Ratsprotokoll vom 18. Februar 1887

Raths-Protokoll. aufgenommen am 18. Februar 1887 über diediesjährige IIIte ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der k.k. l.f. Stadt Steyr. Gegenwärtige Der Vorsitzende Herr Bürgermeister kaiserl. Rath Georg Pointner. Der Herr Vicebürgermeister Leopold Putz. Die Herren Gemeinderäthe Anzengruber Leopold Landsiedl Anton Berger Johann Mayr Anton Brandl Friedrich Olbrich Hugo Breselmayr Franz Perz Mathias Göppl Emil Peyrl Josef Haller Josef Redl Johann Hochhauser Joh. Dr. Schrader August Huber Leopold Seyschab Adolf Tomitz Franz Jäger Anton v. Waldau Turek Josef Kautsch Jakob Werndl Ludwig Klein Wilhelm Schriftführer Stadt-Secretär Fritz Hähnel.

Tagesordnung I. Section. 1. (in vertraulicher Sitzung) Gesuche um Aufnahme in den Gemeinde-Verband der Stadt Steyr und um Verleihung des Bürgerrechtes. II. Section. 2. Amtsbericht über den Stadtcasse Journals-Abschluss pro Jänner 1887. 3. Gesuch um Uiberlassung von leerstehenden Ubicationen im städt. Neuthorgebäude. 4. Besuch des Philosophen UnterstützungsVereines in Wien um einen Unterstützungsbeitrag pro 1886/187. III. Section 5. Collectiv-Eingabe um Ausbesserung der Fischerstiege und Amtsbericht hierüber. 6. Eingabe der barmherzigen Schwestern vom heil. Vincenz von Paul hinsichtlich eines Anbaues an

das Sct. Anna Spital und Vergrösserung der Spitals Kapelle. 7. Amtsbericht betreffs Ankaufes des Seidlfeldes und pcto Beistellung von Wohnungen. 8. Commissions Protokoll betreffs Verlängerung der Kanalisirung in der Bindergasse. Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittags. Der Herr Vorsitzende constatirt die Beschlußfähigkeit, erklärt die Sitzung für eröffnet, ersucht zu Verifikatoren die Herren G.R. Mathias Perz und Josef Peyrl und erstattet sodann folgende Mittheilungen: a. Sr. Excellenz Fürst Großprior Othenio Lichnofsky ist in Meran mit Tod abgegangen. Hochderselbe Ehrenbürger der Stadt Steyr ist bei verschiedenen Anlässen zu Gunsten der Stadt Steyr tätig gewesen und hat sich hiedurch ein ehrendes Andenken gesichert: Ich lade demnach den löblichen Gemeinderath ein, sich zum Zeichen der Trauer von den Sitzen zu erheben. (geschieht)

b. Laut Statthalterei Erlass vom 14. Februar 1887 Z. 501 Praes haben Seine k. und k. apostolische Majestät mit allerhöchster Entschliessung vom 7. Februar 1887 den Beschluß des oberoesterreichischen Landtages vom 4. Jänner 1887 betreffend die weitere Einhebung einer Umlage von 60 Kreuzer vom Hectoliter verbrauchten Bieres in der Stadtgemeinde Steyr während weiterer fünf Jahre genehmigt. Wird zur Kenntniß genommen. - Z. 7482 c. Herr Ritter von Wenusch hat die Pläne und die Parzellenverzeichnisse wie sie für die Vorarbeiten zur Grundeinlösung für die Steyrthalbahn benöthiget werden eingesendet. Das Eisenbahn-Comité wird in einer demnächst abzuhaltenden Sitzung die nun nöthigen weiteren Schritte berathen und sodann dem löbbl. Gemeinderathe Bericht erstatten. Wird zur Kenntniß genommen. d. Uiber Ersuchschreiben der k.k. General-Direction der oesterr. Staatsbahnen ddto. 8. l.Mts. N°. 2813 VII a mußten für einige nach Steyr transferirte

