Ratsprotokoll vom 18. März 1868

Raths=Protokoll der kk. landesfürstlichen Stadt Steyr vom 18. März 1868 Datenaufbereitung Digitalarchiv Steyr

Raths Protocoll über die Sitzung des Gemeinderathes der Stadt Steyer am 18. März 1868 unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Herrn Josef Pöltl und in Gegenwart von 18 Gemeinderäthen, und zwar der Herren: Karl Edelbauer, Karl Fellerer, Alois Graßl, Johann Haratzmüller, Karl Holderer, Josef Landsiedl, Vinzenz Mayer, Kajetan Plaichinger, Leopold Putz, Josef Reder, Joseph Reichl, Anton Theod. Schweikofer, Mathias Stalzer, Josef Theißig, Alois Vögerl, Josef Werndl, Franz Werndl, Franz Wickhoff Abwesend die Herren Gemeinderäthe: Josef Haller, Johann Reitmayr, Franz Schachinger, Alois Vogl. Schriftführer der städtische Expeditor Franz Amtmann. Herr Bürgermeister eröffnet die Sitzung. Aus dem Referate der IV Section: Der Obmann Herr Gemeinderath Schweikofer trägt vor: 1201. Note des bischöflichen Consisto- rium Linz vom 7. März d.J. Z. 91 wo- mit die Qualifikationstabelle u. der Consistorial Vorschlag we- gen Verleihung der erledig- ten Vorstadtpfarre St Michael behufs, der Präsentation anher mitgetheilt wird. Herr Referent hält hierüber folgenden Vortrag: Das Bisthum Linz zält unter 398 Pfarren 74 sogenannte Patronats pfarren, das sind solche, über welche oberösterreichische Herr- schaftsbesitzer, und über zwey davon Gemeinde Vertretungen das Schutz und Wahlrecht ausüben.

Raths Protocoll über die Sitzung des Gemeinderathes der Stadt Steyer am 18. März 1868. unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Herrn Josef Pöltl und in Gegenwart von 18 Gemeinderäthen, und zwar der Herren: Karl Edelbauer, Karl Fellerer, Alois Graßl, Johann Haratzmüller, Karl Holderer, Josef Landsiedl, Vinzenz Mayer, Kajetan Plaichinger, Leopold Putz, Josef Reder, Joseph Reichl, Anton Theod. Schweikofer, Mathias Stalzer, Josef Theißig Alois Vögerl, Josef Werndl, Franz Werndl, Franz Wickhoff Abwesend die Herren Gemeinderäthe: Josef Haller, Johann Reitmayr, Franz Schachinger, Alois Vogl. Schriftführer der städtische Expeditor Franz Amtmann. Herr Bürgermeister eröffnet die Sitzung. Aus dem Referate der IV Section: Der Obmann Herr Gemeinderath Schweikofer trägt vor: 1201. Note des bischöflichen Consistorium Linz vom 7. März d.J. Z. 91 womit die Qualifikationstabelle u. der Consistorial Vorschlag wegen Verleihung der erledigten Vorstadtpfarre St Michael behufs, der Präsentation anher mitgetheilt wird. Herr Referent hält hierüber folgenden Vortrag: Das Bisthum Linz zält unter 398 Pfarren 74 sogenannte Patronats pfarren, das sind solche, über welche oberösterreichische Herrschaftsbesitzer, und über zwey davon Gemeinde Vertretungen das Schutz und Wahlrecht ausüben.

