dieser ungewohnten Stunde einzuberufen. Er ersucht dafür die Anwesen- den, den Gegenstand der heutigen Verhandlung vorläufig strengstens geheim zu halten und bringt sohin nachstehende Schreiben zur Ver- lesung: „Steyr den 18. Januar 1878. Euer Hochwolgeboren! Anliegend über- mache ich Ihnen meine Anträge zur Lösung der Armenfrage in unserer Gemeinde, und stelle das Freundliche Ersuchen, wegen die- ses Gegenstandes wenn möglich heute, längstens aber morgen eine außerordentliche Gemeinderats-Sitzung einzuberufen. Gleichzei- tig stelle ich das weitere Ersuchen, daß für Hochwolgeboren von dieser Angelegenheit von der zu berufenden Gemeinderats-Sitzung Niemanden gegenüber eine Erwähnung machen, oder dieselbe auch nur andeuten. Hochachtungsvoll Joseph Werndl.“ Das diesem Schreiben beigeschloßene Schriftstück lautet: „Loebliche Stadtgemeinde Vorstehung! Ich habe seit längerer Zeit die Verhandlungen, welche wegen Errichtung eines städt. Versor- gungshauses geführt worden sind, mit großem Interesse verfolgt, da mir selbst sehr daran gelegen ist, jener Klasse von Leuten, wel- che größtentheils nichts, als das nackte Leben besitzen, ein menschen- würdiges Dasein zu verschaffen. Um diesen Zweck zu erreichen, erlaube ich mir einer Loebl. Gemeinde Vorstehung nachstehende Vor- schläge zu unterbreiten, resp. die Bedingungen bekannt zu geben, unter welchen ich mein Scherflein zum Besten der Armen beizu- tragen gedenke. Ich habe seinerzeit das sogenannte Amort-Schlößel um einen Preis von 20,000 fl u. die neben demselben gelegenen ehemaligen Hallerfelder um einen Betrag von 30,000 fl angekauft. Von letzteren Grundstücken habe ich nur Fläche von ungefähr 2 Joch um einen Betrag von 10,000 fl weiter veräußert, und es bleibt sohin einschließlich der zum beregten Amort-Schlößel gehörigen
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