Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—64— Die Besitzer des Hauses Hammerschmiedberg Nr. 6 scheinen mit irdischen Gütern nicht reich bedacht gewesen zu sein. Anlässlich des baulichen Zusammenschlusses der beiden Kleinsthäuser unterblieb der in ähnlich gelagerten Fällen erfolgte Zubau von Keller und Wohnräumen sowie die Einbeziehung der Geschoßtreppe in das Gesamtgebäude. Aus den alten Katasterblättern aus dem Jahre 1820 ist ersichtlich, dass an der Nordostecke des Gebäudes im Obergeschoßbereich ein Anbau vorhanden war. Die Funktion dieses Anbaues ist nicht bekannt, wie auch der Zeitpunkt des Abbruches dieses Zubaus unbekannt blieb. Das derzeit bestehende, baufällige Objekt soll erhalten und zu einem Einfamilienhaus umgebaut werden. Bei diesem Umbau soll im Aufschüttungsbereich ein Kellerraum entstehen. Die Gewölbe und Proportionen des Hauses sollen weitgehend erhalten bleiben. 4.8 Zur Denkmalqualität von Wehrgraben und Erster Zeugstätte Als Ergebnis der Untersuchung der Ersten Zeugstätte amWehrgraben zu Steyr kann ein hoher Denkmalwert dieses Ensembles festgestellt werden, der sowohl in historischer, kultureller, praktischer, künstlerischer und emotioneller Hinsicht vorhanden ist. Die Entwicklung des Ensembles und vor allem die hier produzierten Waren waren mitbestimmend für das Wachstum und den zeitweiligen Reichtum der Stadt. Die nachfolgende Zusammenfassung erbringt hierzu den Beweis. Eine im Hochmittelalter entstandene, blühende Gewerbeansiedlung an einem teilweise künstlich hergestellten Triebwassergerinne, einem Seitenarm des Steyrflusses, wurde durch den Landesherrn und später durch die Stadt gefördert. Diese Gewerbeansiedlung ist im Laufe der Jahre gewachsen, hat sich durch Jahrhunderte weiterentwickelt und trotz schwerer Verfallserscheinungen im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert bis in die jüngste Vergangenheit erhalten, wobei die Wasserbauten ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts bis zum Verfall in der jüngsten Vergangenheit im wesentlichen ihre Form beibehielten. Mit dieser Gewerbeansiedlung war die Besiedlung des Aichethanges verbunden, der bis zur Mitte unseres Jahrhunderts eine locker bebaute, äußerst reizvoll gestaltete Vorstadt bildete, in der funktionsbedingt eine eigene Haustype entstand. Erst die Mitte des vorigen Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung führte in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts zum allmählichen Verfall der Anlagen. Für die Etablierung von Industriebetrieben anstelle der bestehenden gewerblichen Werkstätten, die wohl anfänglich mit Erfolg durchgeführt wurde, waren die zur Verfügung stehenden Flächen und das vorhandene Energiedarbot zu gering. Die Lage zeigte sich in verkehrsmäßiger Hinsicht im Zuge der Motorisierung als äußerst ungünstig, weil eine Zufahrt nur durch enge Straßenzüge möglich war. Durch die großteils erfolgte Umfunktionierung bestehender Altbauten zu kleinen Industrieeinheiten blieb das Ensemble weitgehend in seinen kleinteiligen Strukturen erhalten. Solange der Zeitfaktor und die Nebenkosten durch die Ladetätigkeit aufgrund niedriger Löhne wenig ins Gewicht fielen, spielte die verkehrsmäßig ungünstige Lage eine geringe Rolle. Die Deckung des Energiebedarfes war anfänglich billig und ausreichend. Mit dem Ansteigen der Lohnkosten und der Steigerung des Energiebedarfes durch den verstärkten Maschineneinsatz setzte eine Abwärtsentwicklung ein, welche in der weiteren Folge zur Schließung fast aller Betriebe bis auf einen führte. Der Beginn dieser Entwicklung ist mit der Bereitstellung zusätzlicher Energiequellen in der Form von Stationärmotoren um die Jahrhundertwende anzusetzen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass schon im 17. Jahrhundert die Erste Zeugstätte im Hinblick auf die Energiegewinnung aus demWasser voll ausgebaut war. Aus vierzehn Fludern floss das Triebwasser zu siebzehn Wasserrädern. Um die Jahrhundertwende standen noch zwölf Räder in Betrieb. Die ursprünglich primitiven Mühlen und Schleifen bestanden aus einfachen Holzbauten in Riegelbauweise. Bei den Schleifen liefen auf einer gemeinsamen Achse Wasserrad und Schleifstein. In späterer Zeit übertrug das vom Mühlenwesen bekannte Treibstockrad die Kraft auf eine um neunzig Grad verschwenkte Achse, auf welcher in der Regel zwei Schleifsteine liefen. Die Entwicklung endete bei der Verwendung eiserner Achsen und Wasserräder, bei welchen nur mehr die Schaufeln aus Holz bestanden und bei Transmissionen und Zusatzmotoren in massiv gebauten Industrieobjekten. Statt Holz

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