Zu den Letzteren gehört die Stadtgemeinde Steyer, und Steyer ist die einzige Stadt im Kronlande welche das Glück hat, das Patronatsrecht über eine Pfarre, nämlich über jene zu St. Michael in Steyrdorf auszuüben. Der Gemeinderath der Stadt Steyer hat somit das Recht, diese Pfarre im Erledigungsfalle mit einem ihm und der Pfarrgemeinde Steyrdorf beliebigen und zum Pfarramte befähigten Priester frey und ganz unabhängig von äusseren Einflüssen zu besetzen. Dieser Fall nun an den löbl. Gemeinderath herangetreten, und die heutige Versammlung gibt Zeugniß von der grossen Wichtigkeit des vorzunehmenden Wahlaktes. Mit einer seltenen Einstimmigkeit vertraut die große Majorität der steuerpflichtigen Bewohner Steyrdorf auf den löbl Gemeinderath, und gibt sich der gerechten Hoffnung hin, Wohlderselbe werde bey der heute vorzunehmenden Pfarr-Präsentation zunächst ihre Wünsche und ihre Bitte berücksichtigen. Nach dem Erlaße des hochwürdigsten bischöfl. Konsistoriums

Zu den Letzteren gehört die Stadt- gemeinde Steyer, und Steyer ist die einzige Stadt im Kronlande welche das Glück hat, das Patro- natsrecht über eine Pfarre, nämlich über jene zu St. Michael in Steyrdorf auszuüben. Der Gemeinderath der Stadt Steyer hat somit das Recht, diese Pfarre im Erledigungsfalle mit einem ihm und der Pfarr- gemeinde Steyrdorf beliebi- gen und zum Pfarramte be- fähigten Priester frey und ganz unabhängig von äusse- ren Einflüssen zu besetzen. Dieser Fall nun an den löbl. Gemeinderath herangetreten, und die heutige Versammlung gibt Zeugniß von der gros- sen Wichtigkeit des vorzuneh- menden Wahlaktes. Mit einer seltenen Einstim- migkeit vertraut die große Majorität der steuerpflichti- gen Bewohner Steyrdorf auf den löbl Gemeinderath, und gibt sich der gerechten Hoffnung hin, Wohlderselbe werde bey der heute vorzunehmenden Pfarr-Präsentation zunächst ihre Wünsche und ihre Bitte berücksichtigen. Nach dem Erlaße des hochwür- digsten bischöfl. Konsistoriums

vom 7. d. Mts Z. 91 haben sich die Hochwürdigen Herren: Josef Schwanninger, Alois Köstler, Georg Mayr, Franz Derflinger u. Johann Dürnberger um die erledigte Pfarre St Michael beworben. In dieser Reihenfolge lautet auch der Konsistorialvorschlag und ist aus dem Konsistorial Erlaße auch zu entnehmen, daß jeder dieser 5 Kompetenten für die Pfarre St Michael wür- dig und befähigt ist. Einer aus diesen 5 Kompetenten ist von dem löbl. Gemeindera- the dem hohen Konsistorium auf die Pfarrer St. Michael zu präsentieren. (Nach Vorlesung der Bittgesuche). Die Ursache, warum um diese Pfarre nicht mehr als fünf Bitt- steller eingeschritten sind, dürfte die seyn, daß gleich nach dem Tode des Hochwürdigen Herrn Pfarrers Alois Himmel- reich dessen Nachfolger wie aus einem Munde von der gan- zen Pfarrbevölkerung genannt und bezeichnet worden ist, für den auch heute noch die Steyr- dorfer mit Sehnsucht und Liebe simpathisieren. Der löbl. Gemeinderath der Stadt Steyer hat wiederhohlt

vom 7. d. Mts Z. 91 haben sich die Hochwürdigen Herren: Josef Schwanninger, Alois Köstler, Georg Mayr, Franz Derflinger u. Johann Dürnberger um die erledigte Pfarre St Michael beworben. In dieser Reihenfolge lautet auch der Konsistorialvorschlag und ist aus dem Konsistorial Erlaße auch zu entnehmen, daß jeder dieser 5 Kompetenten für die Pfarre St Michael würdig und befähigt ist. Einer aus diesen 5 Kompetenten ist von dem löbl. Gemeinderathe dem hohen Konsistorium auf die Pfarrer St. Michael zu präsentieren. (Nach Vorlesung der Bittgesuche). Die Ursache, warum um diese Pfarre nicht mehr als fünf Bittsteller eingeschritten sind, dürfte die seyn, daß gleich nach dem Tode des Hochwürdigen Herrn Pfarrers Alois Himmelreich dessen Nachfolger wie aus einem Munde von der ganzen Pfarrbevölkerung genannt und bezeichnet worden ist, für den auch heute noch die Steyrdorfer mit Sehnsucht und Liebe simpathisieren. Der löbl. Gemeinderath der Stadt Steyer hat wiederhohlt

