Ratsprotokoll vom 22. Mai 1885

Raths-Protokoll aufgenommen am 22. Mai 1885 über die diesjährige VII. ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der kk. l.f. Stadt Steyr. Gegenwärtige. Der Vorsitzende Herr Bürgermeister kaiserl. Rath Georg Pointner. Die Herren Gemeinderäthe: Mayr Anton Anzengruber Leopold Mayr Johann Brandl Friedrich Olbrich Hugo Breselmeyr Franz Perz Mathias Haller Josef Hochhauser Johann Dr. Peyrl Josef Redl Johann Huber Leopold Tomitz Franz Jäger Anton v. Waldau Kautsch Jakob Turek Josef Landsiedl Anton Wickhoff Franz Entschuldigt häben sich die Herren G.R. Franz Jäger v. Waldau Wilhelm Klein und Herr Vicebürgermeister Leopold Putz. Schriftführer Herr Stadt-Secretär Fritz Hähnel

Tagesordnung Mittheilungen. Wahl von 4 Mitgliedern in den kk. Stadtschulrath Steyr. II. Section. 1. Amtsbericht über den Stadtcassa Journals Abschluss pro April 1885 2. Amtsbericht über das Erträgnis des Marktgefälles im Frühjahrsmarkte 1885. 3. Amtsbericht über das Erlöschen des Pachtvertrages hinsichtlich der Besorgung der Vorspannsfuhren. 4. Aufruf der kk. geographischen Gesellschaft in Wien zur Beitragsleistung für die oesterreichische Congo Expedition. 5. Gesuch des Philpsophen UnterStützungs Vereines in Wien um einen Unterstützungsbeitrag pro 1884/85. 6. Gesuch der Gewölbemiether

an der Schloßmauer um Erneuerung der Mieth-Verträge. 7. Amtsbericht in Theater-Angelegenheit. III. Section. 8. Collectiv Eingabe der Bewohner Steyerdorfs um Bespritzung der Sierningerstrasse. Beginn der Sitzung um 3 Uhr Nachmittag. Der Herr Vorsitzende constatirt die Beschlüssfähigkeit, erklärt die Sitzung für eröffnet, ersucht zu Verifikatoren für das heutige SitzungsProtokoll die Herren G.R. Johann Hochhauser und Anton Jäger v. Waldau und erstattet sodann folgende Mittheilungen: a. Anläßlich des Uibertrittes des städtischen Cassen-Directors Herrn Stephan Willner in den wohlverdienten bleiben den Ruhestand wurden am

6. April l.Js. die Baargelder der Stadtcassa des Armen Institutes und der übrigen in städtischer Verwaltung stehenden Fonde seitens des Bürgermeisters in Beisein des Stadt-Secretärs und des prov. städt. Rechnungs- führers vom Herrn Cassen-Director Stephan Willner Post für Post übernommen und sodann dem städtischen CassaamtsControlor welcher provisorisch mit den Geschäften eines städtischen Cassiers betraut ist übergeben. Am 10. April l.Js. wurden unter Zuziehung der Herren G.R. Leopold Huber und Mathias Perz sämmtliche städtische Depositen Nummer für Nummer durchgesehen und sodann wieder in die städtische Depositencassa hinterlegt.

Nachdem sämmtliche Cassenbestände und Depositen in der genauesten Richtigkeit und Ordnung befunden so findet sich der Bürgermeister zu dem Antrag verpflichtet, den in den wohlverdienten Ruhestand getretenen Cassa-Director Herrn Stephan Willner das Absolutorium zu ertheilen und ihm für seine langjährige und wiederholt ausgezeichnete Dienstleistung den Dank des Gemeinderathes zu votiren. Diesem Antrag stimmen sämtliche Herren G. R. durch Erheben von den Sitzen zu. - Z. 88 Praes b. Ist folgende Zuschrift seitens des kk. Stadtschulrathes eingelangt: Mit 18. Juli 1885 endet die gegenwärtige FunktionsPeriode des kk. Stadtschulrathes Steyr Auf Grund dessen beehre

