Ratsprotokoll vom 26. August 1887

Raths-Protokoll aufgenommen am 26. August 1887 über die diesjährige XIII. ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der k.k. l.f. Stadt Steyr Gegenwärtige: Der Vorsitzende Herr Bürgermeister kaiserl. Rath Georg Pointner Der Herr Vicebürgermeister Leopold Putz. Die Herren Gemeinderäthe: Anzengruber Leopold Klein Wilhelm Berger Johann Landsiedl Anton Breselmayr Franz Mayr Anton Göppl Emil Perz Mathias Haller Josef Redl Johann Hochhauser Joh. Dr. Schrader August Holub Karl Seyschab Adolf Huber Leopold Jäger Anton v. Waldau Tomitz Franz Kautsch Jakob Turek Josef Schriftführer Stadt Secretär Fritz Hähnel. Entschuldigt hat sich Herr G.R. Friedrich Brandl.

Tagesordnung Mittheilungen und Wahl zweier Vertrauensmänner in die Pferde-Assent-Commission. I. Section. in vertraulicher Sitzung 1. Besetzung der Concepts-Praktikanten-Stelle 2. Gesuch um Aufnahme in den Gemeinde Verband der Stadt Steyr. 3. Zuschrift der k.k. General- Direction der oesterr. Staatsbahnen picto Abberufung der Einnahmen Controle von Steyr. 4. Erlass des k.k. Landesschulrathes Linz betreffs Auflassung der Oberrealschulclassen in Steyr. 5. Recurs des Josef Niemetz gegen eine Entscheidung des Armenrathes Steyr. II. Section. 6. Stadtcassa Journals Abschluss pro Juli 1887 7. Gesuche um weitere mietweise Uiberlassung der Gewölbe N°. 2 und 3 im Bürgerspitale. 8. Protokollar-Ansuchen um Lösung des Miethvertrages hinsichtlich des

Gewölbes N°. 1 an der Schloßmauer. 9.Besuch des kath. Gesellen Vereines in Steyr um Uiberlassung des hierstädt. Theaters für den 18. und 19. September l.Js zu 2 theatralischen Aufführungen. IV. Section. 10. Gesuch um Anweisung eines Platzes zur Aufstellung eines mechanischen Theaters. 11. Ansuchen des Bicycle Clubs am 4. Sertember l.Js. am Karl Ludwig Platz ein Preisfahren veranstalten und die hiezu nöthige Planirung herstellen zu dürfen. Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittags Der Herr Vorsitzende constatirt die Beschlußfähigkeit, erklärt die Sitzung für eröffnet, ersucht zu Verifikatoren die Herren G.R. Redl Johann und August Schrader und erstattet folgende Mittheilungen: a. Aus Anlaß des siebenzigsten Gebürtstages Sr. Eminenz des Cardinals und Fürst-Erzbischofes

Cölestin Josef Ganglbauer habe ich im Namen der Stadt Steyr ein Beglückwünschungs-Telegramm abgeschickt, worauf nachstehende Antwort einlief: Genehmigen hochgeehrter Herr Bürgermeister meinen tief gefühltesten Dank für hochehrende Glückwünsche der Stadt Steyr zu meinen siebenzigsten Geburtstage. Cardinal Ganglbauer m.p. Wird zur erfreulichen Kenntniß genommen. - Z 10223 b. Ist folgendes Schreiben eingelangt: Löbliche Stadtgemeinde Vorstehung Steyr. Laut Zuschrift der löblichen Stadtgemeinde-Vorstehung vom 9. März d.Js. Zahl 3555 werden die Besitzer des Schlüsselhofes ersucht, mit ihrem Verkaufsanbote bis zum Herbste laufenden Jahres im Worte zu bleiben und werde diese Zuschrift von Seite der Besitzer