hinreichende Beweise gegeben daß ihm das Wohl und die Einigkeit seiner Wähler am Herzen liegt, daß er stets bemüht ist, die Interessen der selben zu fördern, und ihren Wünschen Rechnung zu tragen, daß er es verstanden hat, Wahlen vorzunehmen, die zum Wohle und zur Zufriedenheit der Majorität der Bevölkerung ausgefallen sind. Zur Bekräftigung des Gesagten will ich mir bloß erlauben, auf die glücklichen Wahlen unsers verehrten Herrn Bürgermeisters und seines Stellvertreters hinzuweisen. Was nun die Besetzung der Pfarrer St Michael anbelangt, so betrachtet die IV Section diese nicht nur als eine höchst wichtige, sondern auch als eine zunächst innere Angelegenheit Steyrdorfs, denn die Bewohner der Pfarre St Michael sind es, die dabey in erster Reihe interessirt werden; da sie nicht nur mit ihrem geistlichen Seelenhirten verkehren und leben müssen, sondern auch in den verschiedensten Lagen des Lebens bey ihm Rath, Trost u Hilfe suchen.

hinreichende Beweise gegeben daß ihm das Wohl und die Ei- nigkeit seiner Wähler am Herzen liegt, daß er stets be- müht ist, die Interessen der selben zu fördern, und ihren Wünschen Rechnung zu tra- gen, daß er es verstanden hat, Wahlen vorzunehmen, die zum Wohle und zur Zufrie- denheit der Majorität der Bevölkerung ausgefallen sind. Zur Bekräftigung des Gesag- ten will ich mir bloß erlau- ben, auf die glücklichen Wah- len unsers verehrten Herrn Bürgermeisters und seines Stellvertreters hinzuweisen. Was nun die Besetzung der Pfarrer St Michael anbelangt, so betrachtet die IV Section diese nicht nur als eine höchst wichtige, sondern auch als eine zunächst innere Angele- genheit Steyrdorfs, denn die Bewohner der Pfarre St Michael sind es, die dabey in erster Reihe interessirt wer- den; da sie nicht nur mit ih- rem geistlichen Seelenhirten verkehren und leben müssen, sondern auch in den verschieden- sten Lagen des Lebens bey ihm Rath, Trost u Hilfe suchen.

Es dürfte daher unschwer als eine wie von selbst verstandene Sache erscheinen, daß die An- hänglichkeit der Pfarrbewoh- ner, ihre Liebe, Vertrauen und Simpathien auf den bestimmt bezeichneten Bittsteller bey der heute vorzunehmenden Wahl tief in die Wagschale der Ent- scheidung fallen wird. So war es ja auch bey der Wahl des verstorbenen Herrn Pfarrers, so war es bey der Wahl des dirigirenden Ober- lehrers an der wichtigen Pfarr- hauptschule in Aichet; auch da- mals gab eine Petition der Wähler von Steyrdorf den Ausschlag, indem der löbl Ge- meinderath mit Recht der öf- fentlichen Meinung Rechnung trug, und dem uralten Sprich- worte huldigte: Vox populi, vox Dei.So wie die Erfahrung zeigt, dürfte der Gemeinde rath nicht die minderste Ursa- che haben, zu bereuen dieses gethan zu ha- ben. Und so wird wohl auch heute die löbl. Gemeindevertretung die große Petition der steuer pflichtigen Wähler der Pfarre St Michael, die sich so warm und so bescheiden für den Hochwürdi- gen Herrn Cooperator Joh. Nepomuk

