Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 58 - Danach werden die Hinweise auf Johann Georg Koller spärlich: 1732 taucht er erneut auf, als er seinem Neffen Johann Josef ein Haus verkaufte. 299 Es handelte sich höchstwahrscheinlich um die zuvor erwähnte Hans-Georg-Kollerische Behausung in Steyrdorf (heute Sierninger- straße Nr. 3). 1734 verkaufte Johann Josef dieses Haus wiederum an seinen erstgeborenen Sohn – Johann Adam (geboren 1713). Zu diesem Zeitpunkt war Johann Georg jedoch bereits verstor- ben, denn in der Ratssitzung, in der der Kauf ratifiziert wurde und Johann Adam das Bürger- recht verliehen bekam, bezeichnete man Johann Georg Koller als selig . Sein Sterbedatum kann also auf den Zeitraum zwischen 1732 und 29. Oktober 1734 eingegrenzt werden. 300 2.2.1 Johann Josef Koller (1707–1742) Mehr ist uns über Johann Georg Koller nicht bekannt; höchstwahrscheinlich starb er kinderlos. Womöglich spielte er eine zentrale Rolle für den Entschluss seines Neffen Johann Josefs, Maut- hausen zu verlassen und sich in Steyr niederzulassen. Dieser wurde am 6. März 1680 als Sohn von Jakob und Maria Rosina Koller in Mauthausen geboren. 301 Am 26. Juli 1707 wurde ihm das Bürgerrecht auf die Schäfflerische Handlung am Stadtplatz Nr. 11 erteilt. 302 Für die kom- menden beiden Jahrhunderte sollte es der Familiensitz und das Handelshaus der Steyrer Koller sein. Das Haus hatte Johann Josef von Maria Katharina Schäffler um rund 2.413 Gulden ge- kauft. 303 Zur Einordnung dieser Summe sei gesagt, dass ein städtischer Beamter mit akademi- scher Bildung (z. B. ein Jurist) um 1700 jährlich 500 Gulden verdiente. 304 Die Verkäuferin des Hauses war die Witwe des Handelsmannes und Zeugsempfängers 305 der Innerberger Hauptge- werkschaft Georg Ulrich Schäffler. Dieser hatte das Haus 1685 von der Witwe Ludwig Reiffls abgekauft und wohnte und handelte dort bis zu seinem Tod am 7. Juni 1707. 306 Schäffler war auf den Handel mit Textilwaren inklusive Accessoires wie Knöpfe und Ringe spezialisiert; dar- über hinaus führte er Spezereiwaren und sogenannte Steyrer Wahr (z. B. Schermesser, Nägel, 299 Leider verschollen, daher nur Hinweis in: StA Steyr, Findbuch zum Koller-Archiv, Regal 21, Repertorien, 77. 300 StA Steyr, Stadtratssitzung (29.10.1734), Regal 1, Stadtratsprotokolle, Bd. 137 (1734), fol. 352–353. 301 Pfarre Mauthausen, Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 01 (1663–1680), 407/01, fol. 94. 302 StA Steyr, Stadtratssitzung (26.7.1707), Regal 1, Stadtratsprotokolle, Bd. 114 (1707), fol. 125. 303 Diese Summe setzte sich zusammen aus 1.200 Gulden für die Übernahme der Handlung, 24 Gulden Leihkauf in der Form von einem Dutzend Reichstalern, 647 Gulden für die übernommenen Handlungsschulden, 150 Gulden für die Handlungsfahrnisse (bewegliche Einrichtungsgegenstände) sowie rund 370 Gulden für die Hausfahrnisse, 12 Gulden für den frühzeitigen Auszug der Witwe aus dem Haus und rund 9 Gulden für nicht näher spezifizierte Baumwollunkosten (womöglich Haustextilien); siehe StA Steyr, Vergleichshandlung (12.12.1707), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 16. 304 Alfred H ACKEL , Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage. Kulturgeschichtliche Bilder aus den Ratspro- tokollen der alten Eisenstadt Steyr, in: Jahresbericht über das k. k. Elisabeth-Gymnasium in Wien für das Schuljahr 1911/1912 (1912), 1–40, hier 18. 305 Sogenannte „Zeugsempfaher“ nahmen Eisen von den Hammerwerken in Empfang, schlossen Verträge mit den Produktionsbetrieben, hoben Gelder ein und brachten die Ware nach Steyr; siehe H ACK , Steyr, 16. 306 Ingeborg K RENN , Häuserchronik der Altstadt Steyr, Dissertation, Innsbruck 1950, 144 u. 147. Haus in Steyrdorf Johann Josef Koller Kauf des Schäfflerischen Hauses

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