ich mich den löblichen Gemeinderath der Stadt Steyr zu ersuchen, im Sinne des §. 20. des Gesetzes vom 21. Februar 1870 und des Landesgesetzes vom 13. Jänner 1873 beziehungsweise des Gesetzes vom 4. Jänner 1885 G.u.V.Bl. N°. 2 die Wahl von vier Mitgliedern in den kk. Stadtschulrath und zwar entweder aus der Mitte des löblichen Gemeinderathes selbst oder aus den anderen zur Gemeinde Vertretung Wählbaren rechtzeitig vornehmen und das Resultat zur h.ä. Kenntniß bringen zu wollen. kk. Stadtschulrath Steyr am 1. Mai 1885. Der Vorsitzende G. Pointner. Herr G.R. Dr. Johann Hochhauser beantragt die bisherigen Mitglieder des Stadtschulrathes nämlich Herrn Vicebürgermeister Leopold Putz, Herrn G.R. Gustav Gschaider, Herrn G.R. Emil Göppl und Herrn Dr. Alois Spängler wieder zu wählen. Wird ohne Debatte einstimmig

zum Beschlusse erhoben. - Z. 5145. II. Section. Referent Sections Obmann Herr G.R. Leopold Huber. 1. Resultat: über die Gebahrung bei der Stadtcasse in Steyr im Monate April 1885. Baarschaft fI xr Einnahmen im Monate April 1885 10.835 98 Hiezu den am 31. März 1885 verbliebenen baaren Kassarest mit 4.474 58 daher Einnahmen Summe im April 1885 15.310 56 Hievon abgezogen die im Monate April 1885 bestrittenen Ausgaben pr 7.466 67 verbleibt für den Monat Mai 1885 ein baarer Cassarest von 7.843 89 und betragen vom Jahresbeginne bis inclusive April 1885 die gesammten Einnahmen 46.753 63 1/2 Ausgaben 38.909 74 1/2 Städt. Cassaamt Steyr am 30 April 1885 Paarfusser, prov. Cassier. - Jandaurek, Rechnungsf. Nachdem das Cassa-Journal durch die Herren Gemeinderäthe Mathias Perz und Josef Turek geprüft

und richtig befunden worden, beantragt die Section die Kenntnißnahme des obigen Cassagebahrungs Ausweises. Beschluß einstimmig nach Antrag. - Z. 5219. 2. Laut Cassaamtsbericht ergab der diesjährige Frühjahrs Markt an städtischen Marktgefäll ein Reinerträgniß von 483 fl 17 xr um 8 fl 46 xr weniger als im Jahre 1884. Von den Markthütten wurden 8 nicht aufgestellt; von den aufgestellten Hütten sind 6 unvermiethet geblieben. Wird über Sectionsantrag einstimmig zur Kenntniß genommen. - Z 5694. 3. Laut vorliegenden Amtsbericht wäre die Vergebung der Vorspannsfuhren ab 30. Juni l.Js. auf die Dauer von 3 Jahren zu veranlassen. Die Section beantragt die

betreffende Offertausschreibung unter den bisher üblichen Bedingungen mit dem Termin bis 6. Juni l.Js. zu veranlassen. Beschluß einstimmig nach Antrag. - Z 5412. 4. Uiber den eingelangten Aufruf der kk. geographischen Gesellschaft in Wien zur Beitragleistung für die oesterr. Congo Expedition beantragt die Section von einer Beitrag leistung abzusehen. Beschluß einstimmig nach Antrag. - Z 5066. 5. denselben Antrag stellt die Section bezüglich des Ansuchens des Philosophen-Unterstützungs-Vereines an der kk. Universität zu Wien. Auch dieser Antrag wird ohne Debatte einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z 5230. Herr G.R. Anton Mayr verläßt den Saal. 6. a. Uiber Ansuchen mehrerer

Miether der städtischen Gewölbe an der Schloßmauer, ihre Miethvertrage unter den bisherigen Bedingungen auf weitere sechs Jahre zu verlängern beantragt die Section diesen Ansuchen Folge zu geben. b. Miether des Gewölbes N°. 4 daselbst Herr Anton Mayr stellt dasselbe Ansuchen nur biethet er für die weiteren 6 Jahre statt des früheren unverhältnismässigen Zinses pr 87 fl nunmehr 60 fl pr Jahr. Die Section findet dieses Anbot den jetzigen Verhältnissen vollkommen entsprechend und beantragt auch diesem Ansuchen Folge zu geben. Diese Anträge werden von den Herren G.R. Josef Haller, Jakob Kautsch und Josef Peyrl unterstützt einstimmig angenommen. - Z. 5570 u. 5954. Herr G.R. Anton Mayr kehrt in den Saal zurück.