Es dürfte daher unschwer als eine wie von selbst verstandene Sache erscheinen, daß die Anhänglichkeit der Pfarrbewohner, ihre Liebe, Vertrauen und Simpathien auf den bestimmt bezeichneten Bittsteller bey der heute vorzunehmenden Wahl tief in die Wagschale der Entscheidung fallen wird. So war es ja auch bey der Wahl des verstorbenen Herrn Pfarrers, so war es bey der Wahl des dirigirenden Oberlehrers an der wichtigen Pfarrhauptschule in Aichet; auch damals gab eine Petition der Wähler von Steyrdorf den Ausschlag, indem der löbl Gemeinderath mit Recht der öffentlichen Meinung Rechnung trug, und dem uralten Sprichworte huldigte: Vox populi, vox Dei.So wie die Erfahrung zeigt, dürfte der Gemeinde rath nicht die minderste Ursache haben, zu bereuen dieses gethan zu haben. Und so wird wohl auch heute die löbl. Gemeindevertretung die große Petition der steuer pflichtigen Wähler der Pfarre St Michael, die sich so warm und so bescheiden für den Hochwürdigen Herrn Cooperator Joh. Nepomuk

Dürnberger ausspricht, nicht blos in freundliche Erwägung sondern auch das hervoragende Vertrauen, welches ihm die große Majorität der ganzen Pfarrbevölkerung so warm entgegenträgt, so wie seine um die Pfarre bereits erworbenen Verdienste um so mehr in gewissenhaften Betracht ziehen, als es eine uralte Gepflogenheit der Pfarrpatrone ist, erledigte Patronatspfarreien vor allem mit solchen Priestern zu besetzen, welche im Patronate gedient und sich hiebey das Vertrauen der Pfarrholden im grösseren Maße erworben haben. Übrigens kann eine Gemeinde nicht höher beglückt und geehrt werden, als wenn man ihr einen Hirten gibt, zu dem sie schon im Vorhinein ihre Achtung Liebe und das Vertrauen ausgesprochen hat. Im Patronate, (das heißt auf Steyer angewendet in der Pfarre St Michael) haben unter den 5 Kompetenten nur die beiden Hochw. Herren Josef Schwamminger u. Johann Nep. Dürnberger gedient. Wenn nun auch die Verdienste

Dürnberger ausspricht, nicht blos in freundliche Erwägung sondern auch das hervoragen- de Vertrauen, welches ihm die große Majorität der ganzen Pfarrbevölkerung so warm entgegenträgt, so wie seine um die Pfarre bereits er- worbenen Verdienste um so mehr in gewissenhaften Be- tracht ziehen, als es eine ur- alte Gepflogenheit der Pfarr- patrone ist, erledigte Patro- natspfarreien vor allem mit solchen Priestern zu besetzen, welche im Patronate gedient und sich hiebey das Vertrau- en der Pfarrholden im grös- seren Maße erworben ha- ben. Übrigens kann eine Gemeinde nicht höher beglückt und ge- ehrt werden, als wenn man ihr einen Hirten gibt, zu dem sie schon im Vorhinein ihre Achtung Liebe und das Vertrau- en ausgesprochen hat. Im Patronate, (das heißt auf Steyer angewendet in der Pfarre St Michael) haben un- ter den 5 Kompetenten nur die beiden Hochw. Herren Jo- sef Schwamminger u. Johann Nep. Dürnberger gedient. Wenn nun auch die Verdienste