Beamten Wohnungen beschafft werden infolge dessen wurde 2 Partheien, im Gemeindehause gekündet und diese Wohnungen den Bahnbeamten zum Maitermin zur Verfügung gestellt. Die weitere Beistellung von Wohnungen wird anderweits eingeleitet. Wird zur Kenntniß genommen. e. Herr Baumeister Franz Arbeshuber hat um Ausfolgung der seinerzeit für die übernommene Herstellung der Sicherung des Schiffweges nächst der Stadtgrenze erlegte Caution pr 100 fl angesucht. Nachdem aber laut gepflogener commissionellen Besichtigung der Punkt 8 der Baubedingnisse noch nicht entsprochen, so wurde die Caution nicht ausgefolgt sondern Herr Arbeshuber mittelst Dekret aufgefordert bis Ende März l.Js. in Rede stehenden Schutzbau den Bedingungen entsprechend herzustellen. Wird zustimmend zur Kenntniß genommen. - Z. 1911 I. Section Referent: Sections-Obmann-Stellvertreter Herr G.R. Anton Jäger v. Waldau.

1. In vertraulicher Berathung a. dem Ansuchen des Herrn Franz Honsak Generaldirections Adjunkt der Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks und Eisenbahn Gesellschaft in Steyr, bisher in Paskan in Mähren heimatsberechtigt um Aufnahme in den hiesigen Gemeindeverband gegen Erlag der Taxe wird über Sectionsantrag einstimmig Folge gegeben. Z. 1995 b. dem Ansuchen des Herrn Johann Rieger Generaldirections-Offizial der Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks- und Eisenbahn-Gesellschaft in Steyr, bisher in Ottnang in Oberoesterreich heimatsberechtigt, um Aufnahme in den hiesigen Gemeindeverband gegen Erlag der Taxewird über Sectionsantrag einstimmig Folge gegeben. Z 1996 c. dem Ansunsen des Herrn Hermann Seidl, Prokurist der Firma Joh. Almeroth in Steyr, bisher in

Weitz in Steiermark heimatsberechtigt um Aufnahme in den hiesigen Gemeindeverband und um Verleihung des Bürgerrechtes daselbst gegen Erlag der Taxen wird über Sectionsantrag einstimmig Folge gegeben. - Z. 1805 IV. Section. Referent: Sections Obmann Herr G. R. Mathias Perz. 2. Resultat über die Gebahrung bei der Stadtcasse in Steyr im Monate Jänner 1887 Barschaft fl xr Einnahmen im Monate Jänner 1887 3855 6 lasserest vom Jahresschlusse 1886 20.426 93 Gesammt Einnahmen im Jänner 1887 24.281 99 Ausgaben im Monate Jänner 1887 17.358 35 Casserest für den Monat Februar 1887 6953 64 Städt. Casseamt Steyr, am 31. Jänner 1887. J. Paarfusser, Stadt Cassier. Jandaurek, Rechnungsf. Das Cassa-Journal wurde durch die Herren G.R. Josef Turek und Ludwig Werndl geprüft und richtig befunden. Wird zur Kenntniß genommen. - Z 1838 3. Dem Ansuchen des Herrn Johann Krenn

k.k. Landwehr-Bezirks-Feldwebel, ihm das an seine Wohnung im Neuthorgebäude anstossende Zimmer um einen billigen Zins zu überlassen, wird über Sectionsantrag einstimmig dahin folge gegeben, daß ihm besagtes Zimmer um den Jahreszins von 20 fl in Miethe gegeben wird. - Z. 1943 4. Dem Ansuchen des Philosophen Unterstützungs-Vereines in Wien um eine Beitragsleistung wird gemäß Antrag der Section einstimmig keine Folge gegeben. - Z. 1777 III. Section. Referent: Sections Obmann Herr G.R. Johann Redl. 5. Uiber Collektiv Eingabe um Ausbesserung der Fischerstiege beantragt die Section nach vorgenommener Besichtigung es seien einigeder Stufen besagter Stiege auszubessern und das hölzerne Geländer entsprechend zu verlängern, für das Abeisen und Bestreuen der Stiege mögen die Anrainer möglichst Sorge tragen.

