Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 88 - an die schwedische Konkurrenz verloren. 490 Russland gelang es im 18. Jahrhundert ebenfalls, immer größere Marktanteile in der Eisenproduktion zu gewinnen. 491 Die Innerberger Hauptgewerkschaft stellte zwischen 1718 und 1735 die Auszahlung ihrer Dividenden und Zinsen erneut ein, um das für den Betrieb nötige Kapital aufzubringen. Nach zwischenzeitiger Besserung kam es wiederum zur Krise in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun- derts. 492 Nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg 1748 stieg die Inlandsnachfrage nach Eisen erstmals wieder an. 493 Die Versorgung des Inlandes hatte oberste Priorität, sodass die Eisenaus- fuhr merklich rückläufig war. 494 Die Produktion der beiden Kammergüter Innerberg und Vor- dernberg wurde auf Veranlassung der Regierung aufs Äußerste angehoben. Außerdem wurde erlaubt, mährisches und böhmisches Eisen zu importieren, wofür die Hofkammer entspre- chende Freipässe ausstellte. Auch die strenge Trennung der beiden Verschleißdistrikte wurde aufgehoben, sodass Vordernberger Eisen und Stahl auch nördlich des Erzberges verarbeitet werden konnte. 495 Seit dem Ende der Schlesischen Kriege 1763 setzte erneut eine Blütezeit im Eisenwesen ein, die bis zum Beginn der Napoleonischen Kriege 1792 dauern sollte. 496 1781 kam es schließlich zur Aufhebung der bis dahin bestehenden und immer wieder erneuerten Verschleißordnungen und Preissatzungen im Eisenwesen, sodass jeder – sowohl Fabrikanten, Handelsleute oder wer auch immer – Eisen und Stahl bzw. die erzeugten Eisenwaren in allen Erblanden aus erster Hand von den Hammerwerken oder von den Eisenhändlern beziehen konnte. Hammerwerken war es seither gestattet, ihr hergestelltes Eisen und den Stahl ab Werk und auf Jahrmärkten im In- und Ausland ohne Pass und zu Marktpreisen zu verkaufen, Eisenlager zu errichten und von dort das Zentnergut im Großen abzusetzen. Bis auf Mock (weicher Rohstahl) 497 durfte jede Eisen- und Stahlsorte ohne Pass ausgeführt werden. 498 1783 wurde der Innerberger Gewerk- schaft durch Joseph II. die Selbstverwaltung gewährt. 499 1798 verkaufte Steyr um 685.000 Gul- den Wiener Währung ihr Einlagekapital bzw. ihre Beteiligung an der Gesellschaft an die staat- liche k. u. k.-privilegierte Kanal- und Bergbaugesellschaft in Wien. 500 Das Freihandelsprinzip 490 Kurt K ASER , Der innerösterreichische Eisenhandel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark 10/3), Graz / Wien 1927, 1. 491 B INGENER , Eisen, 149. 492 P RITZ , Beschreibung, 413. 493 K NITTLER , Eisenbergbau, 81. 494 P ANTZ , Hauptgewerkschaft, 132. 495 Ebd., 129 f. 496 P ICKL , Rolle, 187. 497 T REMEL , Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 190. 498 Ignaz de L UCA , Politischer Codex, oder wesentliche Darstellung sämmtlicher, die k. k. Staaten betreffenden, Gesetze und Anordnungen im politischen Fache. 2. Bd.: E–G, Wien 1789, 24 f. 499 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 449 f. 500 R OLLEDER , Heimatkunde, 160. Keine Dividende Liberalisierung
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