durch ihren Bevollmächtigten im Sinne des an sie gestellten Ansuchens beantwortet. Nachdem nun dieser Termin bereits zu Ende geht und die Zeit zum Anbau der Herbstsaaten herannaht, welche verschiedene Vorarbeiten bedingen und nachdem bis heute keinerlei Mittheilung über den Stand dieser Angelegenheit an die Besitzer des Schlüsselhofes herabgelangt so erlauben sich dieselben durch ihren Bevollmächtig ten Herrn Anton v. Jäger an eine löbliche Stadtgemeinde Vorstehung die ganz ergebene Bitte in Berücksichtigung der vorgeführten Gründe ehethunlich eine Entscheidung treffen, und hievon die Besitzer des Schlüsselhofes gefälligst verständigen zu wollen. Stehr, am 24. August 1887 in Vollmacht Anton v Jäger Wird über Antrag des Herrn Vorsitzen den einstimmig beschlossen die Schlüsselhofbesitzer zu ersuchen bis nächsten Frühjahr im Worte zu bleiben und wird der Herr Bürgermeister ermächtigt betreffs eventueller Entschädigung für den unterlassenen Anbau ein Abfinden zu treffen. - Z 10379 c. Werden in die Pferde-Assentsommission pro 1888 die Herren Josef Reder und Franz Jäger von Waldau einstimmig

wieder gewählt. - Z 10201 I. Section Referent: Sections obmann Herr G.R. Wilhelm Klein. 1. (In vertraulicher Berathung) Um die mit 1. Oktober d.Js. bei der Stadtgemeinde Vorstehung zur Besetzung kommenden Concepts-Praktikanten-Stelle sind vier Bewerber eingeschritten. Die Section beantragt diese Stelle dem Herrn Franz Rosenberg Advocaturs-Concipient bein Herrn Dr. Plattner zu verleihen. Beschluss einstimmig nach Antrag. - ad Z. 84 Präs 2. (In vertraulicher Berathung) Herr Josef Prihal, Werkführer in der Maschinennagelfabrik des Herrn Franz Werndl, bisher in Keischlitz in Böhmen heimatsberechtigt, ist um die Aufnahme in den hiesigen Gemeinde-Verband gegen Erlag der Taxe eingeschritten. Die Section beantragt diesem Ausuchen Folge zu geben. Beschluss einstimmig nach Antrag. - Z. 10034 3. Von der k.k. General-Direction für oesterr. Staatsbahnen ist am 16. l.Mts. eingelangt nachstehendes Schreiben: An das geehrte Bürgermeisteramt der StadtGemeinde Steyr. Zu meinem tiefen Bedauern bin ich genöthigt Einem Löblichen die Mittheilung zu machen, daß in Folge neuer Rechnungseinrichtungen deren Nothwendigkeit gelegentlich der Prüfung & Besprechung der Rechnungs-

abschlüsse der k.k. oesterreichischen Staatsbahnen wiederholt sowohl in- als ausserhalb des Parlamentes betont wurde, die Rückverlegung der Einnahmen-Controle von Steyr nach Wien im dienstlichen Interesse verfügt werden mußte. Wie ich in meinem Ergebenen vom 3. Mai 1882, Z. 31 Präs bereits betont habe, wurde die Dislozirung der GeschäftsAbtheilung der Einnahmen Controle nach Steyr damals nur versuchsweise und provisorisch jederzeit widerrufbar verfügt, da man erst die Erfahrung abwarten mußte ob nicht durch diese räumliche Trennung die Abwicklung der Geschäfte eine Verzögerung oder Störung erleiden werde. Obwohl nun thatsächlich während der fünfjährigen Exponirung dieser Abtheilung manigfache Schwierigkeiten aufgetreten sind welche die Rückverlegung der Einnahmen-Controle nach Wien gerechtfertigt hätten, ist dies nicht früher geschehen als bis jetzt durch die erwähnten neuen Rechnungs-Einrichtungen die unabweisliche Nothwendigkeit der

örtlichen Vereinigung der Einnahmen-Controle mit den übrigen Geschäftsabtheilungen der GeneralDirection eingetreten ist. Der Gemeinde Steyr wird übrigens für die Rückverlegung der Einnahmen-Controle nach Wien ein theilweiser Ersatz dadurch geboten werden, daß mit dem Zeitpunkte dieser Verlegung (Anfangs November d. Js.) die Wagen Dirigirung nach Steyr exponirt wird, woraus Ein Löblicher ersehen wolle, daß hierseits das werkthätige Bestreben vorliegt, auf das Interesse der Stadt Steyr jederzeit thunlichst bedacht zu nehmen. Wien am 14. August 1887. Der Praesident Czedik. Der Sectionsantrag lautet: Der löbliche Gemeinderath wolle die

