnasium sprechen. Der Herr Bürgermeister nimmt dies zur informativen Kenntnis
und erklärt sodann um halb 8 Uhr Abends die Sitzung für geschlossen. Der Vorsitzende Die Gemeinderäthe Der Schriftführer
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