Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—50— In der kunsttopographischen Bearbeitung des Stadtteiles Steyrdorf durch das Bundesdenkmalamt wird die intensive Nutzung der Wasserkraft in Mitteleuropa mit dem 12. Jahrhundert angenommen, als am Erzberg Blasbälge durch Wasserräder angetrieben wurden.31 Da die Ottokare, die Herren von Steyr, auch Herren am Erzberg waren, ist anzunehmen, dass um diese Zeit oder bald darauf Wasserräder an der Steyr Hämmer und Schleifsteine trieben. In der Zisterzienserabtei von Fontenay wurden schon kurz nach der Gründung im 12. Jahrhundert laut Urkunden aus 1140 Wasserräder für Anlagen der Eisenverhüttung und für den Betrieb von Schmiedehämmern verwendet.32 Der Babenbergergraf Leopold III. sandte seinen Sohn Otto zum Studium nach Frankreich, wo dieser in das Kloster Morimond eintrat. Offensichtlich war er es, der seinen Vater bewog, Zisterzienser in seinem Herrschaftsgebiet anzusiedeln. Ansiedlung erfolgte 1153 in Heiligenkreuz. Die Zisterzienser verwendeten hier wie in Fontenay für ihre Werkstätten die Wasserkraft. Aus der Zeitschrift des Klosters ist folgender Absatz zu entnehmen: „Westlich vom Stift Heiligenkreuz, zwischen der 1882/83 von diesem auf eigene Kosten erbauten Gruberstraße wie dem Privathonkogel befand sich ein Stauwerk im Sattelbach, genannt die Gruber Wehr. Die Anfänge dieses Wasserwerkes reichen zweifellos in die Gründungszeit der Cisterce also nach 1133 hinauf. Diese und der von ihm zirka 1 Kilometer lange Wasserkanal, genannt der Mühlbach, diente dem Betrieb der klösterlichen Werkstätten, so der Ziegelei, … der ursprünglichen Klosterschmiede, ... wie der Brettersäge, ... erst nach dem zweiten Weltkrieg als solche sistiert.“ (Watzl, Die Gruber Wasserwehr, 1983, S. 67) Und weiter in einer späteren Nummer der Zeitschrift: „Mühlen aber stellten diese Mönche nicht bloß an die Mauern ihrer Klöster, sondern neben die von Laienbrüdern bewirtschafteten Grangien, insoferne es dortige Wasserläufe gestatteten. So am Hofe zu Trumau, nach 1138, zu Münchendorf, nach 114 7, beide an der Triesting ...“ (Watzl, Der Heiligenkreuzerhof der Stadt Baden, 1983, S. 81) Mag sein, dass das Wasserrad als Antrieb für Schmiedehämmer mit den Zisterziensern seinen Weg nach Österreich gefunden hat. Bei Flusskilometer 3,550 westlich der Stadt wurden durch das dort errichtete Kruglwehr ein Drittel des Steyr Wassers in den sogenannten Himmlitzerbach in Unterhimmel zur Energiegewinnung ausgeleitet. Zwei Drittel des Wasserdarbotes der Steyr flossen am orographisch linksseitig liegenden Wasserlauf weiter nach Osten. Nach einer Fließstrecke von eineinhalb Kilometer Länge hat der Fluss nach Hochwässern in einige Arme aufgefächert in früheren Zeiten die Talseite gewechselt. Der erste Wasserbau am Wehrgraben, der wegen seiner geringen Wasserführung vor seinem Ausbau noch Seichgraben hieß, war ein Leitwerk, welches in der alten Flussrichtung der Steyr dem Wehrgraben zusätzliches Wasser zuführte, um den Betrieb der Truglmühle, dem Nucleus der Ersten Zeugstätte, zu ermöglichen. Im Mittelalter, bei der Erbauung der Wehrgrabenanlage, wurde dieses Leitwerk durch das Wehr im unteren Aichet – gegenwärtig wird es Annawehr genannt - ersetzt. Die vorhandenen Arme, welche zur südlichen Talseite führten, wurden durch das Wehr abgesperrt und ein Drittel des Gesamtwasserdarbotes der Steyr, also die Hälfte der ankommenden Wassermenge, in den hier beginnenden Wehrgraben geleitet. Das letzte noch verbleibende Drittel der Gesamtwassermenge wurde in die Altarme abgeworfen und floss in das Gsangwasser zu den dort bestehenden Werkstätten weiter. Über die Wasserbauten und Werkgaden des hohen und späten Mittelalters liegen in baulicher Hinsicht keine Nachrichten vor. Auf einem Abriss, dem schon erwähnten Direktorium, welches anlässlich eines Streites zwischen den Wührgrablern in Unterhimmel und den Wührgrablern in Steyr nach einer Stelle im Begleittext 1638 gezeichnet worden ist, ist vermerkt, dass der Himmlitzergraben im Oberlauf nach dem tausendjährigen Katastrophenhochwasser des Jahres 1572 im Jahre 1582 neu trassiert und gebaut wurde. Die Himmlitzerbachanlage selbst muss also wesentlich älter sein. Auf diesem Abriss, einer Vogelschaudarstellung oder Planprospekt, sind „Wassergepäu“, „Wasserstuben“ und Anlagen an und um den Himmlitzergraben dargestellt. Ältere Darstellungen aus dem Steyrer Raum sind nicht bekannt. Von der Art der Wasserbauten in Unterhimmel auf die Anlagen am Steyrer Wehrgraben zu

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