Ratsprotokoll vom 28. Juli 1882

Raths-Protokoll! aufgenommen am 28. Juli 1882 über die diesjährige XIII.ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der k. k. l. f Kreisstadt Steyr. Gegenwärtig Der Vorsitzende Bürgermeister Georg Pointner Der Vicebürgermeister Leopold Putz Die Gemeinderäthe Breslmayr Franz Kautsch Jakob Dürrnberger Joh. Nepomuk Klein Wilhelm Gschaider Gustav Landsiedl Anton Haller Josef Mayr Anton Dr. Hochhauser Johann Perz Mathias Holub Karl Peyrl Josef Huber Leopold Schachinger Franz Jäger Anton v. Waldau Wickhoff Franz (G. R. Holub Karl und Kautsch Jakob erschienen nach Beginn der Sitzung.) Schriftführer Franz Xaver Schmidbaur. Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittags.

Tagesordnung Mittheilungen. I. Section 1. (in vertraulicher Sitzung) Gesuch um Verleihung des Bürgerrechtes der Stadt Steyr II. Section 2. Amtsbericht über den Stadtcasse Journals Abschluss pro Juni 1882. 3. Antragstellung über die Zuschrift der Stadtgemeinde Wels pcto Betheiligung der Stadtgemeinde Steyr an dem projectirten Bahnbaue Steyr-Wels. Der Herr Vorsitzende eröffnet die Sitzung, constatirt die zur Beschlußfähigkeit erforderliche Anzahl von Gemeinderaths Mitgliedern und theilt mit, daß die Herren Gemeinderäthe Mayr Johann und Huber Julius in geschäftlicher Beziehung verhindert sind an der heutigen Sitzung Theil zu nehmen. Bezüglich des Letzteren könne er die Mittheilung machen, daß dieser ein Schreiben an ihm gerichtet habe, worin derselbe erklärt

sein Mandat als Gemeinderath bis zur nächsten Wahl fortführen zu wollen. Hierauf theilt der Vorsitzende mit: 1. Er sei in Ausführung des letzten Sitzungsbeschlusses am 24. Juli d. Js. bei Seiner Excellenz dem Herrn k. k. Statthalter in Linz gewesen und habe an Hochdemselben die Bitte gestellt, den ehrfurchtsvollsten Dank der Stadtgemeinde Steyr für die der Stadt Steyr zu Theil gewordene neuerliche Huld und Gnade, an Seine Majestät dem Kaiser gütigst zu übermitteln, und habe Seine Excellenz der Herr k. k. Statthalter freundlichst zugesagt, dieses Dankes Votum der Stadtgemeinde Steyr zur Kenntnis Seiner Majestät zu bringen. Ferner bringe er dem löblichen Gemeinderathe zur Kenntnis, daß der Dank an Seine Excellenz dem Herrn Handelsminister Freiherrn von Pino für die Wahrung der Interessen Steyrs bereits abgegangen sei. In Betreff der Ernennung des Herrn Alois Czedik v. Bründelsberg und des Herrn Hofrathes Perl zu Ehrenbürgern der Stadt Steyr habe er sich persönlich nach Wien begeben und diesen beiden Herren von dem Gemeinderathsbeschlusse die mündliche Mittheilung

gemacht. Herr Ritter v. Czedik habe sich geäussert, er sei bereits Ehrenbürger mehrerer Gemeinden und es gereiche ihm zur besonderen Ehre, daß ihm auch von Seite der Stadt Steyr diese ehrenvolle Anerkennung zu Theil wurde. Herr Hofrath Perl, sei zwar nicht anwesend gewesen, doch habe er vor seiner Abreise nachstehendes Telegramm anher gerichtet: Herrn Bürgermeister Pointner der Stadt Steyr - die grosse Ehrenbezeugung welche mir durch den Gemeinderathsbeschluss der Stadt Steyr zu Theil geworden ist erfüllt mich mit Freude und hoher Befriedigung. Ich bitte Sie Herr Bürgermeister meinen innigsten Dank entgegen nehmen und meinen hochgeehrten Mitbürgern der Stadt Steyr bekannt geben zu wollen. - Perl. Hierauf ersucht der Vorsitzende, ihn mit der Ausfertigung der Ehren Diplome zu betrauen, was einstimmig angenommen wird. Z. 9079. 2. Sodann verliest der Vorsitzende a. ein Schreiben des patriotischen Landes-