Zuschrift der General Direction der oesterr. Staatsbahnen zur Kenntnis nehmen und beschließen eine Deputation nach Wien zu entsenden um an geeigneter Stelle den Dank für die fünfjährige Belassung der Einnahmen Controle und gleichzeitig die Bitte auszusprechen durch eine Dislocirung anderer Abtheilungen nach Steyr die schwere Schädigung zu mildern, welche die Stadt durch die Abberufung einer so grossen Anzahl von Beamten erleidet. Herr G.R. Dr. Hochhauser hat diese Nachricht in Karlsbad erfahren und es war leider nicht die einzige unangenehme Nachricht welche ihm während seiner Badecur aus Steyr zukam. Was die in Rede stehende Verlegung der Eisenbahn-Controle nach Wien anbelangt, so erfülle ihn dies mit grossen Bedauern und zwar in erster Linie von moralischen

Standpunkte aus. Es ist zu beklagen, wenn ein so bedeutender Beamtenkörper, eine solche Summe von Intelligenz, der Stadt entzogen werde. Die Bürger verlieren durch den Abgang der Beamten viele hochgeschätzte Freunde und erleiden auch im ihren Geschäften Einbusse Es ist bedauerlich, daß die Stadt eine so grosse Bevölberungsziffer verliere und es wird hiermit eine Lücke gerissen welche vorläufig unausgefüllt bleibt. Die Stadt hat für die Hieherkunft und die Belassung dieses grossen Eisenbahnkörpers sehr bedeutende Opfer gebracht und im Vereine mit anderen Factoren eine Summe von mehr als 300.000 fl verausgabt. Selbst in letzterer Zeit hat die Stadt noch zwei Häuser gebaut um den Wohnungs-Bedürfnissen der Beamtenschaft entgegen zukommen. Er bedauere diesen Bau nicht, weil damit der Gemeinderath

jedem Vorwurfe begegnet sei, etwa durch Engherzigkeit die Versetzung des Beamtenkörpers verschuldet zu haben, während die Staatsbahnbetriebs-Direction nun moralisch in der Schuld der Gemeinde steht. Es ist nicht zu leugnen, daß durch die Exponirung der Controle in Steyr der innere Dienst erheblich gelitten hat und es muß als besondere Rücksichtsnahme für die Interessen der Stadt anerkannt werden, daß man die Controle unter diesen Umständen so lange in Steyr gelassen hat. Die Abtheilung der Wagen-Dirigirung welche statt der Controle nach Steyr kommt, ist allerdings ein sehr kleiner Körper, welcher nicht im Verhältnisse zu dem Verluste der Controle steht. Allein die Organisation des Staats-EisenbahnBetriebes ist noch nicht zu Ende und es dürfte die General-Direction bei wohlwollender Gesinnung für Steyr gewiss noch Gelegenheit finden,

die Stadt für den erlittenen Verlust zu entschädigen. Es gibt noch viele Abtheilungen welche ohne Behinderung des inneren Dienstes in Steyr dislocirt werden können, so zb. die Wagen-Controle, welche einen grösseren Beamtenkörper bildet und es ist nicht unmöglich daß dieselbe und noch andere Abtheilungen hieher verlegt werden können. Herr G.R. Franz Tomitz, unterstützt den Sectionsantrag. Er sei überzeugt, dass Herr General-Director Czedik, nach- dem er seinerzeit der Deputation aus Steyr die Versicherung gegeben hat er werde unsere Stadt nie schädigen, auch heute Mittel und Wege finden werde um der Stadt Steyr eine Entschädigung zu bieten. Bei der nun folgenden Abstimmung wird der Sectionsantrag

einstimmig angenommen. In die Deputation unter der Führung des Herrn Bürgermeisters werden gewählt die Herren Dr. Hochhauser und Wilhelm Klein. Herr G.R. Dr. Hochhauser führt anschliessend aus, daß wie schon oben erwähnt der innere Dienst durch Exponirung der Controle von Steyr erheblich erschwert wurde und wenn mit Bezug auf diesen Umstand die Controle nicht früher von Steyr weggenommen wurde, so sei dies hauptsächlich der hingebenden rastlosen Thätigkeit des Herrn General-Directions-Rathes Seyschab zu danken, dessen Arbeitslast hiedurch in grossem Masse vermehrt werde der aber alle Anstrengungen die vielfach nothwendigen, ermüdenden Reisen etc. nicht scheute und Alles anwendete, daß die Controle nicht früher von Steyr wegkam,

