Raths-Protokoll aufgenommen am 28. April 1882. über die diesjährige VIIte ordentliche Sitzung des Gemeinderathes der kk. landesfürstl. Stadt Steyr. Gegenwärtig Der Vorsitzende Herr Bürgermeister Georg Pointner Die Herren Gemeinderäthe Breslmayr Franz Dürrnberger Johann Nepomuck Göppl Erich Gschaider Gustav Haller Josef Holub Karl Huber Julius Huber Leopold Jäger Anton v. Waldau. Kautsch Jakob Klein Wilhelm Mayr Anton Mayr Johann Perz Mathias Peyrl Josef Redl Johann Schachinger Franz Stigler Victor Schriftführer Herr Gemeinde Secretär Fritz Hähnel Beginn der Sitzung 3 Uhr Nachmittags
Tagesordnung I. Section. 1. /. In vertraulicher Sitzung./ Gesuch um Aufnahme in den Gemeinde Verband der Stadt Steyr und Verleihung des Bürgerrechtes. II. Section. 2. Beschlußfassung über den Antrag: Ankauf des Fürstenfeldes. 3. Stadtkasse Journals Abschluß pro März 1882. 4. Amtsbericht über die zur Abschreibung geeigneten Gemeinde Umlagen. III. Section 5. Zuschrift des hochwürdigen Herrn Vorstadtpfarrers in Betreff der angeordneten Sicherheits-Vorkehrungen in der Michaeler Kirche. 6. Eingabe der Wehrgaben Commune puto Herstellung des linken Brückenkopfes der Brücke über die Kohlerfalle aus Steinmauerwerk auf gemeinsame Kosten. 7. Amtsbericht und Kostenvoranschlag für die Herstellung einer Gangverbindung von der Theater Gallerie in die Frohnfeste.
8. Comitéantrag betreffend die Erwerbung eines Bauplatzes für die Versuchs Anstalt und Lehrwerkstätte für die Eisen-Industrie. Der Herr Vorsitzende constatirt die vorhandene zweidrittel Majorität, erklärt die Sitzung für eröffnet, und erstattet folgende Mittheilungen. Am Schlusse der letzten Sitzung wurde erwähnt, daß am rechtsufrigen Ennsquai von der Gemeinde Schutt abgeleert werde trotzdem sich daselbst eine Tafel mit den Verboth der Schuttablage rung befindet. Er habe hierüber Erhebungen gepflogen und sich überzeugt, daß an zwei Stellen am dortigen Ennsquai solche Verbotstafeln stehen und in Folge eine der Tafeln nämlich die an der Stelle wo thatsächlich in Ermanglung jeden anderen Platzes Schutt abgeleert werde, entfernen lassen. Bezüglich der beiden angeblich wassenlosen Brunnen in Ort woselbst mittelst Tafeln das Waschen daselbst verbothen ist, ergab sich, daß diese Brunnen sammt Tafeln nicht der Gemeinde Steyr sondern der Brunnengemeinde Ort und Steyrdorf gehören,
daher eine weitere amtliche Verfügung nicht platzgreifen konnte.- Hierauf wird zur Berathung der Tagesordnung geschritten. I. Section Referent: Sections Obmann Herr Gemeinderath Anton Jäger v. Waldau. 1./. In vertraulicher Sitzung. / Uiber Ansuchen dato. 19. l. M. praes unter Z. 5228, des Herrn Ignaz Mühlberghuber Fiaker und Lohnkutscher ferner Gasthausbesitzer am Grünmarkt N°. 16. in Steyr seit 28 Jahren wohnhaft, um Aufnahme in den Gemeinde Verband der Stadt Steyr und Verleihung des Bürgerrechtes daselbst, beantragt die Section die Willfahrung dieses Ansuchens gegen Erlag der Taxen. Wird ohne Debatte einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z. 5228. 2. zu Punkt 2 der Tagesordnung nämlich statt 2 Punkt 8. Beschlussfassung über den Antrag Ankauf des Fürstenfeldes beantragt Herr G. R. Viktor Stigler in längerer Begründung den Comitéantrag betreffend die Erwerbung eines Bau-
platzes für die Versuchs Anstalt und Lehrwerkstätte für die Eisen Industrie, welcher Antrag erst als letzter Punkt auf der Tagesordnung stehe, vorher zu berathen und zu erledigen, damit nicht wieder beide Punkte vermengt, sich einander beeinflussen, in folge weder der eine noch der andere die Majorität erhalte und demnach wieder beide Punkte unerledigt bleiben. Der Herr Vorsitzende theilt mit, er habe den Ankauf des Fürstenfeldes deswegen vor den Comiteantrag die VersuchsAnstalt betreffend auf die Tagesordnung gesetzt, damit man eventuell über mehrere geeignete Bauplätze für die Versuchsanstalt berathen könne. Finde sich für keinen der Plätze eine Majorität so könne der löbliche Gemeinderath etwa das Kuratorium mit der endgiltigen Entscheidung der Bauplatzfrage betrauen. Herr G. R. Victor Stigler würde es lebhaft bedauern wenn der löbliche Gemeinderath in dieser so wichtigen Angelegen seit nicht selbst entscheiden werde. Die Herren G. R. Anton Mayr, Jakob Kautsch, und Josef Peyrl unterstützen den Antrag des Herr d. G. R. Viktor