des Hochwol. Herrn Josef Schwammin- ger nach Inhalt des hohen Kon- sistorial Erlaßes vom 7. d. Mts. vorzüglicher als die aller übrigen Herrn Kompetenten sind; - wenn auch nach diesem Erlasse der Hochwol. Herr Koo- perator Dürnberger nur blos als ein recht fleißiger Priester bezeichnet wird, so wissen wir doch alle, daß der selbe ein recht geschickter Priester ist, dessen Haltung tadellos, und dessen Wirken am Hochaltar, im Beichtstuh- le, auf der Kanzel so wie am Kranken- und am Bette der Sterbenden eine wahrhaft musterhafte über jedes Lob erhabene ist. Zur Bekräf- tigung des Gesagten bitte ich das Zeugniß vorzulesen, wel- ches seinem Gesuche beiliegt. (Wird vorgelesen.) Dieses Zeugniß ist ausgestellt von einem hohen Priester des- sen Wahrheitsliebe und Tugen- den uns allen unvergeß- lich bleiben werden. Nun ersuche ich um Vorlesung der Petition. (Wird vorgelesen) Gestützt auf das bereits Ge- sagte und vorgetragen er- laube ich mir im Namen der

des Hochwol. Herrn Josef Schwamminger nach Inhalt des hohen Konsistorial Erlaßes vom 7. d. Mts. vorzüglicher als die aller übrigen Herrn Kompetenten sind; - wenn auch nach diesem Erlasse der Hochwol. Herr Kooperator Dürnberger nur blos als ein recht fleißiger Priester bezeichnet wird, so wissen wir doch alle, daß der selbe ein recht geschickter Priester ist, dessen Haltung tadellos, und dessen Wirken am Hochaltar, im Beichtstuhle, auf der Kanzel so wie am Kranken- und am Bette der Sterbenden eine wahrhaft musterhafte über jedes Lob erhabene ist. Zur Bekräftigung des Gesagten bitte ich das Zeugniß vorzulesen, welches seinem Gesuche beiliegt. (Wird vorgelesen.) Dieses Zeugniß ist ausgestellt von einem hohen Priester dessen Wahrheitsliebe und Tugenden uns allen unvergeßlich bleiben werden. Nun ersuche ich um Vorlesung der Petition. (Wird vorgelesen) Gestützt auf das bereits Gesagte und vorgetragen erlaube ich mir im Namen der

Section nach sorgfältiger u. gewissenhafter Erwägung aller Umstände die Bitte u. den Antrag zu stellen: Es sey dem Hochwürdigen bischöflichen Consistorium auf die erledigte Pfarre zu St. Michael in Steyrdorf der Cooperator dortselbst Herr Johann Nepomuk Dürnberger zu präsentiren. Hierauf ergriff Herr Gemeinderath Josef Werndl das Wort und bemerkte: Ich bin nicht für Herrn Johann Dürnberger, und laße mich auf durch die vorliegende Petition in meinen Ansichten nicht irre machen. Ich bin unabhängig und gehe meinen Weg nach meiner Überzeugung. Es wird sich Jederman erinnern, daß der Gemeinderath der Stadt Steyr eine Petition ans hohe Abgeordnetenhaus um Aufhebung des Konkordates beschlossen habe. Nun ist aber für die Beibehaltung des Konkordates durch die katholischen Blätter in Linz, welche unter den Augen des hochwürdigsten Herrn Bischofes herausgegeben, und von ihm belobt werden, eine Agitation in die Scene gesetzt worden,

Section nach sorgfältiger u. gewissenhafter Erwägung aller Umstände die Bitte u. den Antrag zu stellen: Es sey dem Hochwürdigen bi- schöflichen Consistorium auf die erledigte Pfarre zu St. Michael in Steyrdorf der Coo- perator dortselbst Herr Johann Nepomuk Dürnberger zu prä- sentiren. Hierauf ergriff Herr Gemein- derath Josef Werndl das Wort und bemerkte: Ich bin nicht für Herrn Johann Dürnberger, und laße mich auf durch die vorliegende Petition in meinen Ansichten nicht irre machen. Ich bin unab- hängig und gehe meinen Weg nach meiner Überzeugung. Es wird sich Jederman erinnern, daß der Gemeinderath der Stadt Steyr eine Petition ans hohe Ab- geordnetenhaus um Aufhe- bung des Konkordates beschlos- sen habe. Nun ist aber für die Beibehaltung des Konkor- dates durch die katholischen Blätter in Linz, welche unter den Augen des hochwürdig- sten Herrn Bischofes heraus- gegeben, und von ihm be- lobt werden, eine Agitation in die Scene gesetzt worden,

