Ratsprotokoll vom 17. Mai 1874

Raths=Protokoll der kk. landesfürstlichen Stadt Steyr vom 17. Mai 1874 Datenaufbereitung Digitalarchiv Steyr

Protocoll über die vertrauliche Gemeinderatssitzung vom 17. Mai 1874 Anwesende: Bürgermeister Cramer —Vorsitzender. Vicebürgermeister Theißig, Dr. Hochhauser, v. Koller, Wickhoff, Pointner, Fellerer, Hofmann Haller, J. Huber, L. Huber, Reichl, Ernst, Holderer, Wenhart, Vogl, Edelbauer, Gründler, Greiner, Schachinger. Dr. Parger, Schriftführer. Der Bürgermeister eröffnet der Sitzung u. bemerkt, er habe die Herren des Gemeinderathes heute zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen, um ihnen von denen bedauerlichen, ihn u. das Amt nahe berührenden Vor- falle, der sich nach Schluß der letzten Sitzung im Rathshause zugetragen hat, zu berichten. Hr. Gründler habe nemlich damals gele- gentlich einer Besprechung der Schlosser- arbeiten des in Bau begriffenen Schulgebäudes Privatnotizen, die er bei sich gehabt hatte, mit dem ihm über seinen Wunsch zur Einsichtname vorgelegten vom Gemeinderate genehmigten Kosten- anschlage hinsichtlich der Schlosserar- beiten verglichen, wobei er entdeckte, daß seine Notizen mit dem Kosten- schlage rücksichtlich der Fenster-Auf- satzbänder nicht übereinstimmen, während dies nach seiner Angabe der Fall war, als er einige Tage früher im Amte denselben ver- gleich anstellte. Hr. Gründler habe hiebei in der heftigsten Weise er- klärt „es müsse da etwas geschehen sein“, womit er nichts anderes meinen

Protocoll über die vertrauliche Gemeinderatssitzung vom 17. Mai 1874 Anwesende: Bürgermeister Cramer —Vorsitzender. Vicebürgermeister Theißig, Dr. Hochhauser, v. Koller, Wickhoff, Pointner, Fellerer, Hofmann Haller, J. Huber, L. Huber, Reichl, Ernst, Holderer, Wenhart, Vogl, Edelbauer, Gründler, Greiner, Schachinger. Dr. Parger, Schriftführer. Der Bürgermeister eröffnet der Sitzung u. bemerkt, er habe die Herren des Gemeinderathes heute zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen, um ihnen von denen bedauerlichen, ihn u. das Amt nahe berührenden Vorfalle, der sich nach Schluß der letzten Sitzung im Rathshause zugetragen hat, zu berichten. Hr. Gründler habe nemlich damals gelegentlich einer Besprechung der Schlosserarbeiten des in Bau begriffenen Schulgebäudes Privatnotizen, die er bei sich gehabt hatte, mit dem ihm über seinen Wunsch zur Einsichtname vorgelegten vom Gemeinderate genehmigten Kostenanschlage hinsichtlich der Schlosserarbeiten verglichen, wobei er entdeckte, daß seine Notizen mit dem Kostenschlage rücksichtlich der Fenster-Aufsatzbänder nicht übereinstimmen, während dies nach seiner Angabe der Fall war, als er einige Tage früher im Amte denselben vergleich anstellte. Hr. Gründler habe hiebei in der heftigsten Weise erklärt „es müsse da etwas geschehen sein“, womit er nichts anderes meinen

