Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 75 - Nach Anna von Kollers Tod 1869 erbten die Kinder Karl (1835–1905), Josef (1839–1913), Viktor (1845–1907), Maria (1844–1934) und Antonia (1847–1900) das Haus, woraufhin es Karl um 24.000 Gulden übernahm. 409 Dieser war in den 1870er Jahren Gemeinderat von Steyr, 410 außerdem Vorstand des „Creditvereins der Wiener Allgemeinen Depositenbank“, die seit 1873 eine Filiale in Steyr hatte, 411 und engagierte sich am Eisenbahnprojekt zwischen Steyr, Wels und Kirchdorf. 412 Zu dieser Zeit war unter der Adresse Stadtplatz Nr. 29 (heute Nr. 11) die Eisenhandlung Carl v. Koller zu finden. 413 Offenbar war Karl noch immer in irgendeiner Weise im Eisenhandel engagiert, denn 1880 wurde er – neben Karl Willner, Johann Wolfarts- berger und Josef Ernst – als Jury-Mitglied für die Gewerbeausstellung in Steyr für den Bereich Eisen und Stahl nominiert. 414 Die Lizitation von 1864 hatte also noch nicht die Auflösung des Handelsgeschäftes bedeutet, sondern diente offenbar dazu, Platz im Haus zu machen, um Räumlichkeiten unterzuvermieten: Am 15. September 1881 kündigte Dr. Julius Seidl in der Steyrer Zeitung an, eine eigene Advo- caturs-Kanzlei im zweiten Stock des Karl von Kollerischen Hauses am Stadtplatz Nr. 11 zu eröffnen. 415 1884 übersiedelte die Strohhut-Fabriks-Niederlage & Modegeschäft von M. Me- ditz von seinem bisherigen Standort am Stadtplatz Nr. 6 in das Koller-Haus. 416 Erst 1888 kam es mit der inzwischen dritten Lizitation am Stadtplatz Nr. 11 auch zur end- gültigen Geschäftsauflösung, bei der das Haus von der Ebenfurther Dampfmühle um das Höchstgebot von fl. 42.121 käuflich erworben [wurde]. Der Schätzungswerth betrug fl. 45.000. 417 In das Haus zog anschließend die 1884 gegründete Firma J. & C. Eidenberger 418 – eine Mahlprodukten-, Landesprodukten-, Kolonial- und Spezereiwarenhandlung, die sich selbst als erstes und grösstes Geschäft dieser Branche beschrieb und Vertreter der Wiener- und 409 K RENN , Häuserchronik, 147. 410 Johann Z EILBERGER , Eingesendet, in: Steyrer Zeitung 1/31 (21.5.1876), 2; N. N., Zur außerordentlichen Sitzung des Gemeinderathes, in: Steyrer Zeitung 1/9 (30.1.1876), 2. 411 B RANDL , Geschichte, 130. 412 N. N., Volks-Versammlung [Kundmachung], in: Steyrer Zeitung 4/102 (21.12.1879). Karl und sein Bruder Viktor zeichneten außerdem Anteile in Höhe von je 200 Gulden am Eisenbahnbau zwischen Steyr und Wels. Ins- gesamt kamen 63.000 Gulden der Steyrer Bürger zusammen; siehe N. N., II. Verzeichniß der behufs Beschaffung des Capitals zum Baue der Bahn Steyr-Wels als normalspurige Vicinal-Bahn in Steyr gezeichneten Beträge, in: Steyrer Zeitung 6/11 (6.2.1881), 3. 413 N. N., Steyr in Ober-Oesterreich und seine nächsten Umgebungen. Mit verschiedenen Ansichten der Stadt und Umgebung, Steyr 1877, 102. 414 N. N., Gewerbe-Ausstellung Steyr, in: Beilage zur Steyrer Zeitung 67 (22.8.1880), 4. 415 N. N., Kundmachung, in: Steyrer Zeitung 6/74 (15.9.1881). 416 Lokaländerung und Ausverkauf [Kundmachung], in: Steyrer Zeitung 8/97 (6.12.1883), 4. 417 Lokalnachrichten, in: Steyrer Zeitung 13/7 (22.1.1888), 4. 418 Inhaberin der Mehlniederlage J. & C. Eidenberger war Cäcilia Eidenberger; siehe N. N., Zweites Verzeichniß über die für das II. Baulos der Steyrthal-Bahn „Grünburg–Leonstein–Molln“ gezeichneten Beträge, in: Steyrer Zeitung 13/82 (11.10.1888), 4. Karl von Koller jun. Untermiete Geschäftsauf- lösung
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