Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 51 - Nur wenige Monate später schloss auch der dritte Bruder, Josef, den Bund der Ehe. Im Feb- ruar 1798 ehelichte er Maria Anna, Tochter des Andreas Hörmannseder, dem Bürgermeister von Mauthausen, der zugleich Handelsmann am Haus Nr. 53 war. Als einer der Zeugen wird Josefs Bruder Anton genannt, der zu diesem Zeitpunkt noch Handelsmann in Enns war. 249 Aus den drei Belegen lässt sich darauf schließen, dass Johann Michael und Josef am Heindlkai die Prandstätterische Handlung weiter führten, während Anton im Jahr 1798 noch sein vom Schwiegervater geschenktes Handelsgeschäft in Enns führte. Die Übersiedelung von Enns nach Mauthausen dürfte irgendwann zwischen 1798 und 1803 stattgefunden haben, denn 1803 war Anton bereits Chef des Handlungshauses Johann Georg Prandstätter & Söhne in Mauthausen gewesen. Anton Prandstätter wurde 1805 die Ehre zuteil, Kaiser Franz I. (II.) am Heindlkai Nr. 17 zu beherbergen, als sich dieser auf einer Reise durch Österreich befand und einen Zwischenstopp in Mauthausen einlegte. Darüber unterrichtet eine Aufschreibung aus einem Kalender, in wel- chem es heißt: Den 11ten Juni 1805 abends 6 Uhr traff der Kayßer Franz hier ein, und blieb über Nacht bey mir. Den 12ten tratt er sein Reisen um 8 Uhr morgens wider an, und ging auf dißen Seite über Grein nach [unleserlich] – bey seinem Gefolg waren General Graf Lamberti Feldarzt Neu der [unleserlich] Kabineth Secretair von Neuberg. Da in allen schliefen 19 Persohnen in meinem Hauß, sie nahmen den ganzen 1ten Stock in Freyhauß ein, und hatten noch extra 9 Zimer in Kollerhauß. Der Kaiser traf am 11. Juni um 18 Uhr im Freihaus ein und reiste am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder weiter. Sein Gefolge umfasste 19 Personen, die den gesamten ersten Stock des Hauses Heindlkai Nr. 17 (damals Nr. 61) und noch dazu neun Zimmer im Kollerhaus (das Schiffmeistergut in Reiferdorf) in Beschlag nahmen. 250 Die beiden anderen Prandstätter-Brüder Franz und Georg waren inzwischen in Antons Auf- trag an der St. Petersburger Börse tätig, wo sie sich mit dem Absatz österreichischer, böhmi- scher, ungarischer und russischer Erzeugnisse beschäftigen. Darunter befanden sich z. B. un- garische Weine oder Waren der k. k. Porzellanmanufaktur in Wien, die sie en gros verhandel- ten. Ihr Umsatz betrug laut St. Petersburger Zollangaben jährlich 150.000 Rubel, womit der Handel in den Osten den Haupthandelsverkehr der Mauthausener Firma darstellte. Daneben war auch reger Handel nach Lübeck und Hamburg zu verzeichnen. Ab den 1820er Jahren lie- ferte die Firma Prandstätter Schienen und andere Eisenteile für den Eisenbahnbau zwischen 249 Ebd., fol. 59. 250 Privatsammlung Maganja/Bauer, Aufschreibung (1805). Josef Prandstätter Besuch des Kaisers Franz und Georg Prandstätter

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