Herr G.R. Josef Peyrl frägt ob diese Stiege eine offentliche sei. Der Herr Vorsitzende erwiedert, daß der untere Theil der Stiege dem Herrn Kaps gehöre der andere Theil sei eine öffentliche Stiege. Beschluß einstimmig nach Antrag der Section. - Z. 1328 6. Uiber Eingabe der barmherzigen Schwestern vom heil. Vinzenz von Paul hinsichtlich eines Anbaues an das Sct. Anna Spital und der Vergrösserung der Spitals-Kapelle stellt die Section folgen- den Antrag. Der vom Baumeister Herrn Anton Plochberger vorgelegte Bauplan sammt Kostenanschlag zu den Umbaue beziehungsweise Zubaue des Krankenhauses zu Sct. Anna in Aichet umfasst einerseits die Vermehrung und zweckmässige Eintheilung der Krankenzimmer und anderseits die Verlegung und Vergrösserung der bestehenden Hauskapelle daselbst. Die Section glaubt daher beantragen zu sollen, daß vorerst die Kosten für die Vergrößerung

der Kapelle festgestellt werden, nachdem dieselben von der ehrwürdigen Krankenhausverwaltung im Wege der Wohlthätigkeit aufzubringen erachtet wurden und hiezu eine Subscription oder Samlung eingeleitet werden soll. Die Gesammtkosten sind mit 13494 fl 83 xr veranschlagt und die Angriffnahme des Baues wird von dem Bau- meister Herrn Anton Plochberger, sofort eingeleitet, wenn vorläufig bis zur Vollendung des Baues der Betrag von 10000 fl gesichert er- scheint und würde der weitere Restbetrag von 3494 fl 83 xr von Seite des Herrn Ant. Plochberger 2 Jahre nach Vollendung des Baues unverzinslich liegen gelassen. Uiber die Beitragsguote des Mildenversorgungsfondes als Eigenthümerin des Krankenhauses kann erst dann referirt werden, wenn das Sammlungsergebniß ermittelt ist.

Herr G.R. Josef Peyrl befürwortet diese beabsichtigte Bauführung nach Kräften zu unterstützen, da die Vermehrung der Krankenzimmer dringend nothwendig ist. Der Herr Vorsitzende sagt, daß die Kosten für die Vermehrung der Spitalsräumlichkeiten der Mildeversorgungsfond tragen wird wohingegen die Kosten für die Vergrösserung der Kapelle durch öffentliche Wohlthätigbeit aufgebracht werden und handelt es sich hier darum ob die Gemeinde auch hiezu einen freiwilligen Beitrag leistet. Herr Vicebürgermeister Leopold Putz hält letzteres für verfrüht, man müsse doch zuerst wissen, was die Gemeinde beziehungsweise der Mildeversorgungsfond für die Vergrößerung des Spitales zu leisten haben wird. Herr G.R. Josef Peyrl hält diese

Angelegenheit für sehr dringlich da einerseits eine Vermehrung der Krankenzimmer äusserst nothwendig, andererseits eine Vergrösserung der Spitals-Kapelle mit Rücksicht auf die nunmehr erfolgte Vergrösserung des Waisenhauses und die in der Nähe befindlichen Armen welche keinen weiten Weg zur Kirche gehen können doch gewiß auch ein wahrhaftes Bedürfniß ist; er beantrage daher daß sich die Gemeinde an der Subscription zur Aufbringung der Kosten für die Vergrösserung der Spitalskapelle mit den Betrag von 1000 fl betheilige. Herr G.R. Jakob Kautsch betont, daß man über die in Rede stehenden Summen von circa 8000 fl für die Vergrösserung des Spitals um 2 Zimmer und

von 1000 fl Beitrag zur Vergrösserung der Spitals-Kapelle aus Gemeindemitteln nicht ohne Uiberzeugung des thatsächlichen Bedürfnisses entscheiden könne. Von der Nothwendigkeit der Vermehrung der Krankenzimmer sei er überzeugt ob aber die Vergrösserung der Kapelle so dringend nothwendig sei daran zweifle er. Es werde wiederholt bei kleinen Beträgen auf die Nothwendigbeit der Sparsamkeit im Gemeindehaushalte hingewiesen, so müsse man doch bei so grossen Summen die Sache doch genau prüfen, daher er den Antrag stelle, es sei der in Rede stehende Akt mit den vorliegenden Antrag der Bausection der Finanzsection zur Prüfung der Nothwendigkeit obiger Auslagen und zur diesbezüglichen Antragstellung zuzuweisen. Herr G.R. Josef Seyrl erwiedert