konnte, als daß mittlerweile der Kostenschlag unbefugt abgeändert, gefälschte worden sei. Diese ehrenrührige Anschuldigung habe er Bürgermeister begreiflicherweise sofort entschieden zurückgewiesen mit dem Bemerken, daß er Hrn. Gründler, der sich unterfing mit einer derartigen Verdächtigung der Ehre des Bürgermeisters und des Amtes nahe zu treten, zur Verantwortung ziehen werde. Der Vorsitzende ersucht die Versamlung von diesen Mitteilungen Akt zu nehmen u. zum Schutze der von Seite des erwähnten Gemeinderathsmitgliedes angegriffenen Ehre der Person des Bürgermeisters u. des Amtes den geeigneten Beschluß zu fassen. Nach dieser Eröffnungen erbittet sich Hr. Gründler, das Wort u. erklärt, er habe damals weder von einer Fälschung gesprochen noch überhaupt irgend Jemand beleidigen wollen. Thatsache sei es, daß seine Notizen, die er vom Schlossermeister Hrn. Degenfellner habe, einige Tage vor der jüngsten Sitzung als er in der Gemeindekanzlei zu den ihm von dem st. Kanzellisten Hrn. Wittigschlager vorgelegten ämtlichen Kostenanschlag Einsicht nahm, mit diesem übereingestimmt habe, während dies am 15. d. Mts. als er mich Schluß der Gemeinderatssitzung diesen Vergleich neuerlich anstellte, dies nicht der Fall

konnte, als daß mittlerweile der Kostenschlag unbefugt ab- geändert, gefälschte worden sei. Diese ehrenrührige Anschuldigung habe er Bürgermeister begreif- licherweise sofort entschieden zurück- gewiesen mit dem Bemerken, daß er Hrn. Gründler, der sich unterfing mit einer derartigen Verdächtigung der Ehre des Bürgermeisters und des Amtes nahe zu treten, zur Ver- antwortung ziehen werde. Der Vorsitzende ersucht die Versamlung von diesen Mitteilungen Akt zu nehmen u. zum Schutze der von Seite des erwähnten Gemeinde- rathsmitgliedes angegriffenen Ehre der Person des Bürgermeisters u. des Amtes den geeigneten Beschluß zu fassen. Nach dieser Eröffnungen erbittet sich Hr. Gründler, das Wort u. erklärt, er habe damals weder von einer Fälschung gesprochen noch überhaupt irgend Jemand be- leidigen wollen. Thatsache sei es, daß seine Notizen, die er vom Schlosser- meister Hrn. Degenfellner habe, einige Tage vor der jüngsten Sitzung als er in der Gemeindekanzlei zu den ihm von dem st. Kanzellisten Hrn. Wittigschlager vorgelegten ämtlichen Kostenanschlag Einsicht nahm, mit diesem überein- gestimmt habe, während dies am 15. d. Mts. als er mich Schluß der Gemein- deratssitzung diesen Vergleich neuerlich anstellte, dies nicht der Fall

gewesen. Wie dies gekommen, könne er sich nicht erklären, er müsse jedoch wiederholt bemerken, daß er mit seinen Aeusserungen Niemanden nahe treten wollte. Hr. Dr. Hochhauser spricht hernach die Meinung aus, daß, nachdem Hr. Gründler erklärt habe, es sei nicht seine Absicht gewesen, Jemand zu beleidigen, der Herr Bürger- meister in dieser Erklärung die berechtigt verlangte Satis- faction erblicken möge. Der Vorsitzende gibt sich um dieser Erklärung zufrieden, worauf Hr. Gründler an ihn heran tritt u. ihm die Hand bietet. Schluß der Sitzung. Crammer C. Edelbauer G.R. Ant. Moser Dr. Parger

gewesen. Wie dies gekommen, könne er sich nicht erklären, er müsse jedoch wiederholt bemerken, daß er mit seinen Aeusserungen Niemanden nahe treten wollte. Hr. Dr. Hochhauser spricht hernach die Meinung aus, daß, nachdem Hr. Gründler erklärt habe, es sei nicht seine Absicht gewesen, Jemand zu beleidigen, der Herr Bürgermeister in dieser Erklärung die berechtigt verlangte Satisfaction erblicken möge. Der Vorsitzende gibt sich um dieser Erklärung zufrieden, worauf Hr. Gründler an ihn heran tritt u. ihm die Hand bietet. Schluß der Sitzung. Crammer C. Edelbauer G.R. Ant. Moser Dr. Parger

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