Stigler und wird sodann dieser Antrag mit allen gegen zwei Stimmen angenommen. Der Herr Vorsitzende erstattet nun als Obmann des Comités folgenden Bericht: Gemäß der den diesbezüglichen Vertagungsbeschlusse der letzten Sitzung zu Grunde gelegenen Beweggründe, hat das Comité nun auch wegen eines eventuellen Ankaufes des Wallerischen Anwesens einen der Erben befragt und erklärte dieser daß nur das ganze Anwesen und zwar um den Preis von 40000 fl zu haben sei. Ferner wurde am 24. l. Mts. in Aichet der bei 103 in der Sierningerstrasse gelegenen Garten der Anna Käferböck, welche denselben /. 435 □ Klafter ./ um den Preis von 3000 fl anboth, besichtigt, jedoch aus dem Grunde als minder geeignet befunden, weil der Raum daselbst stark beschränkt und eine durch den Niveauunterschied bedingte Mehrfundirung die Baukosten wesentlich erhöhen würde. Schließlich sei nachstehende Zuschrift eingelangt.
Löbliche Gemeinde Vorstehung Steyr Der ergebenst Gefertigte erlaubt sich mit gegenwärtigem anknüpfend an das am 12. April d.J. mit ihm aufgenommene Protokoll betreff des Verkaufes seiner Kegelbahn sammt Grund zur Erbauung der Versuchs Anstalt und Lehrwerkstätte, nach stehendes zu bemerken. Da ich mir auf die kurze Zeit welche mir zur Aeusserung gegeben wurde, kein rechtes Bild entwerfen konnte, und erstnachträglich mit genauer Prüfung des Projektes mich befassen konnte, so kam ich auf den Gedanken, daß es doch nicht recht thunlich wäre, wenn zwischen meinem Hause und dem nen zu erbauendem Gebäude die Kegelbahn sich befinden würde. Obwohl ich zum Betriebe meines Gasthauses die Kegelbahn stark vermisse, so bin ich doch anderseits wieder der Ansichtdaß die Durchführung des Projektes leichter zu Stande kommen wird, wenn von einer Versetzung der Kegelbahn ganz abgegangen wird. Wenn daher die löbl. Gemeinde Vorstehung
überhaupt auf meinen Grund zu obgenannten Zweck noch reflektirt, so sehe ich von meinen zu Protokoll gegebenen Aeußerungen ganz ab, und würde meinen Grund sammt der durch die Kegelbahn verbauten Fläche um den Betrag von 3200 f sage Dreitausend zweihundert Gulden ablassen. Das sämmtliche zur Kegelbahn verwendete Material würde ich jedoch als Eigenthum beanspruchen. Wie nun aus Vorstehendem hervorgeht würde ich auf eine Aufstellung einer Kegelbahn zwischen meinem Hause und dem neuen Gebäude selbstverständlich gänzlich verzichten. Um gefällige Beantwortung dieses meines Antrages ersuchend zeichne ich Hochachtungsvoll Jof. Heindl Steyr am 24. April 1882. In Folge dieser Zuschrift hat das Comité am 24 l. Mts. folgenden Beschluß gefaßt: Das Comité nimmt diese Zuschrift, nach welcher nun die Schwierigkeiten im Eysnfelde wesentlich beseitigt erscheinen zur angenehmen Kenntniß und
einigte sich sodann dahin, den Bauplatz am Eysnfeld /. Heindlplatz./ als geeignet zu erklären und zwar als geeigneter als das Auböckfeld Herr G.R. Karl Holub erwähnt, daß er schon im Comitè die Ansicht ausgesprochen habe, es müßte in dem Falle als für die Anlage der Versuchs Anstalt das Auböckfeld oder der sogenannte Heindlplatz bestimmt würden, in jedem der beiden Fälle der jetzt von der Regierung vorliegende Bauplan abgeändert werden, nur am Fürstenfeld sei dies nicht nothwendig. Es sei aber die Hauptsache vorher zu erheben. ob diese Planabänderungen zulässig, ob sie nicht etwa den Bau kostspielliger machen und ob der Baugrund selbst in seiner inneren Beschaffenheit vollkommen geeignet sei, dann erst könne man wissen ob die präliminirte Summe nicht über schritten werde. Herr G. R. Jakob Kautsch meint die Hauptsache sei, daß man endlich über einen Bauplatz einig werde, der Plan wird wohl ohne grosse Schwierigkeiten abzuändern sein.