als es unumgänglich nothwendig war Herr General-Directionsrath Seyschab hat der Stadt stets das wärmste Wohlwollen entgegengebracht und sieht ihn dieselbe mit Bedauern aus ihrer Mitte scheiden. Der Gemeinderath habe die Verpflichtung diesem verdienstvollen Mann den Dank für sein Wirken auszudrücken und ihn zu bitten, daß er auch in der Ferne Steyr seine Sympathie bewahre und der Stadt sein werkthätiges Wohlwollen nicht entziehe. Dieser Antrag wird unter allseitiger Zustimmung zum Beschlusse erhoben. Herr G.R. Adolf Seyschab erscheint und nimmt seinen Sitz ein. 4. Liegt folgender Erlaß vor: An den Herrn Bürgermeister der Stadt Steyr. Der Herr Minister für Cultus und Unterricht hat mit dem hohen Erlasse vom 8. August d.Js. Z. 16209 Nachstehendes eröffnet:

Seine k. und k. Apostol. Majestät haben mit Allh. Entschliessung vom 29. Juli 1887 allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Oberclassen der Staats-Realschule zu Steyr vom Schuljahre 1887/88 angefangen succesive aufgehoben werden. In Folge der Aufhebung der Oberclassen dieser Anstalt werden die zu Gunsten der Erhaltung dieser Schule übernommenen Verpflichtungen der Stadtgemeinde Steyr im Wesentlichen auf jenes Maß eingeschränkt, welches ihr auf Grund der Allh. Entschliessung vom 9.Oktober 1862 rücksichtlich der Unterrealschule auferlegt wurde. Die Stadtgemeinde Steyr wird sich in einer rechtsverbindlichen Erklärung zu verpflichten haben, die ihr zu Gunsten der fortbestehenden Unterrealschule auferlegten Verbindlichkeiten ungeschmälert zu erfüllen. Selbstverständlich bleiben die Verpflichtungen der Stadtgemeinde

Steyr rücksichtlich der Oberclassen während der Zeit der succesiven Aufhebung derselben nach Maßgabe des Bestandes von Oberclassen aufrecht. Hievon beehrt sich der k.k. Landesschulrath mit dem bemerken Mittheilung zu machen, daß mit dem Schuljahre 1887/88 die V. mit dem Schuljahre 1888/89 Die VI. Classe aufzulassen ist, und daß demgemäß vom Beginne des Schuljahres 1889/90 an die Anstalt auf eine vierclassige Unterrealschule reduciert sein wird. Euere Wohlgeboren werden zugleich eingeladen, die in dem Erlasse des Herrn Ministers für Cultus und Unterricht berührte rechtsverbindliche Erklärung baldigst dem k.k. Landesschulrathe vorzulegen. Linz den 15. August 1887. Für den k.k. Statthalter L. Metternich. Die Rechtssection beantragt, diese Zuschrift des Landesschulrathes mit tiefem Bedauern zur

Kenntnis zu nehmen und stellt ferner den Antrag: In Erwägung daß unsere Stadt durch die Aufhebung der einzigen hiesigen Mittelschule schwer geschädigt werde; daß der Herr k.k. Unterrichtsminister beim Empfange der hiesigen Deputation seine Mithilfe bei Schaffung eines Ersatzes, in gewerblicher oder conmerzieller Hinsicht, nicht zu versagen erklärte, daß Steyr als bedeutende industrielle und zweitgrößte Stadt Oberoesterreichs hervorragendes Interesse habe, daß dahier eine höhere gewerbliche Schule bestehe u.s.w., wolle der Gemeinderath mit allen gesetzlichen Mitteln die baldige Errichtung einer kk. Staatsgewerbeschule in Steyr anstreben, welche folgende Unterabtheilungen umfassen solle. 1. Eine höhere Gewerbeschule für mechanisch-technische Fächer 2. Eine Fachschule für Eisen und Stahl-Industrie