7. Amtsbericht. Auf Grund des Sitzungsbeschlusses des Gemeinderathes vom 1. Mai 1885 wurde das hierstädtische Theater mit dem Endtermine den 20. Mai 1885 neuerlich ausgeschrieben und ist hierüber ein ordrnungsgemässes Gesuch belegt mit der verlangten Caution pr 300 fl seitens eines gewissen Herrn Josef Bocka, Regisseur und Schauspieler eingelangt. Derselbe stellt als Bedingung, daß ihm seitens des löblichen Gemeinderathes nebst der Subvention pr 200 fl auch noch die Beheitzung und Beleuchtung für wöchentlich drei Vorstellungen gewährt werde, was bei dem Umstande als die Beheitzung und Beleuchtung durchschnittlich 6 fl kostet da ja nur während eines Theiles der Saison die Beheitzung erforderlich ist einer Jubvention von 500 + 200 = 700 fl gleichkommt. Steyr am 20. Mai 1885. Der Stadt Secretär Hähnel.

Die Section stellt hierüber folgenden Antrag: Die Section kann das vorliegende Offert des Herrn Josef Bocka aus dem Grunde zur Annahme nicht empfehlen weil derselbe auf für der bewilligten Subvention von 200 fl auch die unentgeltliche Beleuchtung und Beheitzung des Theaters für wöchentlich 3 Vorstellungen in Anspruch nimmt womit ein Kostenaufwand von wenigstens 500 fl verbunden ist. Die Section erbittet sich vom löblichen Gemeinderathe eine bestimmte Norm, wie weit sich die zu gewährende Subvention des Theater Directors für die Zeit vom 1. Oktober 1885 bis Palmsonntag 1886 erstrecken dürfe, der

sich bezüglich der dermaligen Theater-Vergebung auch ein zweiter Bewerber angefragt habe. Im Übrigen habe sich die Section im Princippe für die Vergebung des Theaters an eine Direction mit einer hier domizilirenden Gesellschaft ausgesprochen. Der Herr Vorsitzende theilt mit, daß ihm seute ein diesbetreffendes Schreiben vom Herrn Theater Director Julius Laska zugegangen ist; es frage sich ob der löbliche Gemeinderath dasselbe heute zur Kenntniß nehmen oder ohne weiters der Section zuweisen wolle. Herr G.R. Dr. Johann Hochhauser sagt, es handle sich heute darum schlüssig zu werden, ob der Gemeinderath einem Theater Director eine höhere Subvention als die bisherige gewähren wolle. Wenn der betreffende Director

in Steyr domicilire so sei er wohl dafür weil das Geld der Schauspieler in Steyr verzehrt werde, was allerdings für einen Theil der hiesigen Geschäftsleute wohl berücksichtigenswerth erscheint. Bezüglich der Zuschrift des Herrn Laskas beantrage er, daß dieselbe verlesen werde damit man wisse was dasselbe enthalte. Dieser Antrag wird nach kurzer Debatte mit Majorität angenommen. Der Herr Vorsitzende verliest das lang gehaltene die hiesigen und die Provinz-Theaterverhältnisse in allgemeinen ausführlich schildernde Schreiben woraus hervorgeht, daß Herr Laska sich bereit erklärt das städt. Theater in der nächsten Saison gegen dem übernehmen zu wollen, daß ihm ausser der Subvention

von 200 fl noch die Beheitzung und Beleuchtung beigestellt werde. Die Herren G.R. Leopold Huber und Josef Peyrl finden das eigenthümlich, daß Herr Laska mit seinen Gesuchen immer erst nach Ablauf des Termines herankomme es habe den Anschein als wolle er auf den Gemeinderath eine Pression ausüben. Herr G.R. Friedrich Brandl stellt den Antrag man möge über das Ansuchen des Herrn Laska zur Tagesordnung übergehen. Herr G.R. Dr. Johann Hochhauser stellt bei dem Umstande als ja heute noch kein Beschluß über die Vergebung des Theaters gefasst werde den Antrag das Gesuch des Herrn Laska der Section zu überweisen. Diese möge dann alle 3 Bewerber bezüglich der heute noch zu beschliessenden Subvention verständigen und sodann in der nächsten Sitzung einen