Herr G.R. Anton Mayr ist derselben Ansicht und wünscht im Interesse der Sache daß man heute über einen Bauplatz einig werde, nachdem nun das Comité allen Wünschen gerecht geworden und sich schließlich über die Eigung des Eysnfeldes definitio ausgesprochen habe: Der Herr Vorsitzend ist der Meinung daß ein definitiver Beschluß erst dann gefaßt werden solle, wenn der Bauplan den in Aussicht genommenen Platz gemäß rektifizirt sei, daher man höchstens bedingungsweise über den einen oder anderen Platz beschliessen könnte. Herr G. R. Jakob Kautsch findet, daß die Hauptsache sei über einen der vom Comité als geeignet befundenen Plätze einig zu werden, dann habe der Architekt die zur Planänderung erforderliche Basis, das Comité habe das Heindlfeld für geeigneter als das Auböckfeld erklärt und möge man daher das Heindlfeld als Bauplatz bestimmen. Der Herr Vorsitzende ist auch der Meinung, daß man sich für einen oder den andern
vom Comité als geeigent befundenen Bauplätzu unter welchen sich aber auch das Fürstenfeld befinde, einig werden solle. Herr G.R. Victor Stigler macht die Sache den Eindruck als ob es sich nunmehr doch nur um die Wahl zwischen dem sogenannten Heindlplatze und dem Auböckfelde handle. Es seien ihm beide Plätze genehm doch ziehe er das Auböckfeld vor weil sich dort die Front des Gebäudes vollkommen zur Geltung bringen lasse was am Heindlplatze wo natürlich die Hauptfront gegen die Schwimmschulstrasse zu gestellt werden müßte, nicht leicht möglich sei. - Er stelle daher den Antrag das Auböckfeld als Bauplatz für die Versuchs Anstalt anzukaufen und bitte hierüber namentlich abzustimmen. Herr G.R. Karl Holub hält das Fürstenfeld für den geeignetsten Platz; das Comitè habe diesen Platz in erste Linie für geeignet erklärt und stelle er daher den Antrag die Versuchs Anstalt aufs Fürstenfeld zu bauen. Herr G.R. Victor Stigler meint es könne am Fürstenfeld jedenfalls vor einigen Monaten nicht zum bauen angefangen
werden weil die Besitzanschreibung etc. daselbst längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Aber abgesehen hievon sei er auch gegen die Wahl des Fürstenfeldes, weil es den Gewerbetreibenden schon entlegen und die Gas und Wasserbeschaffung daselbst eine bedeutend kostspiellige werden müsste: Der Herr Vorsitzende entgegnet, daß die Gasund Wasserbeschaffung am Fürstenfelde auch nicht höher zu stehen käme, als am Auböckfelde. Er müsse nochmals darauf zurückkommen, daß das Fürstenfeld der geeignetste Platz sei. Es liege so zu sagen im Centrum der Stadt, der Bauplan brauche nicht abgeändert werden und sei dortselbst der Werth des Gebäudes auch für spätere Zeiten ein sicherer. Auch könnten die Anstaltsräume manchmal theilweise zu Ausstellungszwecken, und im Falle einer Auflassung der Anstalt das Gebäude selbst für ein Vereinshaus verwendet werden. Was die Entfernung anbelangt. so habe schon in der letzten Sitzung Herr G.R. Josef Peyrl erwähnt, daß es
solchen Gewerbetreibenden denen es um die Sache zu thun ist, auf ein paar hundert Schritte mehr nicht ankomme.- Herr G.R. Viktor Stigler ist nicht dieser Meinung und empfiehlt nochmals das Auböckfeld. Herr G. R. Mathias Perz ist für die möglichste Berücksichtigung der Wünsche der Gewerbetreibenden diese haben sich gegen das Fürstenfeld ausgesprochen und man möge nun entweder über das Auböckfeld oder über den sogenannten Heindlplatz schlüssig werden. Herr G.R. Karl Holub würde bedauern wenn sich der löbliche Gemeinderath von den heutigen Gewerbetreibenden zu sehr bestimmen lassen möchte. Herr Professor Ritter von Hauff habe ja selbst in seiner letzten Rede zugegeben, daß der Schwerpunkt der Anstalt in der Lehrwerkstätte liege und der Hauptnutzen derselben erst den Nachkommen zu Gute kommen werde. Wollten die kleineren Geschäftsleute noch lernen so könnten sie dies z. B. auch in der Waffenfabrik thun, bisher