hilfs Vereines in Linz, womit derselbe einen Ausweis über die erfolgten Beitritts Erklärungen zum Gebrauche bei der eventuellen Aktivirung eines Zweigvereines in Steyr, sowie einen Ausweis über die schon früher dem Landeshilfs Vereine beigetretenen Persönlichkeiten aus dem Bezirke Steyr übermittelt, und um Mittheilung über den Stand ersucht. b. den hierauf bezüglichen Statthalterei Erlass, womit dieselbe den Eintritt von Frauen in den Herren Verein für nicht angezeigt bezeichnet, nachdem der patriotische Frauenhilfsverein für OÖ. die Bildung von Zweigvereinen besonders anstrebt. Der Vorsitzende bemerkt, daß laut den vorliegenden Ausweisen von Bad Hall 48 Personen mit je 1 fl zum Beitritte eines Zweigvereins in Steyr gezeichnet haben und daß auch die Gemeinde Bad Hall als solche, sowie die Gemeinden Gleink, Losensteinleiten, Sct. Marien, Neustift, Großraming, Eberstallzell, Sierning, Ternberg mit je 20 fl beigetreten sind, desgleichen auch einzelne Persönlichkeiten dieser Gemeinden. Es frägt sich nun nachdem die umliegenden Gemeinden von Steyr sich diesem hochpatriotischen Vereine angeschlossen haben, ob nicht

auch die Gemeinde Vorstehung Steyr als solche, sowie die hiesige Bürgerschaft diesem Vereine beitreten solle und stelle daher die Anfrage, ob heute hierüber Beschluß gefaßt werden solle und mit welchen Betrag, die Zeichnung erfolgen solle, oder ob dieser Gegenstand der Section zur Antragstellung übertragen werden solle. Der Vorsitzende fährt fort, nachdem sich Niemand zum Worte melde, so möchte er vorschlagen, daß nachdem die Landgemeinden mit einem Betrag von 20 fl beigetreten sind, die Stadtgemeinde Steyr sich mit einem mehrfachen Betrag betheiligen möge und er ersuche um einen diesbezüglichen Antrag. G. R. Dürrnberges glaubt, daß ein Betrag von 50 fl für die Gemeinde Steyr wohl nicht zu viel wäre. G. R. Klein unterstützt diesen Antrag und wird sonach der Antrag des G. R. Dürrnberger einstimmig zum Beschlusse erhoben. Der Vorsitzende bemerkt, daß er voraussetze daß auch die Bewohnerschaft von Steyr mit speziellen Beiträgen nicht zurückbleiben

werde, zu welchem Zwecke er sich erlaube einen Subscriptionsbogen im Stadtbezirke cirkuliren zu lassen und er glaube, daß die Herren Gemeinderäthe wohl in erster Linie subscribiren würden. G. R. Perz frägt ob der subscribirte Betrag nur einmal zu entrichten sei oder alljährlich. Der Vorsitzende erwiedert, daß wenn jemand einen Beitrag von 20 fl zeichne, dann weiter nichts mehr zu zahlen sei, man könne aber auch mit einen jährlichen beliebigen Betrag beitreten, als mindester Betrag ist 1 fl jährlich zu entrichten. 3. Der Vorsitzende verliest sodann das Schreiben des Curatoriums der vereinigten Versuchs Anstalt und Lehrwerkstätte in Steyr, womit der selbe dem Gemeinderathe von Steyr für die an den Tag gelegte Opferwilligkeit in Betreff des Baues eines entsprechenden Gebäudes für die Versuchs Anstalt und Lehrwerkstätte am Eysnfeld den Dank votirt. Wird einstimmig zur Kenntnis genommen. Z. 9244. 4. Verliest der Vorsitzende folgendes Schreiben: Euer Wohlgeboren Herr Bürgermeister! Ich bitte mein Schreiben nicht ungütig aufzu-

