Ratsprotokoll vom 10. Juni 1887

Raths-Protokoll aufgenommen am 10. Juni 1887 über die diesjährige IX. ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der k.k. l.f. Stadt Steyr Gegenwärtige: Der Vorsitzende Herr Bürgermeister kaiserl. Rath Georg Pointner. Der Herr Vicebürgermeister Leopold Putz Die Herren Gemeinderäthe Anzengruber Leopold Mayr Anton Berger Johann Perz Mathias Brandl Friedrich Redl Johann Breselmayr Franz Schrader August Holub Karl Seyschab Adolf Jäger Anton v. Waldau Tomitz Franz Kautsch Jakob Landsiedl Anton Turek Josef Schriftführer Herr Stadt-Secretär Fritz Hähnel. Entschuldigt haben sich die Herren G.R. Josef Haller und Leopold Huber.

Tagesordnung II. Section. 1. Amtsbericht über den Stadtcasse Journals Abschluss pro Mai 1887 2. Ausweis über das Gefälls Erträgnis des diesjährigen Frühjahr-Marktes. III. Section 3. Collectiv Eingabe der Pächter der Oelberg Fleischbänke um Neupflasterung des Platzes daselbst. 4. Amtsbericht pcto. Errichtung eines Auslaufbrunnens in der Oelberggasse: 5. Eingabe des Herrn Franz Arbeshuber jun. Baumeister in Betreff der Aenderung der Bedachung und Facade der neuen städtischen Zinshäuser am Seidlfelde. 6. Amtsbericht betreffs Pflasterung der Kirchengasse und Sierningerstrasse. 7. Amtsbericht über den Brennholzbedarf pro 1887/88

IV. Section. 8. Zuschrift des k.k. Stadtschulrathes Steyr pcto Erbauung eines neuen Schulgebäudes. Beginn der Sitzung um 3 Uhr Nachmittags. Der Herr Vorsitzende constatirt die Beschlußfähigkeit, erklärt die Sitzung für eröffnet, ersucht zu Verificatoren des heutigen SitzungsProtokolles die Herren G.R. Jakob Kautsch und Anton Landsiedl und erstattet folgende Mittheilungen: a. Die am 1. April d.Js. zu Lahrndorf verstorbene Frau Elisabeth Buchner hat den Armen der Stadt Steyr einen Betrag von 50 fl legirt und wurde dieser Betrag dem Armen-Reservefond aus welchen nach Bedarf Arme betheilt werden, zugewiesen. Zur Kenntniß. - Z. 7124 b. In Vollzug des Gemeinderathsbeschlusses vom 27. Mai 1887 wurde eine Eingabe an die k.k. PostDirection in Linz abgesendet, womit

um Wiederherstellung der früher bestandenen täglich zweimaligen Fahrpostverbindung zwischen Steyr und Grünburg angesucht wurde. Hierüber ist folgende Erledigung eingelangt: An die löbliche Stadtgemeinde Vorstehung in Steyr. In Beantwortung der geschätzten Zuschrift vom 28. Mai l.Js. Z. 6703 beehrt sich die gefertigte Direction der löblichen StadtgemeindeVorstehung in der Anlage das h.a. an den Gewerbe-Verein des SteyrerIndustriebezirkes in Steyr gerichtete Schreiben vom 29. Mai l.Js. Z. 8656, welches die Postverkehrs-Verhältnisse zwischen Steyr Grünburg und Grünburg-Bad Hall seit 20. Mai l.Js. zum Gegenstande hat, in Abschrift zur gefälligen Kenntnisnahme diensthöflich zu übersenden. Aus demselben beliebe die löbliche Stadtgemeinde - Vorstehung zu er-

sehen, daß die Postverkehrsverhältnisse speziell zwischen Steyr und Grünburg seit 20. Mai l.Js. nicht nur nicht schlechter sondern für die Bewohner der Gemeinden Grünburg, Steinbach und Waldneukirchen sogar wesentlich bessere geworden sind und daß Correspondenzen und Sendungen zwischen den vorgenannten zwei Orten immerhin innerhalb 24 Stenden vermittelt werden können. Nachdem die von Steyr früh nach Grünburg abgegangene Bothenfahrt in Grünburg erst um 12 Uhr Mittag eingelangt ist, von da aber wegen der Bahnverkehrs-Verhältnisse in Steyr schon wieder um 2.30 Uhr Nachmittag abgehen mußte, so konnte diese Bothenfahrt von den Bewohnern Grünburgs und Steinbachs im Hinblick auf das kurze, in die Mittagszeit fallende Intervalle zur umgehenden Beantwor-

