Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 50 - welches die Verpachtung staatlicher Einnahmequellen vorsah. Der Pächter – in diesem konkre- ten Fall der Besitzer des Freihauses von Mauthausen (Heindlkai Nr. 17) – hatte damit ein aus- schließliches Vorkaufsrecht sowie das Recht auf den Handel mit Tabak. 242 Noch heute hängt im Haus Heindlkai Nr. 17 ein Metallschild mit dem Wappen des Kaisertums Österreich und einem Banner mit der Aufschrift k. k. Tabak-Verlag . 243 1788 gestattete die Wiener Hofkanzlei Johann Georg Prandstätter das Aufschlagen des kai- serlichen Adlers sowie ein Siegel mit seinem eigenen, vom Kreisamt zugeteilten Zeichen auf den in Kärnten erzeugten Stahl. Eine Bedingung war, dass Prandstätters Zeichen deutlich von jenem der Innerbergischen Hauptgewerkschaft (Zeichen „SS“) unterscheidbar sein musste. 244 Noch im selben Jahr ernannten Johann Georg Prandstätter und seine Frau Maria Regina aus Alters- und Gesundheitsgründen ihre drei noch ledigen Söhne Anton, Michael und Josef zu ihren Nachfolgern. Die Handlung inklusive Warenlager, Aktiv- und Passivschulden, sämtliche Gerechtigkeiten, das Wohnhaus, ein Stöckl sowie der lagernde Wein wurden für eine Kauf- summe von 34.000 Gulden an die Söhne abgetreten. Die Handlung sollte trotz der neuen Inha- ber weiterhin unter Johann Georg Prandstätter & Söhne firmieren. 245 Anton, Michael und Josef waren drei der insgesamt sechs Kinder Johann Georg Prandstätters und Maria Regina Weinmeisters. Außer ihnen gab es noch die Brüder Franz und Georg und eine Schwester namens Maria Susanna Katharina (geboren 1760). Anton (geboren um 1770) heiratete am 31. August 1790 Maria Elisabeth Redtenbacher (geboren 1771) in Enns. Sie war die Tochter der Maria Barbara Weizenecker und des Ennser Handelsmannes Georg Redtenba- cher (1730–1805). 246 Dieser kaufte seinem Schwiegersohn und seiner Tochter ein Haus und eine Handlung in Enns zum stolzen Preis von über 25.000 Gulden. Als das Paar später jedoch nach Mauthausen übersiedelte, löste er ihnen beides wieder in bar ab. 247 Antons Bruder Johann Michael heiratete im November 1797 Theresia Gschaider, Tochter eines Amstettener Handelsmannes. Der Bräutigam war zum Zeitpunkt der Hochzeit Bürger und Handelsmann in Mauthausen Nr. 57 (heute Heindlkai Nr. 17), jedoch dürften sich die frisch Vermählten anschließend in Amstetten niedergelassen haben. 248 242 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler, Neues Jahrbuch 1918, 202. 243 Ein „[…] Kaufmann, der den Absatz gewisser Fabrikate an die Detaillisten vermittelt, der sich z. B. von Haus- industriellen Spielwaren liefern läßt, um dieselben in den Handel zu bringen (Fabrikverleger). In demselben Sinne spricht man auch von Tabak-, Bierverlag u. dgl. […]“; siehe Meyers, Bd. 6, Sp. 81. 244 Privatsammlung Maganja/Bauer, Schreiben der Hofkanzlei (14.1.1788). 245 Privatsammlung Maganja/Bauer, Übergabevertrag (25.9.1788). 246 Georg wiederum war der Sohn des Kirchdorfer Sensenschmiedes Simon Redtenbacher und der Maria Magda- lena Mödlhammer. 247 Alfred D ESBROSSES , Nachkommenliste Redtenbacher Peter, http://www.desbrosses.at/redtenb.htm (18.11.2019). 248 Pfarre Mauthausen, Trauungsbuch 08 (1771–1801), 201/08, fol. 58. Johann Georg Prandstätter & Söhne Anton Prandstätter Michael Prandstätter

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