nehmen, allein nachdem Sie wahrscheinlich in der letzten Sitzung über die Mittheilungen auf mein persöhnliches Ersuchen nach vollendeter Dekorirung des städtischen Archive vergessen haben dürften, es dem löblichen Gemeinderath mitzutheilen, daß im städtischen Archive die dekorative Ausstattung wie ich seinerzeit im Jahre 1880 dem löblichen Gemeinderathe versprochen habe, jetzt durchgeführt ist: Stoff Tapezierer Lohn auf meine Kosten ausführte ersuche ich heute dem löblichen Gemeinderath diese Mittheilung gefälligst zukommen zu lassen. Ich würde nichts davon erwähnen aber in der Zeit wo wir leben ist es nothwendig für allfällige böswillige Meinungen alles zu verlautbaren. Stets bereit wenn ich meiner lieben Vaterstadt einen Dienst erweisen kann zeichne mein Ersuchen wiederholend Hochachtungsvoll ergebener Franz Tomiz. - Steyr 21. Juli 1882. Wird über Antrag des Vorsitzenden beschlossen dem Herrn Franz Tomiz für seine Mühewaltung und Opferwilligkeit den schriftlichen Dank abzustatten.

Hierauf geht der Vorsitzende zur Tagesordnung über. I. Section 1. Referent: Sectionsobmann G. R. Anton v. Jäger. Derselbe verliest das Gesuch des Ferdinand Reitter Kaufmann in Steyr Stadtplatz No. 19 womit derselbe um Verleihung des Bürgerrechtes gegen Erlag der Taxen ansucht. Der diesbezügliche Sections Antrag lautet: Der löbliche Gemeinderath wolle dem Gesuchsteller Herrn Ferdinand Reitter das Bürgerrecht der Stadt Steyr gegen Erlag der Taxen verleihen. Wird einstimmig angenommen. - Z. 9135. II. Section 2. Referent G. R. Huber Leopold. Derselbe verliest den Stadtcasse Journals Abschluss, wonach sich die Einnahmen im Monate Juni auf 22613 fl 84 x, die Ausgaben auf 7576 fl 48 x beziffern und für den Monat Juli ein baarer Cassarest von 15037 fl 36 xr resultirt. Referent bemerkt, daß das Cassa Journal von den G. R. Perz und Huber geprüft und richtig befunden worden sei. Wird zur Kenntnis genommen. - Z. 8953. 3. Gemeinderath Herr Leopold Huber theilt mit daß bei der im Rathhause stattgefundenen

Abstimmung sich 126 Steuerträger mit einem Steuerbetrag von 9494 fl 21 x "für" und 320 Steuerträger mit einem Gesammtsteuerbetrag von 15872 fl 78 xr "gegen" die Aufnahme eines Darlehens pr 200.000 fl von Seite der Stadtgemeinde Steyr für den Bahnbau Steyr-Wels ausgesprochen haben, und verliest sodann den Sections Antrag welcher lautet: Mit Zugrundelegung der Abstimmungslisten der Steuerträger in Steyr wird beantragt: "der löbliche Gemeinderath wolle die Aufnahme eines Darlehens in der Höhe von 200.000 fl zur Realisirung des Bahnprojektes SteyrHall-Wels mit dem Anschlusse an die Rudolf Bahn in der von der löblichen Gemeinde Vertretung Wels angeregten Weise ablehnen, weil sich die grössere Anzahl der hiesigen Steuerträger gegen die grosse Belastung des Gemeindehaushaltes ausgesprochen hat." G. R. Dr. Hochhauser erbittet sich das Wort, und führt aus, er vermisse in dem Sectionsantrage jenen Mittelweg, welcher bei einer so hochwichti-

gen Frage gebothen erscheine. Es liege heute die Eingabe der Stadt Wels vor, wonach dieselbe erklärt, daß sie für das Bahnprojekt Steyr-Wels, sich mit einem Betrage von 200.000 fl betheilige, wenn die Stadtgemeinde Steyr ebenfalls einen solchen Betrag zeichne. Uiber diese Eingabe habe der Gemeinderath heute zum ersten Male zu beraten, und Beschluß zu fassen. Er habe in der Steyrer Zeitung gelesen, daß die Gemeinde Steyr über 1890 Steuerträger verfüge. Von diesen haben sich 446 Wähler betheiligt, also mist einmal der vierte Theil. Es haben sich nur 126 mit "ja" und 320 mit "nein" betheiligt. Aus dieser Abstimmung kann, wenn man bedenkt, daß 1450 gar nicht gestimmt haben, kein positives Resultat entnommen werden. Darin, daß sich 1450 Wähler gar nicht betheiligt haben läßt schliessen, daß diese Angelegenheit von der ganzen Wählerschaft als keine tiefgehende betrachtet wird. Es gehe daraus hervor, daß eine 3/4 Majorität der Wählerschaft es dem Ermessen des Gemeinderathes anheim stellt hierüber zu entscheiden. Es sei ungefähr 2 Jahre, daß die Kremsthalbahn gebaut wurde und sei man damals von

