Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 66 - Eisenwurzen bekleidete, sowie die Trauzeugen deuten wiederum auf die hohe Stellung der Kol- ler hin. Erneut gelang es einem der Koller eine eheliche Verbindung in die obersten Kreise der Stadt und der Wirtschaft herzustellen. Zwischen 1767 und 1792 waren in Steyr also zwei Handelshäuser mit dem Namen Koller zu finden: Jenes von Jakob am Stadtplatz Nr. 11 und nur wenige Schritte davon entfernt jenes seines Bruders Franz Wolfgang am Stadtplatz Nr. 14. Trotz der Erfahrung Franz Wolfgangs im elterlichen Handelshaus und den Kontakten in die besten Kreise, kam es 1792 zur Krida (Bank- rott). Während das Haus an den Kaffeesieder Franz Mladek und seine Ehefrau Maria Viktoria (geborene Blume) überging, wurde die Eisen-, Geschmeid- und Nagelhandlungsgerechtigkeit von Jakob Koller um 600 Gulden übernommen. 356 Unklar ist, warum Jakob Koller diese Ge- rechtigkeit (Konzession) kaufte, obwohl die Koller am Stadtplatz Nr. 11 bereits seit der Grün- dungsphase auf den Eisen- und Geschmeidwarenhandel spezialisiert waren. 357 Am 26. Jänner 1816 starb der verwitwete Handelsmann Franz Wolfgang Koller schließlich im Alter von 85 Jahren an Entkräftung im Haus Nr. 32. 358 Von den sieben Kindern, die Jakob und Maria Theresia Koller bekamen, starben mindestens vier bereits im Kindesalter. Als Nachfolger des Handelshauses sei Josef Vincenz Ferrerius Faustinus – genannt Josef – erwähnt, der am 15. Februar 1780 geboren wurde. 359 Nachdem Maria Theresia bereits 1784 im Alter von nur 34 Jahren gestorben war, 360 folgte ihr am 6. Juli 1798 schließlich Jakob Koller im Alter von 59 Jahren nach. Als Todesursache wurde im Ster- bebuch Brand notiert, womit mehrere Erkrankungen gemeint sein könnten. 361 2.2.4 Josef von Koller (1798–1856) Die bisherigen Ausführungen über die Familiengeschichte der Koller bzw. die unterschiedli- chen Unternehmensphasen variieren stark in ihrer Länge und ihrem Detailreichtum. Dies hängt vor allem mit der Überlieferungssituation zusammen, die bei Josef von Koller im Vergleich zu seinen Vorgängern/-innen besser ausfällt. Neben zahlreichen Geschäftsbriefen im Koller-Ar- chiv schlagen sich Informationen über ihn vereinzelt auch in der Sekundärliteratur oder Nach- lagewerken nieder. Sogar im Biografischen Lexikon des Kaisertums Österreich ist ihm ein Ein- trag gewidmet, was auf seine große Bedeutung schließen lässt. Dort wird er beschrieben als 356 K RENN , Häuserchronik, 72. 357 StA Steyr, Stadtratssitzung (22.1.1716), Regal 1, Stadtratsprotokolle, Bd. 123 (1716), 20 v. 358 Pfarre Steyr, Sterbebuch 05 b (1785–1877), 301/05 b, fol. 185. 359 Pfarre Steyr, Taufbuch 07 (1775–1784), 101/07, fol. 63. 360 Pfarre Steyr, Sterbebuch 04 (1771–1785), 301/04, fol. 282. 361 Pfarre Steyr, Sterbebuch 05 a (1784–1802), 301/05 a, fol. 70. Mit Brand wurden z. B. auch hohes Fieber, bei dem die Ursache äußerlich nicht offensichtlich war, eine Nekrose, Milzbrand oder Nesselsucht bezeichnet; siehe Hermann M ETZKE , Lexikon der historischen Krankheitsbezeichnungen, Neustadt an der Aisch 1995, 40 f. Krida am Stadt- platz Nr. 14 Nachkommen Josef von Koller in Lexika

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