—16— Wachstums der Siedlung am Zusammenfluss von Enns und Steyr. Es entstand die kernbestimmte Bürgerstadt, die von der ersten Stadtbefestigung umschlossen wurde. Steyr ist eine Gewerbe- und Handelsstadt, deren Entwicklung von Eisen und Stahl geprägt wurde. Auch der Holzhandel spielte eine nicht unbedeutende Rolle. Das Floßholz, das zum Bau der für den Eisentransport aus dem Gebirge notwendigen Flöße gebraucht wurde, überstieg den in der Stadt vorhandenen Holzbedarf, sodass ein Weiterverkauf des überschüssigen Holzes notwendig war. Das Energiedarbot der Steyr, der Wasserreichtum der Enns von Bedeutung für die Floßfahrt, Rechte und Privilegien vom Landesherren verliehen, der Handel mit Eisen, Eisenwaren und Holz förderten das Wachstum der Stadt. Politisch von Vorteil zeigte sich die Hauptstadtfunktion im Mittelalter. Wirtschaftlich bedeutsam war die Tatsache, dass die Ottokare als Herren von Steyr auch Besitzer des Erzberges waren und die Steuern aus dem in Steyr verkauften und verarbeiteten Eisen ihnen zuflossen. Schließlich war es die Gunst der geographischen Lage am Kreuzungspunkt von Flößerweg und Eisenstraße und an der mit Flößen und später mit Schiffen befahrenen Enns, die gerade hier den Eisenhandelsplatz entstehen ließ. Die drei Siedlungskerne, die Burg mit der Unterstadt, das Steyrdorf mit dem ostwärts gelegenen Örtl und schon früh mit Kirche, Spital und Friedhof ausgestattet, und das Ennsdorf übernahmen unterschiedliche Funktionen. Das Steyrdorf mit dem Wehrgraben und seinen Zeugstätten wurde Sitz und Zentrum des Eisengewerbes und in früher Zeit auch des Handels, der im 13. Jahrhundert verkehrsbedingt in das an der Enns entstehende Stadtzentrum abzuwandern begann. Die Ansiedlung von Eisengewerben durch den Landesherren — Berndt versucht die Herkunft der Handwerker anhand des verzickten Dienstes, den sie zu leisten hatten, nachzuweisen3 — erfolgte ursprünglich im Steyrdorf und dann im Umland der befestigten Stadt auf dem Wieserfeld, im Aichet, im Örtl und in spärlicher Form im Ennsdorf. Die Werkstätten mit Hämmern und Schleifen, für deren Betrieb die Wasserenergie notwendig war, entstanden im Bereich der vier Zeugstätten des Wehrgraben und am Gsangwasser. Diese Ansiedlung setzte zögernd ein. Sie bot keine Schwierigkeiten, da der Landesherr, bis 1407 weitgehend auch im Steyrdorf und im Umland der Stadt, Grundherr war. Für die Erste Zeugstätte bedeutete das, dass die Meister ihre eigenen Werkstätten in frühen Zeiten auf dem Aichethang zwischen den Höfen errichteten. Die ältesten Handwerkerhäuser entstanden an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert gleichzeitig mit der Adaptierung des Wehrgrabens zum Triebwasserkanal. Zu diesem Schluss gelangt man, wenn man die Feststellung von Pritz4 berücksichtigt, dass nach 900 Eisen in Steyr in beachtlichem Ausmaß bearbeitet wurde.
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