der Ansicht ausgegangen die Städte Steyr und Wels mit einer Bahn zu verbinden. Es sei eine Versammlung nach Kremsmünster einberufen worden, und man habe einen Central Ausschuß gewählt, welcher diese Frage weiter zu studiren hätte. Es würden alle nöthigen Vorarbeiten durchgeführt, und nun liege diese Frage dem Gemeinderathe vor, welcher seine Meinung abzugeben habe, ob zu dieser Bahnverbindung das verlangte Geldopfer bewilliget werden solle oder nicht. Er müsse offen gestehen, daß er sich dem Sectionsantrage insoferne anschliesse, und auf eine Betheiligung mit 200.000 fl nicht eingehen könne, da die Zinsenbelastung hiedurch mit jährlich 10.000 fl nicht vollkommen sichergestellt sei und hiebei eine Erhöhung der Gemeinde Umlage Platz greifen könnte. Er würde deshalb vorschlagen, daß der löbliche Gemeinderath heute seine Geneigtheit dahin ausspreche, daß, wenn das nöthige Privatkapital aufgebracht würde die Gemeinde Steyr sich mit einem

Beitrage von 100.000 fl betheilige, was nur eine Belastung von jährlich 5000 fl zur Folge haben würde und um diesen Betrag aufzubringen keine Erhöhung der Gemeinde Umlage nothig sei. Wie die Casse Journale ausweisen sei immer ein Uiberschuß von 12-18000 fl vorhanden und könne daher das Praeliminare leicht über einen Betrag pr 5000 fl verfügen. Er lege grossen Werth darauf, daß die Bevölkerung nicht belastet werde und spreche sich daher für einen minderen Betrag aus. Der Gemeinderath solle heute im Principe darüber schlüssig werden, daß man die 100.000 fl bewillige, wenn anderseits das erforderliche Baukapital nicht zu Stande gebracht wird, so kann naturlich die Gemeinde Steyr auch zu keiner Abgabe verhalten werden. Die Wichtigkeit der Bahn sei wiederholt erörtert worden und auch er für seine Person halte dieses Projekt, insbesonders wenn er den Verkehr zwischen Steyr und Hall ins Auge fasse für eine dringende Nothwendigkeit. Man solle die Welser nicht zurückweisen, sondern gemeinschaftlich mit ihnen zusammen wirken. Die Geldbeschaffung sei zwar eine grosse und

man wisse heute noch nicht ob das Privatkapital überhaupt aufgebracht werde, aber Steyr soll ihr Interesse für das Zustandekommen dieser Bahn wenigstens dadurch kund geben, daß sie sich unter den vorausgesetzten Bedingungen betheilige. Er möchte daher dem löblichen Gemeinderathe die Annahme des Sectionsantrages mit der Modification empfehlen, daß die Gemeinde Steyr statt mit einem Betrage von 200.000 fl nur mit 100.000 fl sich an der Realisirung dieses Projektes betheilige und nur dann, wenn das erforderliche Privatkapital vorerst aufgebracht sei. G. R. Anton Mayr schließt sich den Auseinandersetzungen des Gemeinderathes Dr. Hochhauser an. Er sei der Meinung, daß die Gemeinde Steyr auch etwas thun müsse. Steyr sei doch eine Industrie Stadt und wie der Herr Reichsraths Abgeordnete Wickhoff selbst sage daß dem Kleingewerbe nur dadurch geholfen werden könne,