3. Eine Handelsschule 4. Die jetzt bestehenden Fortbildungscurse und zwar: a. der gewerblichen Fortbildungsurs b. der kaufmännische Fortbildungscurs 5. Ein Zeichen- und Modelliersaal für Männer. Die Versuchs-Anstalt für Eisen- und Stahlgewerbe habe als selbstständige Abtheilung fortzubestehen, soll jedoch wie die anderen VersuchsAnstalten dem hohen k.k HandelsMinisterium unterstellt werden. Der Herr Bürgermeister wird ersucht die in Folge des Beschlusses der Errichtung einer k.k. StaatsgewerbeSchule in Steyr nothwendigen Schritte bei der hohen k.k. Unterrichtsverwaltung ungesäumt einzuleiten um ehestens zu dem angestrebten Ziele zu gelangen. Herr G.R. Jakob Kautsch führt aus, daß die Stadtgemeinde Steyr dahin trachten müsse, eine Lehran-

stalt zu bekommen, welche der ihr genommenen Oberrealschule möglichst gleichstehe; für Steyr sei das Praktischste eine Staatsgewerbeschule, welche jungen Leuten die sich in einer Schule praktisch ausbilden wollen die bestmögliche Gelegenheit hiezugebe und denselben zur Erfüllung ihrer Militärpflicht das Recht des einjährigen Freiwilligen gewähre. Der nun erfolgte Verlust dieses Rechtes müsse und werde für eine Stadt wie Steyr vielfache schlimme Folgen haben und solle man von diesem Gesichtspunkte aus vor Allem auf neuen Ersatz bedacht sein. Bezüglich der Vorschläge, die man der Aufforderung des Herrn Ministers gemäß demselben erstatten solle, so eignen sich für sich allein weder die Fachschule noch die UnterRealschule hiezu. Unter den bestehenden dreierlei Abtheilungen der Staatsgewerbeschulen sei die mechanisch technische jene, die den hiesigen Ver-

hältnissen am meisten entspreche; erscheine eine bautechnische Abtheilung künftig noch nothwendig, so könne man später neuerdings darum ein schreiten. Die hiesige Fachschule müsse sich an die Staatsgewerbeschule enge anschliessen, ebenso wie die bestehenden Fortbildungsschulen, durch eine solche Comentrirung unter einer einheitlichen Leitung bei strammer Ordnung sei ein guter Erfolg gewiß zu hoffen. Die schnellstmöglichste Erlangung einer solchen Staatsgewerbeschule sei nothwendig weil man auch in Linz eine solche anstrebe; Steyr habe aber unter den jetzigen Verhältnissen gewiß das erste Recht hiezu und die Möglichkeit, daß in unserer Stadt eine solche Anstalt errichtet werde, sei vorhanden. Die vom Comité noch beantragt gewesene commerzielle Abtheilung mit dem Rechte der einjährigen Militärpchlicht sei von der Section gestrichen

worden weil sie wohl schwerlich vom Ministerium genehmigt werden würde; in Oesterreich gebe es eben bisher überhaupt nur private HandelsAkademien und diese zumeist nur in den verschiedenen Landeshauptstädten. Was schlüßlich die hiesige VersuchsAnstalt betreffe, so müsse diese für sich selbst sein und sie gehöre nicht in das Ressort des Unterrichts, sondern in jenes des Handels-Ministeriums, und nur in directer Verbindung mit diesem letzteren werde sie sich gut entwickeln können, die dortigen Schüler aber haben die Fachschule zu besuchen, die unter die gemeinsame Leitung der Staatsgewerbe-Schule fällt. Herr G.R. Karl Holub spricht den Wunsch aus, daß auch Gymnasialschülern der Eintritt in die StaatsgewerbeSchule namentlich in die mechanisch technische Abtheilung ermöglicht werde. Herr G.R. Jakob Kautsch erwiedert, daß dies wohl möglich, doch eine beson-

dere Rücksichtnahme auf eine entsprechende Vorbildung im Zeichen-Unterrichte erforderlich sei, übrigens gehe er auf die Details nicht ein, dies wird Sache höheren Ortes sein. Herr G.R. Franz Tomitz ist der Anschauung, daß wenn irgend eine Stadt Anspruch auf Errichtung einer Staatsgewerbeschule erheben, dies wohl in erster Linie Steyr thun könne. Er dankt der Section für die von ihr im Sinne des vorbereitenden Comités gestellten Anträge. Herr Gemeinderath Dr. Johann Hochhauser schließt sich diesen Anträgen ebenfalls vollständig an, soweit sie die Staatsgewerbe Schule betreffen. Er könne jedoch der Auffassung nicht beistimmen, daß dieselbe einen Ersatz für die aufgelassene Oberrealschule bilde. Eine Stadt wie Steyr mit fast 20.000 Einwohnern könne man auf die Dauer nicht ohne eine Mittelschule lassen, man könne

