— Protocoll aufgenommen am 1. Klärz 1887 im Amtszimmer des Bürgermeisters von Steyr. Gegenstand: In der Gemeinderaths=Sitzung vom 25. Februar wurde über Antrag des Herrn Gemeinderathes Dr. Johann Hochhauser angesichts der in Schwebe befindlichen Projecte ein Comité, bestehend aus dem Herrn Bürgermeister als Vorsitzenden, dem Herrn Stadt=Sccretär als Schriftführer, und den Herren Gemeinderäthen Johann Berger, Jacob Kautsch, Mathias Perz, Josef Peyrl und Adolf Seyschab als Mitglieder, gewählt, um zu berathen, auf welche Weise die etwa erforderlichen Summen am zweckmäßigsten zu be¬ schaffen sein werden, insbesonders auch mit Rücksichtnahme auf die schon vorhandenen Verpflichtungen bei der hiesigen Sparcasse. Der Herr Bürgermeister hat dieses Comité für heute zu einer Verathung eingeladen und haben dieser Einladung sämmtliche Herren Folge gegeben. Beginn der Berathung 2 Uhr Nachmittags. Der Herr Vorsitzende verliest das Sitzungs=Protocoll des Eisenbahn=Comité's vom 21. v. M., wonach ein Beitrag von 200.000 fl. aus Gemeindemitteln in Aussicht genommen ist, — ferner das Sitzungs=Protocoll des Casernbäu=Comité's vom 28. Febrnar, wonach ein Kostenbetrag von 250.000 fl. aus Gemeindemitteln in Aussicht genommen ist, — schließlich sind durch den bereits perfect gewordenen Ankauf des Seidlfeldes 14.000 fl. und für den in Aus¬ sicht genommenen Bau zweier Zinshäuser etwa 40.000 fl. erforderlich, so daß insgesammt eine Summe von 504.000 fl. in Vetracht kommt, wobei noch zu erwähnen ist, daß die alten Verbindlichkeiten der Stadt bei der Sparcasse heute noch 380.000 fl. und 30.000 fl., also zusammen 410.000 fl. betragen, wornach sich im Falle der Aufnahme obiger Summe eine Gesammtschuld von 914.000 fl. ergeben würde. Wenn man zunächst die in Aussicht genommene neue Schuld und die alte Schuld getrennt vergleicht und annimmt, daß man die neue Schuld auch von der hiesigen Sparcasse mit 4½% bekommen könnte, so ergibt sich folgende approximative Zusammen¬ stellung: Für die 8 alten Darlehen im noch aushaftenden Gesammt¬ betrage von 380.000 fl. alte Schuld und die schwebende Schuld per 30.000 fl., welche ohnehin in eine feste Schuld verwandelt werden muß, zu 4½%, zusammen rückzahlbar in 38 Jahren, sind jährlich erforderlich 20.412 fl., welche Summe jedoch bei dem Umstande, als einige kleine Darlehen früher ablaufen, abgerundet werden kann auf 20.000 fl. Die neuen Schulden wären: .. . . . 250.000 fl. Für die Caserne . * * 200.000 „ Für die Eisenbahn..... 40.000 „ Für die beiden Häuser . . . . . . . . . . . Für's Seidlfeld 14.000 in Summa .. 504.000 fl. Diese Summe, zu 4½% in 40 Jahren amortisirbar, würde jährlich erfordern per 26.727 fl. Es würden sonach insgesammt erforderlich sein in den ersten 38 Jahren jährlich 46.727 fl., in den letzten zwei Jahren jährlich 26.727 fl. Hiebei ist aber auf den möglichen Ausfall des Einkommens von der Caserne nach Ablauf der Garanticzeit nicht Bedacht genommen und würde die Gemeinde Gefahr laufen, seinerzeit auch mehr als 4½% zahlen zu müssen, etlda 5, 5½ oder gar 6%, wie dies ja vor etwa 12 Jahren bei mehreren Sparcassen der Fall war. Die Gemeinde könnte also verhalten werden, eines schönen Tages bei Erhöhung des Zinsfußes z. B. um nur 1%, das wäre iue Erhöhung auf 512%0, um jährlich 9140 fl. mehr Zinsen sühten zu müssen, wodurch ihre ganze Finanzgebahrung dedeutenden Schwankungen unterworfen wäre, welche Schwankungen dann in der Umlagenhöhe zum Ausdrucke kommen müßten. um diese Gefahr zu umgehen, wird es sich also vor duem darum handeln, einen fixen Zinsfuß sowol für ihre bis¬ PFrigen Darleihen, als auch für das etwaige neue Dar¬ eeihen zu erlangen, und glaubt man dies am besten durch Uni¬ #rrung aller Darleihen in Form eines städtischen Obli¬ gutionen= oder Pfandbrief=Darlehens mit Hilfe des einen #oet des anderen Geld=Institutes erreichen zu können, und zwar Patich so, wie dies jetzt seitens des Landes erreicht worden ist. Die Durchführung dieser Finanz=Operation ist in folgender Weise gedacht: Die Stadt Steyr nimmt mit Hilfe eines Geld=Institutes ##e Million Gulden auf gegen Ausfertigung von 4½%igen städtischen Schuldbriefen à 100 fl. — 10000 fl., wetge““ * Jahren in Amortisationsraten zum Nennwerthe von too fl. seitens der Stadteasse einzulösen sein werden. Die Kosten dieses Darlehens sind die Differenz zwischen Nennwerth und Zuzählung. Oesetzt den Fall, das Geld=Institut übernimmt die cltdbriefe zu 95, so sind die Finanzirungskosten 50.000 fl. iele 50.000 fl. bilden gleichsam die Prämie, welche die Stadt werür bezahlen muß, daß sie für ihre Schuld bis zur Tilgung der¬ Wwent srets nur 4½% zu zahlen hat, wodurch die ganze Finanz¬ 9kbahrung der Stadt auf Jahre hinaus auf fixen Ziffern beruht. die bekommenen 950.000 fl. würden in folgender Weise ver¬ #eülder werden und würde die Verwendung folgende Einnahmen asten, welche sodann mit Hilfe einer entsprechenden Umlage¬ Erhohung hinreichen würden, die Million in 44 Jahren zu ##tigen, wozu in den ersten 25 Jahren, also so lange die Ein¬ nuqmen für die Caserne garantirt sind, jährlich 55.000 fl. und den letzteren 19 Jahren jährlich 45.000 fl. erforderlich sein werden. Die Verwendung wäre also: Abzahlung der 8 alten Darlehen hiefür entfallende 4 ½% Zinsen von zusammen 380.000 fl. und Amortisation in 38 Jahres¬ und die schwe¬ 20.000 fl. Raten à rund benden . . . . 30.000 fl. Betheiligung an der voraussichtliches Eisenbahn . . . 200.000 fl. 3%iges Erträgniß 6.000 fl. Kosten des Casern¬ Aufzahlung seitens baues mit . . 250.000 fl. des Aerars . . . 9.200 fl. Der Landesbeitrag per 2000 fl. und das etwaige Erträgniß der erübrigten circa 50,
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