Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—40— Auch die über einem dreieckigen Grundriss errichtete Kapelle am Hammerschmiedberg, dem Heiligen Nepomuk geweiht, ist dem Ensemble zuzuzählen. Herzförmige, schmiedeeiserne Laternen, die dieses kleine Bauwerk schmückten, sind, einem Zug der Zeit entsprechend in private Wohnungen abgewandert. Dort, wo Quellen aus dem Hang zutage treten, sind die Wohnhäuser der Handwerker in Gruppen zusammengefasst. So wurde „das Aichet“, wie der Steyrer diesen Stadtteil nennt, von Quellen und Wegen geprägt, zu einem wertvollen, noch weitgehend erhaltenen Teil des Stadtdenkmales Steyr. Die technische Entwicklung seit dem Mittelalter brachte verschiedene Änderungen in den Werkstätten und an den Wasserbauten. Die Details wurden verbessert. Es wurde, wie aus den Bauten von Joachim Händl zu sehen ist, Wert auf eine bessere Belichtung der Werkstätten gelegt. Die Werkräume wurden, wo dies möglich war, vergrößert. Aus einfachen, eingeschoßigen Hütten wurden mehrgeschoßige, hölzerne Riegelbauten, die in den Obergeschoßen Poliereinrichtungen und Handwerkstätten aufnahmen. Im Erdgeschoß waren die Schleifsteine untergebracht. Ihre Achsen waren gegen jene der Wasserräder um 90° verschwenkt, um eine bessere Belichtung der Arbeitsplätze zu erzielen. Moderne Schmelzmethoden im 19. Jahrhundert bewirkten eine Verbilligung des Stahls und brachten damit seine verstärkte Verwendung bei den wasserbaulichen und maschinellen Anlagen. Die gewaltigen hölzernen Achsen der Wasserräder, die „Grindl“, die in wassergekühlten, hölzernen Lagern gelaufen waren, bekamen Achsbolzen und Lager aus Stahl. Schließlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die gesamten Antriebskonstruktionen aus Stahl gefertigt. Die Kraftübertragung zu den einzelnen Maschinen erfolgte über Transmissionen. Während die äußere Gestaltung der Werkstätten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gleich blieb, setzte sich in der Folge der Massivbau langsam durch. Die aus Holz errichteten Bauten hatten, wie erwähnt, eine kurze Lebensdauer. In den Bauakten des späten 19. Jahrhunderts scheint sie mit etwa dreißig Jahren auf. So war die von Löw dargestellte romantische Anlage, in ihr sind heute noch die emotionellen Werte des Denkmals begründet, einer steten Erneuerung unterworfen. Diese Erneuerung war ferner begründet durch einen größeren Raumbedarf, der durch den vermehrten Maschineneinsatz erforderlich wurde. Mit der Maschinenaufstellung war ein erhöhter Energiebedarf verbunden. Zubauten und Aufstockung halfen der Raumnot ab, breitere Wasserräder sollten den größeren Energiebedarf decken.

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