den Söhnen der Bürger nicht die Möglichkeit nehmen, sich wissenschaftlich weiter zu bilden. Es sei daher seine Uiberzeugung, daß sich die Regierung über kurz oder lang werde gezwungen sehen, Steyr wieder eine vollständige Mittelschule zu geben, zumal auch die Gründe, welche man für die Auflösung der Mittelschulen angeführt, einander widersprechen. Andererseits sei aber eine Staatsgewerbeschule eine Nothwendigkeit für unsere Stadt. Der Herr Bürgermeister erbittet sich die Ermächtigung mit dem vorbereitenden Comité die weiteren Schritte zu berathen. Herr G.R. Johann Berger hält dermalen eine weitere Berathung nicht für nothwendig der Herr Minister habe die Stadtgemeinde aufgefordert ihm Vorschläge zu machen. Das Comité und die Section haben dies gethan und sei es nun Sache der Stadtgemeinde-Vorstehung diese Vorschläge namens des Gemeinderathes Sr. Excellenz zu unterbreiten.

Bei der nun folgenden Abstimmung werden die Sectionsanträge vollinhaltlich angenommen. - Z 10196 5. Uiber Recurs des Josef Niemetz gewesener Beamter, gegen eine Entscheidung des Armenrathes Steyr wird beantragt dem Genannten ein monatliches Armengeld von 5 fl und die Aufnahme in ein hiesiges Unterstandshaus zu gewähren. Beschluß einstimmig nach Antrag. -Z. 9959 II. Section. Referent. Sectionsobmann Herr G.R. Mathias Perz. 6. Resultat über die Gebahrung bei der Stadtcasse in Steyr im Monate Juli 1887. Barschaft fl xr Einnahmen im Monate Juli 1887 33.043 90 1/2 Cassarest vom Vormonat 15.380 44 sesammt Einnahmen im Juli 1887 48.424 34 1/2 Ausgaben im Monate Juli 1887 45.235 8 lasserest für den Monat August 1887 3.189 26 1/2 und betragen vom Jahresbeginne bis inclusive Juli 1887 die gesammten Einnahmen 126.883 62 1/2 die Ausgaben 123694 36 Städtisches Casseamt Steyr, am 31 Juli 1887. J. Paarfusser, Stadt-Cassier. Jandaurek, Rechnungsführer.

Das Cassa Journal wurde durch die Herren Gemeinderäthe Franz Breselmayr und Leopold Huber geprüft und richtig befunden, sonach die Kenntnißnahme obigen Cassagebahrungs-Ausweises beantragt wird. Beschluß einstimmig nach Antrag - Z. 9736 7. Beantragt die Section dem Ansuchen des Uhrmachers Herrn Ludwig Stern und des Friseurs Herrn Josef Samwald um Wiederverpachtung der Gewölbe N°. 2 und 3 im Bürgerspitale auf weitere 5 Jahre unter den bisherigen Bedingungen Folge zu geben. Beschluss einstimmig nach Antrag. - Zahl 9603 und 9602 8. Beantragt die Section die Lösung des Miethvertrages hinsichtlich des Gewölbes N°. 4 an der Schlossmauer dem Herrn Josef Aigner zu bewilligen und die miethweise Uiberlassung dieses Gewölbes an Herrn Josef Holderer unter den bisherigen Bedingungen zu genehmigen. Beschluß einstimmig nach Antrag Z. 10400

9. Der katholische Gesellenverein hat um Uiberlassung des städt. Theaters für den 18 und 19. September l.Js. angesucht um zu Gunsten des Fondes zur Erbauung eines Gesellen-Vereinshauses in Steyr theatralische Vorstellungen zu geben. Wird über Antrag der Section einstimmig bewilligt. - Z. 10148 III. Section Referent, Sections Obmann Herr G.R. Johann Redl. 10. Das Gesuch des Herrn Ernest Hensel um Bewilligung der Aufstellung seines mechanischen Theaters auf dem Stadtplatze wird über Antrag der Section einstimmig dem Herrn Bürgermeister zur Erledigung überlassen mit dem Bemerken, daß der Stadtplatz zur besagten Aufstellung nicht geeignet erscheint. - Z 10281 Bezüglich des am Seidlfelde aufgestellten Dampfringelspieles wurde