haben sie es aber nicht gethan.- Herr G. R. Josef Haller befürwortet den sogenannten Heindlplatz, weil sich wohl der Plan ohne grosse Kosten dahin werde abändern lassen, daß die Hauptfront in die Schwimmschulstrasse und die Werkstätten in die Seitengasse zu stehen kommen, welche Situirung sich am Eysnfelde ganz gut machen werde weil dortselbst ohnehin nur höchstens einstöckige Häuser stehen. Herr G. R. Karl Holub stellt den Antrag, daß bevor man über die Wahl eines Bauplatzes für die Versuchs Anstalt endgiltig abschliesse, den Plan ändern solle, damit man sehe ob dies überhaupt gut angehe man möge daher heute über die Wahl des Bauplatzes noch nicht definitiv abstimmen. Herr G.R. Victor Stigler spricht sich dagegen aus, weil man jedenfalls zuerst über einen Platz einig werden müsse. Er beantragt Schluß der Debatte. Nachdem sich niemand mehr zum Wort meldet erklärt der Herr Vorsitzende die Debatte für geschlossen
und schreitet zur Abstimmung über die im vorliegenden 3 Anträge Der bedingte Vertagungsantrag des Herrn G.R. Karl Holub bleibt in Minorität, da sich hiefür nur die Herren G.R. Franz Breslmayr, Johann Nep. Dürrnberger, Karl Holub, Leopold Huber, und Josef Peyrl stimmen. Der Antrag des Herrn G.R. Viktor Stigler betreffend die Wahl des Auböckfeldes bleibt in namentlicher Abstimmung ebenfalls in Minorität. Mit ja stimmten die Herren G. R. Gustav Gschaider, Johann Redl und Viktor Stigler. mit nein die Herren G. R. Franz Breslmayr, Johann Nep. Dürrnberger, Emil Göppl, Josef Haller, Karl Holub, Julius Huber, Leopold Huber, Anton Jäger v. Waldau, Jakob Kautsch, Wilhelm Klein, Anton Mayr, Johann Mayr, Mathias Perz, Josef Peyrl u. Franz Schachinger. Dagegen wird dem Antrage des Comites gemäß, ebenfalls in namentliche Abstimmung, mit grosser Majorität beschlossen die Versuchs Anstalt am sogenannten Heindl-
platz am Eysnfeld unter Benützung eines Theiles des anrainenden Waffenfabricksgrundes, und zwar mit der Hauptfront gegen die Schwimschulstrasse zu erbauen. Mit ja stimmten die Herren G. R. Johann Nep. Dürrnberger, Erich Göppl, Josef Haller, Julius Huber, Leopold Huber, Anton Jäger v. Waldau Jakob Kautsch Wilhelm Klein, Anton Mayr, Joh. Mayr, Mathias Perz, Josef Peyrl, Johann Redl, Franz Schachinger, und Viktor Stigler. mit nein stimmten die Herren G. R. Franz Breslmayr, Gustav Gschaider, und Karl Holub. Der Herr Vorsitzende erklärt nun daß er demgemäß den Ankauf des sogenannten Heindlplatzes um den Preis von 3200 fl und der noch benöthigten Fläche vom anrainenden Waffenfabricksgrund um den Preis von 2 fl pr □ Klafter ferner die beschlossene Umänderung des Bauplanes, die Ausarbeitung der genauen Baubedingungen des Kostenvoranschlages und sodann die Zusammenstellung der Offertausschrei-
bung veranlassen werde. Nachdem sich niemand weiters zum Wort meldet, so erklärt der Herr Vorsitzende diesen Gegenstand für erledigt und schreitet zur Berathung der weiteren Tagesordnung Z. 3458. II. Section. Referent: Sectionsobmann Herr Gemeinderath Leopold Huber. 2. Mit der bedingten Voraussetzung, daß die löbliche Gemeinde Vertretung Garsten zur Abtretung des erwähnten Excellenz Graf Lambeigischen Quenghoffeldes aus dem Gemeindegebiethe Garsten, und Einverleibung desselben in den Stadtbezirk Steyr die Zustimmung ertheilen hat werde, beantragt die Section den Ankauf dieses Grundes im Ausmasse von 8 Joch 1075 □ Klafter zu dem Preise von 17343 fl 75 x oder pr □ Klafter 1 fl 25 xr Einbeziehung desselben in den Stadtbezirk Steyr, um sofortigen Abschluß des schriftlichen Kaufvertrages. Herr G. R. Viktor Stigler befürwortet den Sectionsantrag weil ausser dem Fürstenfeld der Stadt Steyr wohl schwerlich mehr ein
