Ratsprotokoll vom 10. April 1885

Raths-Protokoll aufgenommen am 10. April 1885 über die diesjährige Vte ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der kk. l.f. Stadt Steyr. Gegenwärtig Der Vorsitzende Herr Bürgermeister kaiserl. Rath Georg Pointner. Die Herren Gemeinderäthe Anzengruber Leopold Brandl Friedrich Breselmeyr Franz Haller Josef Huber Leopold Jäger Franz v. Waldau Mayr Anton Olbrich Hugo Perz Mathias Peyrl Josef Redl Johann Tomitz Franz Kautsch Jakob Klein Wilhelm Turek Josef Landsiedl Anton Wickhoff Franz Schriftführer Herr Stadt Secretär Fritz Hähnel.

Tagesordnung Mittheilung. II. Section. 1. Amtsberichte über die Stadtcasse Journals Abschlüsse pro Februar und März 1885. 2. Gesuche um Verleihung des Stadttheaters in Steyr pro Saison 1885/86 III. Section. 3. Collectiv- Eingabe der Hausbesitzer der Zieglergasse um vollständige Durchführung der Kanalisirung daselbst. IV. Section. 4. Verleihung der Interessen aus der Kaiser Franz Josef und Elisabeth Stiftung pro 1885. Beginn der Sitzung 5 Uhr Nachmittags.

Der Herr Vorsitzende constatirt die Beschlüssfähigkeit, erklärt die Sitzung für eröffnet und ersucht zu Verificatoren die Herren G.R. Josef Haller und Leopold Huber. Der Herr Vorsitzende theilt mit, daß nach Feststellung der heutigen Tagesordnung vom Schuldiener Franz Fuchshofer ein Gesuch um Gewährung eines Gehaltsvorschusses eingelangt ist. Wird einstimmig der SchulSection zur Begutachtung und Antragstellung in der nächsten Sitzung zugewiesen. Hierauf wird zur Erledigung der Tagesordnung geschritten. II.Section. Referent: Sections Obmann Herr Gemeinderath Leopold Huber

1. a. Resultat über die Gebahrung bei der Stadtcasse in Steyr im Monate Februar 1885. Baarschaft fl xr Einnahmen im Monate Februar 1885 8.856 50 Hiezu den am 31. Jänner 1885 verbliebenen baaren Kassarest mit 5.028 71 1/2 daher Einnahmen Summe im Februar 1885 13.885 21 1/2 Hievon abgezogen die im Monate Februar 1885 bestrittenen Ausgaben pr 10.552 61 1/2 verbleibt für den Monat März 1885 ein baarer kassarest von 3.332 60 und betragen vom Jahresbeginne bis inclusives Februar 1886 die gesammten Einnahmen 26.772 54 die i. Ausgaben 23.439 94 Städt. Cassaamt Steyr am 28. Feb 1885 Willner, Cassen-Director. Paarfusser, Controlor. 1. b. Resultat über die Gebahrung bei der Stadtcasse in Steyr im Monate März 1885. Baarschaft fl xr Einnahmen im Monate März 1885 9.145 11 1/2 Hiczu den am 28. Februar 1885 verbliebe nen baaren kassarest mit 3.332 60 daher Einnahmen Fumze im März 1885 12.477 71 1/2 Hievon abgezogen die im Monate bestrittenen Ausgaben pr 8.003 13 1/2 verbleibt für den Monat April 1885 ein baarer Cassarest von 4.474 58 und betragen vom Jahresbeginne bis inclustive März 1885 die gesammten Einnahmen 35.917 65 1/2 die Ausgaben 31.443 97 1/2 Städt. Cassaamt Steyr am 31. März 1885 Stephan Willner, Cassen Director. Paarfusser, Controlor.

Nachdem das lasse Journal durch die Herren J. Leopold Huber Franz Tomitz und Josef Turek geprüft und richtig befunden wurde, beantragt die Section die Kenntnisnahme obiger Cassagebahrungs Ausweise. - II. Z. 3267Z 4099. 3. Zufolge Sitzungsbeschlusses vom 27. Februar l.Js. wurde das hierstädtische Theater für die Saison 1885/86 unter den üblichen Bedingungen und gegen eine Subvention von 200 fl ausgeschrieben, die Kosten der Beleuchtung und Beheitzung hat der Theater Direktor zu bestreiten. In offener Frist haben sich folgende Bewerber gemeldet: Emanuel Karl Erfurth, Director des Stadttheaters in Bruck a.d. Mur. Josef Boka, Regisseur und Schauspieler am Stadttheater zu Czernowitz. Adolf Oppenheim, Director des Stadttheaters in Glochau und