tung der eingelangten Correspondenzen ohnehin, nicht entsprechend ausgenützt werden. Was schlüslich den Passagiers Verkehr auf der Strecke Steyr-Grünburg anbelangt, so ist es zwar nicht ausschließliche Aufgabe der Postanstalt hiefür vorzusorgen, weil der Personen-Transport laut Gesetz vom 31. März 1865 frei gegeben ist; doch erscheint hiefür durch die noch bestehende Postbothenfahrt Grünburg Steyr und retour vorgesorgt, zumal der Passagiers Verkehr auf obiger Route kein namhafter ist. Der k.k. Oberpost Direktor. Klimesch. Der Herr Vorsitzende stellt den Antrag diese Erledigung vorläufig zur Kenntniß zu nehmen, sollten einzelne Geschäftsleute sich geschädigt erachten und weitere Schritte zu thun gesonnen sein, so sei die Gemeindevorstehung bereit diesbe-

zügliche Vorstellungen oder Beschwerden zu Protokoll zu nehmen und weiter zu leiten. Herr G.R. Jakob Kautsch ist durch obige Erledigung nicht befriedigt, Steyr häbe in erster Linie im eigenen Interesse um Wiederherstel lung der früheren Postverbindung angesucht. Es liege klar an der Hand, daß Linz bestrebt sei den Jahrhunderte langen Verkehr von Grünburg nach Steyr allmählig über Hall nach Linz abzulenken. Die Motivirung daß durch die gegenwärtig eingeführte Postverbindung die Postverkehrsverhältnisse für die Bewohner der Gemeinden Grünburg, Steinbach und Waldneukirchen bessere geworden seien, könne doch für Steyr nicht maßgebend sein. Im Übrigen befürworte er den

Antrag des Herrn Bürgermeisters, welcher Antrag hierauf einstimmig zum Beschlusse erhoben wird. - Z. 6988 II. Section Referent: Sections Obmann Herr G.R. Mathias Perz. 1. Resultat über die Gebahrung bei der Stadtcasse in Steyr im Monate Mai 1887 Barschaft fl xr Einnahmen im Monate Mai 1887 20.138 85 Casserest vom Vormonat 1.644 54 1/2 Gesammt-Einnahmen im Mai 1887 21.783 39 1/2 Ausgaben im Monat Mai 1887 16.961 34 1/2 Casserest für den Monat Juni 1887 44.822 5 und betragen vom Jahresbeginne bis inclusive Mai 1887 Die gesammten Einnahmen 67.400 73 Die do. Ausgaben. 62.578 68 1/2 Städtisches Casseamt Steyr, an 31. Mai 1887. J. Paarfusser Stadt Cassier. V. Jandaurek Rechnungsführer. Das Cassa Journal wurde durch die Herren Franz Breselmayr und Leopold Huber geprüft und richtig befunden. Einstimmig zur Kenntnis. - Z. 6855

2. Der diesjährige Frühjahrsmarkt ergab laut Bericht des städt. Cassaamtes an Marktgefälle ein Reinerträgnis von 432 fl 40 xr, das ist gegen den Frühjahrmarkt 1886 weniger um 10 fl 84 1/2 xr III. Section. Referent Sections Obmann Herr G.R. Johann Redl. 3. Uiber Eingabe der Pächter der Oelbergfleischbänke um Neupflasterung des Platzes dortselbst welche Herstellung nach Angabe des Bauamtes auf circa 560 fl zu stehen kommt, beantragt die Section es möge hiefür im Praeliminare pro 1888 vorgesehen werden und wäre sonach diese Neupflasterung bei der Präliminarberathung zur Genehmigung in Vorlage zu bringen. Beschluss einstimmig nach Antrag. - Z 5950

4. Herr Josef Bauer ist als Besitzer des Hauses N°. 4 in der Oelberggasse um Uiberlassung einer kleinen Quantität Nutzwasser nämlich 1 Hectoliter pr Tag aus der städt. Wasserleitung eingekommen. Das städtische Bauamt ist der Anschauung, daß für einen so geringen Bedarf eine Leitung nicht errichtet werden kann empfiehlt jedoch in Rücksicht, daß die ganze Oelberggasse kein Wasser hat, dorthelbst einen Auslaufbrunnen für den allgemeinen Bedarf herzustellen, was einen Kostenaufwand von 15 fl erfordern würde. Die Section beantragt bei dem Umstande, als von den übrigen Bewohnern der Oelberggasse kein Ansuchen um Wasserüberlassung vorliegt, auch auf die Errichtung des besagten Auslaufbrunnens nicht einzugehen. Beschluß einstimmig nach Antrag Z. 5030