passender Platz zu finden sein wird und weil es in Interesse der hiesigen Geschäftsleute sei, wenn die Marktfahrer und die Marktbesucher die Stadt passiren müßten. Herr G.R. Josef Peyrl befürwortet ebenfalls den Sectionsantrag weil eben wenn jetzt der Ankauf des Fürstenfeldes versäumt und etwa einmal doch ein Theil des Seidlfeldes verbaut werde, die Stadt gar keinen Platz mehr zur Verfügung habe und dann der Gemeinele sicher der Vorwurf gemacht werde, sie habe wie dies schon früher mehrmal der Fall wär die günstige Gelegenheit versäumt. Er sei gewiß in Finanziellen immer sehr vorsichtig und könne sich da gleichsam unter die Klugen zählen, aber hier sei er entschieden für den Ankauf da die Gemeinde sicherlich gut fahre. Herr G.R. Anton Jäger v. Waldau ist gegen den Ankauf des Fürstenfeldes weil, er es bei dem Umstande als es
ja nur Ackergrund sei, viel zu theuer finde und die finanzielle Lage der Stadt keine grossen Sprünge erlaube, in Nothfalle könne man auch auf der Promenade Standerln aufstellen und Markt halten.- Der Herr Vorsitzende erwähnt, er habe die Ideedes Fürstenfeldankaufes schon längere Zeit und sei es ihm vor Kurzen erst gelungen durch eine Unterredung mit Sr. Excellenz den Grafen Lamberg die Sache lebensfähig zu machen. Von Seite der Fideicommisbehörde seien keine namhaften Schwierigkeiten bezüglich der Abtrennung zu gewärtigen. Die Lage des Feldes sei eine sehr günstige und kann die Gemeinde dasselbe gewiß mit Vortheil, theilweise als Bauplätze veräussern. Der Preis sei verhältnismästig ein niedriger denn man wisse ja was verlangt worden sei, bei den seitens der Gemeinde an verschiedenen Grundbesitzern gestellten Anfragen. Eine Erhöhung der Umlage brauche deswegen sicherlich nicht statt zu haben und ist auch nicht die Aufnahmen eines Darlehens erforderlich, da die Stadt ohnehingegen 20.000 fl an Staatspapieren und
Rudolfsbahn Aktien liegen habe Herr G. R. Leopold Huber beantragt auch über diesen Punkt der Tagesordnung namentliche Abstimmung. Herr G.R. Mathias Perz empfiehlt den Ankauf des Fürstenfeldes macht darauf aufmerksam, daß die Stadt gewiß keine finanziellen Sprünge mache, aber einen Platz dringend benötige; es dürfe heute einmal am Markt Feuer ausbrechen so werde sicherlich die Verlegung des Marktes ausserhalb der inneren Stadt angeordnet werden und wo sei dann ein passender Platz vorhanden. Das Seidlfeld sei viel zu theuer und auch weniger geräumig für einen eventuellen Festplatz. Herr G. G. Jakob Kautsch erwähnt, daß er seinerzeit für den Ankauf des Nitzingergütels gewesen, doch jetzt davon abgehe und für den Ankauf des Fürstenfeldes stimme, weil die Stadt dringend einen grösseren Platz zur Verfügung brauche sei es jetzt zu dem oder zu dem.-
Die Kaufschillingsbeschaffung ist eine leichte und er stelle zum Sectionsantrag den Zusatzantrag die in dem Besitze der Stadtgemeinde befindlichen Staatspapiere und Rudolfsbahn Aktien im beiläufigen Werthe von 20,000 fl zu verkaufen und hievon obigen Kaufschilling zu bestreiten. Bei der nun folgenden namentlichen Abstimmung wird der Sectionsantrag nämlich der bedingte Ankauf des Fürstenfeldes mit allen gegen drei Stimmen zum Beschlusse erhoben. Mit ja stimmten die Herren G. R. Johann Nep. Dürrnberger, Emli Göppl, Gustav Gschaider, Karl Holub, Julius Huber, Leopold Huber, Jakob Kautsch, Wilhelm Klein, Anton Mayr, Mathias Perz Josef Peyrl, Johann Redl, Schachinger Franz und Victor Stigler. Mit nein stimmten die Herren G. R. Franz Breslmayr, Josef Haller und Anton Jäger v. Waldau.- Den hierauf zur Abstimmung gebrachte Zusatzantrag des Herrn G.R. Jakob
