Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—36— Der vermögende Baumeister, der zugleich Liegenschafts-, Sägewerksbesitzer und Bürgermeister war, übernahm den Auftrag mit Freuden, weil er eigene Pläne die Errichtung von weiteren Schleifen im Gerinne im Zuge der aufgetragenen Arbeiten verwirklichen konnte. Der Bau des „Gepeys imWührgraben“ scheint nicht reibungslos vor sich gegangen zu sein. Die Herren Wührgrabler, die noch auf ihren Werkgaden in den unterliegenden Zeugstätten saßen, beschwerten sich beim Rat wegen einer „Wasservorbehaltung“. Wie aus den Ratsprotokollen zu entnehmen ist, wurde der Bürgermeister ermahnt, derartige Mängel abzustellen. Bei der Schwierigkeit der Baustelle im Gerinne selbst bestimmt keine leichte Aufgabe. Händl scheint sie aber gelöst zu haben, weil im Weiteren in den Ratsprotokollen keine Beschwerden mehr aufscheinen. Da der reiche Bürgermeister als Hauptbeteiligter amentstehenden „Wassergepey“ imWehrgraben fungierte, war man bestrebt, die leidige Angelegenheit möglichst schnell zu beseitigen. Nach dem Ratsprotokoll dürften die beiden Schleifengruppen imGerinne 1620 fertiggestellt worden sein. Das große Interesse an ihrer raschen Fertigstellung, das ihr Erbauer, der Bürgermeister, hatte, geht aus dem Text der Ratsprotokolle hervor. Händl, der eifriger Protestant war22 und ein treuer Bekenner der lutherischen Lehre blieb, scheint im Hinblick auf die zu erlangende Glaubensfreiheit optimistisch gewesen zu sein, da er von katholischer Seite von dem Grafen Herberstorf gewisse Zusagen hatte, die sich in weiterer Folge als null und nichtig erwiesen. Händl musste 1626 als Protestant auswandern. Berndt nennt in seinem Aufsatz „Der Plautzenhof“ bis zum Jahre 1626 als Besitzer dieses Hofes, der damals noch als Gut im Niederaichet bezeichnet wurde, Joachim Händl. Zum Händl'schen Besitz gehörig erwähnt Berndt noch folgende Objekte, wobei er für seine Angaben spätere Bezeichnungen gebraucht: die Gießerische Papiermühle - es war dies die Neumühle A 2, die von Elias Gießer 1671 in eine Papiermühle umgewandelt wurde -, die Grabnerische Drahtziehe, die Furtmüller Drahtziehe (A 11), die beiden Menhardischen Schleifen, die beiden Ennsthallerischen Schleifen, Georg Klell's Schleife, Michael Ernst's Schleife und Hellmayr'sche Weißgerberwalch am Saggraben.23 Der Besitz wurde nach Händls Auswanderung von der Stadt verwaltet. Die einzelnen Liegenschaften wurden bis 1638 verkauft. Für den Hammer und die Stampf im Bereich von A 4 wurde im Schleifenbereich nur ein Fluder angelegt, der sich erst nach den Schleifen im Hammerbereich teilt. Es ist anzunehmen, dass die Anlage von mehreren Fludern wegen der geringen Breite des noch zur Verfügung stehenden freien Raumes nicht möglich war. Auf dem Hauserstich (um 1600 entstanden) ist der ehemalige Fürst-Hammer am Saggraben, den Händl 1590 gekauft und zur Säge umgebaut hatte, als solche dargestellt. Der Werkgaden und spätere Hammer A 4 ist auf dem Stich noch nicht zu finden. Im Bereich der Zeugstätte sind auch keine Wehrbauten dargestellt. Sie bestanden sicher aus einfachen Holzkonstruktionen. Für Hauser war der Steg im Bereich der Zeugstätte wichtiger als das Wehr. Das Wehr hatte einen Ablass, weil im Wehrgraben - wie schon erwähnt – getriftet wurde. Hauser stellt im Bereich des Unterlaufes Holzlagerplätze dar. Die Trift zu diesen Plätzen konnte nur durch den Wehrgraben erfolgen, da sich Mitterwasser und Reiche Steyr dazu aufgrund der Topographie nicht eigneten. Zu erkennen sind der Mühlenkomplex A 1, A 3, A 2 - der, weil es sich um einen Besitz handelte, als ein Objekt dargestellt ist die dazugehörigen Müllerwohnhäuser, die Schleifen A 12 und A 13 und der Hammer im Bereich A 11. Einbauten im Gerinne der Ersten Zeugstätte sind auf der Darstellung nicht vorhanden. Da in einer Spezifikation24 von 1664 für die Erste Zeugstätte und den Saggraben achtzehn ganze und zwei halbe Fluder angeführt werden, davon am Saggraben vier ganze und zwei halbe Fluder, muss der Hammer A 4 aufgrund der Fluderzahl um 1664 schon bestanden haben. Es ist anzunehmen, dass er von Joachim Händl als Drahtzug errichtet und später zum Hammer umgebaut wurde. Von Berndt wird er als Grabner-Drahtzug und ehemaliger Händlbesitz angeführt. Merian hat bei seinem Stich von Steyr, der 1649 entstand und der weitgehend den Hauserstich als Unterlage verwendet, besonders für den Bereich von Aichet keine allzu große Genauigkeit für die Wiedergabe aufgewendet.

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