Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 95 - Zuge der Inventarisierung wurde außerdem ein Teil der Ausstattung des noch jungen Handels- hauses aufgenommen: 533 Neue Vaß und Köstl sein verhanden 8 [fl] […] 4 Emer Wein à f 5 20 [fl] Handlsfahrnuß Gwichter Breßen und Wagen 200 [fl] Hauß Mobilien nichl 534 das von H. Georg Ullrich Schäffler erkaufte Hauß 2000 [fl] den Stadl 50 [fl] Von ac [arta] 32 trage alhero das Papier so betragt 71 [fl] Heute würde man viele dieser Posten der „Betriebs- und Geschäftsausstattung“ zurechnen, da sie dazu benötigt wurden, um den Betrieb des Handelsgeschäfts aufrecht zu erhalten. Dazu gehörten z. B. Gwichter, Breßen und Wagen , um die Waren korrekt abzuwiegen, bevor sie in Papier eingewickelt, in Vaß und Köstl (Fässer und Kisten) verpackt und schließlich versandt wurden. Beim Papier gab es gleich mehrere Sorten, die an anderer Stelle des Inventars im Detail aufgeführt wurden: Post-, Kanzlei-, Adler-, P-, Ausschuss-, Regal-, gemaltes-, Schermesser- und Schrembs -Papier wurde entweder als Verpackungsmaterial oder als Beschreibstoff benutzt, worüber zum Teil die Bezeichnungen Hinweise liefern. Im Jahr 1751 z. B. kaufte die Handels- frau Maria Elisabetha Koller beim bürgerlichen Papierer Johannes Kirnmoser aus Steyr vier Ries Canzloy (4.000 Bogen Kanzleipapier) 535 um 6 Gulden und 24 Kreuzer und ein Ries (1.000 Bogen) schwarzes Regal -Papier um 3 Gulden und 30 Kreuzer. 536 Während das Kanzlei- papier ein Schreibpapier war, das zum Reinabschreiben verwendet wurde, 537 handelte es sich beim Regalpapier (vom lateinischen Wort „regalis“ – „königlich“) um ein „Papier von unge- wöhnlicher Größe und Stärke“, welches z. B. zur Erstellung von Landkarten diente. 538 Weiters wurden das ehemalige Georg-Ulrich-Schäfflerische Haus am Stadtplatz Nr. 11 und der Stadl in der Schönau inventarisiert – ebenso die Hauß Mobilien , wobei diese nicht bewertet wurden. Die vier Emmer (232 Liter) Wein dienten höchstwahrscheinlich dazu, um die Handlungs- und Hausangestellten zu versorgen, wie es in der Frühen Neuzeit in Handelshäusern üblich war. Als Teil ihrer Entlohnung mussten Bedienstete von ihrem Prinzipal/ihrer Prinzipalin mit einer 533 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 534 Lateinisch „nihil“ – „nichts“. 535 Im 18. Jahrhundert umfasste 1 Ries Papier 10 Buch bzw. 100 Lagen, was 1.000 Bogen entsprach; siehe M A- YRHOFER , Quellenerläuterungen, 262. 536 StA Steyr, Papiermacherrechnung (8.11.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 2. 537 K RÜNITZ , Encyclopaedie, Bd. 106, 840. 538 Ebd., Bd. 121, 427. Betriebs- und Geschäftsaus- stattung Wein

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