Kautsch betreffend die Beschaffung des Kaufschillings wird ohne Debatte mit Majorität angenommen. Der Herr Vorsitzende theilt mit, daß der Beschluß über die angesuchte Zustimmung zur Einverleibung des Fürstenfeldes in das Stadtgebieth Steyr von Seite des Gemeindeausschusses von Garsten am Sonntag den 30. April d. Js zu gewärtigen sei. 3. Resultat der Gebahrung bei der Stadtkasse in Steyr im Monate März 1882. Baarschaft Werteffecten fl xr fl xr Einnahmen im Monate: März 1882 4335 47 1/2 Hiezu den am 28. Februar 1882 verbliebenen baaren Kassarest mit 10799 92 1/2 daher Einnahmen Summe im März 1882 15135 40 Hievon abgezogen die im Monate März 1882 bestrittenen Ausgaben pr 8443 4 1/2 verbleibt für den Monat: April 1882 ein baarer Kassarest von 6692 35 1/2 und betragen vom Jahresbeginne bis invlusive März 1882 die gesammten Einnahmen 39864 78 1/2 4600 " " Ausgaben 33172 43 6000 Städt. Kasseamt Steyr am 31. März 1882 Willner Cassen Director Paarfusser Controlor
Nachdem das Kasse Journal von den Herren G. R. Leopold Huber und Mathias Perz geprüft und richtig befunden wurde, beantragt die Section die Kenntnisnahme obigen Kassegebahrungs Ausweises. Wird einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z. 5423. 4. Beantragt die Section die Abschreibung rückständiger Gemeindeumlagen meistens aus den Jahren 1879, 1880 und 1881 wo seither die betreffenden Partheien entweder gestorben ausgewandert oder ganz verarmt seien, im Gesammtbetrage von 301 fl 36 xr Wird ohne Debatte einstimmig zum Beschlusse erhoben. - Z 5517. III. Section. Referent Sektionsobmann Herr Gemeinderath Johann Redl. 5. Z. 242. An die löbliche Gemeinde Vorstehung Steyr Die Berichte in den hiesigen Localblättern über die Debatte in der Gemeinderaths Sitzung vom 18. l. Mts puto Einspruch von meiner Seite gegen eine gemeinderäthliche Verfügung haben mir die Uiberzeugung venschafft, daß die löbliche Gemeinde Vorstehung mein diesbezügliches Schreiben vom
29. März l. Js. nicht in der Weise aufgefaßt habe, als ich es wenigstens intentirt hatte. Ich beehre mich dieses mein Schreiben dahin zu interpretiren, daß ich keinen Conflictherbeiführen, sondern nur meiner Ansicht Ausdruck geben wollte, daß der Antrag, welcher in der Sitzung am 15. Jänner l. Js. eingebracht, und zum Beschlusse erhoben wurde, noch keinen Auftrag involvirt, da es in demselben hieß es wolle dahin gewirkt werden, daß die Kirchenthüren nach Aussen zu öffnen eingerichtet werden. Dieses Dahinwirken, meine ich, hätte auch und gewis ohne den mindesten Widerspruch durch Augenscheinname von Seite der löblichen Gemeindevorstehung durch gegenseitige Besprechung und Berathung, was in fraglicher Richtung geschehen könne, erreicht werden können. Es liegt gewiß im Interesse des Pfarrers Alles aufzubiethen, daß die persönliche Sicherheit in der Kirche nicht gefährdet werde. sowie ich der löblichen Gemeindevorstehung das Recht durchaus nicht abspreche auf etwaige vorhandene Uibelstände,