welche das Mißfallen jedes Bil- ligdenkenden erregen mußte. Wer es nicht weiß, der lese die katholischen Blätter. An diese Bewegung hat sich auch eine An- zahl Frauen der Stadt Steyer durch eine Ergebenheits Adres- se an den hochwürdigsten Herrn Bischof angeschlossen, und der Cooperator Herr Johann Dürnberger habe sich an die Spit- ze dieser Bewegung gestellt, und diese Adresse verfaßt. Ich bin heute in den Besitz dieses Schriftstückes gekommen, und brin- ge dasselbe zur Kenntniß des Gemeinderathes. (Dieses Schriftstück wird vom Protokollsführer verlesen.) Da Herr Johann Dürnberger sich mit dieser Adresse in einen Widerspruch mit den Anschau- ungen und dem Beschluße des hiesigen Gemeinderathes ge- setzt hat, so bin ich nicht für ihn, und empfehle dem Ge- meinderathe die von mir vor- gebrachten Gründe zur Würdi- gung. Herr Josef Werndl bemerkt wei- ter: Ich bin auch nicht für Herrn Georg Mayer, weil ich der Pfarr- gemeinde keinen Pfarrer oktroiren will, gegen dem sie sich in so unzweideutiger Weise ausgesprochen hat.

welche das Mißfallen jedes Billigdenkenden erregen mußte. Wer es nicht weiß, der lese die katholischen Blätter. An diese Bewegung hat sich auch eine Anzahl Frauen der Stadt Steyer durch eine Ergebenheits Adresse an den hochwürdigsten Herrn Bischof angeschlossen, und der Cooperator Herr Johann Dürnberger habe sich an die Spitze dieser Bewegung gestellt, und diese Adresse verfaßt. Ich bin heute in den Besitz dieses Schriftstückes gekommen, und bringe dasselbe zur Kenntniß des Gemeinderathes. (Dieses Schriftstück wird vom Protokollsführer verlesen.) Da Herr Johann Dürnberger sich mit dieser Adresse in einen Widerspruch mit den Anschauungen und dem Beschluße des hiesigen Gemeinderathes gesetzt hat, so bin ich nicht für ihn, und empfehle dem Gemeinderathe die von mir vorgebrachten Gründe zur Würdigung. Herr Josef Werndl bemerkt weiter: Ich bin auch nicht für Herrn Georg Mayer, weil ich der Pfarrgemeinde keinen Pfarrer oktroiren will, gegen dem sie sich in so unzweideutiger Weise ausgesprochen hat.

Über Antrag des Herrn Josef Reder wurde hierauf einstimmig beschlossen, die Sitzung auf kurze Zeit zu unterbrechen, und zur Ermöglichung vertraulicher Besprechung der Herren Gemeinderäthe wurde das Publikum ersucht, den Saal zu verlaßen. Nach einer halben Stunde wurde die Sitzung wieder aufgenommen, worauf Herr Vize Bürgermeister das Wort ergriff und bemerkte: Meine Herren! Wir haben mit der Pfarrer Wahl eine schwierige Aufgabe zu lösen. Die beiden resultat losen Vorberathungen haben uns gezeigt, wie schwer bey den verschiedenen Ansichten und Meinungen es ist, zu einem einigen Beschluß zu kommen. Um dieß Ziel zu erreichen, haben sich die beiden Herren Gemeinderäthe Josef Werndl [&] Franz Wickhoff, nachdem ihnen die Aufklärung geworden, daß Herr Johann Dürnberger der Verfassung der vorgelesenen Adresse als Vorstand des Frauenvereines nicht wohl aus dem Wege gehen konnte, daß er aber ausser dieser Verfaßung an der