daß hier Beweise für die Nothwendigkeit gewiß genug vorliegen und bleibe er bei seinen Antrag auf Beitragleistung von 1000 fl zur Vergrösserung der Spitalskapelle. Herr G.R. Leopold Anzengruber befürwortet diesen Antrag indem einerseits die Nothwendigkeit der Vermehrung der Krankenzimmer, anderseits das Bedürfniß der Vergrösserung der SpitalsKapelle zugegeben werden müsse. Herr G.R. Friedrich Brandl befürwortet ebenfalls den Antrag des Herrn G.R. Josef Peyrl. Bei der nun folgenden Abstimmung ergeben sich für den Antrag des Herrn G.R. Josef Peyrl 8 Stimmen und für den Antrag des Herrn G.R. Jakob Kautsch auf Zuweisung dieser Angelegen heit an die Finanzsection, 10 Stimmen wonach dieser Antrag mit Stimmenmehrheit zum Beschlusse erhoben erscheint. - Z. 2103

7. Der Herr Bürgermeister hat in Gemäßheit des Sitzungsbeschlusses vom 4. d.Mts mit Frau Therese Seifert hinsichtlich des Ankaufes des Seidlfeldes Unterhandlung gepflogen und ist der Ankauf dieses Grundcomplexes um den Preis von 14000 fl perfekt geworden, es handelt sich nun weiters darum bezüglich der äusserst nothwendigen Beistellung von Wohnungen zweckentsprechend zu beschliessen. Die Section stellt den Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle bewilligen, daß auf dem der Gemeindeeigenthümlichen Seidlfelde an den zu bezeichneten Baustellen zwei zweistöckige Zinshäuser je mit 6 Wohnungen, auf Kosten der Gemeinde erbaut werden dürfen. Gleichzeitig stellt die Section den Antrag an die löbliche Direction der Sparcassa das Ersuchen zu stellen, dieselbe wolle ebenfalls die nöthigen Schritte veranlassen, daß um dieser Wohnungsnoth abzu-

helfen auf Kosten der löblichen Sparcasse 3 Wohnhäuser auf dem Seidlfelde erbaut werden können. Das diesbezüglich an die hiesigen Baumeister die Einladung ergehe, Plan und Kostenvoranschlag für diese Gebäude bis 1. März an die hiesige GemeindeVorstehung vorzulegen. Herr G.R. Friedrich Brandl empfiehlt zunächst die Bauplätze der Sparcasse und Privaten anzutragen, die Gemeinde brauche vorläufig selbst nur ein Haus zu bauen. Referent Herr G.R. Johann Redl verliest das Concept des Schreibens welches an die Sparcasse gerichtet werden soll. Herr G.R. Dr. Hochhauser hält dafür, daß dadurch die Sache verschleppt werde, was aber nicht angehe, da die Wohnungsnoth möglichst bald abgeholfen werden müsse. Der Geschäftsgang bei der Sparcassa beansprucht ohnehin eine längere Zeit zur Erledigung

solcher Angelegenheiten es sei daher nothwendig, daß die Gemeinde ohne Verzug die beantragten Häuser bauen lasse, die Sparcasse werde dann hoffentlich auch das ihre thun. Der Herr Vorsitzende ist derselben Anschauung und bemerkt noch daß ein Haus zu wenig wäre und daß der Bau sofort in Angriff genommen werden müsse damit die Wohnungen im November beziehbar seien. Herr G.R. Johann Berger beantragt die Annahme des Sectionsantrages in folgender Fassung: Den Gemeinderath beschließt auf dem der Gemeinde eigenthümlichen Seidlfelde zwei zweistöckige zinshäuser zu je 6 Wohnungen auf Kosten der Gemeinde zu erbauen und die diesbezüglichen Arbeiten sofort einzuleiten

ferner die löbl. Sparcassa Direction in Steyr schriftlich einzuladen ebenfalls zwei solche Häuser zu erbauen und ihr die nöthigen Bauplätze am Seidlfelde zum Selbstkostenpreis anzutragen, schlüßlich die übrigen Bauplätze zum Verkaufe an Private sofort auszuschreiben. Herr G.R. Friedrich Brandl befürwortet diesen Antrag. Herr G.R. Johann Redl glaubt daß die Baulust von Privaten wesentlich dadurch gefördert werden könnte, wenn seitens des Handels-Ministeriums bezüglich der Belassung der General-DirectionsAbtheilung in Steyr eine Zusage gemacht würde. Der Herr Vorsitzende findet dies wohl für beachtenswerth, doch berühre dies die Gemeinde in ihrer Bauführung nur indirekt. Hierauf wird der Antrag des