wodurch eine Gefährdung der persönlichen Sicherheit herbeigeführt werden könnte, aufmerksam zu machen weshalbich gerne bereit bin bei einer zur Constatirung etwaiger Uibelstände und zur Behebung derselben zu veranlassen. den commissionellen Erhebung mitzuwirken. Nach diesen Auseinandersetzungen glaube ich, dürfte es die löbliche Gemeindevorstehung nicht mehr für nothwendig finden die Ingerenz der hohen kk. Statthalterei anzurufen. Vorstadtpfarramt Steyr am 24. April 1882. Joh. Nep. Dürenberger Pfarrer. Die Section beantragt dem Ansuchen um Abhaltung einer Localcommissionn, unter Auflassung des früheren Gemeinderathsbeschlusses vom 18. April 1882 zuzustimmen. Herr G.R. Viktor Stigler unterstützt diesen Antrag, weil durch obige Eingabe die Competenz der Gemeinde anerkannt werde, die Auflassung des Beschlusses vom 18. April 1883 sei aus dem Grunde nicht nötig da ja schon damals gesagt worden, falls die beanständete Eingabe von Seite des hochw. Vorstadtpfarramtes zurückgezogen werde,
entfalle die Vorlage des Aktes an die hohe kk. Statthalterei. Auch empfehle es sich überhaupt die Feuerpolizeiordnung strenge zu handhaben und von Zeit zu Zeit diesbezüglich Localcommissionen abzuhalten. Sodann wird nach kurzer Debatte der Sectionsantrag einstimmig zum Beschlusse erhoben. Z. 5411. Herr G. R. Jakob Kautsch entfernt sich. 6. Amtsbericht - Bei der am gestrigen Tage vorgenommenen Revision der Brücken wurde wahrgenommen, daß bei der sogenannten grossen Fallenbrücke in der Wehrgrabengasse nächst der Schwimmschule, das Landjoch stromabwarts nur auf 2 Stück Piloten ruht, weil von den früheren 4 Stück Piloten eine Pilote ausgewaschen und eine zweite Pilote gebrochen ist Die Ergänzung der fehlenden 2. Stück Piloten müßte sobald als thunlich von Seite der Stadtgemeinde veranlaßt werden und die Wehrgrabenkomune wäre aufzufordern die auf dieses Joch gestützte und äusserst schadhaf-
ten Vertafelung der Seitenwand des Ablasses unverzüglich ausbessern zu lassen, weil durch den Druck dieser Seitenwand resp. des Erdreiches auf das Joch eine Verschiebung desselben stattfindet und in Folge der Schadhaftigkeit der Vertafelung auch das Erdreich vor der Brücke beständig sinkt. Städt. Bauamt Steyr am 21. September 1881. Bogacki. In Folge hat die Wehrgrabencommune mittelst Eingabe praes am 1. August 1881 unter Z. 12087 proponirt, den linken Brückenkopf der Brücke über die Kohlenfalle aus Steinmauerwerk gemeinsam mit der GemeindeSteyr herzustellen. Der diesfällige Bauplan und Kostenvoranschlag wurde vom städt. Bauamte ausgearbeitet und dem Akte beigelegt. Nachdem nun die günstige Jahreszeit zur Vornahme dieser Anbeit herannahe so beantragt die Section die Proposition der Wehrgrabenkommune, den linken Brückenkopf der Brücke über die Kohlenfalle aus Steinmauerwerk im veranschlagten Kosten betrage pr 761 fl 57 xr gemeinsam mit der Stadtgemeinde herzustellen, wolle der löbliche
Gemeinderath annehmen, und die ehebaldige Herstellung dieses Baues auf Grund des vorliegenden Planes dto. 13. April 1882 im Offertwege bewilligen. - Herr G. R. Julius Huber unterstützt den Sectionsantrag, nachdem der Brückenkopf thatfächlich schon schlecht und die Wehrgrabencommune die Hälfte der Kosten beizusteuern bereit sei. Herr G.R. Viktor Stigler fragt sich an wie in dieser Angelegenheit die Rechtsfrage behufs der Beitragsflicht liege und ob nicht etwa die Wehrgrabenkommune zur Vornahme des in Rede stehenden Baues verpflichtet sei oder irgend eine andere Beitragspflicht bekannt sei, um nicht etwa für die Zukunft ein Präjudiz zu schaffen. Herr G. R. Johann Redl erklärt, daß bisher eine Fluderwand der Wehrgrabencommune und hinter derselben ein auf 4 Piloten ruhendes Brückenjoch bestanden haben, nachdem nun beide schadhaft geworden, so liege es nahe daß man nun eine feste Brücken fluder-