Albert Schiller, Theater Director derzeit in Wien im Aufenthalt. Die verlangte Kaution pr 300 fl liegt keinem dieser Gesuche bei, doch erklären die Bewerber dieselbe auf Verlangen erlegen zu wollen. Bei dem Umstande als Herr Erfurth nicht nur sehr gute Zeugnisse sondern auch persönlich, in Steyr bekannt ist, hat sich die Section geeinigt dem löblichen Gemeinderath zu beantragen, dem Herrn Emanuel Karl Erfurtt das StadtTheater für die Saison 1885/86 unter den bekannten Bedingungen zu verleihen. Herr G.R. Mathias Perz befürwortet den Sectionsantrag wärmstens, nachdem Herr Erfurth sehr gute Zeugnisse als Schauspieler bereits in Steyr thätig war und es für die Stadt empfehlenswerth sei, einen stabilen Theater Director zu bestellen,

derselbe wird zwar dermalen einen schweren Standpunkt haben, er glaube aber, daß Herr Erfurth den Anforderungen entsprechen werde. Der Herr Vorsitzende theilt mit, Herr Thealer Director Julius Caska habe kurz vor der heutigen Sitzung im Amte schriftlich erklärt, daß er unter folgenden Bedingungen bereit sei das hiesige Theater für die nachste Saison wieder zu übernehmen. 1. Gewährung einer Subvention von 300 fl. 2. Bestreitung der Kosten der Beleuchtung und Beheitzung für zwei Vorstellungen in der Woche, aus Gemeindemitteln. 3. Gütige Befürwortung des seinerzeitigen Gesuches der Theater Direction an die

kk. Staats Eisenbahn Betriebs Direction bezüglich des nöthigen Bahnanschlusses zur Rückfahrt nach Linz. Herr G.R. Josef Seyrl anerkennt gerne daß Herr. Laska sehr Zufriedenstellendes leistete, befürworte aber doch die Anschauungen des Herrn G.R. Mathias Perz nach dem Herr Erfurth mit einer Subvention pr 200 fl zufrieden, keine Beistellung der Beheitzung und Beleuchtung beanspruche und seine Zeugnisse auf das Beste lauten. Herr G.R. Anton Mayr ist der Uiberzeugung daß der neue Director wird schwer aufkommen können, nachdem Herr Laska wirklich vorzügliches geleistet hat, was ihre eben nur im Zusammenhange mit Linz möglich gewesen sei. Herr G.R. Jakobs Kautsch stellt

den Antrag, man möge diese Angelegenheit durch die Finanz-Section nochmals berathen lassen. Die Frage der Theatervergebung müsse eben reiflich überlegt werden, man laufe sonst Gefahr, daß wieder nur 2. - 3 Wochen gespielt und dann zugesperrt werde, dann sitzen notleidende Schauspieler da, von denen die hiesigen Geschäftsleute wohl wenig verdienen können. Man soll sich gleich um eine lebensfähige Direction umsehen und daher die Verhältnisse reiflich prüfen: Der Gemeinderath habe die Pflicht für ein gutes Theater zu sorgen. ein Großtheil der Bevölkerung verlange es und kann es auch verlangen, daß die Gemeinde diesbezüglich ein kleines Opfer bringe. Herr Referent theilt mit daß

nach den Aufschreibungen des Bauamtes die Kosten für die Beheitzung und Beleuchtung des Theaters für eine Vorstellung sich auf 7 fl 28 xr belaufen. Herr G.R. Friedrichs Brandl ist auch der Anschauung, daß man die Theaterfrage reiflich überle. gen möge, da ja ein größter Theil der Bevölkerung ein gutes Theater wünsche, es empfehle sich daher nochmals mit Herrn Laska zu sprechen, vielleicht werde er mit billigeren Bedingungen einverstanden sein, daß Herr Laska sehr gute Leistungen vorführte müsse anerkannt werden. Herr G.R. Franz Wickhoff schließt sich dem Antrag des Herrn G.R. Jakob Kautsch an, da er die Uiberzeügung habe, daß besonders in den dermaligen Verhältnissen ein stabiler Theater-Director selbst bei dem

besten Willen, nicht im Stande sein wird die Saison zu Ende zu führen, zwei Vorstellungen. in der Woche seien eben genug. Ein stabiler Theater Director aber kann mit zwei Vorstellungen in der Woche sein Auskommen nicht finden. Herr G.R. Anton Mayr erwähnt, daß der Gemeinderath gewiß jederzeit gerne bereit ist nach Möglichkeit für ein gutes Theater zu sorgen, aber die Gemeinde allein könne das Theater nicht erhalten; das Publikum selber möge durch häufigeren Besuch das Theater unterstützen; selbst in dieser Saison wo doch die Leistungen der Direction Laska vorzügliche waren, sah man manchmal schwach besuchte Vorstellungen. Herr G. R. Jakob Kautsch macht darauf aufmerksam, daß man das eben gesagte wohl beserzigen