von den Fuhrwerksbesitzern dahin Beschwerde geführt, daß sich die auf der nahe gelegenen Strasse verkehrenden Pferde davor scheuen. Herr G.R. Dr. Hochhauser wünscht, daß derlei Schaustellungen auf den hiezu geeignetsten Platze nämlich am Karl Ludwigs Platze gewiesen werden. Das Seidlfeld liege unmittelbar an der frequenten Bahnhofstrasse, sei nun theilweise verbaut und im übrigen parzellirt und eigne sich somit nicht mehr zur Aufstellung von Schaubuden, wenn die betreffenden Besitzer fürchten eben weniger Geschäfte zu machen so dies lediglich ihre Sache aber nicht Sache der Stadtgemeinde. Der Herr Vorsitzende erwiedert er werde diese Anregung für die Zukunft beachten. 11. beantragt die Section die Benützung des Karl Ludwig Platzes zu einer provisorischen Rennbahn anlässlich des am 4. September l.Js. stattfindenden

internen Preisfahren gegen dem zu bewilligen, daß nach erfolgten Rennen die Zufahrtsstrasse und der Platz seitens des Clubs wieder in den vorigen Stand hergestellt werden. Beschluss einstimmig nach Antrag Z. 10334 12. Liegt als dringend vor, daß beim Objekte IX der Waffenfabrik die Uferbeschlachtung durch die letzten Hochwasser stark beschädigt worden ist und deren alsbaldige Herstellung nothwendig erscheint. Die Gesammtkosten hiefür betragen 903 fl 25 xr wovon 2/5 die Stadtgemeinde 2/5 die Gsangwerksbesitzer und 1/5 die Waffenfabriks pesellschaft zu tragen haben. Die Section beantragt diesen Uferschutz Adaptirungsbau nach dem vorgelegten Plan

zu genehmigen und den Kostenbeitrag mit 361 fl 20 xr zu bewilligen. Beschluß einstimmig nach Antrag. ad Z. 6822 Nach Erledigung der Tagesordnung theilt Herr G.R. Wilhelm Klein mit, daß er von beachtenswerther Seite darauf aufmerksam gemacht wurde, daß jetzt Aussicht vorhanden wäre die zweite Postverbindung mit Grünbürg wieder zu erhalten, wenn die Stadtgemeinde unter Hinweis auf die demnächstige Einführung der Winterfahrordnung der Bahnen an competenter Stelle hierum ansuchen würde. Diese Mittheilung wird mit Dank zur Kenntniß genommen und wird der Herr Vorsitzende das Nöthige veranlassen. Ferner erbittet sich Herr G.R. Dr. Johann Hochhauser das Wort in vertraulicher Berathung: Ich werde von allen Seiten befragt wie es mit der Steyer

thalbahn steht; so viel ich erfahren sind die Verhandlungen über die technischen Bedingungen für die Concessions Ertheilung bereits gepflogen und dürfte die Erledigung über den Akt der Trassenrevsion etc. ehebaldigst herablangen. Die Bahnangelegenheit geht, also ihrer Entscheidung entgegen und ist es auch hoch an der Zeit, daß dies geschehe, denn die Linzer namentlich aber ein Mitbetheiligter an der Nettingdorfer Papierfabrik, nämlich Herr Römer, agitirt unter Ausstreuung des falschen Gerüchtes die Steyrerthalbahn komme nicht zusammen für die Erbauung der Linie Hall-Grünburg, was eine solche Linie für Steyr bedeutet, braucht wohl nicht weiters ausgeführt zu werden. Es empfiehlt sich daher die Frage der Geldbeschaffung sofort in die Hand zu nehmen und ist in

erster Linie die Stadtgemeinde verpflichtet ohne Zaudern nunmehr den Beitrag zum Bau der Steyrerthalbahn aus Gemeindemitteln zu bestimmen und beantrage er zu diesem Behufe in nerhalb der nächsten Tage eine ausserordentliche Gemeinderaths-Sitzung einzuberufen. Beschluss einstimmig nach Antrag. Hierauf Schluß der Sitzung um 5 Uhr Nachmittags. Der Vorsitzende Die Gemeinderäthe Der Schriftführer

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