wand, welche dann gleichzeitig als Landpfeiler der Brücke verwendet wird, aufmauern, hiedurch das frühere Brückenlandjoch erspart, und sonach die Gemeinde zur Hälfte beitragspflichtig werde. Herr G. R. Josef Peyr wollte sich auch anfragen ob für diesen Fall eine bestimte Beitragspflicht vorliege, nach den Ausführungen des Herrn Referenten aber, empfehle er den Sectionsantrag zur Annahme. Herr G. R. Karl Holub spricht die Ansicht aus, daß innerhalb des Stadtgebiethes sämmtliche öffentliche Brücken die Gemeinde herzuhalten und hiefür auch das Brückenmauthrecht im Vereine mit den Pflastermauthrecht inne habe. Die Wehrgaben Commune habe sich eben im gegebenen Falle über seinen Antrag zur Beitragsleistung bereit erklärt. Herr G.R. Victor Stigler erklärt sich infolge dieser, von für ihm competenten Seite gegebene Aufklärung für zufrieden und schließt sich dem Sectionsentrage an. Herr G. R. Anton v. Jäger meint sich erinnern zu können, daß in früheren Zeiten zur Erhaltung der in Rede stehenden
Brücke Herr Vogl beigetragen habe. Der Herr Vorsitzende empfiehlt den Sectionsantrag zur Annahme mit dem Zusatze falls nicht die amtlichen Erhebungen eine anderweitige Beitragspflicht feststellen sollten. Wird ohne weiterer Debatte einstimmig zum Beschlusse erhoben. ad Z. 12087. 7. Wie bekannt wurde in der GemeinderathsSitzung am 13. Jänner 1883 beschlossen im städtischen Theaters von der zweiten Gallerie einen Gang in das Gefangenhaus als Nothausgang zu bauen. Das städtische Bauamt hat nun einen diesbetreffenden Bauplan sammt Kostenvoranschlag pr 405 fl 14 xr vorgelegt. Die Section beantrage aber den Akt dem Bauamte zurück zu stellen mit der Weisung, ein diesbetreffendes billigeres Projekt auszuarbeiten. Herr G. R. Julius Huber unterstützt den Sectionsantrag, da ein offener Gang auf eisernen Trägern bedeutend billiger komme und auch seinen Zweck erfülle
Wird ohne weiterer Debatte der Sectionsantrag einstimmig zum Beschlusse erhoben. Herr G. R. Wilhelm Klein beantragt aus Rücksicht für die Sicherheit der Personen und der Theatereinrichtung bei Feuersgefahr die Einleitung der Wasserleitung ins Theatergebäude, damit bei einer eventuellen Gefahr sofort genügend Wasser zu Hand sei und mit den Löschen ohne Verzug begonnen werden könne, die Kosten würden sich auf circa 100 fl belaufen.- Herr G.R. Victor Stigler empfiehlt diesen Antrag zur Annahme und frägt sich an ob die Theater Einrichtung assekurirt sei Der Vorsitzede bejaht diese Frage indem die Theatereinrichtung seit der stattgehabten Renovierung mit 8000 fl ver sichert sei. Hierauf wird ohne weiterer Debatte der Antrag des Herrn G. R. Wilhelm Klein einstimmig zum Beschlusse erhoben. Zum Schluß theilt noch der Herr Vorsitzende mit, daß für die nachste Sitzung die Mittheilung betreffend eine wieder
an die Waffenfabrik zu erfolgende Rückzahlung von im Jahr 1881 mit 5000 fl zu viel gezahlten Gemeindeumlagen vorliege. Ferner habe der jetzige städtische Gefällspächter den Pachtvertrag gekündet und sei habe diesen Akt der Rechtssection zur eingehenden Begutachtung zugewiesen; schließlich liege auch eine Eingabe des Herrn Baumeisters Serl gegen eine in Folge der von ihm gemachten Anzeige, daß er am Bauplatze des Armenhauses zu wenig Wasser habe erfolgte Verbescheidung seitens der Gemeindevorstehung vor. Nachdem sich hierüber niemand zum Wort meldet erklärt der Herr Vorsitzende um 5 1/2 Uhr die Sitzung für geschlossen. Der Vorsitzende Georg Pointner Die Gemeinderäthe Der Schriftführer Joh. Redl Fritz Hähnel Franz Schachinger
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