daß man trachte die Städte so viel als möglich mit Eisenbahnen zu verbinden. Er glaube, wenn man die Bedingung setze, daß die Gemeinde Steyr statt der 200.000 fl den Betrag von 100.000 fl gibt, die Bewohnerschaft von Steyr gewiß beistimmen würde. G. R. Wickhoff führt aus er habe bei der letzten Versammlung seine Meinung schon deutlich ausgesprochen. Es sei durchaus kein Gegner der Bahn nur könne er sich nicht für eine so grosse Summe aussprechen. Wenn die Gemeinde Steyr sich mit einem bestimmten Betrag an diesem Bahnbaue betheiligen wolle, so würde sich die Gefahr für die Steuerträger in ausserordentlicher Weise vermindern, wenn sich das Land für die Beschaffung von Geldmitteln zur Errichtung von Vizinal Bahnen in Ob. Oest. in der von ihm angedeuteten Weise entschliessen sollte. Dieses vorausgesetzt könne er sich dem Antrag des G. R. Dr. Hochhauser anschliessen, und werde für die Bewilligung von 100.000 fl stimmen. Er glaube nur daß diese Bahn mit grossen Steigerungs Schwierigkeiten zu käm-

pfen haben werde, andererseits auch der Verkehr in Oberoesterreich gegenüber anderer Länder in Minderheit steht. In Nied. Östr. wo solche Bahnen gebaut, ist der Terain mehr eben; übrigens sehe er nicht ein warum man nicht den Versuch machen soll. G. R. Peyrl bemerkt, er sei bis jetzt zu keiner andern Anschauung gekommen, als sich dem Sections Antrage anzuschliessen. Was den zweiten Antrag den sogenannten Vermittlungs Antrag, welchen G. R. Dr. Hochhauser gestellt habe anbelange und welcher, dahin geht, daß sich die Gemeinde Steyr mit einem Betrage von 100.000 fl an den Bahnprojekt Steyr-Wels betheiligen möge glaube er daß es doch nicht am Platze sei heute mir und dir nichts über diese Summe zu verfügen und abzuschliessen. Wie er die Verhältnisse von Steyr kenne sei in seine Augen eine Summe von 100.000 fl doch etwas bedeutendes.

Man wisse warum Wels gerade 200.000 fl verlangt habe. Er glaube dies darin zu finden, daß die Welser die Ausführung der Bahn in Aussicht gestellt ist wenn Steyr die 200.000 fl gibt. Die geringe Betheiligung der Steuerträger gebe schon ein Zeugniss, daß vollständige Gleichgiltigkeit herrsche und daß sich wenige interessiren; er will nicht sagen für die Bahn, sondern daß sie müde seien, wenn sie von einer Erhöhung der Gemeinde Umlage hören. Er habe unlängst von einem Bürger aus Wels in Erfahrung gebracht, daß selbst in dieser Strecke von Wels nach Rohr nicht mehr einig sind, daß eben eine Anzahl sich gefunden hat welche sagen, wir finden in dieser Strecke nicht unsere Berechnung, wir verbinden dort keine Industrieorte. Es sei bereits ein zweites Projekt ins Leben gerufen, nämlich der Bau einer Bahn von Wels nach Aschach a./d. Donau und so die Verbindung mit der Dampfschiffahrt herzustellen, welche von viel grösserer Bedeutung sei. In der letzten Gemeinderaths Sitzung wurde beschlossen, das der Gemeinderath über eine so grosse Sum-

me nicht so leicht verfügen könne und man hat darauf hingewiesen, daß eine Versammlung einberufen werde, was auch geschehen sei. Die Bürgerschaft habe nun mit grosser Majorität zwar nicht gegen den Bahnbau aber doch gegen die Aufnahme respect. gegen die Belastung der Gemeinde mit 200.000 fl und gegen die Erhöhung der Gemeinde Umlage gestimmt. Man ging nun zu einem zweiten Versuche, nämlich das am Rathhause zwei Bögen aufgelegt werden, wovon die Steuerträger sich entweder für oder gegen den Bahnbau aussprechen sollten und dieser zweite Versuch war kein anderer als der erste. Er glaube, daß durch die Abstimmung der Steuerträger der Gemeinderath jede Verantwortung von sich wälzt. Er sei ebenfalls für den Bahnbau mit Anschluß der Rudolf Bahn gewesen und daß Steyrdorf mit Aichet eine Haltstelle mit Magazin erhalte. Auch in dieser Richtung solle Rechnung