5 a. Uiber die Zuschrift des Herrn Baumeisters Franz Arbeshuber bezüglich der Bedachung der beiden neuen städt. Zinshäuser mit Falzziegel statt mit Cementplatten beantragt die Section die Verwendung von Falzziegel zu bewilligen, insoferne keine Aenderung der Maassen und der Construktion des Dachstuhles erforderlich. Das städtische Bauamt sei zu beauftragen diesbezüglich mit Herrn Arbeshuber das Nöthige zu veranlassen. Beschluß einstimmig nach Antrag. b. Was die vom Gemeinderath beschlossene Herstellung von hübscheren Facaden bei den in Rede stehenden beiden Häusern anbelangt, so berichtet die Section, daß Herr Baumeister Franz Arbeshuber unterm 6. l.Mts. diesbezüglich Pläne vorgelegt hat, nach welchen sich die Mehrkosten auf 930 fl belaufen würden und liegt es im Ermessen des löbl. Gemeinderathes diesen Be-

trag zu bewilligen. Hierüber werden die Pläne eingesehen und nach eingehender Besprechung über Antrag des Herrn G.R. Johann Berger unterstützt vom Herrn G.R. Jakob Kautsch mit Stimmenmehrheit beschlossen, Herr Arbeshuber wird ersucht eine Skizze einer billigeren Facade ohne Terracottaverzierungen vorzulegen und wird die Bausection ermächtigt diese Angelegenheit sodann endgiltig zu erledigen. - Z 7007 (Herr G.R. Karl Holub enthielt sich der Abstimmung) 6. Laut Amtsbericht belaufen sich die Kosten der dringend nöthigen Neupflasterungen in der Kirchengasse längs der Häuser N°. 14 und 16 auf 728 fl 20 xr und in der Sierningerstrasse längs der Häuser N°. 22 und 24 auf 1288 fl 25 xr, da aber

noch 800 Stück Würfelsteine im Werthe von 150 fl vorhanden seien, so werden beide Pflasterungen gegenwärtig erfordern 1866 fl 45 xr Die Section stellt den Antrag die Beistellung des Materiales im Offertwege auszuschreiben und zugleich mit dem Offerenten wegen Uibernahme der Pflasterung zu unterhandeln. Beschluß einstimmig nach Antrag. - Z. 7474 7. Laut Amtsbericht beträgt der Brennholzbedarf für den kommenden Winter 264 Raummeter hartes, 99.4 Raummeter weiches und 192.5 Raummeter Brückenholz. - 40 Raummeter hartes Holz sind noch vorhanden das erforderliche Brückenholz, wird zum größten Theil vom Bauamte beigestellt werden. Die Section beantragt die Beistellung des Brennholzbedarfes für das Jahr 1887/1888 im Ausmasse

von 264 Raummeter harten und 99.4 Raummeter weichen Holzes im Offertwege auszuschreiben mit dem Bemerken, daß der Offerent für die im Offerte angegebenen Preise auch die Zufuhr in die betreffenden Gebäude zu leisten hat. Die Offerte sind bis 21. Juni l.Js. als letzter Termin im Gemeindeamte einzureichen. Beschluß einstimmig nach Antrag. - Z. 7035 7a. Laut Amtsbericht sind im Josef-Lazareth mehrere Reparaturen dringend nothwendig, die Kosten derselben sind auf 92 fl 80 xr veranschlagt. Die Section beantragt die Dringlichkeit anzuerkennen und die Bestreitung der Kosten aus den Mitteln des Mildenversorgungsfondes zu bewilligen. Beschluss einstimmig nach Antrag. Z. 7475. IV. Section. Referent Sectionsobmann Herr G.R. Anton Mayr