Über Antrag des Herrn Josef Reder wurde hierauf einstim- mig beschlossen, die Sitzung auf kurze Zeit zu unterbre- chen, und zur Ermöglichung vertraulicher Besprechung der Herren Gemeinderäthe wur- de das Publikum ersucht, den Saal zu verlaßen. Nach einer halben Stunde wur- de die Sitzung wieder aufge- nommen, worauf Herr Vize Bürgermeister das Wort ergriff und bemerkte: Meine Herren! Wir haben mit der Pfarrer Wahl eine schwierige Aufgabe zu lösen. Die beiden resultat losen Vorberathungen haben uns gezeigt, wie schwer bey den verschiedenen Ansichten und Meinungen es ist, zu ei- nem einigen Beschluß zu kommen. Um dieß Ziel zu er- reichen, haben sich die beiden Herren Gemeinderäthe Josef Werndl [&] Franz Wickhoff, nach- dem ihnen die Aufklärung geworden, daß Herr Johann Dürnberger der Verfassung der vorgelesenen Adresse als Vorstand des Frauenverei- nes nicht wohl aus dem Wege gehen konnte, daß er aber aus- ser dieser Verfaßung an der

ganzen Sache nicht weiter be- theiligt war, und die Adresse nicht kolportirte, zu einer nochmaligen Besprechung mit denjenigen Rathsgliedern entschlossen, die wie sie in den Vorberathungen eine differi- rende Ansicht ausgesprochen haben, um die Angelegenheit doch zu einem erfreulichen Ende zu bringen, — und haben mich ersucht, Ihnen meine Herren ihren Beschluß mitzutheilen. Um den fast allgemeinen aus- gesprochenen Wunsche der Bürgerschaft und der Pfarr- holden von Steyrdorf, da es sich ja doch um ihre eigenste Angelegenheit handelt, ent- gegen zu kommen, und um den Frieden und die Einigkeit im Gemeinderathe nicht zu trüben, die seit den letzten Jahren so erfreulich fortbe- steht, haben sie sich mit den übrigen Gemeinderäthen, welche auch differirender An- sicht waren, geeinigt, dem Antrage der Section beizu- treten, und uns dadurch ei- nen neuen schönen Beweis der Einigkeit und Friedens- liebe gegeben. Nachdem sonach eine Zersplit- terung der Stimmen nicht mehr

ganzen Sache nicht weiter betheiligt war, und die Adresse nicht kolportirte, zu einer nochmaligen Besprechung mit denjenigen Rathsgliedern entschlossen, die wie sie in den Vorberathungen eine differirende Ansicht ausgesprochen haben, um die Angelegenheit doch zu einem erfreulichen Ende zu bringen, — und haben mich ersucht, Ihnen meine Herren ihren Beschluß mitzutheilen. Um den fast allgemeinen ausgesprochenen Wunsche der Bürgerschaft und der Pfarrholden von Steyrdorf, da es sich ja doch um ihre eigenste Angelegenheit handelt, entgegen zu kommen, und um den Frieden und die Einigkeit im Gemeinderathe nicht zu trüben, die seit den letzten Jahren so erfreulich fortbesteht, haben sie sich mit den übrigen Gemeinderäthen, welche auch differirender Ansicht waren, geeinigt, dem Antrage der Section beizutreten, und uns dadurch einen neuen schönen Beweis der Einigkeit und Friedensliebe gegeben. Nachdem sonach eine Zersplitterung der Stimmen nicht mehr

zu besorgen steht, ersuche ich den Herrn Bürgermeister zur Abstimmung zu schreiten. Der Sections Antrag wurde mit 16 gegen 2 Stimmen zum Beschlusse erhoben, und Herr Joh. Nep. Dürnberger zum Pfarrer an die Vorstadtpfarre St. Michael gewählt. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Pöltl Theißig

zu besorgen steht, ersuche ich den Herrn Bürgermei- ster zur Abstimmung zu schreiten. Der Sections Antrag wurde mit 16 gegen 2 Stimmen zum Beschlus- se erhoben, und Herr Joh. Nep. Dürnberger zum Pfarrer an die Vorstadtpfarre St. Mi- chael gewählt. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Pöltl Theißig

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