möge, wenn bei vorzüglichen Leistungen und bei nur zwei Vorstellungen in der Woche das Theater nicht immer sehr gut besetzt war wie wird es denn dann aussehen, wenn wöchentlich viermal gespielt wird. Der Herr Vorsitzende macht aufmerksam, daß falls mit Herrn Laska unterhandelt werden solle, dieser auch die Bewilligung seitens des Landesausschusses nöthig habe, es würden also 14 Tage vergehen; diese Zeit aber ist falls Herr Erfurth das Theater bekomme für diesen sehr wichtig, da gerade jetzt die Engagements-Saison sei; allerdings müsse zugegeben werden, daß nach Herrn Laska ein jeder Director einen schweren Stand haben werde. Laska spielte so gut, daß man ihm bei den Schand- und Lust-

spielen sogar die ZwischenaktMusik nachsah, was früher das Publikum gewiß nicht gethan hätte. Der Herr Vorsitzende bringt nun den Vertagungsantrag des Herrn G.R. Jakob Kautsch zur Abstimmung, nachdem sich für denselben nur 7 Stimmen ergeben, wird hierauf der Sectionsantrag mit Majorität zum Beschlusse erhoben. Herr G.H. Wilhelm Klein ersucht um das Wort zu einem speciellen Antrag, worauf dann der selbe den Antrag stellt, daß Herr Erfurth verpflichtet werde die Caution pr 300 fl welche eigentlich heute schon erlegt sein sollte binnen 8 Tagen zu erlegen habe, widrigen falls die Verleihung des Theaters an ihm, ausser Kraft trete. Zu diesem Antrag sehe er sich

dadurch veranlasst, daß es unter den Theater Directoren Brauch ist sich zu gleicher Zeit um mehrere Theater zu bewerben und sich im Verleihungsfällen sodann den Ort aussuchen der ihnen am meisten zusagt. Andererseits aber ergebe sich oft nachträglich, daß sie gar nicht im Stande seien die Kaution zu erlegen. Der Gemeinderath habe ja in dieser Beziehung schon wiederholt üble Erfahrungen gemacht. Diese Ausführungen finden allgemeine Zustimmung und wird der gestellte Zusatzantrag einstimmig zum Beschlusse erhoben. - ad Z. 2067. III. Section Referent Sections Obmann Herr G.R. Johann Redl. 3. Löbliche Gemeinde Vorstehung! Uiber die Eingabe mehrerer Bewohner von Reichenschwall

vom 14. Juli 1884 um Abhilfe der sanitären Uibelstände beziehungsweise um Kanalisirung der Binder- und Zieglergasse wurde im der Gemeinderaths Sitzung am 25. Juli v.Js. beschlossen, die Kanalisirung sofort in Angriff zu nehmen. Wir können nicht umhin, unser Befremden auszudrücken, daß diese Sache wieder verzögert und nicht einmal in der Zieglergasse in der beschlossenen vollen Ausdehnung durchgeführt werde, nachdem am 20. März d.Js. der Beschluß gefaßt wurde, die Kanalisirung von der Enns in die Zieglergasse nur bis zum Hause N. 5 durchzuführen. Auf diese Weise würde die Arbeit in der Strecke vom Haus N°. 3 bis N°. 4 in der Zieglergasse auf eine spätere Zeit verschoben, was dem Sinne des frühe-

ren Gemeinderathsbeschlusses nicht entsprechend sein kann und wir bitten daher dringend, auch diese Strecke unter Einem, in Angriffzu nehmen und durchzuführen. Wir glauben, daß die in diesem Stadttheile herrschenden Uibelstände früher schon genug beleuchtet und dargestellt werden, daß es nicht nothwendig ist, darauf hinzuweisen, wie durch das Anschwellen und Austreten des Teufelsbaches bei Regenwetter die Passage erschwert und gehemmt, später wieder durch das Ansammeln von Lacken und Pfützen, welche sogar eine ecklige Farbe erhalten, die Luft verpestet wird und die Bewohner hier beständig besorgt sein müssen, ihre Gesundheit zu verlieren. Wir stellen nun die ergebene Bitte:

Die löbliche Gemeinde Vorstehung wolle in Anbetracht der dringenden Nothwendigkeit und im Hinblick auf den früher gefaßten Beschluß die Verfügung treffen, daß die Kanalisirung von der Enns bis zum Hause N°. 4 in der Zieglergasse ehestens in Angriff genommen. und durchgeführt werde. Steyr den 4. April 1885. Simon Pramendorfer. Norbert Reßmayr. Johann Reininger. Johann Trollmann Barbara Buchinger Maria Bachtrog Josef Zauner Katharina Dumbacher Johann Zeillinger Julie Bäck Die Aeusserung der Section lautet: Der in der Gemeinderaths Sitzung vom 20. März d.Js.