Definitiven Antrag einbringen. Bei der nun folgenden Abstimmung bleibt der Antrag des Herrn G.R. Friedrich Brandl mit allen gegen 3 Stimmen in Minorität worauf dann der Antrag des Herrn G.R. Dr. Johann Hochhauser mit allen gegen die obigen 3 Stimmen zum Beschlusse erhoben wird. Herr G.R. Anton Mayr sagt man solle dahin wirken, daß in der künftigen Saison auch an einem Sonntag gespielt wird, weil die arbeitende Bevölkerung auch gerne ins Theater geht. Der Referent Sectionsobmann Herr G.R. Leopold Huber ersucht nun über die Höhe der nunmehr zu gewährenden Subvention schlüssig zu werden damit die Section bei der weiteren Behandlung

dieser Angelegenheit wisse, unter welchen Subventionsbedingungen sie einen Vergebungsantrag einbringen könne. Hierüber entwickelt sich eine allgemeine längere Debatte nach welcher man über Anregung seitens des Herrn Vorsitzenden und über Antragstellung des Herrn G.R. Jakob Kautsch schließlich einstimmig folgenden Beschluß faßt: Dem Theater Director sei für die nächste Saison eine erhöhte Subvention in der Form zu gewähren, daß ihm seitens der Gemeinde die Beleuchtung und Beheitzung in natura beigestellt werde. Die Section habe von diesem Beschlusse die 3 genannten Bewerber, nämlich die Herren Bocka, Tiefel und Laska zu verständigen, mit dem

Bemerken, daß es ihnen frei stehe binnen 8 Tagen unter Bekanntgabe ihres Repertoirs, ihrer voraussichtlichen Theatertage und Theaterpreise mitzutheilen ob sie unter den derart ergänzten Bedingungen sich um das hierstädtische Theater bewerben, in welchen Falle die Herren Tiefel und Laska die Caution pr 300 fl einzusenden hätten. Die Section habe sodann in der nachsten Gemeinderaths-Sitzung unter Einbringung eines bestimmten Antrages über diese Angelegenheit endgiltig zu referiren. - ad Z 5890. II. Section. Referent: Sections Obmann Herr G.R. Johann Redl. 8. Die Hausbesitzer längst der Sierningerstrasse haben ein Collectiv-Ansuchen eingebracht,

daß an heißen Sommertagen die Sierningerstrasse seitens der Gemeinde bespritzt werde, um der großen Staubentwicklung auf dieser so stark befahrenen Strasse wenigstens einigermassen hintan zu halten. Die Section stellt den Antrag der löbliche Gemeinderath möge diesem Ansuchen versuchsweise auf ein Monat Folge geben. Der Herr Referent theilt mit, daß die Section deswegen für eine vorläufig nur versuchsweise Bewilligung sei, weil die Bespritzung der Sierningerstrasse schon im Jähre 1878 bewilligt, jedoch bald darauf über manigfache Übelstände die sich dabei ergaben wieder aufgelassen wurde. Die Herren G.R. Leopold Anzengruber, Jakob Kautsch und Franz Breselmeyr unterstützen den Sectionsantrag. Herr G.R. Franz Wickhoff fin-

det die Bewilligung auf 1 Monat zu kurz man solle 3 Monate nehmen oder noch besser die Worte auf ein Monat im Sectionsantrag streichen; zeigen sich bedeutende Uibelstände so könne man die Bespritzung beliebig einstellen. Der Herr Vorsitzende schließt sich die fer Anschauung an. Hierauf wird einstimmig der Sectionsantrag mit Weglassung der Bestimmung auf ein Monat zum Beschlusse erhoben. - Z. 5024. Schluß der Sitzung 5 Uhr Nachmittags. Der Vorsitzende Die Gemeinderäthe Der Schriftführer

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