8. Die Zuschritt des k.k. Stadtschulrathes Steyr betreffend die Erbauung eines neuen Schulgebändes tautet: An den löblichen Gemeinderath der Stadt Steyr. Durch die stette Steigerung der Schülerzahl in den hierstädtischen Volksschulen ist gegenwärtig schon eine derartige Uiberfüllung der einzelnen Classen eingetreten, daß hiedurch die Erfolge des Unterrichtes gefährdet und auch sanitäre Bedenken hervorgerufen erscheinen, weshalb diesfalls eine baldige Abhilfe dringend geboten ist. Dieser bestehenden Schulmisere kann nach der Uiberzengung des k.k. Stadtschubrathes nur durch Schaffung eines neuen Schulgebäudes für eine fünfclassige Doppelvolksschule nämlich für Knaben und Mädchen an einer geeigneten Stelle gründlich begegnet werden. In dieser Hinsicht hat sich der k.k. Stadtschulrath bereits an den Herrn General-Director der oesterreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft Josef Werndl

gewendet und von selbem hierüber die in Abschrift beiliegende Zuschrifterhalten, aus welcher zur grossen Befriedigung zu entnehmen, daß zum Zwecke der Erbauung eines neuen Schulgebäudes ein sehr zweckmässiger Platz unentgeldlich zur Verfügung stünde. Es handle sich demnach jetzt noch um das Gebäude selbst in Bezug dessen der k.k. Stadtschulrath Steyr in seiner Sitzung vom 17. l.Mts einhellig beschlossen hat, den löblichen Gemeinderathe der Stadt Steyr zu ersuchen, vorläufig einen diesbezüglichen Bauplan sammt Kostenvoranschlag ausfertigen zu lassen. Das Schulgebäude hätte zu enthalten: 10 Lehrzimmer, wovon zwei so groß, daß sie als Zeichenzimmer verwendet werden können. 1. Schuldiener-Wohnung. 1 Turnsaal. 2 Conferenzzimmer zugleich auch Lehrmittelzimmer.

2 Kanzleizimmer, 2 Abortabtheilun gen (für Knaben und Mädchen) entsprechende Holzlagen und Brunnen. Indem ich mich in Ausführung dieses Beschlusses sie von Mittheilung zu machen beehre, ersuche ich die hierüber getroffene Verfügung gefälligst hieher bekannt geben zu wollen. k.k. Stadtschulrath Steyr am 20. Mai 1887. Der Vorsitzende J. Pointner. Die Section befürwortet, daß der löbliche Gemeinderath den Antrag des kk. Stadtschulrathes zur Ausfertigung, der im Sinne dieses Ansuchens gestellten Baupläne und Kostenvoranschlag für die 5 classige Doppelvolksschule genehmige und Herr Bürgermeister zur Ausführung hierüber, ermächtiget wird. Herr G.R. Karl Holub frägt ob es nicht möglich sei in dem Bürgerschul-Gebäude die noch nöthigen Schulzimmer dadurch zu erhalten, daß man die Directors Wohnung

und eventuell auch den Kindergarten in ein anderes städtisches Gebäude verlege. Herr G.R. Karl Holub frägt ob es nicht möglich sei in dem Bürgerschulgebäude die noch nöthigen Schulzimmer dadurch zu erhalten, daß man die Wohnung des Directors in eines der städtischen Zinshäuser verlegt und eventuell auch für die Unterbringung des Kindergartens anderweitig Sorge trägt. Herr G. R. Jakob Kautsch frägt ebenfalls ob der neue Schulbau wirklich dringend nothwendig sei, man müsse doch bedenken, daß dies wieder eine grosse Auslage sei und die Schuldenlast der Gemeinde bedeutend vermehre. Der Herr Vorsitzende bespricht in eingehendster Weise die Dringlichkeit eines neuen Schulhausbaues wonach schon heute mit der Schaffung von einigen Lehrzimmern namentlich für die Mädchenclassen nicht mehr genügend Abhilfe getroffen wäre, bis der Schulhausbau fertig sei müsse man sich ohnehin noch einige Zeit so gut als es eben geht aushelfen auf die Dauer aber wäre dies unmöglich

Herr G.R. Friedrich Brandl bezeichnet den angeregten Schulhausbau ebenfalls als wirklich nothwendig und wurde ja auch diese Nothwendigkeit auch andererseits anerkannt, allerdings koste dies wieder eine bedeutende Summe doch sei eben thatsächlich die Nothwendigkeit vorhanden, daher er nicht umhin könne den Sections Antrag zu unterstützen. Herr G.R. Franz Tomitz weist namentlich auf die Uiberfüllung der Mädchenclassen hin und befürwortet ebenfalls den Sectionsantrag. Die Herren G.R. Karl Holub und Jakob Kautsch schliessen sich bei der nun, thatsächlich vorhandenen Nothwendigkeit dem Sectionsantrags an, worauf derselbe einstimmig zum Beschlusse erhoben wird. Z 6492 Hierauf Schluß der Sitzung um 5 Uhr Nachmittags. Der Vorsitzende Die Gemeinderäthe Der Schriftführer

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