von der Section eingebrachte Antrag mit der Kanalisirung in der Ziegler und Bindergasse streckenweise vorzugehen, werde einstimmig angenommen und die Herstellung der Theilstrecke vom Hause N°. 1 des Michael Oberaigner bis zum Hause N°. 3 des Norbert Reßmayr im l.J. bewilliget. Uiber das nun von den gefertigten Hausbesitzern der Ziegler und Bindergasse neuerdings eingebrachte Gesuch mit der Weiterführung des Kanales vom Hause N°. 3 bis zum Hause N° 4 in der Länge von 45 M. und des Zweigkanales im Ausmasse von 24 Meter noch in diesem Jahre vorzugehen, stellt die Section keinen bestimmten Antrag, und

überlässt es dem löblichen Gemeinderathe dieses Ansuchen zu berücksichtigen, im Falle der Genehmigung zur Durchführung dieser Arbeiten wäre ein Betrag von 500 fl zu bewilligen. Herr G.R. Wilhelm Klein stellt den Antrag es sei vorliegenden Ansuchen Folge zu geben. Jeder der durch die Zieglergasse geht muß zugestehen, daß der gegenwärtige Zustand daselbst nicht nur für die dortigen Bewohner sondern für die Bewohner der Stadt überhaupt höchst sanitätswidrig und von diesem Standpunkt aus gefahrdrohend erscheine; für derlei Auslagen müsse stets das nöthige Geld da sein, wenn man in der Lage ist für Unterhaltung für Hebung des Fremden verkehres etc. sorgen zu können, so erscheine man in erster Linie verpflichtet derlei Zuständen wie

der in Rede stehende, ehestens abzu helfen. Herr G.R. Josef Haller macht darauf aufmerksam, daß der Zaun und ein kleiner Theil der Holzhütte des Herrn Zauner, Besitzer des Hauses N°. 4 in der Zieglergasse, etwa 50 Centimeter in die Strasse hineinstehe. Bei der Commission im März erklärte Herr Zauner sich bereit hineinrücken zu wollen, des anderen Tages aber habe er diese seine Erklärung wieder widerrufen. Herr G.R. Josef Peyrl befürwortet den Antrag des Herrn G.R. Wilhelm Klein, nachdem dringend Abhilfe nothwendig und eine einheitliche Bauführung billiger sei als eine getheilte. Herr G.R. Jakob Kautsch

befürwortet den Antrag des Herrn G.R. Wilhelm Klein beantragt aber man solle zur Bedingung setzen, daß Herr Zauner sein gegebenes Versprechen mit dem Zaun und der Holzhütte auf 50 Centimeter nach der Strassenlinie hineinzurücken einhalte. Wenn die Gemeinde eine große Auslage nicht scheut um der Bevölkerung gerecht zu werden, so könne man auch verlangen, daß Einzelne der Gesammtheit gegenüber sich gefällig zeigen. Herr G.R. Wilhelm Klein befürwortet diese Bedingung nachdem aus feuerpolizeilichen Reiksichten eine Regulirung der Strassenlinie dringend geboten erscheint. Hierauf wird der Antrag des Herrn G.R. Wilhelm Klein

ergänzt durch den Zusatzantrag des Herrn G.R. Jakob Kautsch einstimmig zum Beschlusse erhoben. Der Beschluß lautet: "Dem Ansuchen um Herstellung der Theilstrecke bis zum Hause N°. 4 in der Zieglergasse wird Folge gegeben und wird die erforderliche Summe von 500 fl ÖW. bewilligt, doch müsse Herr Zauner sein bereits einmal gegebenes Versprechen mit seinem Zaun und seiner Holzhütte um crica 50 Centimeter hineinzurücken und so die Strassenregulirung zu ermöglichen, ausführen lassen. - Z 4079. IV. Section. Referent Sections Obmann Herr G.R. Josef Peyrl. 4. Bezüglich der Vertheilung

der diesjährigen Interessen aus der Franz Josef und Elisabeth Stiftung an zwei krüppelhafte Krieger mit je 30 fl 45 1/2 xr hat der städt. Armenrath den August Bauer und Josef Schiefermayer in Vorschlag gebracht. Die Section beantragt diesen Vorschlag zu genehmigen. Wird einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z. 3020 und 3256. Sodann Schluss der Sitzung 1/2 5 Uhr Nachmittags. Der Vorsitzende Der Schriftführer Die Gemeinderäthe

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