getragen werden. Heute könne er wohl wenig oder gar nicht für eine Summe stimmen, nachdem man gesehen habe, daß durch zweimaliges Abstimmen kein Resultat für den Bahnbau das heißt für die Aufnahme der 200.000 fl seitens der Gemeinde sich ergeben hat und wenn man heute über die Aufnahme eines Betrages von 100.000 fl stimmen würde, so glaube er daß auch dies ganz gegen den Wunsch der Bürger und Steuerträger wäre. Es solle daher heute nur über den Sectionsantrag abgestimmt werden und eine weitere Antragstellung in Betreff einer Betheiligung mit einen mindern Betrag nicht zugelassen worden. Die Summe von 100.000 fl sei ihm noch zu hoch und man müsse um hierüber abstimmen zu können nochmals die Steuerträger hören. Er glaube daher seiner Pflicht gegenüber der Bürgerschaft und den Steuerträgern nachzukommen, wenn er sage, daß er sich nur den Antrag der Section anschliessen könne. G. R. Kautsch Jakob bemerkt er sei von Anbegin ein entschiedener Anhänger der Bahn gewesen und sei es heute noch,

doch müsse er gestehen, daß er den Betrag von 200.000 fl zu hoch finde. Er sei durchaus nicht dagegen für einen minderen Betrag zu stimmen aber für einen Betrag von 200.000 fl könne er nicht einverstanden sein. Auch mit dem Antrage des Herrn G. R. Dr. Hochhauser könne er sich nicht recht befreunden, weil er nicht einsehe warum gerade 100.000 fl genannt werden, er meine vielmehr, man solle sich heute überhaupt nur aussprechen, daß man sich vielleicht mit einen später festzustellenden Betrag betheilige, man solle das Projekt durchaus nicht fallen lassen sondern weiter verfolgen. Er sei mit einer geringern Summe als die ursprüngliche Ziffer einverstanden nur getraue er sich heute dieselbe noch nicht zu votiren und würde deshalb beantragen den Sectionsantrag beizubehalten und den Zusatzantrag in der Weise aufzunehmen, daß die Gemeinde Steyr

gewillt ist sich an diesem Projekt mit einen Betrag zu betheiligen, daß man aber heute diesen Betrag noch nicht ausspreche. G. R. Anton v. Jäger macht aufmerksam daß die grosse Majorität von 320 Steuerträger gegen 126 doch zu respektiren sei und er wisse nicht, wenn der Gemeinderath heute 100.000 fl bewilligt, wie er sich gegenüber von 320 Steuerträger verantworten könne. Er unterstütze den Sectionsantrag G. R. Mayr meint, daß 320 Wähler wohl nicht gegen die Bahn selbst gewesen sind, er sei überzeugt, daß alle einverstanden gewesen wären, wenn gesagt worden wäre, daß dieselben einen Anschluß an die Rudolfbahn erhalte, daß man vom Lande eine Subvention bekomme, und daß sich die Gemeinde unter keiner Bedingung auf eine Mehrbelastung einlasse. Man solle im Prinzipe gegen keine Bahn sein. Er erinnere nur als damals die Westbahn gebaut wurde dazumals habe man sich nicht beworben, daß die Bahnlinie über Steyr gehen solle, heute klage man aber darüber. Heute habe man nun denselben Fall, und man müsse im Interesse der Stadt

so viel als möglich thun um nicht in der Zukunft einen Vorwurf zu bekommen G. R. Peyrl bemerkt es sei richtig, daß die Steuerträger nicht gegen den Bahnbau sondern nur gegen die große Belastung der Gemeinden gestimmt haben und wenn der Bahnbau von einer andern Seite unternommen würde gewieß Niemand dagegen wäre; denn was Herr G. R. Mayr bezüglich der Westbahn eingeführt habe, könne er sich nicht anschliessen, das sei ein ganz anderer Fall gewesen, damals habe man nicht an die Steuerträger appellirt. Heute stehe die Sache ganz anders, heute handle es sich um eine Gemeindeleistung und er möchte sich lieber dem Ansinnen des Herrn G. R. Kautsch anschliessen, daß man sich heute dem Sectionsantrag anschliesse und sodann abwarte was der Landtag und Reichstag hiezu beiträgt, und man werde sehen mit welcher Summe man aufkomme, und ob eine Möglichkeit in Aussicht gestellt werde, daß man sich deren betheilige.