Herrn G.R. Johann Berger einstimmig angenommen. Anknüpfend an diesen Beschluß erbittet sich Herr G.R. Dr. Hochhauser das Wort und führt aus, daß es nun nothwendig sei an die Berathung der gesammten Finanzlage unserer Stadt zu gehen. Der Kauf des Seidlfetdes und der Bau der Häuser bringe größere Ausgaben mit sich, die Gemeinde habe eine schwebende Betriebsfondsschuld von 30.000 fl an die Sparcasse, der Casernbau stehe vor der Thüre, da in Bälde schon die Verlegung eines Jägerbataillons nach Steyr höhernorts angeordnet werden könne, und der Bau der Steyrthalbahn, wofür der Gemeinderath seinerzeit einen Betrag von 200.000 fl in Aussicht gestellt habe, stehe jetzt in nächster Sicht. Es empfehle sich alle diese Projecte gemeinsam zu berathen; die Zeit sei jetzt eine günstige für die Stadt, da die Waffenfabrik gut gehe und man nun an dieselbe betreffs Beitragsleistungen zu diesem grossen Projecte herantreten könne. Redner beantragt deshalb, der Gemeinderath möge heute ein specielles Finanz-Co-

mité aus fünf Gemeinderäthen zur Vorberathung der gesammten Finanz-Projecke, für welche die Stadt etwa eine halbe Million Gulden benöthige, wählen und solle sich dieses Comité auch mit der Frage betreffs eventueller Umänderung der bestehenden Tabularschulden in Pfandbriefdarlehen oder dergleichen befassen und überhaupt die ganze Finanzlage genau prüfen und sodann dem Gemeinderathe Vorschläge erstatten, wie den Bedürfnissen am besten abgeholfen werden könne. Der Herr Vorsitzende stellt die Frage ob dieser Antrag als dringend anerkannt werde. Nach allgemeiner Zustimmung erklärt er die Debatte für eröffnet. Herr Gemeinderath Peyrl ist der Ansicht, daß wir heute wohl noch nicht gerade vor der Entscheidung stehen, ob alle soeben erwähnten Projecte auch durchgeführt werden müssen oder nicht, es sei noch nicht

constatirt, ob der Gemeinderath alle diese Projecte für nothwendig halte. Vielleicht sei es besser, die bestehenden einzelnen Comites für den Casernbau, Eisenbahnbau u.s.w. früher prüfen zu lassen, ob und wie diese Projekte durchführbar seien, denn die Geldbeschaffung werde wohl jedenfalls schwer fallen und es werde sich fragen, ob die Stadt die zur Verzinsung und Abzahlung erforderlichen Jahresraten auch werde stets aufbringen können. Herr G.R. Johann Berger betont die Nothwendigkeit zunächst die Geldfrage ins Reine zu bringen, habe man diese Grundlage, dann erst könne die Frage, ob man dieselben im Interesse der Gemeinde auch durchführen solle und könne erörtert werden. Die Hauptsache sei und bleibe der Geldpunkt und wie das Geld beschaffen werden kann, sei eben Sache des Comités dessen Einsetzung Dr. Hochhauser beantragt habe um den besten und praktischesten Ausweg zu finden.

Herr G.R. Jakob Kautsch hält es für dringend nothwendig neue Quellen zu eröffnen um die Stadt zu heben und vor Versumpfung zu schützen; die Bevölkerung Steyrs müsse auch dann leben, wenn die Waffenfabrik einmal nicht florire und müsse sich daher Steyr von dem Wechsel der Bestellungen in der Waffenfabrik unabhängig machen. In guten Zeiten müsse man vorsorgen für schlechtere Zeiten, dieß sei jetzt zu beachten und möge das Finanz-Comité die vorliegenden Projecte insbesonders dahin prüfen, welche Summen nothwendig und wie dieselben insbesonders mit be-

