Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 49 - Kollerin einen Ballen Haar für die Rechnung eines Herrn Eisenhoffers sowie zwei Stück Rup- fen für die Maimb gesandt. Da Prandstätter von einem guten Empfang ausging, schickte er noch zwölf weitere Ellen Rupfen und bat um Gutschrift des Restbetrags von 15 Gulden und 36 Kreu- zern. Das gegenseitige Gutschreiben von Geschäften auf Kontokorrent deutet auf eine ständige Geschäftsverbindung und einen regen Austausch von Handelswaren zwischen den beiden Fa- milienzweigen hin. Auch ein Fass Öl zu einem stolzen Preis von fast 229 Gulden und ein halbes Fass extra feines Schlagerwalter 238 Zinn (250 Pfund oder 140 Kilogramm wiegend) zu 122 Gulden und 30 Kreuzern stellte Prandstätter ihr in Rechnung. 239 1744 schließlich kam das Anwesen in Reiferdorf offiziell an Johann Georg Prandstätter, der den Eisenhandel ohne weitere Genehmigung fortsetzte, da er auf dem Hause frei und uneinge- schränkt war. Da Prandstätter als Spediteur der Freistädter Eisenhändler zusätzlich zur Nieder- lagsgebühr eine Provision verlangte, gingen diese zum Schiffmeister Stephan Jörg über. Seither musste Prandstätter das teure Vordernberger Eisen abnehmen und verkaufte davon oft wochen- lang keinen Zentner, während Freistadt das billigere Innerberger Eisen bei Jörg in Verschleiß brachte. 1748 wandte sich Prandstätter an den kaiserlichen Hofkammerrat und Eisenobmann für Ober- und Niederösterreich in Steyr, Johann Adam von Keyling. Dieser bestimmte, dass Prandstätter mit unterschiedlichen Eisensorten und Zentnergütern sowie geschmiedeten Nägeln und Sensenwaren handeln durfte. Das Eisen musste er bei der Innerberger Hauptgewerkschaft, die Nägel bei den berechtigten Nagelhändlern in Steyr (zu denen auch die dortigen Koller ge- hörten) und die Geschmeid- und Sensenware bei den jeweiligen Berechtigten abnehmen. Ver- boten war es ihm seither, Eisen aus Mariazell, Vordernberg, Böhmen oder Mähren anzubieten. Der Konsens wurde 1761 und 1769 erneut erteilt. Seither erlebte sein Eisenhandel an Huf- schmiede, Schlosser, Hammerschmiede, Schmiede und andere eisenverarbeitende Gewerbe ein rasches Aufblühen. Zu seinem Sortiment gehörten neben Eisen und Stahl auch Kleingüter, Ha- cken, Langeisen, Stangen und Wagenreife. 240 Neben den Eisenwaren dürfte sich Prandstätter außerdem mit dem Handel von Tabak be- schäftigt haben. Ein Dokument bestätigte die Zahlung von einem Gulden, fünf Schillingen und zehn Pfennigen an die Landschaft Linz für das übernommene Tabacks-Abaldo auf dem Frei- haus zu Mauthausen für das Jahr 1759. 241 Bei einem sogenannten Appalt (vom italienischen Wort „appalto“ – „Auftragserteilung“) handelte es sich um ein Instrument des Merkantilismus, 238 Schlaggenwald (Horní Slavkov) ist eine Stadt in Böhmen mit Erzvorkommen, insbesondere Zinn; siehe Meyers, Bd. 6, Sp. 825. 239 StA Steyr, Geschäftsbriefe aus Mauthausen (11.1.1748 u. 20.8.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 29. 240 M AYR , Geschichte, 200–202. 241 Privatsammlung Maganja/Bauer, Tabaks-Abaldo (10.8.1791). Die Sensenhand- lung unter Prandstätter Tabakhandel

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