G. R. Haller stellt an den Vorsitzenden die Anfrage, ob sich auch Sierning, Sierninghofen und Hall mit einer Beitragsleistung betheiligt haben. Der Voritzende erwiedert, daß Sierning und Hall sich an der Subscription betheiligt habe. In Siering wurde ein Betrag von 1000 fl gezeichnet und in Hall haben einzelne Persönlichkeiten nicht unbedeutende Beträge zur Zeichnung angemeldet. Der Vorsitzende fährt fort der Bau mit Anschluß an die Rudolfbahn koste 1,200.000 fl. Nach der Revision des Herrn Eisenbahn Inspectors wird dieser Betrag um 200.000 fl erhöht. Nun sei sowohl von Seite der Gemeinde Vertretung Wels als von hier der Grundsatz aufgestellt worden, daß Wels und Steyr sich mit einem bestimmten Betrage betheilige, wenn das übrige Privat Kapital aufgebracht werde. Die Gemeinde vergebe sich nichts wenn sie sich mit einem bestimmten Betrag erkläre, weil diese Erklärung keine bindende sei, wenn das weitere Privat Kapital nicht aufgebracht würde. Der Antrag der Section gehe nun dahin, daß

man das Ansuchen von Wels, daß die Gemeinde Steyr sich an der Realisirung der Bahn Projekte mit einem Betrag von 200.000 fl betheilige, ablehne. Der Antrag des Herrn G. R. Dr. Hochhauses laute dahin, daß man mit den Welsern nicht abbrechen solle, daß man den Antrag auf Betheiligung mit 200.000 fl zwar ablehne jedoch mit einem Betrage von 100.000 fl sich dem Projekte anschliessen solle. Herr G. R. Kautsch sei dafür das Projekt nicht fallen zu lassen, jedoch soll man heute noch keinen bestimmten Betrag aussprechen. Der Antrag des Herrn G. R. Kautsch scheine ihm als der weitgehenste, und glaube er diesen Antrag zuerst zur Abstimmung bringen zu müssen. G. R. Dr. Hochhauser hebt hervor, es handle sich vorderhand nicht um die Zahlung einer gewissen Summe, sondern daß man sich heute vorläufig und zwar unter den bereits erwähnten Bedingungen für einen bestimmten Betrag ausspreche.

Die Gemeinde solle sich heute mit Bestimmtheit erklären ob sie zum Bahnbaue etwas oder gar nichts gebe. Er lege grossen Werth darauf, daß über seinen Antrag abgestimmt werde, damit er sich endlich von seiner Mission als Mitglied des Central Ausschusses zurückziehen könne. G. R. Kautsch zieht seinen Antrag zurück. G. R. Holub schließt sich den Ausführungen des G. R. Kautsch an. Nachdem sich die Mehrzahl gegen die Belastung der Gemeinde ausgesprochen haben, sei es heute nicht thunlich auch einen minderen Betrag zu votiren, und man müsse die Steuerzaler abermals zur Abstimmung heranziehen. G. R. Perz stellt den Antrag diesen Gegenstand mit dem Antrage des G. R. Dr. Hochhauser an die Finanz Section zur Berathung und Antragstellung bis zur nächsten Sitzung zurückzuweisen. G. R. Wickhoff ist mit der Zuweisung des Antrages des G. R. Dr. Hochhauser an die Finanz Section vollkommen einverstanden, denn wenn man heute den Antrag

des Herrn G. R. Dr. Hochhauser ablehne, so trete man ganz aus der bisherigen Verbindung. Er unterstütze daher den Antrag des Gemeinderathes Perz. Der Vorsitzende bringt nun den Sections Antrag wegen Ablehnung eines Darlehens von 200.000 fl zur Abstimmung, welcher einstimmig angenommen wird. Hierauf wurde über den Antrag des G. R. Perz mit dem Antrage des Herrn Dr. Hochhauser um Zurückweisung des Gegenstandes an die FinanzSection zur weitern Antragstellung in der nächsten Sitzung abgestimmt und werden diese beiden Anträge mit 10 gegen 7 Stimmen und bei der hierauf vorgenommenen Gegenprobe mit

12 gegen 5 Stimmen angenommen. - Z. 7971. Hierauf ladet der Vorsitzende die Herren Gemeinderäthe zur Besichtigung des städtischen Archives ein und schließt die Sitzung um 1/2 5 Uhr Abends. Der Vorsitzende Georg Pointner Die Gemeinderäthe Franz Schachinger Franz Breslmayr Der Schriftführer Franz Xaver Schmidbaur

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