sonderer Rücksichtnahme der Unkündbarkeit und gleichbleibenden Verzinsung der Schuld, zu beschaffen sind. Herr G.R. Adolf Seyschal befürwortet die Annahme des Antrages auf Einsetzung eines Finanzcomités und erkennt die Dringlichkeit der Lesung der finanziellen Vorfrage. Herr G.R. Dr. Hochhauser weist darauf hin, daß Herr Peyrl ebenso, wie er selbst, Mitglied des Eisenbahn-Comites sei; die Thätigkeit dieses Comités sei bisher noch eine geringe gewesen, da zuerst die allgemein einzuleitenden Schritte zu thun waren; nun handle es sich für dasselbe aber um eine Reihe von drängenden Fragen als: provisorische Grundeinlösung, ob die Bahn als städtische oder private Bahn gebaut werden soll u.s.w. und dieses Comité werde für sich allein wohl ein halbes Jahr strenge Arbeit haben. Im Augenblicke könne aber das Comité Nichts weiter thun und er selbst werde in der Sache auch nichts weiter unternehmen.

bevor die Gemeinde nicht principiell und entschieden die Geldbeschaffung geregelt habe. Seit Jahren wurde jede Anregung der Casern- oder Bahnfrage im Gemeinderathe aufs Freudigste begrüßt, jetzt nun wo es sich endlich um die Durchführung dieser produktiven Unternehmungen handle, dürfe man nicht vor den Auslagen hiefür zurückschrecken. Herr G.R. Josef Peyrl schließt sich diesen Ausführungen an und befürwortet in diesem Sinne die Wahl eines FinanzComités. Der Herr Vorsitzende unterbricht behufs Besprechung der vorzunehmenden Wahl die Sitzung auf kurze Zeit. Nach Wiedereröffnung der Sitzung erklärt Herr Dr. Hochhauser eine Wahl mit Rücksicht auf seine

übrigen Geschäfte (Eisenbahncomité, Casernbaulomité) nicht annehmen zu können und bringt folgende Herren G.R. in Vorschlag: Johann Berger, Jakob Kautsch, Mathias Perz, Josef Peyrl und Adolf Seyschab. Diese Herren werden einstimmig gewählt und erklären die Wahl anzunehmen. 8. Nachdem sich die Bausection beim vorgenommenen Localangenschein von der Nothwendigkeit der Herstellung einer Verlängerung des Kanales in der Bindergasse überzeugt hat beantragt dieselbe bei dem ferneren Umstande als zwei Anrainer nämlich die Hausbesitzerinnen von 1 und 3 sich bereit erklärten einen Beitrag (100 beziehungsweise 50 fl) zu den Kosten zu leisten, die angesuchte Verlängerung des Kanales in der Bindergasse zu bewilligen. Die Kosten für die Herstellung der neuen Kanalstrecke mit Cement-

Kanälen, im Lichten 0.26 m und 0.39 m, belaufen sich sammt Legen der Kanäle, mit zwei Einfallgitter gepflasterten Rinsal, Beseitigung des bisherigen Kieselsteinpflasters in der Bindergasse und Beschotterung derselben auf circa 600 fl. Herr G.R. Josef Peyrl befürwortet den Sectionsantrag. Der Herr Vorsitzende weist darauf hin, daß die Beseitigung des offenen Kanales vom Kammerhoferhaus abwärts dringend geboten erscheint. Herr G.R. Johann Redl, hält es für das Beste diesen Kanal entweder an den Kanal, bei der Bindergasse oder an den Kanal nächdt dem Hause des Herrn Holub anzuschliessen. Die Kosten würden wohl nachdem die Strecke mindestens 120 Meter lang ist auf 600 fl kommen. Herr G.R. Franz Breselmayr ist ermächtigt, namens der Frau Kammerhofer zu erklären, daß auch sie einen entsprechenden Beitrag zu leisten bereit ist und stelle er den Antrag besagte Kanalisirungen gleich zeitig auszuführen.

Dieser Antrag wird mit Stimmenmehrheit zum Beschlusse erhoben. - Z 1157 Bezüglich einer vom Herrn Dr. Hochhauser gestellten Anfrage wegen der entsprechenden Verlängerung des Kanales in der Zieglergasse erklärt der Herr Vorsitzende, daß hierüber ohnehin eine Eingabe vorliege, welche demnächst zur Berathung kommen wird. Hierauf Schluss der Sitzung um 5 Uhr Nachmittags. Der Vorsitzende Die GemeinderätheDer Schriftführer

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